Der Bahnfahrer, Fernbus und Carsharing-Thread

eröffnet von FBG am 09.01.2014 12:36 Uhr
221 Kommentare - zuletzt von Yertle-the-Turtle

221 Kommentare
« Seite 7 von 9 »
IvanTKlasnic
22.01.2024 20:56


Locust schrieb:
Die Bahn steht sinnbildlich für vieles was in Deutschland schief läuft. Hohe gewinne mit denen wenige sich die Tasche füllen und ein katastrophales Angebot.
Ich würde grundsätzlich gerne mehr Bahn fahren und es wäre ja auch sinnvoll im Hinblick auf die Klimawandel, aber das Angebot und der Service ist so katastrophal , dass ich einen Bogen um die Bahn mache soweit es geht.
Ich bin daher auch nicht so tief im Thema und ich verstehe auch das gestreikt wird grundsätzlich, aber die Streiken gefühlt alle 6 Monate.

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das liegt halt daran, dass es unterschiedliche Gewerkschaften für unterschiedliche Bereiche der Bahn gibt. Vor der aktuellen Streikphase seit November hatte die GDL z.B. zuletzt im Spätsommer 2021 gestreikt soweit ich das im Kopf habe. Ist in der Flugbranche genauso, deswegen hat man dort auch häufiger Probleme, weil es Flugbegleiter, Piloten, Fluglotsen oder anderes Flughafenpersonal betreffen kann.

Locust
22.01.2024 21:18

Ja ich weiß, ist aber für den Kunden halt egal und mindert das Verständis stark.

Pool
22.01.2024 22:49


JackD schrieb:


Yertle-the-Turtle schrieb:
Dann sollen sie halt mit meiner Unterstützung alles in Grund in Boden streiken wenn die angebotene Stunde nicht umgesetzt wird. Da liegt dann der schwarze Peter bei der Bahn.

Die Bahn beinhaltet leider das schlechte aus 2 Welten.
Pro forma privatisiert und damit streikrecht bekommen, aber 100% in Staatsbesitz so dass auch kein privatwirtschaftlicher Kostendruck mal die Effizienz erhöht.

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Über den Punkt habe ich auch schon nachgedacht. Da die GDL ja nun schon die Forderungen bei einigen Privatbahnen durchbekommen hat, müsste die DB ja eigentlich bald schon aus Wettbewerbsgründen mitziehen, wenn der Fachkräftemangel doch ach so groß ist.

Zitat anzeigen


Scheinbar stehen die Tarifabschlüsse mit den Privatbahnen unter dem Vorbehalt, dass die GDL mit der Bahn ebenfalls einen Tarifabschluss über die 35-Stunden-Woche aushandelt. Andernfalls steht den Privatbahnen wohl das Recht zur Nachverhandlung zu.

Offiziell gibt es dazu bisher leider nichts zu lesen. Das Forum "ICE-Treff" ist aufgrund der Tatsache, dass dort auch Angstellte der DB sowie der Privatbahnen als Foristen aktiv sind i.d.R. sehr gut informiert. Ähnlich wie diejenigen hier, die in der Konzert- und Veranstaltungsbranche tätig sind oder KünstlerInnen oder ihrem Umfeld nahestehen ...

www.ice-treff.de
www.ice-treff.de

Möge jeder selbst entscheiden, ob er den beiden v.g. Links Glauben schenkt.

clime
23.01.2024 08:59Supporter

Was man insgesamt auch nicht vergessen sollte: Die Bahn beschäftigt wahrscheinlich eine ganze Armada an PR-Menschen, die für Presse und Öffentlichkeit schöne bunte Bildchen produzieren und dabei gerne Essenzielles weglassen, den Medienmenschen fehlen offenbar gleichzeitig zunehmend Zeit und Arbeitseifer diese Sachen kritisch zu hinterfragen. Hatten wir ja hier im Thread sogar schon. Wieso stellt die Bahn denn ihr Angebot nicht öffentlich? Dann könnten alle nachlesen, was wirklich drin steht und zwar auch in den Details. (Vielleicht hat sie das auch gemacht, ich habe es bislang jedenfalls nicht gesehen.)

Auf der anderen Seite steht Weselsky gefühlt ganz alleine da. Ziel dessen aus meiner Sicht: Streikende vom Streik abhalten. Entweder direkt oder indirekt durch Einflussnahme aus dem Umfeld der Streikenden. Dann kann man hinterher als Arbeitgeber sagen, dass Weselsky der Rückhalt fehlt und er gar kein Mandat für seinen Kurs hat.

