Stebbard schrieb:
Ich weiß nicht, wie du das siehst, aber mit Leuten, die ihr Handeln einzig und allein an Glaubenstexten ausrichten, unterhalte ich mich eher selten
Abgesehen davon unterscheiden sich die moralischen Vorstellungen der Aufklärung garnicht mal so stark von denen des Christentums.
Das stimmt so eigentlich nicht. Die christlichen Moralverstellungen entsprechend des Neuen Testaments sind deutlich strenger, als die Kants oder der Aufklärung (was nicht heißen soll, dass sie besser sind). Aber worum gehts? Ursprünglich um die Frage, ob der Koran/die Thora/ die Bibel lügt. Logisch gesehen, ja, da sie zahlreiche Widersprüche enthalten. Aber ist das wichtig? Es gibt Menschen, die glauben an das, was in diesen Büchern steht. Und man muss bedenken, dass diese Bücher Sammelwerke von Schriften sind, die über mehrere Epochen verfasst worden sind bzw. einer mündlichen Tradition entspringen. Von Leuten verfasst, die natürlich ganz andere Erfahrungen gemacht haben und ein eigenständiges Gottesbild entwickelt haben. Klar kommen so Widersprüche zustande. Aber darum gehts nicht, finde ich. Den Grundgedanken des Christentums, die Gottes- und Nächstenliebe, kann man doch nicht als wahr oder falsch deklarieren. Man kann über die äußeren Umstände streiten. Man kann sich gern drüber streiten, ob Jesus wirklich ein Kind wieder zum Leben erweckt hat, oder ob das dem Eindruck oder der Phantasie von Leuten entspringt, die es damals auch nicht besser wussten ("Wunderheiler" gabs zu der Zeit zahlreiche, da war Jesus nicht der einzige). Wenn man eben dies als Lüge abtun will, meinetwegen (aber beweisen kann man es nicht).Doch es geht ja auch nichts ums Wunder. Es geht eben um die Intention Jesu, die Mutter durch die Rettung des Kindes vom Schmerz zu erlösen, um einen Akt der Nächstenliebe. Das ist der eigentliche Kern, um den es bei der christlichen Lehre gehen sollte (-->Entmythologisierung). Wer das begriffen hat, versteht auch, dass das, was im Namen Jesu im Mittelalter geschah, mit Christentum gar nichts mehr zu tun hat, ebensowenig wie der religiöse Fanatismus, der sich heute zu einem Teil im Islam zeigt, tatsächlich etwas mit Islam zu tun hat.
Nein, um eine Frage von Wahr oder Falsch sollte es wirklich nicht mehr gehen. Es geht um die Grundgedanken und die Lehren, und auch wenn es Leute gibt, die das nicht wahr haben wollen: Diese Lehren haben nicht nur ihre Berechtigung, sondern auch ihren Nutzen.