nima schrieb:
Die Dauer-Empörung nervt und macht wütend
Von Silke Engel, RBB
Kein Befreiungsschlag, sondern noch mehr Aufruhr. Auch nach der Fernsehbeichte des Bundespräsidenten. Ich verstehe ja, dass seine lang erwartete Erklärung haarklein auseinandergenommen wird. Aber hatte Christian Wulff überhaupt noch eine echte Chance? Was hätte er denn sagen müssen, um sich selbst zu befreien? Außer dass er Fehler gemacht hat, dass er unbeherrscht war, weil er seine Familie vom Boulevard nicht in den Dreck ziehen lassen wollte? Dass auch ein Bundespräsident Recht auf Privatsphäre hat? Und: dass Anforderungen an einen Landespolitiker ein paar Nummern kleiner sind als an ein Staatsoberhaupt.
tagesschau.de
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recht hat sie
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Vielleicht hätte er direkt auspacken sollen. Eigentlich sollte er von Guttenberg gelernt haben, dass Salami-Taktik schief gehen muss
Außerdem lässt die Reaktion der Bild auf das Interview vermuten, dass das was er auf die Mailbox sprach eine andere Qualität hatte, als "um Aufschub bitten". Und es gibt immernoch Widersprüche zwischen den von der Bild veröffentlichten Briefen/Emails und dem was Wulff im Interview sagte. Jetzt widerspricht auch noch die Kreditgebende Bank Wulffs Darstellung. Außerdem hat er sich im Interview zum Opfer hochstilisiert.
Hier zum Beispiel:
"Ich habe nicht versucht, sie [die Berichterstattung] zu verhindern. Ich habe darum gebeten, einfach abzuwarten und in der Berichterstattung aufzunehmen, dass ich den Vertrag offenbart habe, die private Kreditgeberin genannt habe, und nicht zu berichten, man habe das recherchiert. Darüber gab es die Auseinandersetzung. Letztlich gibt es natürlich auch Persönlichkeitsrechte, es gibt auch Menschenrechte selbst für Bundespräsidenten und auch deren Freunde, deren Angehörige, und ich möchte nicht Präsident in einem Land sein, wo sich jemand von Freunden kein Geld mehr leihen kann. Das will ich auch mal sagen, sollten wir auch im Blick behalten."
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Der Spiegel recherchiert mindestens seit Ende 2010 an dem privaten Hauskredit und Wulff wusste davon. Wieso hat er dem nicht einfach ein Ende gesetzt indem er den Kredit offengelegt hat?
Wulff fordert zwar für sich die gleichen Rechte wie alle anderen sie haben, aber wenn sich die Gelegenheit gibt, Vorteile aus seinen Ämtern zu ziehen, scheinen ihm seine Pflichten (niedersächsisches Ministergesetz) egal zu sein.
Immerhin steht sogar Korruption im Raum. Die darf sich auch kein "Landespolitiker" leisten oder?
Und in wie weit Wulff jetzt noch seinen Job erledigen kann frage ich mich auch. Es geht ja nicht nur darum, sich in China und co für Pressefreiheit einzusetzen. Wulff sollte ja als Bundespräsident auch als Vorbild in Sachen Moral, Anstand, Gerechtigkeit, Glaubwürdigkeit, Vertrauen, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit usw. dienen. Und in einigen Punkten hat er da zumindest große Kratzer abbekommen...