Was mir in den Medien auch untergeht: Bei Abschluss des Tarifvertrags wie gewünscht würde die GDL bis zur Einführung der 35-Stunden-Woche, also bis Ende 2027 (!) die Friedenspflicht einhalten. Also kein Streik und keine Verhandlungen für fast vier Jahre. Das scheint der Arbeitgeber irgendwie gar nicht zu bewerten.

Yertle-the-Turtle
23.01.2024 09:12

Es gibt doch dazu eine Pressemitteilung:
https://www.deutschebahn.com/de/presse/pressestart_zentrales_uebersicht/DB-bewegt-sich-erneut-Die-GDL-muss-jetzt-endlich-zurueck-an-den-Verhandlungstisch--12649340

Mehr Details geht die Öffentlichkeit doch nicht an.

Mich würde mal interessieren wieviel aktive Bahn Arbeiter die GDL momentan vertritt. Die BILD hatte hier mal versucht nachzuforschen:
https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/wie-zombie-ist-die-gdl-das-miese-weihnachtsspiel-der-mini-lok-gewerkschaft-86262286.bild.html

clime
23.01.2024 09:30Supporter

Danke, das hatte ich noch nicht gesehen. Das ist dann doch transparent veröffentlicht. Wurde dann nur von den Medien, die ich dazu gelesen habe, nicht weitergegeben. Ich hatte den Vorbehalt erst durch das GDL-Statement mitbekommen.

Ob das nun aber tatsächlich "Bewegung" ist, was die DB anbietet, darüber kann man wohl streiten. Denn zu sagen "Wir werden keiner Lösung zustimmen, die die Personalsituation verschärft." (Zitat aus der obigen Meldung) ist genauso ein Beharren auf der Maximalposition wie das, was die Gewerkschaft macht, wenn sie sagt, sie verhandelt erst wieder, wenn über alle Forderungen gesprochen wird.

Zum Thema, wie viele Mitarbeitende die Gewerkschaft eigentlich vertritt: Eigentlich spielt das doch keine Rolle. Es sind offenbar genug, um diese Effekte zu erzielen. Wenn ich den "freien Markt" eine Daseinsvorsorge regeln lasse, muss ich das mit aushalten.

Yertle-the-Turtle
23.01.2024 09:38·  Bearbeitet

Ich verstehe, dass der Verweis der Bahn auf die Personalsituation als Voraussetzung für die Stundenreduzierung gefährlich klingt. Aber was ist denn eine umsetzbare Alternative?
Wenn ich einfach so Stunden reduziere ohne Gegenmaßnahme müsste man den Fahrplan ausdünnen oder den Service (weiter) runterschrauben. Das kann es doch auch nicht sein.
Wir sind ja nicht beim Bäcker, der dann halt sagt wie lassen am Feiertag den Laden zu wenn Personal fehlt oder schließen die Wursttheke um 14 Uhr.

Was ich sehr begrüßen würde:
Wenn jede Partei (vor allem die Regierung) die Bahn als systemrelevant anerkennt. Ein funktionierendes Transportsystem ist für mich essentiell. Genug Länder bekommen das hin.

IvanTKlasnic
23.01.2024 09:41


Yertle-the-Turtle schrieb:
Es gibt doch dazu eine Pressemitteilung:
https://www.deutschebahn.com/de/presse/pressestart_zentrales_uebersicht/DB-bewegt-sich-erneut-Die-GDL-muss-jetzt-endlich-zurueck-an-den-Verhandlungstisch--12649340

Mehr Details geht die Öffentlichkeit doch nicht an.

Mich würde mal interessieren wieviel aktive Bahn Arbeiter die GDL momentan vertritt. Die BILD hatte hier mal versucht nachzuforschen:
https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/wie-zombie-ist-die-gdl-das-miese-weihnachtsspiel-der-mini-lok-gewerkschaft-86262286.bild.html

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Schön, dass die Bahn auch quasi selber sagt, dass die "Bewegung" bei den Stunden nur eine Farce ist, natürlich schön formuliert, damit das nicht jeder direkt versteht Smiley

Also ich vertraue der Bild grundsätzlich nicht, weil sie einfach zu oft komplett ab von der Realität schreibt, wenn das aber stimmen sollte, wirft das ein katastrophales Bild auf die Bahn. Es sollen nur rund 20% der Lokführer gestreikt haben, dennoch würden über 50% (waren es nicht sogar 70%?) der Verbindungen gestrichen. Das passt ja irgendwie nicht zusammen. Hat die Bahn hier dann deutlich mehr gestrichen, als sie eigentlich müsste? Falls ja, ein weiterer Grund als Betroffener wütend auf die Bahn zu sein und nicht auf die GDL.

