Yertle-the-Turtle schrieb:
Ich sehe das schon etwas anders.
Du kannst nicht in eine Verhandlung mit dem Mindestanspruch reingehen 100% deiner Forderungen durchzusetzen. Das funktioniert so nicht da ein Verhandlungspartner sein Gesicht verlieren würde.
Wenn selbst die externen Moderatoren die 36 Stunden vorschlagen, was immerhin 2/3 Zielerfüllung der Forderungen bedeuten würde kann die Antwort nicht Verschärfung der Streiks bedeuten.
Ich möchte die Bahn hier gar nicht als Unschuldslamm darstellen, aber es sind am Ende vor allem die Wirtschaft und Privatpersonen die darunter leiden. Da platzen Geschäftstermine. Privatbesuche, Jahresurlaube oder die tägliche Anfahrt ins Büro. Wir sind nicht mehr in 2020, wo man 100% im Home Office sitzen kann.
Den Vergleich zum Klimaschutz finde ich auch unpassend. Beim Klima kann und sollte jeder seinen Beitrag leisten, bei der Arbeitslust der GDL Mitarbeiter kann ich jedoch mit meinem Handeln keinen Beitrag leisten.
Und nochmal mit der Papa Brille gesprochen. Wir machen in ein paar Wochen eine 2 wöchige Urlaubsreise durch Deutschland mit 2 kleinen Kindern. Das wäre der absolute Supergau irgendwo zu stranden (Das Risiko hat man bei der Bahn leider auch ohne GDL Tamtam) und sich kurzfristig um Übernachtungsmöglichkeiten und alternative Zugverbindungen ohne Reservierung in überfüllten Zügen kümmern zu müssen. Mein Stresslevel wird in ungeahnte Höhen gehen, wenn wir nicht das reservierte Kleinkindabteil bekommen
Ich bin keine 20 Jahre mehr, dass ich dann einfach trampe oder am Bahnhofe übernachte...
Nicht jeder ist so flexibel, dass man immer noch zustimmend nickt wenn der irre Ossi komplett eskaliert.
Wurde hier eigentlich bereits thematisiert, dass die GDL / Weselsky eine Genossenschaft namens Fair Train e.G. gegründet hat? Das ist eine Zeitarbeitsfirma für Lokführer. Damit eignet er sich aus meiner Sicht nicht mehr als neutraler Verhandlungspartner.
Ich habe nie etwas davon geschrieben, dass man mit der Maximalforderung rausgehen kann. Soweit ich das finden konnte, ist allerdings auch Fakt, dass die Bahn in Sachen Arbeitszeit bisher nicht entgegen gekommen ist, also sehe ich da keinen Grund bei GDL dies zu tun.
Die Bahn behauptet, in den Schlichtungsgesprächen den 36h zugestimmt zu haben - die GDL stellt das anders da. Von Seiten den Schlichter gibt es (finde ich auch richtig!) keine Stellungnahme, sondern nur den Schlichtungsvorschlag. Dies hat die Bahn allerdings bisher nicht einem schriftlichen Angebot wiederholt - oder ich konnte es zumindest nicht finden. Daher weiß man nicht, ob da nicht noch ein Rattenschwanz dran hängt, wie bei dem 37h "Angebot" aus dem Januar, der das Angebot komplett ins lächerliche zog und de facto der Forderung um 0,0 entgegen kam.
Grundsätzlich fände ich der Schlichtungsvorschlag wäre zumindest einmal eine gute Ausgangssituation für Verhandlungen, wenn dieser denn von den Bahn käme - solange sie diesen allerdings nicht öffentlich und detailiert darstellt, kann ich der Bahn nicht vertrauen, dass dieser Vorschlag wirklich so ist, wie sie ihn darstellt, den dazu hat die Bahn alleine in diesen Tarifstreit schon viel zu oft versucht Fakten zu verdrehen um billig aus der Nummer rauszukommen. (Und ja, das hat die GDL auch gemacht, aber bei weitem nicht im selben Umfang) Wenn der Vorschlag so wäre, wie man ihn darstellt gäbe es eigentlich auch keine Grund dies nicht zu tun, das wäre die beste Variante Weselsky schlecht darstehen zu lassen. Dass man dies nicht tut, deutet aus meiner Sicht zumindest an, dass die Dinge möglicherweise nicht so sind, wie man sie darstellt.