Streik bei der deutschen Bahn

eröffnet von Weech am 06.10.2007 18:38 Uhr
159 Kommentare - zuletzt von Jubelbube

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clime
18.11.2007 14:53Supporter

Das kannst Du natürlich so sehen (ich sehe es nicht so), ich denke aber mal, dass es auch bei einer niedriger angesetzten Forderung zur gleichen Haltung des Bahnvorstandes gekommen wäre. Eben aufgrund dieser Klausel im Tarifvertrag mit der TG, die es diesen beiden Gewerkschaften erlaubt, nachzuverhanden, wenn mit der GDL ein höherer Vertrag abgeschlossen wird. Das sollte auf jeden Fall vom Bahnvorstand verhindert werden, was ich auch durchaus nachvollziehen kann, aber letztendlich ist das nicht die Schuld der GDL, dass einerseits der Bahnvorstand sich auf so eine Klausel einlässt und andererseits die TG sich mit so einem niedrigen Abschluss zufriedenstellen lässt.
Was denkst du denn dazu? Glaubst du, dass es bei einer Ausgangsforderung der GDL nach meinetwegen 10% mehr Lohn (als Argument für diese Zahl: Ausgleich des Reallohnverlustes) nicht genau gleich verlaufen wäre? Ich denke das schon, aus o.g. Gründen - würdet ihr dann immernoch sagen, dass der Streik unverhältnismäßig ist?


Edit: Achso, weiß jetzt nicht, ob das hier schon genannt wurde: Heute Abend bei Anne Will (ARD, 21.45) zu Gast: M. Schell (GDL), M. Suckale (DB), N. Hansen (Transnet) und K. Biedenkopf (Schlichter)...das könnte spannend werden. Ich schreibs mal noch beim TV-Tipp rein.

Sirius1078
18.11.2007 15:01

Aber wer bekommt den Ausgleich des Reallohnverlustes? Keiner der normal arbeitenden Bevölkerung! Und dann werden abstruse Forderungen nach 30 % gestellt. Naja das ist das eine, wer es für richtig findet ... OK. Ich nicht. Viel schlimmer finde ich das die GDL zudem noch versucht durch solche Forderungen eine 2-Klassen Gesellschaft innerhalb eines Unternehmens zu Bilden. Vorstand mal ausgenomen - sonst wäre es schon eine 3-Klassen Gesellschaft. Das Problem mit Überzogenen Managergehältern ist wieder ein anderes Thema aber die Belegschaft zusätzlich noch zu spalten ist für mich kein schöner Gedanke!

Edit: Außerdem haben die Lokführer sich diesen Beruf ausgesucht und wer sich schlau macht über einen Beruf den er/sie ergreifen möchte weiss man auch in welchen Regionen der Verdienst liegen wird!

Junior
18.11.2007 15:16

Zitat:
HR


epic schrieb:
joa fieser du bist auch anscheind nicht betroffen....das sind sowieso die besten!
und du bist genau einer von dennen der sich dann nachher aufregen wenn die preise angehoben werden. daumen hoch für diese peinliche doppelmoral.
HR

Auch wenn die Diskussion wohl schon vorbei ist:
Deine Argumentation ist wirklich sehr inkonsequent!
Auf der einen Seite regst du dich über das NRW-Ticket auf, und auf der anderen Seite beschwerst du dich über Leute, die nicht "betroffen" sind (und das in dem Fall sogar ungerechtfertigter Weise).

Wo da der Zusammenhang ist?
Ganz einfach: so wie ich das verstanden hab, komst du aus Moers und studierst in Bochum.
Glückwunsch, du hast das Glück, dass du nur im VRR fahren musst, um von A nach B zu kommen.
Aber wenn du schon nen paar Kilometer weiter müsstest (z.B. nach Xanten) zahlst du 5,5€ oder so pro Fahrt.
D.h. die 35€ würdest du mit 4 Besuchen in der Heimat pro Semester schon wieder raus haben.

Klar, dass kann dir egal sein, weil du daraus keinen Nutzen ziehst und im Grunde kann ich die Argumentation nachvollziehen, wenn du sagst, dass es ja nicht sein kann, dass du da mehr zahlst, damit andere den Nutzen haben.
Aber wer so argumentiert (was ich dir nicht vorwerfen will, weil ich dazu von dir noch nichts gelesen hab), der muss als logische Konsequenz gleich die Abschaffung des Semestertickets generell fordern, weil es immer auch ne große Zahl Studenten gibt, die das überhaupt nicht nutzen.