IvanTKlasnic
23.01.2024 09:44


Yertle-the-Turtle schrieb:
Ich verstehe, dass der Verweis der Bahn auf die Personalsituation als Voraussetzung für die Stundenreduzierung gefährlich klingt. Aber was ist denn eine umsetzbare Alternative?
Wenn ich einfach so Stunden reduziere ohne Gegenmaßnahme müsste man den Fahrplan ausdünnen oder den Service (weiter) runterschrauben. Das kann es doch auch nicht sein.
Wir sind ja nicht beim Bäcker, der dann halt sagt wie lassen am Feiertag den Laden zu wenn Personal fehlt oder schließen die Wursttheke um 14 Uhr.

Was ich sehr begrüßen würde:
Wenn jede Partei (vor allem die Regierung) die Bahn als systemrelevant anerkennt. Ein funktionierendes Transportsystem ist für mich essentiell. Genug Länder bekommen das hin.

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Gibt genug Personal, dass der Bahn den Rücken gekehrt hat, welches zurück kommen würde, wenn die Bedingungen sichtlich gebessert würden, ähnlich wie in der Pflege. Das wird aber hält nicht gemacht, weil es den Profit der Bahn gefährdet

HansMufff
HansMufff
23.01.2024 09:48Supporter


IvanTKlasnic schrieb:


Yertle-the-Turtle schrieb:
Es gibt doch dazu eine Pressemitteilung:
https://www.deutschebahn.com/de/presse/pressestart_zentrales_uebersicht/DB-bewegt-sich-erneut-Die-GDL-muss-jetzt-endlich-zurueck-an-den-Verhandlungstisch--12649340

Mehr Details geht die Öffentlichkeit doch nicht an.

Mich würde mal interessieren wieviel aktive Bahn Arbeiter die GDL momentan vertritt. Die BILD hatte hier mal versucht nachzuforschen:
https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/wie-zombie-ist-die-gdl-das-miese-weihnachtsspiel-der-mini-lok-gewerkschaft-86262286.bild.html

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Schön, dass die Bahn auch quasi selber sagt, dass die "Bewegung" bei den Stunden nur eine Farce ist, natürlich schön formuliert, damit das nicht jeder direkt versteht Smiley

Also ich vertraue der Bild grundsätzlich nicht, weil sie einfach zu oft komplett ab von der Realität schreibt, wenn das aber stimmen sollte, wirft das ein katastrophales Bild auf die Bahn. Es sollen nur rund 20% der Lokführer gestreikt haben, dennoch würden über 50% (waren es nicht sogar 70%?) der Verbindungen gestrichen. Das passt ja irgendwie nicht zusammen. Hat die Bahn hier dann deutlich mehr gestrichen, als sie eigentlich müsste? Falls ja, ein weiterer Grund als Betroffener wütend auf die Bahn zu sein und nicht auf die GDL.

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Ohne mich jetzt tiefer eingelesen zu haben, aber manchmal sind das Kettenreaktionen. Weil ein Anschlusszug nicht fährt, kann auch Personal nicht wechseln oder zu ihrem Einsatzort kommen. Und deswegen fällt dann auch ein Zug aus, der personaltechnisch hypothetisch eigentlich bedient werden könnte. Ganz so einfach ist es leider nicht. Dafür habe ich aber nicht genug Einblick wie groß die Verzweigungen da in den Personalplänen sind und ob das so krasse Kettenreaktionen hervorruft.

Wobei ich mir vorstellen kann, dass das auch viel Ausprobieren in den letzten Jahren war. Mein Gefühl sagt, dass die die fahren halbwegs stabil fahren. Da hatte ich vor 10 Jahren deutlich mehr Angst vor dem Notfallfahrplan. Smiley

clime
23.01.2024 11:42Supporter


Yertle-the-Turtle schrieb:
Ich verstehe, dass der Verweis der Bahn auf die Personalsituation als Voraussetzung für die Stundenreduzierung gefährlich klingt. Aber was ist denn eine umsetzbare Alternative?
Wenn ich einfach so Stunden reduziere ohne Gegenmaßnahme müsste man den Fahrplan ausdünnen oder den Service (weiter) runterschrauben. Das kann es doch auch nicht sein.
Wir sind ja nicht beim Bäcker, der dann halt sagt wie lassen am Feiertag den Laden zu wenn Personal fehlt oder schließen die Wursttheke um 14 Uhr.

