Politik-Thread

eröffnet von FBG am 13.02.2006 14:16 Uhr
6.462 Kommentare - zuletzt von IvanTKlasnic

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Mambo
19.05.2023 15:44·  Bearbeitet

Ich meinte mit individuell auch insbesondere zu eigenen Lasten. Bzw es wäre nur zu eigenen Lasten, wenn man beim alten Wohlstandsbegriff bleibt - man bräuchte im Grunde einen neuen. Das sind jetzt nur plakative Beispiele - aber wenn die wohlhabenden 30% andere Arten von Reisen als Langstreckenflüge und Kreuzfahrten machen und abfeiern würden, dann würde das abfärben. Wenn statt dem Porsche der Tesla Statussymbol wird, ändert das langsam aber stetig was bei fast allen.

Die Folgen an der Urne sind aber natürlich wie du sagst die grosse Frage. Es kann schon sein, dass du dann zwischendurch 25% AfD hättest (30 halte ich in Gesamtdeutschland für etwas viel).

Das wäre krass, aber vielleicht vorübergehend auszuhalten, wenn - und da sehe ich den grossen Punkt - die anderen Parteien an Bord, lösungsorientiert und demokratisch bleiben. Ich befürchte leider das wäre bei der Union anders und würde richtung Republikaner gehen (die Ansätze sind längst da), hoffe aber natürlich Gegenteiliges.

Aber du hast recht mit der AfD-Gegenposition. Deswegen will ich ja auch garkeine Einigkeit in Massnahmen und konkreter Politik, sondern fordere, dass die demokratischen Parteien im Ziel klar bleiben (statt es nur zu behaupten wie bisher), aber natürlich hart um die beste Lösung streiten. Nur eben lösungsorientiert.

Wäre das der Fall, glaube ich dass das Gesamtziel breite Zustimmung finden würde und die Transformation sogar eine zusammenschweissende nationale Kraftanstrengung werden könnte.

Dazu müssten aber Union und SPD (+ gerade auch Gewerkschaften) einsehen, dass es angesichts dieser Herausforderung auch ihre Aufgabe ist, ihre Leute ein Stück weit zu überzeugen und sie sich nicht weiter darauf beschränken können, nur den Fortschritt mit zu gehen, der eh schon da ist.

Aber da sind wir noch lange nicht. Überzeugen kannst du die Leute von Herausforderungen nur, wenn du sie überhaupt als Herausforderung begreifst und den Leuten nicht für kurzfristige Vorteile weissmachst, dass das alles ohne Anstrengung geht.

Das ist mE die grosse Katastrophe die Union, SPD und FDP gerade gemeinsam anrichten. Ich glaube die bereiten genau damit am Ende den Boden für die AfD.

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IvanTKlasnic
19.05.2023 23:13

Eieiei, also zunächst einmal:

Jemanden vorzuwerfen hypokritisch zu sein ist eines der schlechtesten Argumente, die man bringen kann. Denn hier Argumentiert man halt nicht gegen das Argument des anderen, sondern gegen die Person. Und gibt damit indirekt zu kein Argument gegen das des Anderen zu haben, denn ansonsten würde man ja gegen das Argument und nicht die Person vorgehen. Das machen bei dem Thema zwar alle Seiten gerne mal, allerdings ist es schon sehr auffällig, dass selten richtige Argumente gegen Grüne Position kommen. Finde ich sehr schade, denn konstruktive Kritik ist wichtig um die eigene Meinung zu verbessern. Aber aus der Reaktion muss ich schließen, dass die Meinung der Gegenseite, stark reduziert, ist: "Ja sie haben recht, aber ich will nicht, denn sie wollen zwar, machen es aber nicht" Und das ist halt nun mal kein Argument, sondern, sorry, einfach nur Realitätsverweigerung.

Zum Thema Sozialverträglichkeit:

Absolut wichtig, allerdings wenn man dann Union oder noch weiter rechts zu wählt, weil man Angst vor den Kosten Grüner Vorschläge hat, dann schießt man sich halt selber ins Bein, denn es sind ja eben nicht diese Parteien, welche für Sozialverträglichkeit stehen, und ihre Stärke behindert bis verhindert eben, dass die notwendigen Dringe sozialverträglicher angegangen werden, denn dafür fehlen einfach notwendigen Mehrheiten in den Ländern. Ob sie es dann von sich aus umsetzten würden steht natürlich noch einmal auf einem anderen Blatt, aber solange die Union und AfD im Bund kombiniert bei 45% liegen kann ich schlecht guten Gewissens die Grünen von Links angreifen und mehr Sozialverträglichkeit fordern. Solang es so eng ist, muss man wohl oder übel an einem Strang ziehen, auch wenn es einem nicht gefällt.

Zu den Gen Z Weltreisen:

Seid ihr euch sicher, dass ihr da nicht eher an meine Generation, die Millennials denkt? Weil zu meiner Zeit war das durchaus Gang und Gebe, Wenn ich da ins Umfeld meines Bruders oder meiner Anfang der 00er geborenen Cousins und Cousinen gucke, dann machen bei weitem nicht mehr so viele, wie zu meiner Zeit, eben aus diesem gestiegen Umweltbewusstsein. Und wenn's dann doch mal nach Portugal gehen soll, dann wird eher ein Interrailticket genutzt als das Flugzeug, so wie in meiner Generation. Klar, gibt auch welche die das machen, das sind aber halt Tendenziell eben nicht diejenigen, die auf die Demo's gehen, sondern diejenigen, die der FDP glauben, dass Technologie das irgendwie magisch schon regeln wird. Die Generation ist sich ja intern nicht völlig eins, gibt ja auch die Hippie Boomer Omi, die seit 50 Jahren quasi Klimaneutral lebt. Aber das ist halt nicht die Norm. Ich bin nicht mal eine Dekade älter als die älteren Gen Z's und ich sehe da große Unterschiede, hauptsächlich zum positiven, was das Umweltbewusstsein angeht, aber halt auch vor allem, dass sich selber auch sehr viel eher dran gehalten wird.

Aber natürlich bekommt man in Social Media halt eben nicht diejenigen mit, die das halt konsequent Umsätzen, sondern diejenigen, die eine Weltreise machen. Dass euch das aber präsenter vorkommt liegt eher an Social Media als daran, dass es faktisch gesehen häufiger ist.


