Im Optimierungswahn, der dadurch befördert wird, dass man in vielen Geschäftsfeldern nur durch Wachstum langfristig gegen die Konkurrenz bestehen kann, wird alles so sehr auf die Spitze getrieben, bis sich das System bestmöglich rentiert. Das geht in einigen Bereichen des Marktes so weit, dass lediglich unumgehbare Gesetze (solche, deren Einhaltung tatsächlich gesichert wird) noch als Grenze der kompromisslosen Gewinnvermehrung entgegen stehen. Und selbst wenn der Verbraucher nicht alles mitmacht, wird eben doch das umgesetzt, was er so eben noch mitmacht, solange dies Gewinne bedeutet.
Mit neuen Techniken wird dieses Vorgehen immer krasser werden: Irgendwann berechnet ein Ticketanbieter den gewinnbringendsten variablen Preis anhand tausender Faktoren, die er über Käufer und potenzielle Käufer durch die Analyse von Datensätzen erhält. Wenn der Ticketverkauf für ein spezielles Konzert dann in einer Hand liegt, verkauft man im Optimalfall also nur teure Tickets. Der Preis berechnet sich individuell für den Käufer.
Es wird möglich sein, bei hochbegehrten Konzerten kein Ticket beispielsweise unter 200 Euro auszugeben, welches heutzutag für einiges weniger pro Ticket ausverkauft würde. Es kann der Fall eintreten, in dem 30 Prozent solch teurer Tickets an Reiche verkauft werden und die ebenso teuren 70 Prozent, der Rest, beispielsweise an Normalverdiener verkauft werden, weil aufgrund vorhergehender Datenanalysen ungefähr errechnet werden kann, wie viele der normalverdienende Fans potenziell diesen eigentlich zu hohen Preis dennoch zahlen würden, obwohl sie es sich vielleicht gar nicht leisten können oder gar später bereuen. Solche Faktoren interessieren nämlich nicht. Ist der spezielle Künstler oder das Konzert entsprechend gefragt, sind solche Ergebnisse zu erzielen.
Durch variable Preise kann, anders als beim Festpreis, immer das Höchstmögliche verlangt werden, je nach Verkaufsentwicklung. Dabei wird auch ein langsamer Verkauf in Kauf genommen. Wenn die Show erst eine Stunde vor Beginn ausverkauft ist, dafür jedes Ticket zum Höchstpreis, der zur Kaufzeit erzielbar war, läuft es rund...
Wir hören überall von den Vorzügen der Digitalisierung, doch ihre Nachteile und unüberwindbaren Probleme, die sich erst noch entwickeln werden, sollten wir keinesfalls unterschätzen. Aufgrund von Konkurrenzdenken gilt es, da mitzuziehen, auf lebenspraktischer und ethischer Ebene ist das ein ganz anderes Feld...
edit: so hoffentlich entspannter zu lesen.