Ich gebe auch gerne noch meinen Senf dazu und kann mich größtenteils, wenn auch in etwas milderer Form Kato anschließen.
Wir standen bei der Anreise auch sehr lange vor den Bändchenzelt und 2 mal vor den Gepäckkontrollen am Green Camp, sind aber auch ziemlich genau zur Hauptanreisezeit und Öffnung der beiden Kontrollen angekommen. Parkplatz war dadurch gut gelegen und die Wege zum Tragen verkraftbar. Bei den Gepäckkontrollen müssen aus meiner Sicht gerade zur Hauptanreisezeit mehr Kapazitäten zur Verfügung gestellt werden. Gerade dann hat man ja eigentlich genug Leute über, die an den nächsten Tagen dann auf dem Festivalgelände arbeiten. Dass man hier eine klare Linie fahren und dann auch halten muss, ist sowieso klar und wurde ja auch schon kritisiert. Ich fand auch, dass die Zugänge zum Festivalgelände unterbesetzt waren. Wofür baut man hier 3 Einlässe auf, wenn man die dann quasi nie nutzt? Ich hab nur einmal alle 3 parallel offen gesehen und da ist es auch wirklich gut durchgerutscht, ansonsten musste man hier immer anstehen.
Campingplatz hat mir dann sehr gut gefallen, hatte viele nette Leute um mich rum und witzigerweise auch zufällig 6 Camps mit Bekannten im Umkreis von 50 Metern, das hat meinem Pegel geholfen. Mir haben aber auch Trinkwasserstellen auf den Campingplätzen gefehlt. Auf dem Green Camp hätte es auch nochmal eine Insel mit Duschen, Wasserstellen und Spültoiletten geben müssen.
Insgesamt war es wieder schön, so viele Leute auf einem Event zu sehen und nach den Jahren auch viele Gesicher wiederzuerkennen. Ich war auch über den höher als erwarteten Altersschnitt überrascht und durchaus auch erfreut. Stimmung war im Publikum für mich immer gut und ich habe keine unangenehme Begegnug gehabt. Nervig fand ich nur das durchgehende gemoshe bei quasi jeder Band zu jedem Lied. Klar, hat sich über die Jahre bei den Leuten etwas angestaut und diese Energie muss raus. Aus meiner Sicht sollte es dann aber auch zu der gespielten Musik passen und dann bin auch ich gerne dabei.
Das Thema Essen und Preise wurde hier ja schon reichlich diskutiert und ich möchte es gerne etwas anders betrachten. Für mich war dieses Jahr stark schwankend, wie gut die unterschiedlichen Speisen sind und damit auch ihr Preis. Positiv hervorheben möchte ich hier genau die gleichen Speisen, wie schon beim Tempelhof Sounds. Die Pizza aus dem Holzofen, die Handbrotzeit, die Burritos und allen voran das vegane Gulasch waren sehr sehr lecker und für mich auch absolut ihr Geld wert. Anders ging es mir bei Fish and Chips und den von Kato angesprochenen Nudeln. Diese waren ihren hohen Preis nicht wert. Ich bin definitiv gerne bereit für gute Qualität und Frische mehr ausgegeben, aber dann muss diese auch gegeben sein. Positiv hervorheben möchte ich noch den Frozen Yogurt von Yomaro, einfach die perfekte Erfrischung bei den Temperaturen.
Das Wetter war für mich ähnlich wie in Berlin eigentlich zu warm, aber deutlich angenehmer als wenn es geregnet hätte. Über den dadurch entstehenden Staub wurde ja auch schon reichlich berichtet. Ich habe mich dadurch mehr aus den Pits herausgehalten und bin so auch bis Sonntag ohne Husten durchgekommen. Sehr gut, wenn auch absolut notwendig, fand ich auch den Wasserwerfer am Samstag vor der Platin Lounge.
Mit großen Fragezeichen hat mich allerdings die Umgestaltung des Festivalgeländes zurückgelassen. Braucht es wirklich eine größere White Stage? War die jemals ausgelastet? Was möchte man mit der Vergrößerung des Festivalgeländes erreichen? Aus meiner Sicht macht dieser Move nur Sinn, wenn die Green Stage mit größeren Headlinern, die sich nicht mit anderen Bands überschneiden gefüllt werden soll. Diese muss FKP aber erstmal liefern. Welche Probleme das mit sich bringt hat der Übergang von K.I.Z. zu Deichkind auf höhe der Platin Lounge gezeigt. Ich stand selbst in der Menge und habe mich bei dem aufkommenden Stau lieber schnell zurück zur Blue verpieselt und dort dann doch lieber auf 21 Pilots gewartet. An dieser Engstelle sind einfach nicht ausreichend Wege gegeben, um so große Menschenmengen in kurzer Zeit von A nach B wandern zu lassen, gerade wenn eine Band auf der Green spielt und auch von vielen Leuten gesehen werden will. Nach Rise Against hat sich hier bei Kings of Leon gar kein Stau gebildet. Für mich persönlich war die Verlegung der White Stage aus 2 Gründen einfach nur nervig. Zum Einen sind so die Wege länger geworden, kurze Wege waren für mich immer ein großer Vorteil auf dem Hurricane Gelände. Zum Anderen war die Beschallung auf dem Campingplatz so viel zu laut. Dass gerade am lautesten Punkt das Green Camp liegt wurde hier ja auch schon ausreichend kritisiert.
