AUßERIRDISCHE
Gerade wollten wir in unser Wellnesshotel in Lahnstein vom Nordic-Night-Walking zurück, als in einer Waldlichtung ein helles Licht über unseren Köpfen erschien.
Erst dachten wir uns nichts weiter, war vielleicht nur eine Reflexion oder eine Lichtspiegelung aus Horchheim ? Doch es kam immer näher und sah aus wie ein umgedrehter Spucknapf.
Dann gab es einen hellen Blitz und zack! sitzen wir in einer Art Empfangslobby in der, nennen wir es mal, Untertasse.
4 als Nonnen ? ohne Scheiss ? verkleidete Aliens begrüßten uns sehr freundlich, und kamen auch gleich zur Sache: Sie würden gern jedem von uns eine Sonde implantieren und gleich darauf mit uns ein paar kurze Experimente durchführen und zum Abendbrot wären wir auch schon wieder zurück in unserer Rehaeinrichtung.
?When in Rome ?? dachte jeder von uns für sich und wir willigten kollektiv ein.
Im Handumdrehen waren die faustgroßen Geräte schon in die passenden Körpergegenden veroperiert. Bei Farin und Bela sah man gerade mal kleine Huckel, nur meine Sonde lugte achtern etwas hervor. Sie hatte eine kurze DVBT-eske Stummelantenne, mit Swivelgelenk.
Yps! und schon lagen wir auf edlen Alabastertischen und ließen die Tests über uns ergehen, die erst mal aus verschiedenen Gesellschaftsspielen bestanden.
Nach einer Runde Memory kam der anstrengende Teil:
Uns wurden gefühlte 200000 Unboxing Videos gezeigt, dabei durften wir den Blick nicht vom Bildschirm abwenden. (Farin, der fernsehen nicht gewohnt war, wurden die Augen mit Draht arretiert.)
Am Anfang war es noch recht spannend, wie Staubsauger, Büroklammern und Reisetaschen elegant ausgepackt und anschließend kurz ausprobiert wurden, aber als dann Mehl, Würfelzucker, Brühwürfel und Dosenbohnen ausgepackt wurden, schwang die Langeweile ihr schärfstes Schwert und zerschnitt Saite für Saite unserer Geduldsfäden.
So ging das mehrere Wochen, den ganzen Nachmittag lang.
Schließlich waren die Experimente beendet, und man schob uns ziemlich schroff aus der Untertasse ? von der anfänglichen Herzlichkeit keine Spur mehr.
Blitze und Rauch ? und Wastl! schon standen wir wieder in irgendeiner Gegend. Unsere Nordic Walking- Stöcke hatten die Nonnen einbehalten, Mist! Immerhin hatte Bela ein Nonnenkostüm mitgehen lassen, was er auch gleich überwarf.
Nach einem schweigsamen Marsch durch die Botanik erkannten wir in der Dunkelheit ein Ortsschild: Bad Salzuflen.
Die verdammten Nonnen hatten uns auch noch völlig woanders abgesetzt!
Farin hatte nun endgültig genug und beschloss, einfach aufzuwachen, aber ich und Bela wollten nicht aufgeben. Uns gefiel die Möglichkeit, für ein Paar Tage in einem gediegenen Thermal-Heilbad zu entspannen und wir pamperten uns mit Schlammpackungen und Salzsauna, bis Farin uns zu sich holte.
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