Aber wie auch immer, um mal zum Thema zurückzukommen.
Ich denke auch, dass es sich wohl noch ne ganze Weile hinziehen wird.
Mehdorn bekommt immer mehr Probleme mit seinem Börsengang und eine drastische Gehaltserhöhung für die GDL würd die Sache noch komplizierter machen.
Damit gerät seine jahrelange Arbeit immer mehr in Gefahr.
Und die GDL hat seitdem sie auch den Güterverkehr bestreiken dürfen eine völlig neue Macht und das wissen sie auch.
Dazu kommt, dass das sicherlich zwei Sturköpfe sind, die man nur schwer dazu bringt von ihrer Position abzuweichen.
Das sind alles keine guten Voraussetzungen für eine baldige Lösung.[addsig]

clime
18.11.2007 15:30Supporter

Zitat:
HR


Sirius1078 schrieb:
Aber wer bekommt den Ausgleich des Reallohnverlustes? Keiner der normal arbeitenden Bevölkerung!
HR

Das sollte nur ein Beispiel von mir sein, zu meiner eigentlichen Frage hast Du gar nichts geschrieben - fändest Du es denn auch unverhältnismäßig, wenn die Lokführer nur für 10% (oder als andres Beispiel meinetwegen 7%) streiken würden und die Bahn diese Erhöhung konsequent ablehnen würde? Darauf will ich doch hinaus, weil ich denke, der Bahn geht es einfach nur darum, überhaupt einen Abschluss oberhalb von 4,5% zu verhindern.

Zitat:
HR

Viel schlimmer finde ich das die GDL zudem noch versucht durch solche Forderungen eine 2-Klassen Gesellschaft innerhalb eines Unternehmens zu Bilden. Vorstand mal ausgenomen - sonst wäre es schon eine 3-Klassen Gesellschaft. Das Problem mit Überzogenen Managergehältern ist wieder ein anderes Thema aber die Belegschaft zusätzlich noch zu spalten ist für mich kein schöner Gedanke!
HR

Auch hierauf nochmal meine Antwort, dass die GDL das nur tut, weil sich die anderen Gewerkschaften eben nicht besonders fürs Fahrpersonal intressiert haben in den letzten Tarifrunden. Denen geht es eben hauptsächlich um "ihre" Beschäftigten und nicht um die der kleinen Gruppe, die durch die GDL vertreten wird, was u.a. dazu geführt hat, dass das Fahrpersonal eine Stunde pro Woche länger arbeiten muss als alle andren Bahnangestellten. Irgendwann hatte die GDL halt die Schnauze voll davon, immer nur der Juniorpartner zu sein, dessen Forderungen nicht im Geringsten erfüllt werden bzw. deren vertretene Arbeitnehmer immer links gelassen werden von den "großen" Gewerkschaften. Insofern sind in meinen Augen die anderen Gewerkschaften selbst Schuld an dieser Zweiklassengesellschaft, wie du sie nennst. Hätten sie sich von vorneherein auch für die Belange der von der GDL vertretenen Berufsgruppen intressiert, wäre es vermutlich gar nicht so weit gekommen. (Das ist nur ne Vermutung, ich weiß es nicht, es ist für mich aber schlüssig.)

Zitat:
HR

Edit: Außerdem haben die Lokführer sich diesen Beruf ausgesucht und wer sich schlau macht über einen Beruf den er/sie ergreifen möchte weiss man auch in welchen Regionen der Verdienst liegen wird!
HR

Hachja, das Totschlagargument überhaupt. An alle, die sich aufregen, dass die Bahnen nicht fahren und sie nicht vorwärts kommen bzw. dass Güter nicht befördert werden: Ihr alle hättet euch ja schlau machen können über die möglichen Zugausfälle durch Streiks, auch die Unternehmen könnten ihre Güter anders befördern, ihr habt euch doch selbst die Bahn ausgesucht.......denk mal über die Argumentation nach, nach deiner Theorie dürfte es niemals zu Gehaltssteigerungen kommen, weil sich ja jeder den Beruf aussuchen kann, der ihm genug Geld abwirft. Das sich irgendwann mal seine Bedürfnisse ändern oder sich gar jemand nen Beruf nicht nur nach der Bezhlung aussucht, ist dann natürlich völlig ausgeschlossen......

NoelGallagher
18.11.2007 15:31Supporter

Zitat:
HR


clime schrieb:
Glaubst du, dass es bei einer Ausgangsforderung der GDL nach meinetwegen 10% mehr Lohn (als Argument für diese Zahl: Ausgleich des Reallohnverlustes) nicht genau gleich verlaufen wäre? Ich denke das schon, aus o.g. Gründen - würdet ihr dann immernoch sagen, dass der Streik unverhältnismäßig ist?
HR

Ich bin mir ziemlich sicher, dass es dann nicht zu dieser Eskalation gekommen wäre.