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Genau das müsste man wohl machen. Und ich vermute, dass es gar keine andere Lösung gibt. Denn nur wenn man die Arbeitszeit reduziert, wird man diejenigen, die derzeit da sind, überhaupt halten können. Neue Leute finden wird man eh nicht. Vielleicht bin ich aber auch zu pessimistisch. Geht man diese Sache jedenfalls nicht an (also sozusagen die Haltung der Bahn im Tarifkonflikt) wird der Knall in ein paar Jahren nur umso lauter.

Die Leute wollen nicht mehr Geld, sie wollen 48 Stunden Wochenende (bzw freie Zeit am Stück) und ein halbwegs planbares Familienleben. Das sehe ich nur erreichbar mit weniger Zugfahrten.

Was mir auch nicht so richtig in den Kopf will: Wieso schafft man es als Personenbahn (nicht im Güterverkehr) nicht, dass das Personal z.B. eine Woche lang gleich anfängt? Wieso müssen die jeden Tag zu einer anderen Zeit beginnen und enden? Das ist ja neben dem fehlenden Wochenende mit der größte Kritikpunkt der Beschäftigten. Das sollte eine vernünftige Software doch eigentlich leisten können - schließlich ist der Fahrplan doch jeden Tag gleich.

Kriege beim täglichen Pendeln im Zug auch so einiges mit von den Menschen, die da arbeiten. Ist wohl auch eher eer Regelfall, dass man in der Freizeit angerufen wird, ob man nicht doch kommen kann oder der Urlaub wird kurzfristig gekürzt. Das sind natürlich auch so Sachen, mit denen man die Zufriedenheit in der Belegschaft nicht unbedingt steigert.

MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
23.01.2024 14:23


Yertle-the-Turtle schrieb:
Ich verstehe, dass der Verweis der Bahn auf die Personalsituation als Voraussetzung für die Stundenreduzierung gefährlich klingt. Aber was ist denn eine umsetzbare Alternative?
Wenn ich einfach so Stunden reduziere ohne Gegenmaßnahme müsste man den Fahrplan ausdünnen oder den Service (weiter) runterschrauben. Das kann es doch auch nicht sein.
Wir sind ja nicht beim Bäcker, der dann halt sagt wie lassen am Feiertag den Laden zu wenn Personal fehlt oder schließen die Wursttheke um 14 Uhr.

Was ich sehr begrüßen würde:
Wenn jede Partei (vor allem die Regierung) die Bahn als systemrelevant anerkennt. Ein funktionierendes Transportsystem ist für mich essentiell. Genug Länder bekommen das hin.

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Es sollte allen Beteiligten klar sein, dass es in den kommenden Jahren so oder so zu massiven Einschränkungen des Angebots kommen wird. Selbst wenn die GDL sich mit ihren Forderungen nicht durchsetzen kann (wovon ich Stand heute nicht ausgehe), werden viele Angestellte der Bahn den Rücken kehren. Scheinbar haben viele immer noch nicht mitbekommen, dass in einigen Branchen ein krasser Fachkräftemangel herrscht. Ziel der DB sollte es sein, die gut ausgebildeten Mitarbeiter, die man hat, zu halten.

Was mich an der Debatte ein wenig ärgert, dass hier zwei schwächere Interessengruppen (nämlich Fahrgäste und Zugpersonal) mutwillig gegeneinander ausgespielt werden. Jetzt auf den Gewerkschaften rumzuhacken, hilft keiner von beiden Seiten.

IvanTKlasnic
23.01.2024 14:58

Naja, dass ist ja so wie in der Pflege, das Fachpersonal existiert ja in ausreichender Menge, es möchte halt nur nicht zu diesen Konditionen arbeiten. Was ich sehr verständlich finde. Und die Bahn möchte keine besseren Konditionen anbieten, weil das in die Marge schneiden würde, und damit in die Boni der Führung.

Wir werden hier und in anderen Bereichen in den nächsten Jahren die Wahl haben, ob wir Leute, die essentielle Leistungen für unsere Gesellschaft bringen auch entsprechend würdigen wollen, sowohl finanziell als auch was Konditionen angeht, oder ob uns der ganze Mist um die Ohren fliegt.

Ich glaube nicht, dass man das packen wird. Die einzige Chance dafür würde bei einer Deprivatisierung der Bahn sehen, und das ist in Anbetracht der aktuellen politischen Situation genauso unrealistisch wie die 37 Stunden Woche beim Bahnvorschlag.

