Mambo schrieb:
DiebelsAlt83 schrieb:
Mambo schrieb:
@DiebelsAlt83: Wirklich zum verstehen - wo hat denn in deinen Augen konkret der Datenschutz selbst die Pandemiebekämpfung verhindert und was hättest du lieber gehabt?
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Reicht es, wenn ich sage, dass Gesundheitsämter ihre Kontaktketten manuell verfolgen müssen? Nichts war mit der App verknüpft, in der App war alles anonym, das ganze Ding ist doch von oben bis unten so strukturiert, dass rein gar nichts preisgegeben wird. Das Geld was in diese App gepumpt wurde hätte ich gern besessen, um jetzt der dritten Welt den Impfstoff zukommen zu lassen, den sie von der First World nicht kriegen. Zumindest nicht so schnell es nötig wäre.
Woran scheitert denn Dauerhaft die Digitalisierung von z.B. Impfausweisen oder ähnlichem. Am Datenschutz.
Aber wie gesagt. Vor google, Apple, im social Media und auch bei allen anderen, macht sich jeder nackt. Und das ganz ohne Nachdenken und Datenschutz-Protest.
Oder diese dämlichen Adresszettel, die es gab/gibt (keine Ahnung, weil ich außer zum arbeiten schon lange nirgendwo mehr war), auf denen jeder Depp eintragen konnte was er wollte, egal ob es stimmte oder nicht, weil es eh nicht nachgeprüft wurde?
Aber weißt du, es lohnt sich auch einfach nicht. Es ist ohnehin zu spät.
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1) Naja,
bei der App ist der Knackpunkt, dass man auf eine freiwillige Lösung setzen wollte. Und innerhalb dessen war die Entscheidung mE völlig richtig.
Dass die Leute die App, die nun so wirklich keinerlei Nachteile für den Einzelnutzer mit sich bringt, nicht nutzen ist zugegebenermaßen unbegreiflich (und hängt mE wieder damit zusammen, dass viele einfach nicht mal sowas wegen des Gemeinwohls bereit sind zu tun). Aber dass die von dir vorgeschlagene App freiwillig funktioniert hätte sehe ich nicht im Ansatz - da wären die Nutzerzahlen doch noch viel geringer.
Das hätte man praktisch dann verpflichtend machen müssen - was in einer Demokratie alles andere als einfach ist. Muss jeder ein App-fähiges Smartphone haben? Oder überhaupt eins haben? Wer bezahlts das wenn nicht? Was wird mit den Daten gemacht? Wer kriegt Zugriff? Es geht immerhin um Bewegungs- und Kontaktprofile der gesamten Bevölkerung, da gehts nicht um Lappalien.
Und das es genau da kein Vertrauen gibt, hängt in meinen Augen gerade an konservativen Politikern, die sich nie für Datenschutz interessiert haben. Für sich betrachtet, hätte vermutlich eine große Mehrheit der Bevölkerung überhaupt nichts gegen Datenschutzaufweichungen
nur zur Coronabekämpfung. Aber wir haben alle gesehen, dass man auf solche Versprechen keinen Cent geben kann. Zig Maßnahmen, die ursprünglich mit Terror begründet wurden, wurden hinterher eben doch ständig auch auf Kleinstdelikte ausgeweitet. Ganz klassische Unions-Argumentationsstruktur. Erst "Wir brauchen XY - geht ja nur gegen Terror", Dann "Jetzt haben wir XY und setzen es nicht gegen Z ein!".
Genau deswegen ist da Vertrauen in der Breite da - das hat man leider leider leider verspielt.
4) Die
Zettel beweisen gerade das, was ich unter 1) gesagt habe: Die Leute hatten nie was dagegen, zur Pandemiebekämpfung Kontaktnachverfolgung zu ermöglichen.