Und zu der Klausel. Ich höre zum ersten Mal davon, aber ich glaube dir. Letztendlich hat es aber keinen Einfluss auf die entscheidenen Frage, ob die 30% tatsächlich gerechtfertigt sind oder ob nicht einzelne "Schlüssel"-Arbeitnehmer ihre Stellung im Betrieb einseitig zu Lasten der anderen Arbeitnehmen ausnutzen.

Daneben kann man es aber auch als Eingeständnis sehen, in den letzten Jahr(zehnt)en schlecht verhandelt zu haben. Sei es direkt als GDL nach der Trennung von der Tarifgemeinschaft oder davon noch innerhalb der Gemeinschaft bzw. der Entschluss, dieser überhaupt beizutreten. Und wer sich entschließt Lokführer zu werden, wusste um die Bezahlung und kann davon nicht überrascht werden, dass man jetzt 30% mehr fordert.

Und daneben behaupte ich weiterhin (kann es aber natürlich nicht belegen), dass die Forderung nach einem eigenen Tarifvertrag und auch Lohnerhöhung nur vorgeschoben sind und es eigentlich um Machtsicherung im Falle der oder gar Verhinderung der Bahnprivatisierung geht.

NoelGallagher
18.11.2007 15:39Supporter

Zitat:
HR


clime schrieb:
Hachja, das Totschlagargument überhaupt. An alle, die sich aufregen, dass die Bahnen nicht fahren und sie nicht vorwärts kommen bzw. dass Güter nicht befördert werden: Ihr alle hättet euch ja schlau machen können über die möglichen Zugausfälle durch Streiks, auch die Unternehmen könnten ihre Güter anders befördern, ihr habt euch doch selbst die Bahn ausgesucht.......denk mal über die Argumentation nach
HR

Zum einen ist es durchaus so, dass Unternehmen Notfallpläne für einen solchen Fall haben sollten. Streiks sind ja nicht der einzige Grund, weshalb Bahnen mal nicht fahren können.

Daneben hat die Bahn aber auf bestimmten Strecken immer noch ein natürliches Monopol, was ein Ausweichen schwierig bis unmöglich macht.


Zitat:
HR

nach deiner Theorie dürfte es niemals zu Gehaltssteigerungen kommen, weil sich ja jeder den Beruf aussuchen kann, der ihm genug Geld abwirft. Das sich irgendwann mal seine Bedürfnisse ändern oder sich gar jemand nen Beruf nicht nur nach der Bezhlung aussucht, ist dann natürlich völlig ausgeschlossen......
HR

Bedürfnisse haben nichts mit dem Lohn zu tun, aber das nur am Rande.
Wem die Bezahlung zu gering ist, kann den Beruf wechseln. Die freie Berufswahl ist grundgesetzlich garantiert.

clime
18.11.2007 15:49Supporter

Zitat:
HR


NoelGallagher schrieb:

Ich bin mir ziemlich sicher, dass es dann nicht zu dieser Eskalation gekommen wäre.

Und zu der Klausel. Ich höre zum ersten Mal davon, aber ich glaube dir. Letztendlich hat es aber keinen Einfluss auf die entscheidenen Frage, ob die 30% tatsächlich gerechtfertigt sind oder ob nicht einzelne "Schlüssel"-Arbeitnehmer ihre Stellung im Betrieb einseitig zu Lasten der anderen Arbeitnehmen ausnutzen.

Daneben kann man es aber auch als Eingeständnis sehen, in den letzten Jahr(zehnt)en schlecht verhandelt zu haben. Sei es direkt als GDL nach der Trennung von der Tarifgemeinschaft oder davon noch innerhalb der Gemeinschaft bzw. der Entschluss, dieser überhaupt beizutreten. Und wer sich entschließt Lokführer zu werden, wusste um die Bezahlung und kann davon nicht überrascht werden, dass man jetzt 30% mehr fordert.
HR

Auf die Schnelle habe ich als Beleg für die Klausel nur diesen Artikel der FAZ vom 9.11. gefunden.

Selbstverständlich ist es ein Eingeständnis, in den letzten Jahren schlecht verhandelt zu haben, oder, wenn man es anders ausdrücken will, in den letzten Jahren aufgrund des Betriebsfriedens, der Verhinderung einer Zweiklassengesellschaft oder wie auch immer, bewusst darauf verzichtet zu haben, einen eigenständigen Tarifvertrag abgeschlossen zu haben. Ich weiß, dass die GDL beispielsweise schon 2003 für einen solchen Tarifvertrag streiken wollte, sich dann aber doch wieder hat breitschlagen lassen (nachzuvollziehen u.a. daran, dass ihr das damals vom LAG Hessen erlaubt wurde, für einen Spartentarifvertrag zu streiken - s. dazu diese Meldung auf der GDL-Seite zur Ablehnung eines Befangenheitsantrags gegen den Richter, der damals urteilte). Offensichtlich gab es derlei Auseinandersetzungen doch schon länger bzw. auch bei vorangegangen Tarifrunden, aber man hat immer wieder darauf verzichtet, es eskalieren zu lassen. Diesmal war das Fass halt einfach übergelaufen und man geht mit all dem in die Verhandlung, was einem die letzten Runden verwehrt wurde.