IvanTKlasnic
24.01.2024 07:22·  Bearbeitet


HansMufff schrieb:

Ohne mich jetzt tiefer eingelesen zu haben, aber manchmal sind das Kettenreaktionen. Weil ein Anschlusszug nicht fährt, kann auch Personal nicht wechseln oder zu ihrem Einsatzort kommen. Und deswegen fällt dann auch ein Zug aus, der personaltechnisch hypothetisch eigentlich bedient werden könnte. Ganz so einfach ist es leider nicht. Dafür habe ich aber nicht genug Einblick wie groß die Verzweigungen da in den Personalplänen sind und ob das so krasse Kettenreaktionen hervorruft.

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All dies natürlich vorrausgesetzt die 20% Stimmen;

Selbstverständlich. Und gerade im Fernverkehr, wo ja häufig mehrfahr während der Fahrt das Personal wechselt, finde ich es da auch glaubwürdig, wenn das Angebot bei 20% Personalausfall um 50% oder mehr reduziert werden muss. Im Regionalverkehr, hingegen, wo viele Züge zwischen A und B pendeln und während der Schicht kaum das Personal gewechselt wird allerdings, kaufe ich denen das nicht ab. Auch hier, klar, dass es mehr als 20% sein werden z.B. weil die Schicht woanders gestartet/beendet werden muss etc. 30-35% würde ich da auch durchaus als realistisch sehen.

Aber gerade hier fällt ja bei Streiks extrem viel aus, viele Verbindungen komplett, andere verkehren statt halbstündlich 2-3 Stündlich oder bei ganz viel Glück immerhin stündlich (was immer noch 50% Reduktion sind.)
Mir fallen hier drei Möglichkeiten ein: a) die Bahn ist nicht in der Lage Fuhrpark/übriges Personal vernünftig zu verteilen b) Die Zahlen sind nur die "offiziell" Streikenden, zeitgleich gibt es aber auch noch signifikante Mengen an Personal, die zwar nicht streiken, aber zufällig aus Solidarität krank werden. (oder die Zahlen stimmen generell nicht) c) der Personenverkehr hat eine niedrige Priorität beim Notfallfahrplan. Falls man z.B. den Frachtverkehr prioritisiert, könnte es sein, dass im Personennahverkehr nicht nur das Personal fehlt, welches, welches streikt, sondern zusätzlich auch noch Personal, welches die steikenden im Güterverkehr ausgleicht. Daher wäre hier die Ausfallquote sehr viel höher als die Anzahl der Streikenden.

Allerdings framed der Artikel das Ganze sehr gegen die GDL - für mich wären aber alle Punkte, die eher gegen das Vorgehen der Bahn sprechen, als das der GDL. Wenn ich raten müsste, würde ich auf c) tippen.


HansMufff schrieb:
Wobei ich mir vorstellen kann, dass das auch viel Ausprobieren in den letzten Jahren war. Mein Gefühl sagt, dass die die fahren halbwegs stabil fahren. Da hatte ich vor 10 Jahren deutlich mehr Angst vor dem Notfallfahrplan. Smiley

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Das kann ich allerdings absolut bestätigen, da ich während der letzten beiden Streiks unterwegs war, einmal sogar quer durch Deutschland: Klar wäre mein Direktzug angenehmer und schneller gewesen, aber 5 mal Umsteigen mit keiner Minute Verspätung kriegt man bei der Bahn an streikfreien Tagen nur in Ausnahmefällen hin. Aber macht natürlich auch Sinn, dadurch, dass das kaputtgesparte Netz nicht mehr komplett überlastet ist, werden kleinere Verspätungen nicht mehr verschleppt und auf andere Züge übertragen, sondern man kann die einfach zwischen 2 Halten aufholen.

Klar ist auch, mir ist es lieber, dass jeder Zug nur mit der halben Frequenz, aber zuverlässig fährt, als dass nur jeder vierte Zug ausfällt, aber einiges noch spontan wegfällt. Ich finde aber schwierig, dass viele Verbindungen um 75% reduziert sind oder gar komplett ausfällen, gerade im Nahverkehr. Also zumindest, wenn der Ausfall wirklich nur 20% beträgt. Klar ist natürlich auch, dass es durch viele Umstände immer sein, dass dies bei einzelnen Verbindungen so ist, aber flächendeckend, sorry, bei 20% kauf ich der Bahn nicht ab, dass dies nicht stemmbar wäre, wenn man es wirklich wollte.