Vor allem gibt es aber noch einen großen und wichtigen Unterschied, auch wenn man sich nicht immer für die co2 sparenste Methode entscheidet, ist das in meiner Generation durchaus ein Thema, was eigentlich immer in die Entscheidung mit einfließt. Klar manchmal überwiegen andere Dinge, z.B. fahre ich häufig zu Konzerten in Hamburg mit dem Auto und nicht mit dem Zug. Das liegt aber daran, dass wir halt durch die Arbeit um 5 aufstehen müssen, und da macht es einen Unterschied, ob man um 12 zurück ist oder um 2 Uhr nachts. Wäre die Anbindung besser würden wir liebend gerne Zug fahren. Ist viel entspannter und es muss nicht einer nüchtern bleiben. Für längere Reisen nehmen wir aber soweit möglich immer den Zug. Sind meine Argumente nun auf einmal wertlos, weil ich nicht immer den Zug nehme?

MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
20.05.2023 11:57·  Bearbeitet


BraveNewWorld schrieb:
Wenn man eine Heizung hat die älter als 30 Jahre ist, muss sie ab 2024 getauscht werden, und nicht 2045, oder verstehe ich das falsch?
Und wenn man jetzt tauschen muss zahlt man massiv drauf, da man mit den Einsparungen nicht die hohen Kosten refinanzieren kann. Und das stellt für viele ein sehr großes Problem dar, so wie ich verstehe, auch wenn ich selbst nicht betroffen bin. Das mag innerhalb der nächsten 10 Jahre anders werden wenn Wärmepumpen günstiger und Gas teurer wird. Aber stand jetzt verstehe ich es als Druck der zu einem ineffizienten Outcome führt. Aber vielleicht habe ich falsche Annahmen?

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Bis 2045 gilt Bestandsschutz. D.h. du musst deine alte Gasheizung ab 2024 nur dann austauschen, wenn sie irreparable beschädigt ist. Hab letztens noch ein Interview mit einem Heizungsmonteur gelesen (ich glaube, es war auf zeit.de), der davon sprach, dass Wärmepumpen nicht erst in 10, sondern bereits in den nächsten 2 bis 3 Jahren günstiger als Gasheizungen werden. Finde den Artikel leider nicht wieder.

Wer jetzt noch auf fossile Heizkonzepte setzt schaufelt sich ohnehin sein eigenes (finanzielles) Grab. Wie snookdog schon richtig erklärt, wird der CO2-Preis in den nächsten Jahren massiv steigen. Heißt, wer sich heute eine neue Gasheizung einbaut, wird diese wahrscheinlich innerhalb der nächsten 10 Jahre wieder tauschen müssen oder im Kalten sitzen. Das Ganze wird also noch teurer. Da Holzöfen ebenfalls CO2 emittieren, sind auch sie keine Alternative.


IvanTKlasnic schrieb:
Vor allem gibt es aber noch einen großen und wichtigen Unterschied, auch wenn man sich nicht immer für die co2 sparenste Methode entscheidet, ist das in meiner Generation durchaus ein Thema, was eigentlich immer in die Entscheidung mit einfließt. Klar manchmal überwiegen andere Dinge, z.B. fahre ich häufig zu Konzerten in Hamburg mit dem Auto und nicht mit dem Zug. Das liegt aber daran, dass wir halt durch die Arbeit um 5 aufstehen müssen, und da macht es einen Unterschied, ob man um 12 zurück ist oder um 2 Uhr nachts. Wäre die Anbindung besser würden wir liebend gerne Zug fahren. Ist viel entspannter und es muss nicht einer nüchtern bleiben. Für längere Reisen nehmen wir aber soweit möglich immer den Zug. Sind meine Argumente nun auf einmal wertlos, weil ich nicht immer den Zug nehme?

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Danke, dass du das aufgreifst. Egal ob Grüne, FFF oder Letzte Generation. Ständig wird diesen Gruppierungen Heuchlerei und Doppelmoral vorgeworfen. Unabhängig davon, ob diese Vorwürfe berechtigt sind, folgendes Beispiel:

Stellt euch vor, ihr spielt eine Partie Schach und irgendein Laie zeigt euch zufällig den perfekten Zug, mit dem ihr euren Gegner Schachmatt setzt. Das macht den Laien noch lange nicht zum Schachexperten, trotzdem ist der Zug der bestmögliche.

Was ich damit sagen will, wenn jemand behauptet, Flugreisen sind klimaschädlich und sollten unterlassen werden, dann verliert diese Aussage kein bisschen an Wahrheitsgehalt, ganz egal, ob diese Person anschließend in den Flieger nach Bali steigt oder nicht. Und wenn man aus diesem Grund ebenfalls einen Flieger steigt, dann schmeichelt das vielleicht der eigenen Genugtuung, verschärft das Problem aber, anstatt es zu lindern.

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MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
20.05.2023 12:20


Locust schrieb:
Das Problem ist halt, dass der Strompreise auch extrem mit angestiegen ist und der Staat sich
am eingespeisten Strom bereichern möchte. Andererseits aber Gas und Strom wieder subventioniert und das schon bevor der Preis seinen peak erreicht hat.

Ich hätte gerne ne WP und PV eingebaut, war aber nicht machbar.

Deshalb ist der Plan eben ein Holzofen. Klar das Problem ist dann ggf. der Holzpreis, bei der WP aber eben der Strompreise

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Stimme ich dir ja voll und ganz zu. Aber dann sollte bitte genau das kritisiert werden und nicht der "Zwang" zum Einbau nicht-fossiler Heizungen.

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Rhapsode
Rhapsode
21.05.2023 19:24

Ich seh die Causa Graichen etwas anders als die bisherige Mehrheit hier, bin aber für das Thema Korruption und Transparenz äußerst sensibilisiert. Durch meine Arbeit in der Uni-Politik, wo Postengeschachere und Vorteilnahme Gang und Gäbe waren und durch die Beteiligung an mehreren Berufungskommissionen - wo man bisweilen schon als befangen galt und von dem Gremium ausschied, wenn es lediglich eine gemeinsame Publikation mit einem der Bewerber innerhalb der letzten 10 Jahre gab.