Zitat:
HR

Und daneben behaupte ich weiterhin (kann es aber natürlich nicht belegen), dass die Forderung nach einem eigenen Tarifvertrag und auch Lohnerhöhung nur vorgeschoben sind und es eigentlich um Machtsicherung im Falle der oder gar Verhinderung der Bahnprivatisierung geht.
HR

Das ist natürlich eine durchaus denkbare Variante. Niemand weiß, worum es hinter den Kulissen wirklich geht. Ich halte oben dargelegte Variante für schlüssig, aber natürlich kann es auch völlig andere Ursachen geben (oder eine Mischung aus beidem).

NoelGallagher
18.11.2007 15:54Supporter

Man muss sich einfach mal überlegen, was für Folgen es haben könnte, wenn jetzt alle einzelne Berufsgruppen einen eigenen Tarfivertrag fordern. Wir bekämen viele kleine Gewerkschaften mit quasi-volkswirtschaftlicher Veto-Funktion. Und das zu Lasten aller anderer Arbeitnehmer.

Ich überspitze mal bewusst: Als nächstes könnten die Mitarbeiter der Netzzentralen der Stromerzeuger einen eigenen Tarifvertrag mit einem Gehalt von 100.000,- Euro pro Monat fordern. Andernfalls gibt es unbefristeten Streik und in ganz Deutschland gäbe es tage- oder wochenlang keinen Strom mehr.

clime
18.11.2007 15:56Supporter

Zitat:
HR


NoelGallagher schrieb:

Zum einen ist es durchaus so, dass Unternehmen Notfallpläne für einen solchen Fall haben sollten. Streiks sind ja nicht der einzige Grund, weshalb Bahnen mal nicht fahren können.

Daneben hat die Bahn aber auf bestimmten Strecken immer noch ein natürliches Monopol, was ein Ausweichen schwierig bis unmöglich macht.
HR

Völlig richtig, das war absichtlich überspitzt von mir ausgedrückt, weil ich das Argument "die hätten sich ja nen anderen Beruf suchen können" für eher fragwürdig halte. Mal davon abgesehen, dass niemand bei nem Berufseinstieg vor einigen Jahren hätte ahnen können, dass die Beschäftigten eine (effektive) Nullrunde nach der andern bzw. eine Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich nach der anderen hinnehmen müssen, konnte auch keiner der Lokführer ahnen, dass die Bahn einen Milliardengewinn einfährt. Daran angepasst sind jetzt die Forderungen, warum die so hoch sind hab ich schon begründet, eben weil man in den letzten Runden ob der Unternehmenslage bewusst darauf verzichtet hat. Jetzt geht es dem Unternehmen gut und man fühlt sich durch die großen Gewerkschaften so schlecht vertreten wie noch nie - also streikt man für einen eigenen besseren Tarifvertrag.

Zitat:
HR

Bedürfnisse haben nichts mit dem Lohn zu tun, aber das nur am Rande.
Wem die Bezahlung zu gering ist, kann den Beruf wechseln. Die freie Berufswahl ist grundgesetzlich garantiert.
HR

Halte ich für realitätsfern - was würdest Du denn sagen, wenn plötzlich alle streikenden Lokführer (denen der Lohn ja zu gering ist, sonst würden sie nicht streiken) kündigen und sich nen neuen Job suchen würden? Das mag vielleicht in der Theorie so sein, aber in der Praxis? Also ich weiß nicht, es gehört doch neben dem zu geringen Lohn noch so einiges andres dazu, um den Beruf zu wechseln.

clime
18.11.2007 16:03Supporter

Zitat:
HR


NoelGallagher schrieb:
Man muss sich einfach mal überlegen, was für Folgen es haben könnte, wenn jetzt alle einzelne Berufsgruppen einen eigenen Tarfivertrag fordern. Wir bekämen viele kleine Gewerkschaften mit quasi-volkswirtschaftlicher Veto-Funktion. Und das zu Lasten aller anderer Arbeitnehmer.
HR