Yertle-the-Turtle
24.01.2024 08:45

Sowas passiert dann wenn durch den Streik Leute Auto fahren müssen die es vielleicht nicht sollten...

https://www.tz.de/muenchen/region/massen-crash-auf-der-a8-richtung-muenchen-autobahn-gesperrt-langer-stau-im-berufsverkehr-92792621.html

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Helmut-Seubert
24.01.2024 11:45·  BearbeitetSupporter


MinistryOfDeath schrieb:
Die GDL hat eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden Stunden bei vollem Lohnausgleich gefordert sowie eine allgemeine Lohnerhöhung von 555 Euro und eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro. Außerdem möchte die GDL nicht nur für Zugführer sondern auch für Fahrdienstleister verhandeln.

Zitat anzeigen



Wenn ich mir die Forderungen der GDL anschaue, frage ich mich, ob das wirklich eine ernsthafte Verhandlungsgrundlage darstellt? 555€ mehr sind bei durchschnittlich 3800€ ein plus von 15%. Die Reduzierung von 39 auf 35 Stunden sind 10% weniger Arbeitszeit. Zusammen mit den anderen Forderungen sind wir dann irgendwo in Summe bei 25-30% mehr. Von solchen Forderungen habe ich bisher noch nie gehört. Was genau rechtfertigt das?

Was ich dagegen sofort verstehe ist die Forderung nach 48 Stunden Ruhezeit am Stück pro Woche.

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Yertle-the-Turtle
24.01.2024 11:59


Helmut-Seubert schrieb:


MinistryOfDeath schrieb:
Die GDL hat eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden Stunden bei vollem Lohnausgleich gefordert sowie eine allgemeine Lohnerhöhung von 555 Euro und eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro. Außerdem möchte die GDL nicht nur für Zugführer sondern auch für Fahrdienstleister verhandeln.

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Wenn ich mir die Forderungen der GDL anschaue, frage ich mich, ob das wirklich eine ernsthafte Verhandlungsgrundlage darstellt? 555€ mehr sind bei durchschnittlich 3800€ ein plus von 15%. Die Reduzierung von 39 auf 35 Stunden sind 10% weniger Arbeitszeit. Zusammen mit den anderen Forderungen sind wir dann irgendwo in Summe bei 25-30% mehr. Von solchen Forderungen habe ich bisher noch nie gehört. Was genau rechtfertigt das?

Was ich dagegen sofort verstehe ist die Forderung nach 48 Stunden Ruhezeit am Stück pro Woche.

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Berücksichtigt man die 8 Tage Streik dieses Jahr hat man sich ja bereits die halbe Stundenreduzierung für dieses Jahr geholt.

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MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
24.01.2024 17:53


Helmut-Seubert schrieb:


MinistryOfDeath schrieb:
Die GDL hat eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden Stunden bei vollem Lohnausgleich gefordert sowie eine allgemeine Lohnerhöhung von 555 Euro und eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro. Außerdem möchte die GDL nicht nur für Zugführer sondern auch für Fahrdienstleister verhandeln.

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Wenn ich mir die Forderungen der GDL anschaue, frage ich mich, ob das wirklich eine ernsthafte Verhandlungsgrundlage darstellt? 555€ mehr sind bei durchschnittlich 3800€ ein plus von 15%. Die Reduzierung von 39 auf 35 Stunden sind 10% weniger Arbeitszeit. Zusammen mit den anderen Forderungen sind wir dann irgendwo in Summe bei 25-30% mehr. Von solchen Forderungen habe ich bisher noch nie gehört. Was genau rechtfertigt das?

Was ich dagegen sofort verstehe ist die Forderung nach 48 Stunden Ruhezeit am Stück pro Woche.

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Naja, dass man in einer Verhandlung immer mit seinen Maximalforderungen startet ist ja normal. Die GDL ist der Bahn ja bereits entgegengekommen, was von dieser allerdings abgelehnt wurde (www.br.de), ohne das jetzt bewerten zu wollen. Aber zumindest der Wille zur Einigung scheint vorhanden zu sein.

Man bedenke auch, dass für die Tariflaufzeit Streikverbot herrscht. Bei einer Inflation von teilweise über 10% in den letzten Jahren, wirken die Zahlen gar nicht mehr so groß. Außerdem steht Weselsky (btw ein CDU-Mann) kurz vor der Rente, hat also wenig bis gar nichts zu verlieren. Vielleicht muss sich die Arbeitgeberseite auch langsam daran gewöhnen, dass sie nicht mehr wie bisher aus einer Position der Stärke agieren kann, sondern dass endlich auch mal die Arbeitnehmer dran sind.