Mir wird da eher aus dem linken/grünen Lager ein wenig zu sehr bagatellisiert. Es ist ja in der Regel nicht gerade so, als ob man seinen Postboten mal eben um die Trauzeugenschafft bittet. Und dass er das wirklich "vergessen" hat, das Ganze also nur ein ärgerlicher Irrtum war, wer soll sowas ernsthaft glauben. Genauso wie die Tatsache, dass man den Verein der eigenen Schwester "aus Versehen" mit 600k Euro fördert.

Und Habeck - gegen den ich im Allgemeinen gar nichts habe - hat auch keine gute Figur gemacht. Er hätte einfach direkt sagen sollen, der Verbleib von Graichen wird vom Ergebnis der Prüfung abhängig gemacht. Jetzt steht er natürlich wie ein Dulli da, weil er meinte das Ergebnis vorwegnehmen zu können.

Und dass die Union viel mehr und heftigere solcher Skandale zu verantworten hat: Geschenkt. Hilft aber überhaupt nicht weiter, wenn es einem als Wähler um das Thema Transparenz, Compliance und Antikorruption geht. Wem soll man denn das Thema jetzt noch glaubwürdig anvertrauen können?

Mal davon abgesehen bin ich überhaupt nicht der Ansicht, dass die Methodiken von Graichen so zielführend und alternativlos für den Klimaschutz sind, wie sie gern dargestellt werden. Ich hab hier vor ein paar Posts bereits auf andere Argumente hingewiesen.

Rhapsode
Rhapsode
21.05.2023 19:56·  Bearbeitet

Und jetzt nochmal zum aktuelleren Thema:


Jemanden vorzuwerfen hypokritisch zu sein ist eines der schlechtesten Argumente, die man bringen kann.

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Das hängt (wie so Vieles) mal wieder davon ab. In diesem Fall davon, ob die kritisierte Person tatsächlich, wie Du suggerierst, rein sachlich und rational argumentiert, oder ob sie eine Sachinformation dazu nutzt, sie in einen attackierenden und moralisierenden Kontext zu setzen. Denn dann darf man selbstverständlich darauf hinweisen, wenn die Person selbst diesbezüglich kein Heiliger ist.

Ich weiß nicht, über welche Kanäle ihr politische Diskussionen verfolgt, aber die verlaufen - zumindest online und im Schutz der Anonymität - in der Regel nicht wie beispielsweise hier. Hier wurde ja auch darüber diskutiert, ob es diesen Pauschalangriff gegen Generation X (Boomer) so überhaupt in relevanter Größenordnung gibt. Auf Social Media ist das sowieso der Fall (aber die sollte man ja eh für Diskussionen meiden), Selbiges gilt aber auch für Zeitungsforen, wobei die Zeitungen so etwas gern auch durch entsprechende provokante Thesen triggern. Das können nämlich nicht nur die Springer-Medien, die machen es lediglich bei anderen Themen.

Wenn man viel in so einem Umfeld gelesen und diskutiert hat, hat man hierzu ne andere Wahrnehmung.

Das ändert nichts daran, dass die hier geäußerte Grundthese, die Generationen mal komplett aus der Debatte zu nehmen, weil es sachlich nichts beiträgt, vollkommen richtig ist. Das gilt nicht zuletzt deswegen, weil - wie ebenso richtig gesagt wurde - ja keine Einheitlichkeit innerhalb der Generationen herrscht. Ich möchte daran erinnern, dass Gen Z bei der letzten Bundestags überdurchschnittlich oft Grün, aber eben auch Gelb gewählt hat. Also ist das ja eh alles Blödsinn, man sollte sich wieder auf die Sache konzentrieren.

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MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
21.05.2023 22:18·  Bearbeitet


Rhapsode schrieb:
Ich seh die Causa Graichen etwas anders als die bisherige Mehrheit hier, bin aber für das Thema Korruption und Transparenz äußerst sensibilisiert. Durch meine Arbeit in der Uni-Politik, wo Postengeschachere und Vorteilnahme Gang und Gäbe waren und durch die Beteiligung an mehreren Berufungskommissionen - wo man bisweilen schon als befangen galt und von dem Gremium ausschied, wenn es lediglich eine gemeinsame Publikation mit einem der Bewerber innerhalb der letzten 10 Jahre gab.

Mir wird da eher aus dem linken/grünen Lager ein wenig zu sehr bagatellisiert. Es ist ja in der Regel nicht gerade so, als ob man seinen Postboten mal eben um die Trauzeugenschafft bittet. Und dass er das wirklich "vergessen" hat, das Ganze also nur ein ärgerlicher Irrtum war, wer soll sowas ernsthaft glauben. Genauso wie die Tatsache, dass man den Verein der eigenen Schwester "aus Versehen" mit 600k Euro fördert.

Und Habeck - gegen den ich im Allgemeinen gar nichts habe - hat auch keine gute Figur gemacht. Er hätte einfach direkt sagen sollen, der Verbleib von Graichen wird vom Ergebnis der Prüfung abhängig gemacht. Jetzt steht er natürlich wie ein Dulli da, weil er meinte das Ergebnis vorwegnehmen zu können.

Und dass die Union viel mehr und heftigere solcher Skandale zu verantworten hat: Geschenkt. Hilft aber überhaupt nicht weiter, wenn es einem als Wähler um das Thema Transparenz, Compliance und Antikorruption geht. Wem soll man denn das Thema jetzt noch glaubwürdig anvertrauen können?

Mal davon abgesehen bin ich überhaupt nicht der Ansicht, dass die Methodiken von Graichen so zielführend und alternativlos für den Klimaschutz sind, wie sie gern dargestellt werden. Ich hab hier vor ein paar Posts bereits auf andere Argumente hingewiesen.

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Danke, für deinen Beitrag. Ich kann deine Erfahrungen aus der Hochschulpolitik absolut nachvollziehen. Allerdings finde ich gerade das ein gutes Beispiel dafür, dass die Diskussion mMn in die völlig falsche Richtung läuft. Es muss doch möglich sein, ein objektives Urteil über eine Person zu fällen, die ich kenne oder mit der ich bereits zusammengearbeitet habe. Das ist für mich keine Korruption, sondern zeugt von Professionalität.