Du sagst es ja selbst - es KÖNNTE dazu kommen. Muss es aber nicht. Warum sollen die Gewerkschaften es hinnehmen, dass sich die Vorstände immer mehr in die eigene Tasche stecken und die Arbeiter mit sehr geringen Gehaltserhöhungen nach Hause geschickt werden? Was hat denn das mit der Sozialpartnerschaft zu tun, die es ursprünglich mal zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern gab? Wenn diese von der Arbeitgeberseite nicht mehr eingehalten wird, warum sollen sich dann die Gewerkschaften weiterhin an die Tarifeinheit halten? Es geht doch jedes Maß verloren, wenn sich Mehdorn seit 1996 das Gehalt um 300% erhöht, während die Angestellten 10% Reallohnverlust haben. Irgendwann lassen sich die Gewerkschaften das eben nicht mehr bieten und wollen entsprechend bezahlt werden - jahrelang haben sie aufgrund schlechter wirtschaftlicher Lage, der Wiedervereinigung oder aus welchen fadenscheinigen Gründen auch immer auf ihren Anteil am Kuchen verzichtet und sogar Einbußen hingenommen - jetzt geht es der Wirtschaft besser, aber die Angestellten sollen doch bitteschön bloß nichts davon mitbekommen. Das ist doch der Auslöser - es gibt einfach Gewerkschaften, die sich nicht mehr verarschen lassen wollen und ihre Macht ausspielen - und diese haben meine volle Sympathie und ich hoffe, nach erfolgreichem Kampf der GDL springt der Funke auch auf andere über.

David
18.11.2007 16:10

Zitat:
HR


clime schrieb:

Nochmal: Wie stellst Du Dir eine angemessene Reaktion vor? Die haben doch nicht mit 60-stündigen Streiks angefangen, sondern mit Warnstreiks, die nur einige Stunden liefen und das dann immer weiter ausgebaut. Liefer doch mal ein Rezept, was die Arbeitnehmer statt diesem Streik tun sollen, um ihre Intressen durchzusetzen, anstatt ständig zu schreiben, dass das völlig überzogen ist. Streik ist nunmal das Mittel, das eine Gewerkschaft hat.
HR


das streite ich doch garnicht ab. ich will nicht das streikrecht in frage gstellen. um gottes willen. es geht einfach um die angemessenheit. und die ist hier überhaupt nicht gegeben.

warum muss gleich das ganze land bestreikt werden ?
würden punktuelle streiks nicht auch ausreichen ? 3 tagem hamburg, 3 tage berlin, 3 tage münchen, 5 tage seehafen XY usw.

und da zeigt sich das problem dass die GDL hat, sie vertritt lediglich bisschen mehr als die hälfte der lokführer / des zubegleiter personals.
solche streiks könnten von der bahn wahrscheinlich einigermaßen kompensiert werden.
und das zeigt ganz eifnach, dass die GDL und herrn schell sich viel wichtiger machen als sie es wirklich sind. es darf nicht sein, dass die hälfte des perosnals ein ganzes land lahm legt, während die andere hälfte des personals einem tarifvertrag zugestimmt hat.


und muss man sich fragen
- sind die in der GDL vereinigten lokführer besser als die der transnet ?
- haben sie mehr verdient ?


und da muss man ganz klar eine riegel vorschieben, es kann für ein unternhemen nur einen einheitlichen tarifabschluss für eine berufsgruppe geben, also keine extrawürste für die GDL.


und auch nicht falsch verstehen, ich bin durchaus der meinung, dass den bahnmitarbeitern saftige gehaltserhögungen zustehen, es gerecht ist, wenn sie an den gewinnen beteiligt werden.

aber dann einheitlich und ganz bestimmt nicht im umfang von 30%. das entberrt jeder verhandlungsgrundlage.



NoelGallagher
18.11.2007 16:20Supporter

Zitat:
HR


clime schrieb:
Warum sollen die Gewerkschaften es hinnehmen, dass sich die Vorstände immer mehr in die eigene Tasche stecken und die Arbeiter mit sehr geringen Gehaltserhöhungen nach Hause geschickt werden? Was hat denn das mit der Sozialpartnerschaft zu tun, die es ursprünglich mal zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern gab? Wenn diese von der Arbeitgeberseite nicht mehr eingehalten wird, warum sollen sich dann die Gewerkschaften weiterhin an die Tarifeinheit halten? Es geht doch jedes Maß verloren, wenn sich Mehdorn seit 1996 das Gehalt um 300% erhöht, während die Angestellten 10% Reallohnverlust haben. Irgendwann lassen sich die Gewerkschaften das eben nicht mehr bieten und wollen entsprechend bezahlt werden - jahrelang haben sie aufgrund schlechter wirtschaftlicher Lage, der Wiedervereinigung oder aus welchen fadenscheinigen Gründen auch immer auf ihren Anteil am Kuchen verzichtet und sogar Einbußen hingenommen - jetzt geht es der Wirtschaft besser, aber die Angestellten sollen doch bitteschön bloß nichts davon mitbekommen. Das ist doch der Auslöser - es gibt einfach Gewerkschaften, die sich nicht mehr verarschen lassen wollen und ihre Macht ausspielen - und diese haben meine volle Sympathie und ich hoffe, nach erfolgreichem Kampf der GDL springt der Funke auch auf andere über.
HR