Ich rechne damit, dass sich der Tarifkonflikt noch einige Wochen (wenn nicht sogar Monate) hinziehen wird und man sich schlussendlich auf eine schrittweise Reduzierung der Arbeitszeit auf 35 Stunden einigen wird. Ist natürlich ärgerlich für die Fahrgäste (hat mich heute auch wieder einiges an Zeit und Nerven gekostet), aber ich behaupte von zufriedenem und motiviertem Bahnpersonal profitieren wir alle. Ich für meinen Teil bleibe auf jeden Fall solidarisch mit den Streikenden.

JackD
JackD
24.01.2024 20:12


MinistryOfDeath schrieb:


Helmut-Seubert schrieb:


MinistryOfDeath schrieb:
Die GDL hat eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden Stunden bei vollem Lohnausgleich gefordert sowie eine allgemeine Lohnerhöhung von 555 Euro und eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro. Außerdem möchte die GDL nicht nur für Zugführer sondern auch für Fahrdienstleister verhandeln.

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Wenn ich mir die Forderungen der GDL anschaue, frage ich mich, ob das wirklich eine ernsthafte Verhandlungsgrundlage darstellt? 555€ mehr sind bei durchschnittlich 3800€ ein plus von 15%. Die Reduzierung von 39 auf 35 Stunden sind 10% weniger Arbeitszeit. Zusammen mit den anderen Forderungen sind wir dann irgendwo in Summe bei 25-30% mehr. Von solchen Forderungen habe ich bisher noch nie gehört. Was genau rechtfertigt das?

Was ich dagegen sofort verstehe ist die Forderung nach 48 Stunden Ruhezeit am Stück pro Woche.

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Naja, dass man in einer Verhandlung immer mit seinen Maximalforderungen startet ist ja normal. Die GDL ist der Bahn ja bereits entgegengekommen, was von dieser allerdings abgelehnt wurde (www.br.de), ohne das jetzt bewerten zu wollen. Aber zumindest der Wille zur Einigung scheint vorhanden zu sein.

Man bedenke auch, dass für die Tariflaufzeit Streikverbot herrscht. Bei einer Inflation von teilweise über 10% in den letzten Jahren, wirken die Zahlen gar nicht mehr so groß. Außerdem steht Weselsky (btw ein CDU-Mann) kurz vor der Rente, hat also wenig bis gar nichts zu verlieren. Vielleicht muss sich die Arbeitgeberseite auch langsam daran gewöhnen, dass sie nicht mehr wie bisher aus einer Position der Stärke agieren kann, sondern dass endlich auch mal die Arbeitnehmer dran sind.

Ich rechne damit, dass sich der Tarifkonflikt noch einige Wochen (wenn nicht sogar Monate) hinziehen wird und man sich schlussendlich auf eine schrittweise Reduzierung der Arbeitszeit auf 35 Stunden einigen wird. Ist natürlich ärgerlich für die Fahrgäste (hat mich heute auch wieder einiges an Zeit und Nerven gekostet), aber ich behaupte von zufriedenem und motiviertem Bahnpersonal profitieren wir alle. Ich für meinen Teil bleibe auf jeden Fall solidarisch mit den Streikenden.

Zitat anzeigen


Über Monate wird sich das wohl nicht mehr ziehen, wenn wir jetzt mit 6 vollen Tagen schon den längsten Streik der Nachkriegsgeschichte haben. Es gibt ja keine Eskalationsstufe mehr außer den unbefristeten Streik. Und der wird binnen höchstens einer Woche zur Schlichtung oder zum Vertrag führen.

clime
24.01.2024 21:07Supporter

Was man sich auch mal auf der Zunge zergehen lassen muss: Ein Bundeskanzler der SPD ruft einen Gewerkschaftschef, der CDUler ist, zur Mäßigung beim Arbeitskampf auf. Interessante Zeiten haben wir.

HansMufff
HansMufff
24.01.2024 22:33·  BearbeitetSupporter


Yertle-the-Turtle schrieb:
Sowas passiert dann wenn durch den Streik Leute Auto fahren müssen die es vielleicht nicht sollten...

https://www.tz.de/muenchen/region/massen-crash-auf-der-a8-richtung-muenchen-autobahn-gesperrt-langer-stau-im-berufsverkehr-92792621.html

Zitat anzeigen


triggered

Die Bahnfahrenden oder noch besser die GDL ist jetzt Schuld am Stau auf der A8?
Ich schätze mal, dass der unterschrittene Mindestabstand Schuld am Unfall und somit einer Verschärfung des Staus ist. Einfach mal genug Abstand halten und gemütlich ankommen. Gleiches kann ich fürs Bahnfahren empfehlen Smiley

Yertle-the-Turtle
24.01.2024 22:44·  Bearbeitet


HansMufff schrieb:


Yertle-the-Turtle schrieb:
Sowas passiert dann wenn durch den Streik Leute Auto fahren müssen die es vielleicht nicht sollten...

https://www.tz.de/muenchen/region/massen-crash-auf-der-a8-richtung-muenchen-autobahn-gesperrt-langer-stau-im-berufsverkehr-92792621.html

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Die Bahnfahrenden oder noch besser die GDL ist jetzt Schuld am Stau auf der A8?
Ich schätze mal, dass der unterschrittene Mindestabstand Schuld am Unfall und somit einer Verschärfung des Staus ist. Einfach mal genug Abstand halten und gemütlich ankommen. Gleiches kann ich fürs Bahnfahren empfehlen Smiley

Zitat anzeigen


Die GDL hat zumindest forciert das aktuell mehr Leute mit dem Auto zum Ziel kommen müssen. Mehr Autos = mehr Verkehr = statistisch höhere Unfallwahrscheinlichkeit.

Und abgesehen von der quantitariven Logik würde ich nicht ausschließen, dass die ein oder andere Person unfreiwillig eine Fahrt auf sich nimmt die sie besser lassen sollte (z.b. Wenigfahrer im hohen Alter).

blubb0r
24.01.2024 23:22


HansMufff schrieb:


Yertle-the-Turtle schrieb:
Sowas passiert dann wenn durch den Streik Leute Auto fahren müssen die es vielleicht nicht sollten...

https://www.tz.de/muenchen/region/massen-crash-auf-der-a8-richtung-muenchen-autobahn-gesperrt-langer-stau-im-berufsverkehr-92792621.html

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triggered
Die Bahnfahrenden oder noch besser die GDL ist jetzt Schuld am Stau auf der A8?
Ich schätze mal, dass der unterschrittene Mindestabstand Schuld am Unfall und somit einer Verschärfung des Staus ist. Einfach mal genug Abstand halten und gemütlich ankommen. Gleiches kann ich fürs Bahnfahren empfehlen Smiley

Zitat anzeigen


Tempolimit 6-22 Uhr. 130 km/h deutschlandweit. Dazu deutlich höhere Strafen, wenn geblitzt.

Natürlich mit FDP (und safe einigen anderen Parteien auch, die sich gerade hinter der FDP verstecken) nicht zu machen.

HansMufff
HansMufff
25.01.2024 00:43Supporter


blubb0r schrieb:


HansMufff schrieb:


Yertle-the-Turtle schrieb:
Sowas passiert dann wenn durch den Streik Leute Auto fahren müssen die es vielleicht nicht sollten...

https://www.tz.de/muenchen/region/massen-crash-auf-der-a8-richtung-muenchen-autobahn-gesperrt-langer-stau-im-berufsverkehr-92792621.html

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Die Bahnfahrenden oder noch besser die GDL ist jetzt Schuld am Stau auf der A8?
Ich schätze mal, dass der unterschrittene Mindestabstand Schuld am Unfall und somit einer Verschärfung des Staus ist. Einfach mal genug Abstand halten und gemütlich ankommen. Gleiches kann ich fürs Bahnfahren empfehlen Smiley

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Tempolimit 6-22 Uhr. 130 km/h deutschlandweit. Dazu deutlich höhere Strafen, wenn geblitzt.

Natürlich mit FDP (und safe einigen anderen Parteien auch, die sich gerade hinter der FDP verstecken) nicht zu machen.

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Jetzt wird's vielleicht etwas Off-Topic, aber ja ich bin Fan. Wir brauchen aus meiner Sicht gar keine höheren Strafen, sondern vielleicht einfach einkommens- und vermögensabhängige Strafen. Dafür orientieren wir uns am Mindestlohn. Paar km/h zu viel? Kostet jetzt meinetwegen 15 €. Sind aktuell also irgendwas um die 0,7 % des Monatsbruttos.

Yertle-the-Turtle
27.01.2024 10:37

Ich habe eine Verständnisfrage.
Wie kann es sein das die GDL mit 10% Anteil am Bahnpersonal den kompletten Sbahnverkehr in einer Stadt wie München lahmlegt. Ist die GDL so clever und hat ihre Mitarbeiter an systemkritischen Stellen platziert?

Die Bahn muss ich gleichzeitig loben und rügen. Besuch konnte heute tatsächlich per Notfahrplan wegfahren. Allerdings ist der Zug den wir gestern gewählt haben heute ausgefallen und man musste wieder umplanen. Wenn es einen Notfahrplan gibt erwarte ich das die Züge auch zuverlässig fahren.

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