Nach dem ersten Kurz-Statement mein ausführlicher Bericht zum Rock Werchter 2019. Es waren wieder vier grandiose Tage auf einem der besten Festivals Europas. Nichts in Deutschland kommt da nur ansatzweise ran. Zum Gelände wurde schon alles gesagt. Wirklich schade, dass die Schlemmerecke zwischen Klub C und Barn vom letzten Jahr weg ist. Dafür mit dem Spray Stream wieder das Festival enorm aufgewertet. Wasserdampf, der wie durch ein Triebwerk gejagt wird - Die perfekte Abkühlung.
Die hohen Preise nerven, sind durch den Re-Entry aber kontrollierbar. Selbst eisgekühlte Getränke gibt es 1,5 Liter für 3,20 Euro im Kiosk nahe des Kirchturms, zumindest am Donnerstag und Freitag bis 18 Uhr und Samstag bis 16 Uhr. Muss man halt mal 10 Minuten für den Fußweg hin und zurück opfern.
Zu den Konzerten:
Donnerstag startet gut mit Mogwai im Barn. Tolle Melodien, mal als ästhetischer Klangteppich wie das geniale Coolverine, dann wieder mit rockiger Power.
Maribou State, das Electro-Duo mit den Akzenten von Gitarren und Percussions ist vielseitig und kurzweilig. Immer besonders stark, wenn Holly Walker als Gesangsstimme dazu stößt.
Dann das Highlight von Tag 1: Richard Ashcroft im Barn. Das waren 60 Minuten geballte Energie und Emotion. Diese faszinierende Stimmfarbe mit der rockigen Power bei "A Song For The Lovers" und schließlich 7 Minuten pure Ganzkörpergänsehaut, als das gesamte Barn gemeinsam mit Ashcroft "Bitter Sweet Symphony" zelebriert.
Schließlich P!nk als bestens gelaunte Entertainerin bietet eine spektakuläre Show mit zahlreichen Hits und sie fliegt auch wieder mit Luftakrobatik über das Publikum hinweg.
Insgesamt ein Supereinstieg, der allerdings gleich zwei Tendenzen zeigt. Es fehlt größtenteils an herausragenden Shows auf der Main Stage jenseits der Headliner. Dazu ist Klub C wohl zum Abschluss jetzt immer die Vollgaspartyzone. Paul Kalkbrenner am Donnerstag noch vor dem Start dicht und die Türen gingen nicht mehr auf.
Überraschend schwach die vorher so hoch gelobten Brockhampton. Barn nur zu einem Drittel gefüllt, die Halle wirkt plötzlich so groß bei so wenig Publikum. So mit das Lowlight des Festivals.
Freitag:
Kleines Juwel im Klub C entdeckt: Warhola. Die belgische Indie-Pop Band mit Leadsänger Oliver Symons überzeugt mit starkem Songwriting und toll gespielten Melodien, perfekt auf den Sänger abgestimmt.
Jungle groovt im Barn mächtig ab, die haben von Anfang bis Ende aufs Gas gedrückt.
Dann kurz für 30 Minuten raus zu Weezer, eines der wenigen tollen Konzerte auf der Main Stage, die waren super drauf. Von denen hätte ich gern mehr gesehen.
Leider wegen der Gefahr geschlossener Türen dann wieder vorzeitig ins Barn zu Janelle Monäe. Was für eine Power-Show. Eine Mischung aus Hip-Hop, Soul und Funk, immer an der Grenze zur Provokation wie bei "Pynk". Die Energie bei "Electric Lady" ist förmlich greifbar, der Funk-Groove von "Make Me Feel" geht durch den ganzen Körper.
Kylie Minogue von Anfang bis Ende der Wahnsinn. Das mit Dancing Queen vorab wurde schon erwähnt, ich hatte selbst dazu alles gesagt:
Erster Post:
"Kylie zu toppen ist völlig unmöglich. Ich habe jede Tour von ihr gesehen, inklusive der Headliner Show 2015 beim Melt. Das gestern war die beste Kylie Minogue seit ihrer Fever Tour 2002. Sie musste sich nach Locomotion sogar hinsetzen, so hat das Publikum geschrien, getrampelt und getobt.
Absolut outstanding, eine Sternstunde der Popmusik.
Tool hat mich auch sehr positiv überrascht, die hatte ich völlig anders eingeschätzt. Ebenso krass war Robyn im Klub C, was für eine Transformation vom ehemaligen schwedischen Popsternchen zur Electro Dance Power-Queen."
Tag 2 war unfassbar gut, nach zwei solchen Tagen war ich allerdings schon ganz schön platt. Dieses Festival hat einfach zu viel Qualität (Grins). Von The Cure hab ich nicht viel gesehen, aber das war nicht schlimm, das ist irgendwie nicht meine Band.
Samstag:
Wieder viel Rennerei zwischen den Bühnen, zu viele gute Shows zeitgleich. Erstmals an der Slope gleich mit Donny Benet einen Kracher erwischt, die haben großartig aufgespielt.
Bear's Den auf der Main Stage hätte ich ebenso wie Weezer oder Macklemore lieber am Sonntag gehabt. Diese eindringlichen Stimmen zu den kraftvollen Melodien, einfach nur toll.
Aurora im Klub C wie immer ein Energietornado, der kleine Wirbelwind. Spricht ganz piepsend leise, um beim Singen dann ganz krass zu explodieren.
Macklemore kurz dazwischen geschoben, wie immer pures Entertainment.
Clean Bandit rocken Klub C, ihre Ohrwurmhits sind einfach zu gut.
Florence + The Machine geben mächtig Gas, sind extrem präsent und heizen dem Publikukm ein.
Was The Blaze dann im Klub C abfeuern, ist der Hammer. Ein innovatives Klangspektrum des französischen Duos vom Allerfeinsten. Highlight Tag 3.
Schließlich Mumford & Sons, die eindeutig den größten Zuspruch des Publikums in der Breite hatten. Bis zum Konzertende war es auf dem Gelände knallvoll bis zum Ausgang und es wurde auch hinten frenetisch mitgetanzt. Die Mischung aus eingängigem Pop und Rock ist gut.
Sonntag:
P +R Bus verpasst, somit auch Lizzo gleich um 13 Uhr. Schade, die hätte einen besseren Slot verdient gehabt. Dafür dann gleich Grace Carter, die ist purer Soul mit Tiefgang und Hammerstimme.
Auch der etwas reifere Soul von Mahalia überzeugt.
Jetzt kommt das Problem, die große Lücke am Sonntag, da wäre ein tolles Main Stage Konzert wie Weezer oder Bear's Den genau richtig gewesen.
OK, Balthazar ist gut, aber fesselt jetzt auch nicht mega. Auch Rosalia ist keine Offenbarung und Mac De Marco, den ich neben dem Barn dösend mitgehört habe, scheint beim Gesang mit seinem Zwischengeschrei aus Uh und Ah eher einen Papagei zu würgen.
Dann endlich die Rettung, ein Highlight des Festivals: New Order. Was die Jungs abfeuern, ist eine akustische und visuelle Abrissbirne. Diese Videoanimation auf den Keyboardsound und diese perfekt arrangierten und gespielten Gitarrenriffs, einfach genial gut.
Schließlich noch das Electro-Feuerwerk von Underworld. Die Kombination aus Electro und New Wave Sound ist pure Lust auf Party.
Und schließlich Muse. Sehr rockig, sehr energetisch, Irgendwie gut, aber haut mich nicht um.
Trotz des Hängers an Tag 4, ein Mega-Festival. 2020 Rückkehr sehr wahrscheinlich.