Dass etliche Vorstandsgehälter nicht angemessen sind, möchte ich nicht abstreiten. Wie ich aber schon einmal geschrieben habe, sind Löhne nichts anderes als Preise, die sich nunmal durch das Angebot und die Nachfrage bilden. Das Angebot an guten Managern scheint nunmal ziemlich klein zu sein. Dass da dennoch etliches schief läuft (Klüngeleien zwischen Vorstand und Aufsichtsrat) dürfte unbestritten sein.

Für eine "gerechtere" Verteilung des Einkommens ist das Steuersystem zuständig. Für die Lohnhöhe kann dies nur der Markt sein, mit allen "Ungerechtigkeiten", die das so mit sich bringt. Dass das Steuersystem IMO nicht effizient und dringend reformbedürftig ist, steht auf einem anderen Blatt.

Das kann jeder auch an sich selbst feststellen, wenn er z.B. etwas bei ebay für den gebotenen Höchstpreis versteigert. Da nimmt auch niemand Rücksicht auf eine gerechte Verteilung - es könnte ja sein, dass jemand anderes das angebotene Gut dringender benötigt oder schlicht nicht soviel dafür bezahlen kann. Ungerecht?

clime
18.11.2007 16:21Supporter

Zitat:
HR


David schrieb:

warum muss gleich das ganze land bestreikt werden ?
würden punktuelle streiks nicht auch ausreichen ? 3 tagem hamburg, 3 tage berlin, 3 tage münchen, 5 tage seehafen XY usw.

und da zeigt sich das problem dass die GDL hat, sie vertritt lediglich bisschen mehr als die hälfte der lokführer / des zubegleiter personals.
solche streiks könnten von der bahn wahrscheinlich einigermaßen kompensiert werden. und das zeigt ganz eifnach, dass die GDL und herrn schell sich viel wichtiger machen als sie es wirklich sind. es darf nicht sein, dass die hälfte des perosnals ein ganzes land lahm legt, während die andere hälfte des personals einem tarifvertrag zugestimmt hat.
HR

Das stimmt so nicht, über 80% der Lokführer sind in der GDL organisiert, es gibt aber auch eine Vielzahl Beamte unter ihnen, die eben nicht streiken dürfen. Auch Lokführer, die erst nach Abschluss des Tarifvertrages von Transnet und Bahn zur GDL gewechselt sind, dürfen nicht streiken (und das sind immerhin um die 400, also ca. 5% der Lokführer). Würde man nur punktuell streiken, würde das keine Auswirkung haben, wie du schon sagst, dann würden eben die nicht verbeamteten GDL-Lokführer von vorneherein aus den Schichtplänen herausgenommen werden. Es ist ja eben nicht so, dass immer alle Lokführer auf der Schiene sind, irgendwann hat man ja auch mal nen freien Tag - und diesen freien Tag haben dann eben "zufällig" die GDLer. Deshalb muss bundesweit gestreikt werden, nicht weil auch Lokführer in der Transnet organisiert sind.

Zitat:
HR

und muss man sich fragen
- sind die in der GDL vereinigten lokführer besser als die der transnet ?
- haben sie mehr verdient ?
und da muss man ganz klar eine riegel vorschieben, es kann für ein unternhemen nur einen einheitlichen tarifabschluss für eine berufsgruppe geben, also keine extrawürste für die GDL.
HR

Völlig richtig, es haben alle Lokführer eine Gehaltserhöhung verdient. Wenn sich die Transnet aber eben mit so einem niedrigen Abschluss zufriedenstellt, ist das doch nicht die Schuld der GDL, sondern ihre eigene. Soll deshalb die GDL auf ihre Forderungen verzichten?

Zitat:
HR

und auch nicht falsch verstehen, ich bin durchaus der meinung, dass den bahnmitarbeitern saftige gehaltserhögungen zustehen, es gerecht ist, wenn sie an den gewinnen beteiligt werden.
aber dann einheitlich und ganz bestimmt nicht im umfang von 30%. das entberrt jeder verhandlungsgrundlage.
HR

Es entbehrt nicht jeder Verhandlungsgrundlage. Es ist eine Maximalforderung, die so sowieso nicht durchgesetzt wird, das ist auch der GDL klar und man ist mittlerweile auch öffentlich zurückgerudert auf "einen zweistelligen Prozentbetrag". Warum es zu keiner einheitlichen Lösung gekommen ist, habe ich weiter oben bereits mehrfach beschrieben.

clime
18.11.2007 16:29Supporter

Zitat:
HR


NoelGallagher schrieb:

Für eine "gerechtere" Verteilung des Einkommens ist das Steuersystem zuständig. Für die Lohnhöhe kann dies nur der Markt sein, mit allen "Ungerechtigkeiten", die das so mit sich bringt. Dass das Steuersystem IMO nicht effizient und dringend reformbedürftig ist, steht auf einem anderen Blatt.