Kennt ihr die "Six Degrees of Kevin Bacon"? Diese Hypothese besagt, dass alle Hollywoodschauspieler über maximal sechs Knoten miteinander benachbart sind, in dem Sinne, dass sie bereits gemeinsam einen Film gedreht haben. Selbiges könnte man auch auf einen gute vernetzten Berufspolitiker anwenden. Natürlich hat Herr Graichen Verwandte und Bekannte mit ähnlichen Interessen, die in ähnlichen Berufsfeldern tätig sind. Das ist doch ganz normal, egal ob in der Politik, Wirtschaft, Wissenschaft oder jedem anderen Lebensbereich. Menschen sind evolutionsbiologisch darauf getrimmt, soziale Netzwerke zu pflegen. Personen ohne "Vitamin B" würden es in solch eine Position erst gar nicht schaffen. Ich behaupte, ähnliche Verbindungen findet man bei jedem anderen Staatssekretär auch, wenn man genau hinschaut.

Natürlich gibt es auch schwarze Schafe, die diese Verbindungen ausnutzen. Das nennt man dann Korruption und die ist aufs schärfste zu verurteilen. Aber hier war Herr Graichen Mitglied einer mehrköpfigen Kommission, die sich geschlossen für den Bewerber entschieden hat, der offenkundig am qualifiziertesten für diesen Job war. Das er gleichzeitig vor 20 Jahren Trauzeuge von Herrn Graichen war, ist doch völlig unerheblich. Herr Graichen hat das ja nicht allein entschieden. Genau aus diesem Grund sitzen da ja noch andere Leute.

Das er jetzt seinen Hut nehmen musste, ist doch nur einer konservativen Hetzkampagne zu verdanken, mit der auf Teufel komm raus versucht wird, das neue Gebäudeenergiegesetz doch noch zu verhindern. Wir haben in den öffentlichen Medien mittlerweile einen heuchlerischen Grad an Doppelmoral erreicht, der mMn eine echte Gefahr für unser Demokratieverständnis darstellt. Da wird ständig aufgrund irgendwelcher Nichtigkeiten eine Sau nach der nächsten durchs Dorf getrieben, nur um von den wirklich relevanten Themen abzulenken.

Und in dem Punkt bin ich ganz bei dir. Die Kommunikationsdefizite auf Seiten der Grünen befeuern diese Verhalten noch zusätzlich. Da werden Sachen als "Fehler" eingeräumt, die für den alltäglichen Politikbetrieb überlebenswichtig sind. Es gab sicherlich gute Gründe, warum der BUND Berlin eine Förderung von 600k Euro bekommen hat. Das war weder ein Fehler noch ein Versehen, egal wer dort im Aufsichtsrat sitzt. Nur dann erklärt es den Leute bitte vernünftig und versucht nicht den Kritikern mit solchen zweifelhaften Personalentscheidungen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das funktioniert nämlich nicht. Die Union zeigt doch, dass es auch anders geht. Ist zwar nicht immer gerechtfertigt, aber manchmal einfach notwendig, damit in diesem Land auch mal was vorwärts geht, anstatt sich z.B. wochenlang mit irgendwelchen potentiellen Plagiaten in Dissertationen auseinanderzusetzen. Die mildern den Klimawandel auch nicht.

Edit: Hier übrigens noch ein sehr aufschlussreicher Artikel darüber, was wirklich im neuen Gebäudeenergiegesetz stehen soll. Scheint ja irgendwie bei jedem anders anzukommen.

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Rhapsode
Rhapsode
21.05.2023 23:15·  Bearbeitet

Ich bleibe dabei, dass ich das gänzlich anders beurteile. Man muss solche Argumente - finde ich - auch weiter denken und sich mit der Frage auseinandersetzen, wo man dann die Grenze ziehen will. Der Maßstab kann jedenfalls nicht sein, ob es gerade um was geht, was man inhaltlich auch richtig findet, denn dann wird es beliebig. Genau deswegen gibt es diese Compliance-Regeln, über die Graichen natürlich bestens informiert war. Und dass diese nicht nur einmal, sondern mehrfach gebogen bzw. gebrochen wurden, deutet für mich darauf hin, dass man es mit diesen eben nicht so genau nimmt. Das wusste auch Habeck, weswegen er jetzt auch nicht mehr anders konnte, um die eigene Glaubwürdigkeit nicht komplett zu verspielen.

Die Lösung lautet dann auch nicht zu sagen "wird ja eh nicht von der Person allein bestimmt, also ist doch alles in Ordnung". Man hat sich in solchen Fällen aufgrund der Befangenheit komplett aus dem Entscheidungsprozess rauszuziehen. Das wurde im Fall Schäfer zu dritt abgestimmt, das ist kein großes Gremium gewesen und es wird mit Sicherheit auch nicht so gelaufen sein, dass jeder der Entscheidungsträger im stillen Kämmerlein für sich entschieden hat, sondern da wird intern miteinander darüber gesprochen worden sein und entsprechend auch beeinflusst (ob bewusst oder unbewusst, ist egal).

Man kann natürlich das Regelwerk ändern (was ich nicht befürworte), aber nicht ein bestehendes umgehen und mich hinterher damit rausreden wollen, dass es ja eh unpraktisch ist.

Und ich seh es auch überhaupt nicht so, dass eine Trauzeugenschaft viel zu wenig Relevanz hätte. Es gibt genug Leute, die mit ihren Trauzeugen mehr und besseren Umgang pflegen, als mit den eigenen Eltern oder Geschwistern. Deswegen werden die ja auch dafür ausgesucht.

€: Außerdem bin ich der Meinung, dass dieses "Man kennt sich und weiß sich daher einzuschätzen" Tür und Angel öffnet für einen Teufelskreis selbstreferenzieller Bestätigung bzw. für die Etablierung von Scheuklappen.

€€: Und dass auch hier auf die "Schmutzkampagne" der Konservativen und ihrer Verkündigungsblätter (manche Zeitungen sind ja tatsächlich nicht mehr als das) so energisch verwiesen wird, ist zwar einerseits verständlich und auch von der Sache her nicht falsch. Dies aber vordergründig zu thematisieren, ist für mich irgendwie auch ne billige Methode, sich vor Kritik immunisieren zu wollen. Mir z.B. ist durchaus klar, dass das von Heuchlern aus der Union genüsslich ausgeschlachtet wird, die diesbezüglich eigentlich gar keine Aufregrechte haben. Das macht die Sache dadurch aber auch nicht besser oder harmloser in meinen Augen.