Die Leute hatten zum einen Angst, dass persönliche Dinge auffliegen (Wer geht mit wem wohin?) - es hat also gerade das Vertrauen gefehlt, dass die Daten sicher (auch vor Kellnern und Tratsch in kleinen Städten) verwahrt sind und
nur im Infektionsfall
nur ans Gesundheitsamt gehen. Zum anderen hat man hier den fatalen Fehler gemacht, dass Strafverfolgungsbehörden direkt dafür plädiert haben, die Daten auch für andere Zwecke zu nutzen (oh wunder, siehe oben!). Und genau da haben die Leute massenweise angefangen, Pseudonyme zu verwenden, weil sie einfach nicht wollen, dass es -
außerhalb der Pandemiebekämpfung - ein Register gibt, wer wann wen getroffen hat.
Hinzu kam sicher noch, dass viele genervt von Werbeanrufen, -mails etc. sind und daher ungern ihre Nummern / Mailadressen rausgeben.
Aber auch das liegt an seit langem fehlendem Datenschutz und nicht an zu viel davon.
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Kann ich so nur unterschreiben. Wenn man die App mit personenbezogenen Daten gemacht hätte, dürfte man mit einer noch deutlich geringeren Download und Nutzungszahlen rechnen müssen, was die App dann auch vollkommen wirkungslos gemacht hätte, außer natürlich man hätte sie für alles mögliche zur Voraussetzung gemacht hätte, was aber natürlich unfair ist, wenn nicht jeder ein Gerät hat, auf dem die App läuft. Zumal eine Verpflichtung relativ unrealistisch ist in einem Land, in dem mindestens ein Bundesland land nichtmal die Kontaktbeschränkungen zu Hause wirklich verpflichten macht (NRW).
Außerdem haben die Gegner der Datenschutzlösung immer und immer wieder in den Medien gesagt, dass so eine Lösung nicht funktionieren wird und keine Vorteile in der Bekämpfung bringen kann. Das führt natürlich zu weniger Downloads und weniger Downloads führen zu weniger Wirksamkeit.
Das größte Problem aus meiner Sicht ist aber, dass die App in der Form nicht in das Konzept zur Nachverfolgung eingebunden wurde und/oder das zumindest überhaupt nicht kommuniziert wurde. Mit der App hätte man zu Zeiten in denen Gesundheitsämter häufig mehrere Tage nach dem positiven Test zu Kontaktvervolgung gebraucht haben, Infektionsketten über die anonyme Warnung einige Tage fürher unterbrechen können und Kontakte informieren können, die der infizierten Person garnicht bewusst waren. Ja, mit dieser Variante der App konnte man dem Gesundheitsamt die Nachverfolgung nicht abnehmen und auch nicht wirklich erleichtern, aber das war eben der Kompromiss, den man gemacht hat. Es hätte der App sicherlich auch geholfen, wenn mehr Teststellen und labore eine einfache Rückmeldung über die App unterstützt hätten.
Es hilft leider auch nicht, wenn das Gesundheitsamt die App an der Stelle der Unterstüzung unbekannter Kontakte dann vollständig ignoriert. Ein befreundetes Paar hatte eine rote Warnmeldung auf ihren beiden Handys - hohes Infektionsrisiko. Anruf beim Gesundheitsamt ergab, dass man da nichts machen kann, da das so ohne bekannte Kontaktperson nicht in der Datenbank erfasst werden könne - also keine Quartäne (!). Sie mussten dann mit ihrem Arbeitgeber absprechen, dass sie die nächsten 10 Tage zu Hause bleiben und sich beim Hausarzt testen lassen, hätten aber auch frei durch die Gegend laufen können.
Dass die App abgesehen davon selbst auch noch ihre Probleme hat, zum Beispiel die Gestaltung der Weitergabe von Infektionen in das System, war selbst, dann wenn das postitive Ergebnis über die App mitgeteilt wurde totaler Mist - mit mehreren Warnungen, ob man das wirklich machen will... bei Leuten die die App freiwillig nutzen kann man wohl davon ausgehen, dass sie die Warnung anonym (!) weitergeben wollen. Da wäre eine einfache Frage wohl angebrachter gewesen als ein paar Warnungen. Zusatzfunktionen für Restaurantbesuche oder ähnliches, die man auch anonym hätte umetzen können.