Das kann jeder auch an sich selbst feststellen, wenn er z.B. etwas bei ebay für den gebotenen Höchstpreis versteigert. Da nimmt auch niemand Rücksicht auf eine gerechte Verteilung - es könnte ja sein, dass jemand anderes das angebotene Gute dringender benötigt oder schlicht nicht soviel dafür bezahlen kann. Ungerecht?
HR

Ich finde nicht, dass man eine Versteigerung bei Ebay mit Lohnverhandlungen vergleichen kann. In einem Betrieb geht es doch um viel mehr als die reine Arbeitskraft, die bezahlt werden muss. Bei aller wirtschaftlicher Theorie darf man doch nicht vergessen, dass es auch eine menschliche Komponente gibt. Es geht um eine langfristige Beziehung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber, nicht um eine einmalige Sache. Ich kann nur hoffen, dass es bei allen, die das so sehen wie du und denen Menschlichkeit im System scheinbar völlig egal ist, irgendwann mal eine Art Schlüsselreiz einsetzt und ihnen klarmacht, dass auch sie vielleicht irgendwann mal darauf angewiesen sind, dass jemand nicht rein nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern auch ein klein wenig menschlich gesteuert denkt.

NoelGallagher
18.11.2007 16:35Supporter

Was ist denn unmenschlich an der Erkenntnis, dass für die Lohnfindung der Markt und für Umverteilung das Steuersystem zuständig ist?

Ich bin sehr für eine einigermaßen gleichmäßige Einkommensverteilung, um den sozialen Frieden zu wahren und auch aus rein menschlichen und solidarischen Gründen. Es gibt da etliche Modelle, denen ich viel abgewinnen kann.[addsig]

clime
18.11.2007 16:43Supporter

Daran ist nichts unmenschlich, unmenschlich wäre, wenn auf der einen Seite die Arbeitgeber jegliche Lohnerhöhung abschlagen würden mit dem Argument, der Arbeitnehmer sei sofort ersetzbar. Ebenso "unmenschlich" bzw. eher unsolidarisch wäre es, würden Gewerkschaften/Angestellte an Schlüsselpositionen (wie in deinem Beispiel vorhin) unersättlich hohe Forderungen stellen. Ich hab den Glauben an das Gute im Menschen noch nicht verloren und gehe deshalb davon aus, dass es zu beiden Situationen nicht kommen wird, aber nachdem, was du so geschrieben hast bisher, sah es so aus, als wärst du anderer Meinung und würdest ersteres Verhalten gutheißten bzw. sogar fordern. Dein letztes Posting ändert diesen Eindruck aber.

Sirius1078
18.11.2007 16:45

Zitat:
HR


clime schrieb:


Ich finde nicht, dass man eine Versteigerung bei Ebay mit Lohnverhandlungen vergleichen kann. In einem Betrieb geht es doch um viel mehr als die reine Arbeitskraft, die bezahlt werden muss. Bei aller wirtschaftlicher Theorie darf man doch nicht vergessen, dass es auch eine menschliche Komponente gibt. Es geht um eine langfristige Beziehung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber, nicht um eine einmalige Sache. Ich kann nur hoffen, dass es bei allen, die das so sehen wie du und denen Menschlichkeit im System scheinbar völlig egal ist, irgendwann mal eine Art Schlüsselreiz einsetzt und ihnen klarmacht, dass auch sie vielleicht irgendwann mal darauf angewiesen sind, dass jemand nicht rein nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern auch ein klein wenig menschlich gesteuert denkt.
HR