DapperDan
22.05.2023 14:20·  Bearbeitet

blubb0r schrieb:
Ich bin da aber fatalistisch unterwegs, das werden wir niemals gebacken kriegen als Weltgemeinschaft.

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Genau das. Meinen Beitrag zum Klimaschutz habe ich geleistet (keine Kinder bekommen), ansonsten "ab dafür".

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Mambo
22.05.2023 18:04·  Bearbeitet

Ich versteh das ehrlich gesagt nicht.

Wer einen intakten Planeten vorgefunden hat, hat meines Erachtens auch die Pflicht daran mitzuwirken, dass die nächsten Generationen keinen Trümmerhaufen vorfinden. Habe die ganzen "klappt eh nicht", "unser Anteil ist 2%" etc. Argumente nie verstanden. Mit der Einstellung bei früheren Generationen hätte es weder jemals Demokratie noch irgendwelche Grundrechte gegeben.

Ich finde jeder hat seinen Anteil Verantwortung - und wenn andere ihren nicht wahrnehmen, entbindet mich das nicht von meinem.

Mambo
22.05.2023 18:12·  Bearbeitet


Rhapsode schrieb:
(...)
€€: Und dass auch hier auf die "Schmutzkampagne" der Konservativen und ihrer Verkündigungsblätter (manche Zeitungen sind ja tatsächlich nicht mehr als das) so energisch verwiesen wird, ist zwar einerseits verständlich und auch von der Sache her nicht falsch. Dies aber vordergründig zu thematisieren, ist für mich irgendwie auch ne billige Methode, sich vor Kritik immunisieren zu wollen. Mir z.B. ist durchaus klar, dass das von Heuchlern aus der Union genüsslich ausgeschlachtet wird, die diesbezüglich eigentlich gar keine Aufregrechte haben. Das macht die Sache dadurch aber auch nicht besser oder harmloser in meinen Augen.

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Guter Punkt.
Ich seh das insofern anders, dass es mir nicht darum geht, vor Kritik zu "immunisieren".
Was ich fordere sind einfach nur die gleichen Maßstäbe für alle.

Und wenn die gleichen Maßstäbe für alle gelten würden (und die Medien ihren Job machen würden), dann würden wir nicht seit Wochen fast ausschließlich über "Grünen-Filz" reden und keine ernstzunehmende Zeitung würde die Union nach der (viel viel krasseren) Aserbaidschan-Affäre auch nur zu dem Thema zitieren, ohne beide Vorgänge ins Verhältnis zu setzen. Ebenso wie keine konservative Rücktrittsforderung zitiert werden würde, ohne die Causa Graichen mit der Causa Scheuer zu vergleichen. Weil eben für Rücktritte auch die gleichen Maßstäbe gelten müssen und ich daher einen Rücktrittsforderer auch fragen muss, ob er an die eigene Partei stets die gleichen Maßstäbe angesetzt hat. Ich bin doch als Zeitung nicht die Presseabteilung der CSU, die bloß ein Kanal fürs unreflektierte Wiedergeben ist.

Da ist es für mich wirklich ein Treppenwitz, wenn die Grünen, die sich als eine der ganz wenigen seit Jahren für ein Lobbyregister etc. einsetzen, plötzlich von der UNION, die genau das verhindert, gezielt als korrupte Partei geframed werden und nahezu kein Medium das vernünftig kritisch eingeordnet kriegt.

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Rhapsode
Rhapsode
22.05.2023 20:48·  Bearbeitet


Mambo schrieb:

Guter Punkt.
Ich seh das insofern anders, dass es mir nicht darum geht, vor Kritik zu "immunisieren".
Was ich fordere sind einfach nur die gleichen Maßstäbe für alle.

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Das würde aber konsequent zu Ende gedacht eben genau zu dieser Immunisierung führen. Denn die Anwendung der gleichen Maßstäbe könnte ja dann nichts Anderes heißen als zu sagen: Die Grünen dürfen sich noch - keine Ahnung - zehn schwere Korruptionsskandale ohne personelle Konsequenzen erlauben, bis sie die Union eingeholt haben. Denn die einzig andere Möglichkeit wäre ja, jetzt rückblickend die Korruptionsskandale der Union nochmal aufzuwärmen und daraus irgendwelche Forderungen abzuleiten. Bringt aber nichts, weil
a) nicht tagesaktuell (so funktionieren die Medien halt nicht)
b) ohnehin wirkungslos, da die Union ja inzwischen bereits in der Opposition sitzt.

(Im Übrigen, nur ganz am Rande, bin ich auch überhaupt nicht der Ansicht, dass die Verfehlungen der Union in der Presse nicht hinreichend dargestellt und kommentiert worden sind; stattdessen liegt der Unterschied vor allem in dem Punkt, dass diese solche Berichterstattung einfach dreist aussitzt.)

Ich glaube ein Punkt, der hier regelmäßig übersehen wird, ist doch gerade der, dass man von der Union ja ohnehin nichts Anderes erwartet und deren Wähler dies auch nie wirklich abstrafen. Die Grünen und ihre Wähler vertreten aber ein Selbstbild größerer Integrität und deswegen müssen gerade die sich daran auch messen lassen, wenn man dem nicht gerecht wird.
Was man machen kann: Jetzt vernünftig und sauber die Sache auf- und abarbeiten, vielleicht mal ein paar gute Reformen zur Korruptionsbekämpfung voran bringen (denn da hat Deutschland noch ne Menge Hausaufgaben zu erledigen) und mit gutem Beispiel voran gehen. Dann und erst dann hat man, wenn die Union mal wieder dran ist, und sich den nächsten Patzer erlaubt, die Argumente auf seiner Seite und kann mit vollem Recht und Verweis auf gleiche Maßstäbe Rücktrittsforderungen stellen.
Die Sache ist: Wir können nicht die Vergangenheit als Referenz nehmen, es muss halt endlich mal jemand damit anfangen, es wirklich besser zu machen.