Kommen wir nun zu den Bands. Gesehen habe ich:
Milliarden - super Band für die Warm Up Party
Ok Kid - Trotz kurzfristigkeit und nicht Verfügbarkeit ihres eigentlichen Teams ein Top Konzert mit super Stimmung vor der Bühne
Fontaines D.C. - haben mir nochmal besser als auf dem Tempelhof gefallen, da bleibe ich dran
The Killers - Überraschend gut mit Top Stimmung, leider hat mein Körper hier am Ende schlapp gemacht und ich habe dadurch Seeed auf den Dixis verbracht. Ein No Go war aber der Spruch vom Sänger "This is a super spreading event."
Half Moon Run - hat mich überhaupt nicht gepackt
Provinz - Sehr sehr starker Auftritt mit super Stimmung und auch einer sehr vollen Blue Stage
Turbostaat - gestartet mit gefühlt 200 Leuten vor der Red, super Stimmung und dadurch vollkommen verdient stetig wachsendes Publikum
Jimmy Eat World - hat mich enttäuscht und ich bin nach der Hälfte gegangen
Fil Bo Riva - perfekte Band, um sich am frühen Abend in der Sonne weiter hinten hinzulegen und der Musik zu lauschen, werde ich definitiv öfter hören
Von wegen Lisbeth - für mich die Enttäuschung des Wochenendes. Habe ich mich sehr drauf gefreut, höre ich eigentlich gerne, haben bei mir aber dann gar nicht gezündet.
K.I.Z. - Eines der besten Konzerte des Wochenendes. Schön minimalistische Show, Top Stimmung und gute Setlist. Auch witzig zu sehen, wie hier nach 2 Liedern aus dem ersten Wellenbrecher gefühlt 200 Leute geflüchtet sind, weil sie nicht auf die Texte eingestellt waren
Kitschkrieg - haben da wirklich nur die beiden Jungs aufgelegt und die Trettman Tracks vom Band laufen lassen? Das war gar nichts für mich.
21 Pilots - Haben mich leider auch nicht erwischt und ich bin nach ca. 6 Songs gegangen. Ich fand schade, dass sie mit ihren eher ruhigeren Liedern angefangen haben und finde den Nachtslot auf der Blue im Sinne der Erschöpfung schon immer schwierig.
Nura - Absoluter Abriss Sonntag Mittag, das hat einfach Spaß gemacht
Swiss & die Anderen - genau wie Nura
Thees Uhlmann - sehr sympatisch und unterhaltsam wie immer. Bin allerdings nach 4 Liedern gegangen, um bei der Red Stage vorne reinzukommen
Kummer - Zum Glück dann wenige Minuten vor Konzertbeginn doch noch in den ersten Wellenbrecher gelassen worden. Das Konzert hat mir super gefallen und war für mich das beste Konzert des ganzen Wochenendes. Hat mich komplett abgeholt und ich bin froh, ihn auch als Kummer gesehen zu haben. Auch sehr sympathisch, dass er sich noch gut an das erste Kraftklub Konzert auf dem Hurricane erinnert hat.
BMTH - hat mich leider nicht erwischt, ist aber auch nicht wirklich meine Musik. Meine Begleitungen fanden es alle super
Rise Against - Hat mich komplett abgeholt und super Spaß gemacht. Auch für mich als nicht sehr großer Fan eine super Setlist für ein Festival. Ich frage mich allerdings, warum die so einen Ruf als schlechte Live Band haben.
Fazit insgesamt: Es hat schon wieder sehr viel Spaß gemacht. 2 Wochen nacheinander Festival sind hart und ich fand das Tempelhof Sounds deutlich bequemer und entspannter. Ich nehme aber auch mit, dass es nicht immer die ganz großen Headliner sein müssen, welche die Highlights eines Festivals sind. Es macht mir auf jeden Fall wieder viel Spaß, so Live Bands kennenzulernen, mit denen man sich ansonsten nie beschäftigt hätte. Ob ich in den nächsten Jahren wieder hier aufschlagen werde, hängt für mich nun umso stärker vom Line Up ab. Ich bin gespannt, wie stark FKP die neu gewonnene Fläche vor der Green für große Headliner nutzen kann und freue mich schon auf die Line Up Spekulationen. Ich erwarte hier irgendwie eine Festivaltour mit den Ärzten auf dem Hurricane und den Hosen am Ring. Liege damit aber auch gerne falsch.
PS: Hat jemand Kontakte zu dem veganen Gulasch? Das will ich nachkochen.