Es stimmt schon was du schreibst aber es geht an der tatsächlichen Realität vorbei. Es wird grundsätzlich in Betrieben nicht mehr auf den Menschen geschaut sondern nur noch auf Produktivität und vor allem auf den Preis geschaut (Ausnahmen bestätigen die Regel). Kompetenzen spielen leider nur noch eine untergeordente Rolle im gegensatz zum Preis/Lohn. Heute werden Jobs mehr oder weniger an den vergeben der das beste Angebot macht und so lange er/sie ins Profil passen. Mehr interessiert nicht mehr wirklich und da es viele gibt die ins Profil passen macht es der Preis. Das ist zwar jetzt teils vom Thema weg aber die Forderungen die an die Bahn gestellt werden gehen genau so an der Realität vorbei! Andere Berufsgruppen können froh sein wenn es überhaupt eine Erhöhung des Lohnes gibt bzw. wenn ich zu meinem Chef gehen würde ob es mehr geld gibt, egal wie gut die Leistung ist, denkt der sich - Jod Jung dann auf wiedersehen ein anderer machts auch für den Kurs. Idealismus schön und gut aber mit der Realität hat es nicht mehr viel zu tun so traurig es auch ist. Die fetten Jahre sind nun mal vorbei!
Nochmal zum eigendl. Thema: Mir kommt es auch eher so vor als wenn es ein mittelschwerer Krieg ist den GDL Vorstand und Bahn miteinander ausführen. Evtl. sollte die Politik einchreiten (auch wenn ich sonst nie so denke) weil der Schaden der dadurch entsteht auf den Schultern aller ausgetragen werden muss.


18.11.2007 18:35

Achtung, das hat jetzt nichts mit der Disskusion zu tun, ich brauche nur mal kurze Hilfe:

Möchte imFebruar nächsten Jahres ein Konzert von The Cure in Hamburg besuchen.Fahr ich von Aachen aus mit dem Zug, weil chilliger. 60 € Hin- und Rückfahrt mit dem Sparpreis 50. Cool.Mein Problem bzw. meine Frage: Da man ja, wenn man Sparpreise in Anspruch nimmt, an die Züge gebunden ist....was passiert, wenn ein Zug Verspätung hat und ich so den Anschluss-Zug, an den ich gebunden bin, verpassen sollte? Vielleicht hat jemand schon mal so eine Erfahrung gemacht?

yulie
18.11.2007 18:37

Ist meinem Ex mal geschehen als er von der Uni kam. war aber gar kein Problem.
Du kannst ja nix dafür das die züge verpätung haben.

David
18.11.2007 23:01

Smiley

habs auch gesehen...

hatte ich schon erwähnt, dass nächste woche bitte nciht gestreikt werden soll Smiley

clime
18.11.2007 23:32Supporter

Na wir werden sehen. Ich gebe mal die Prognose ab, dass nicht mehr gestreikt wird (das hätte ich zwar auch schon vor der Sendung, aber jetzt bin ich noch bestärkt).

Weil:
1) geht die GDL nach der Sendung morgen nicht hin, verliert sie Sympathien in der Bevölkerung, da die Leute sich von Frau Suckale Honig ums Maul schmieren lassen -> Streik

2) geht die GDL hin und bricht aber sofort wieder ab, weil ihr das gleiche Angebot wie eh und je vorgelegt wird, verliert sie ebenfalls Sympathien, weil der Bahnvorstand das so darstellen wird, als ob die GDL zum wiederholten Male alles abbricht
-> Streik

...aufgrund der Sympathien, die auf dem Spiel stehen, werden diese beiden Fälle meiner Meinung nach nicht eintreten, sondern einer der folgenden:

3) die GDL geht hin, ihre Forderungen werden z.T. erfüllt -> kein Streik

4) die GDL geht hin, ihre Forderungen werden aber nicht erfüllt, dennoch verhandelt sie (s. Punkt 2)
-> kein Streik


(vermutlich irre ich mich völlig, aber naja *g*)

David
19.11.2007 07:49

der Begfriff "Sackgasse" hatte gestern die runde gemacht. denke / hoffe es haben auch beide seiten erkannt, dass sie mit ihrer sturheit einen gigantischen volkswirtschaftlichen schaden anrichten ohne damit ihren zielen näher zu kommen.

David
19.11.2007 07:58

Zitat:
HR


BAHN-TARIFSTREIT
GDL-Chef Schell bietet neue Gespräche an

Bewegung im Tarifkonflikt bei der Bahn: Der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Schell, hat eine neue Verhandlungsrunde für Dienstag angeboten. Aus Zeitgründen könne die Gewerkschaft einen von der Bahn für heute vorgeschlagenen Termin nicht annehmen.

Spon
HR

Zitat:
HR

Vielleicht am Dienstag...

Der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Manfred Schell, hat eine Gesprächseinladung des Bahn-Vorstandes für Montag abgelehnt. Grund seien mehrere Termine, die er nicht verschieben könne. Schells Gegenvorschlag: Dienstag. Zu den aktuellen Forderungen der Gewerkschaft äußerte er sich auch.

HR

finde ich sehr unvorteilhaft.
was für wichtigere temrin kann denn jemand wie schell haben ...

wahrscheinlich will er erst noch einen tag zur kur oder hat nen fußpflegetermin, den er nicht absagen kann,,

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