Ich möchte gerne den Versuch unternehmen, und so habe ich es damals auch in der HoPo gemacht, die Themen Korruption, Vorteilnahme und Transparenz völlig von parteipolitischen Brillen und Spielchen zu entkoppeln und diese so als eigenständige herauszuarbeiten, dass ihre Bedeutung von allen erkannt wird und auch auf allgemeinverbindliche Spielregeln gemeinsam hingearbeitet wird, was mir damals in einigen zentralen Punkten auch gelungen ist, trotz langwieriger und erschöpfender Diskussionen über einzelne Details. Die nötigen Anstöße konnte ich aber nicht zuletzt deswegen geben, weil ich mit Kritik von Verfehlungen sowohl beim politischen Gegner als auch bei den Verbündeten oder gar der eigenen Gruppe nie gespart habe (man kann sich vorstellen, dass ich mich parteiübergreifend nicht gerade damit beliebt gemacht habe, dafür aber glaubwürdig). Und das vermisse ich hier eben zum Teil, wo es mir scheint, dass die Bedeutung des Themas weniger im Vordergrund steht als die Profilierung der Parteien mithilfe dieses Themas, wo immer mit dem Finger auf die anderen gezeigt wird.

Mambo
24.05.2023 17:03·  Bearbeitet

Da stimme ich dir weitestgehend zu und finde deinen Ansatz auch aller Ehren wert.

Was ich kritisiert habe, ist ja aber nur die Rolle der Medien. Ich finde das Vorgehen Graichens ja selbst groteskt und ich finde auch nicht, dass das besser wird weil die Union noch schlimmer war oder gar die Grünen jetzt ein paarmal Korruption "frei" hätten.
Aber gleichzeitig kann ich auch nicht verstehen, wie man als Qualitätsmedium einem (zum Zeitpunkt der Mautgeschichte schon aktiven und damit mit aussitzenden) Unionspolitiker ohne jegliche Einordnung eine Plattform für seine bigotten Filz-Vorwürfe und Rücktrittsforderungen bieten kann.

Gerade das das diesen Leuten nicht dauerhaft bei jeglichen ähnlichen Sachverhalten vorgehalten wird, ist doch der Grund, dass sie wissen, dass sie sowas einfach machen und dann aussitzen können. Das müsste ja nicht so ein und es wäre nicht so, wenn die Medien da ihren Job machen würden.


Als Positivbeispiel von Unionsseite muss ich allerdings das heutige Altmeier-Interview in der Zeit herausstellen. Ich hätte nie gedacht, dass ich ausgerechnet ihm mal in Klimadingen zustimme - aber an seinen heutigen Aussagen gerade auch zur Rolle von Union und FDP finde ich fast alles richtig.

Auszug:
"Ich plädiere für ein gemeinsames Vorgehen der staatstragenden Parteien, also CDU/CSU, SPD, Grünen und FDP. Ein solcher Konsens würde voraussetzen, dass alle aufeinander zugehen, sich einig sind im Ziel und in der Notwendigkeit eines gesetzlichen Rahmens, der auch Gebote und Verbote enthält. Das würde meiner Partei einiges abverlangen, aber dafür müssten SPD und Grüne bereit sein, in der Umsetzung unbürokratische, marktwirtschaftliche Regelungen zu akzeptieren, wo immer sie möglich sind. "

"Die große Koalition aus CDU/CSU und SPD hat 2019 das Klimaschutzgesetz beschlossen und 2021, nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, noch einmal deutlich verschärft. Das Gesetz sieht vor, dass Deutschland im Jahre 2045 klimaneutral sein muss. In dem Gesetz steht auch, dass wir die CO?-Gebäude-Emissionen aus fossilen Brennstoffen bereits bis 2030 um fast ein Drittel reduzieren müssen. Diese Vorgabe ist verbindlich für jede Regierung und jeden Minister, und im Schlaf werden wir dieses Ziel nicht erreichen. "

Daneben betont er auch, dass die (übrigens von Unionsseite gezielt skandalisierte) Grünen-Nähe des Agora-Instituts völlig gängig sei und bei gewerkschaftsnahen und unternehmensnahen Instituten parallele Situationen zu anderen Parteien bestünden, dass er Habeck für persönlich integer halte und dass der Verweis der FDP auf eine Regelung via Co2-Preis nur "in der Theorie" bestehe, weil sie selbst eine Preiserhöhung gerade verhindert habe.

PlugInBaby
24.05.2023 18:22


Das Gesetz sieht vor, dass Deutschland im Jahre 2045 klimaneutral sein muss. In dem Gesetz

Zitat anzeigen



Das ist der wichtigste Satz in der Debatte, der gerne vergessen wird. Heizungen werden ja im Schnitt sicher über 20 Jahre betrieben. Wenn Union und FDP sich so vehement dafür einsetzten, dass jetzt noch fossile Heizungen eingebaut werden, dann bedeutet das, dass später den Leuten eine laufende Heizung abgeschaltet und ausgebaut wird (das was Springer und Co ja gerne Habeck fälschlicherweise unterstellt).

Ich kenne mich mit dem Gesetz nicht aus und bin mir sicher, dass Habeck da auch einige Mängel drin hat. Aber er will das Thema wenigstens rechtzeitig angehen. Und hier vermisse ich den Ideenwettbewerb von den anderen Parteien, wie wir zu der besten Lösung kommen.

MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
03.06.2023 18:20

www.tagesschau.de

Aha, Trauzeugen und Filz also auch im Arbeits-, Verkehrs- und Finanzministerium. Na, wenn die Herrschaft Heil, Wissing und Lindner da mal nicht um ihre Posten bangen müssen Smiley

Ne, mal ernsthaft. Das entlarvt die ganze Geschichte doch mal wieder als billiges Grünen-Bashing. Aber die legen auch so hohe Moralvorstellungen an den Tag (behauptet das nicht eigentlich nur die Union?), da ist es ja gerechtfertigt mit zweierlei Maß zu messen.

Ich kann die hiesige Medienlandschaft und die Leute mit den erhobenen Zeigefingern langsam nicht mehr ernst nehmen Smiley

Yertle-the-Turtle
04.07.2023 21:03·  Bearbeitet

Was kann man alles unternehmen um der AFD Stimmen zu verschaffen und die Mittelschicht maximal abzustrafen?
Unsere Regierung: Ja

Wie kann man bitte das Elterngeld ab 150K Einkommen auf 0 € kappen ohne große Ankündigung?
Wie stellt man sich das bitte in einer Stadt wie München oder Hamburg vor wenn plötzlich 14x 1.800€ Haushaltseinkommen wegfallen?

Wo kommt überhaupt die Einschätzung her man sei mit 150k Haushaltseinkommen reich und finanziell unabhängig?

Mich wundert da überhaupt nichts mehr wenn die AFD auf weit über 20% klettert und da sind die ganzen Wähler, die sich schämen bei Umfragen die AFD zu nennen noch nicht einmal berücksichtigt.

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Roggan29
Roggan29
04.07.2023 21:23

Versteh den Aufschrei nicht, sorry.
München und Hamburg sind teuer, aber so teuer kann es gar nicht sein, dass man mit >150k Haushaltseinkommen unbedingt auf Elterngeld angewiesen ist.

IvanTKlasnic
04.07.2023 21:24


Yertle-the-Turtle schrieb:
da sind die ganzen Wähler, die sich schämen bei Umfragen die AFD zu nennen noch nicht einmal berücksichtigt.

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Tatsächlich ist das etwas, was es auf Bundesebene in der Vergangenheit nicht wirklich gab, die Stimmen der AfD waren immer zwischen der Besten und der Schlechtesten Umfrage für sie. Wie das in den Ländern aussah, weiß nicht nicht, da sie bei mir im Bundesland nicht wirklich relevant ist und letztes Mal sogar trotzdem Umfragen um die 7-8% an der 5%Hürde gescheitert ist.

Ansonsten kann ich dir aber nur zustimmen, auch wenn ich es weiterhin Schade finde, dass Leute aus Protest die AfD wählen und nicht z.B. die PARTEI oder vergleichbares. Denn für Berufspolitiker wäre diese bei 20% weitaus schädlicher als die AfD, eben weil sie nur "Quatsch" macht. Für uns als Volk ist die AfD natürlich weitaus gefährlicher, da ihre Forderungen und politischen Positionen die Probleme, welche wir hier im Land haben weiter verschlimmert.

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snookdog
snookdog
04.07.2023 21:27


Yertle-the-Turtle schrieb:
Was kann man alles unternehmen um der AFD Stimmen zu verschaffen und die Mittelschicht maximal abzustrafen?
Unsere Regierung: Ja

Wie kann man bitte das Elterngeld ab 150K Einkommen auf 0 € kappen ohne große Ankündigung?
Wie stellt man sich das bitte in einer Stadt wie München oder Hamburg vor wenn plötzlich 14x 1.800€ Haushaltseinkommen wegfallen?

Wo kommt überhaupt die Einschätzung her man sei mit 150k Haushaltseinkommen reich und finanziell unabhängig?

Mich wundert da überhaupt nichts mehr wenn die AFD auf weit über 20% klettert und da sind die ganzen Wähler, die sich schämen bei Umfragen die AFD zu nennen noch nicht einmal berücksichtigt.


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Zu dem Post mal ein paar Sachen.

1. Nicht mal in München ist ein Haushalt mit einem Einkommen von 150.000 Euro pro Jahr noch Mittelschicht.

2. Die Kürzung des Elterngeldes zugunsten der Kindergrundsicherung ist nichts anderes als eine Umverteilung hin zu Leuten, die dringender Unterstützung benötigen als andere. Nein, ich bin auch kein Fan davon das auf diese Art und Weise zu machen, aber aufgrund der Entscheidung des Finanzministers musste es Kürzungen innerhalb des Familienministeriums zugunsten der Kindergrundsicherung geben.

3. Ist jetzt nur eine These, aber: ich würde behaupten, die AFD gewinnt mehr Wähler durch die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich als durch den Wegfall des Elterngeldes bei Einkommen über 150.000 Euro.

4. Noch eine These: Der Anteil der Leute, die die AFD wählen und sich gleichzeitigen in Umfragen zu sehr schämen, ist wahrscheinlich kleiner als der Anteil der Menschen, die rechtzeitig feststellen dass die AFD keine Protestpartei ist sondern eine faschistische Partei.

Yertle-the-Turtle
04.07.2023 21:30


Roggan29 schrieb:
Versteh den Aufschrei nicht, sorry.
München und Hamburg sind teuer, aber so teuer kann es gar nicht sein, dass man mit >150k Haushaltseinkommen unbedingt auf Elterngeld angewiesen ist.

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Du kannst das halt eigentlich nicht bringen bei Frauen, die bereits ein Kind erwarten. Hier wurde bei der Entscheidung einer Schwangerschaft vielleicht berücksichtigt, dass man Elterngeld erhalten wird. Das Elterngeld ist hier eine fest eingeplante Unterstützung. Das sollte man dann zumindest mit mindestens 12 Monaten Vorlauf umsetzen.

Und natürlich kann das auch Familien mit 150K brutto treffen. Lass die Frau 120K und den Mann 35K verdienen und dann lebt man 12-14 Monate von 35K brutto als Familie.

KiTa-Gebühren steigen übrigens wahrscheinlich zumindest in München auch an, da man die Förderformel aufgrund einer Klage für bestimmte KiTa Arten kippen möchte.

IvanTKlasnic
04.07.2023 21:33


Roggan29 schrieb:
Versteh den Aufschrei nicht, sorry.
München und Hamburg sind teuer, aber so teuer kann es gar nicht sein, dass man mit >150k Haushaltseinkommen unbedingt auf Elterngeld angewiesen ist.

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es geht nicht darum, dass es notwendig ist, aber dennoch oftmals in den finanziellen Planungen eingeplant ist. Deswegen ist es problematisch das von jetzt auf gleich einzustreichen, denn nur weil ein gewisses Einkommen hast, steht das nicht auf Kommando zu deiner freien Verfügung. Klar bei einem Kind und dem Einkommen wird das in den meisten Fällen machbar sein, dennoch unnötig das so spontan zu machen, Bei 4 Kindern ist das aber ne ganz andere Geschichte. Da kann ich mir durchaus vorstellen, dass dies nicht so einfach und spontan auszugleichen ist.

Yertle-the-Turtle
04.07.2023 21:34


snookdog schrieb:


Yertle-the-Turtle schrieb:
Was kann man alles unternehmen um der AFD Stimmen zu verschaffen und die Mittelschicht maximal abzustrafen?
Unsere Regierung: Ja

Wie kann man bitte das Elterngeld ab 150K Einkommen auf 0 € kappen ohne große Ankündigung?
Wie stellt man sich das bitte in einer Stadt wie München oder Hamburg vor wenn plötzlich 14x 1.800€ Haushaltseinkommen wegfallen?

Wo kommt überhaupt die Einschätzung her man sei mit 150k Haushaltseinkommen reich und finanziell unabhängig?

Mich wundert da überhaupt nichts mehr wenn die AFD auf weit über 20% klettert und da sind die ganzen Wähler, die sich schämen bei Umfragen die AFD zu nennen noch nicht einmal berücksichtigt.


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Zu dem Post mal ein paar Sachen.

1. Nicht mal in München ist ein Haushalt mit einem Einkommen von 150.000 Euro pro Jahr noch Mittelschicht.

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150.000 brutto als Familie? Sorry, dass ist jetzt nichts außergewöhnliches bei 2 Akademikern mit Berufserfahrung. Ich sage ja nicht, dass es wenig Geld ist und man am Hungertuch nagt. Aber man ist finanziell auch nicht so abgesichert, dass man 25k netto weniger einfach so wegsteckt.

Ich kritisiere primär den mangelnden Vorlauf da es Leute betrifft, die aktuell bereits schwanger sind. Das ist keine Planungssicherheit mehr.

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snookdog
snookdog
04.07.2023 21:46


Yertle-the-Turtle schrieb:


snookdog schrieb:


Yertle-the-Turtle schrieb:
Was kann man alles unternehmen um der AFD Stimmen zu verschaffen und die Mittelschicht maximal abzustrafen?
Unsere Regierung: Ja

Wie kann man bitte das Elterngeld ab 150K Einkommen auf 0 € kappen ohne große Ankündigung?
Wie stellt man sich das bitte in einer Stadt wie München oder Hamburg vor wenn plötzlich 14x 1.800€ Haushaltseinkommen wegfallen?

Wo kommt überhaupt die Einschätzung her man sei mit 150k Haushaltseinkommen reich und finanziell unabhängig?

Mich wundert da überhaupt nichts mehr wenn die AFD auf weit über 20% klettert und da sind die ganzen Wähler, die sich schämen bei Umfragen die AFD zu nennen noch nicht einmal berücksichtigt.


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Zu dem Post mal ein paar Sachen.

1. Nicht mal in München ist ein Haushalt mit einem Einkommen von 150.000 Euro pro Jahr noch Mittelschicht.

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150.000 brutto als Familie? Sorry, dass ist jetzt nichts außergewöhnliches bei 2 Akademikern mit Berufserfahrung. Ich sage ja nicht, dass es wenig Geld ist und man am Hungertuch nagt. Aber man ist finanziell auch nicht so abgesichert, dass man 25k netto weniger einfach so wegsteckt.

Ich kritisiere primär den mangelnden Vorlauf da es Leute betrifft, die aktuell bereits schwanger sind. Das ist keine Planungssicherheit mehr.

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Ist doch gut, dass 2 Akademiker mit Berufserfahrung nicht nur zur Mittelschicht gehören Smiley

Es geht auch nicht um 150.000 Euro brutto. Genaueres hat der Spiegel in seinem aktuellen Artikel dazu erklärt:

"Wichtig ist: Die Grenze betrifft das »zu versteuernde Einkommen« und nicht das Bruttoeinkommen. Letzteres ist nämlich in der Regel deutlich höher. Vom Bruttoeinkommen werden nämlich noch Freibeträge, Sonderausgaben, Werbungskosten, Vorsorgeaufwendungen (zum Beispiel Renten- und Krankenkassenbeiträge) und mehr abgezogen – erst dann ergibt sich das zu versteuernde Einkommen.

Ein zu versteuerndes Einkommen von knapp unter 150.000 Euro erzielt beispielsweise ein zusammen veranlagtes, bislang kinderloses, angestelltes Ehepaar, bei dem beide Partner 90.000 Euro brutto im Jahr verdienen und nur die gewöhnlichen Beträge von der Steuer absetzen können – gemeinsam also 180.000 Euro. Je nach den Umständen und weiteren Abzugsmöglichkeiten kann es auch ein Bruttoeinkommen von mehr als 200.000 Euro benötigen, um die geplante Einkommensgrenze zu durchbrechen."

Quelle: www.spiegel.de

Der Artikel ist auch recht gut, um die aktuelle Panik ein bisschen zu lindern. Im weiteren Verlauf wird erklärt, dass ca. 5% der Paare unter 50 betroffen sind.

JackD
JackD
04.07.2023 21:48·  Bearbeitet


Roggan29 schrieb:
Versteh den Aufschrei nicht, sorry.
München und Hamburg sind teuer, aber so teuer kann es gar nicht sein, dass man mit >150k Haushaltseinkommen unbedingt auf Elterngeld angewiesen ist.

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Schon ein Kind bekommen? Schonmal 14 Monate Elternzeit durchkalkuliert und durchlebt?

Sorry, aber nein mit 150T€ Familieneinkommen bist du weder Krösus noch nicht auf‘s Elterngeld angewiesen. Stell dir vor, du kaufst Eigentum, gehst Verbindlichkeiten ein in dem Glauben, dass dir ein Gehalt eben in der Elternzeit nicht komplett wegbricht, sondern zu 65% (max. 1800 EUR) ausgeglichen wird. Da stehst du plötzlich ziemlich im Regen.

Aber klar. Wir haben eine Rentenlücke, Fachkräftemangel, Überalterung, ein Pflegeproblem, … aber machen wir es jungen Eltern doch einfach noch schwerer. Was sind die auch so dämlich nicht ordentlich zu verhüten. Na wer hat Bock in einer Großstadt einen Kitaplatz zu suchen? Einen Kinderarzt?

Ich bin durch mit dem Thema, aber sorry, diese Entscheidung ist großer Mist.

Yertle-the-Turtle
04.07.2023 21:55

So ist es. Bei der Wärmepumpengeschichte wird gejammert, wie sich Deutschland den Umstieg leisten können soll und das man mit 25K Invest Existenzen zerstört, aber Eltern einfach mal 25K in einer Nacht und Nebel Aktion zu streichen soll nicht so schlimm sein. Genau mein Humor Smiley

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