Mohammed-Karikaturen, Papst-Rede

eröffnet von NoelGallagher am 02.02.2006 10:39 Uhr
174 Kommentare - zuletzt von Rhapsode

NoelGallagher
02.02.2006 10:39Supporter

Missverständnis im Namen des Propheten

Von Yassin Musharbash und Anna Reimann

Zwölf Mohammed-Zeichnungen, gedruckt in "Jyllands-Posten", bringen Millionen Muslime gegen Dänemark auf. Möglicherweise haben drei weitaus provokantere Bilder, die nichts mit der Zeitung zu tun haben, die Stimmung viel stärker angeheizt. Ausgerechnet dänische Muslime hatten sie in der arabischen Welt verbreitet.

Weiter bei Spiegel Online

Islam - Pressfreiheit 1:0
Artikel bei Telepolis

Kommentar bei Spiegel Online: Einen bedrohen, eine Million einschüchtern

Die Karikaturen, um die es geht:



Ein heißes Thema und mich würde eure Meinung dazu interessieren.

Meine Meinung dazu: Presse, Kunst und besonders Satire/Karikaturen darf alles und sollte und darf keine Rücksicht auf die Empfindsamkeit einzelner Gruppen nehmen. Ich finde es extrem schwach und nicht hinnehmbar, dass Presse- und Kunstfreiheit für einige Moslems offensichtlich nicht akzeptabel ist. Ebenso schwach finde ich es von Spiegel Online und Telepolis zwar Plädoyers für Pressefreiheit zu halten aber die Karikaturen, um die es geht, nicht zu zeigen. Das ist scheinheilig und eigentlich noch viel schärfer zu verurteilen.

In Ländern, in denen Jesus- und Papst-Karikaturen an der Tagesordnung sind und ein Film wie "Das Leben des Brian" ein riesiger Kassenerfolg war und von Kritikern und Fans in den Himmer gelobt wird, kann ich es nicht verstehen und akzeptieren, dass Karikaturen eines Propheten einer anderen Religion nicht erlaubt sein sollen. Ebensowenig kann ich die heftige Reaktion der muslimischen Gemeinde in Dänemark und anderen Ländern, inklusive Verbrennen dänischer Flaggen und Boykottaufrufen gegen dänische Produkte verstehen.

Und nun bin ich auf eure Meinungen gespannt.[addsig]

Kaan
Kaan
02.02.2006 10:52AdminSupporter

Zitat:
HR


NoelGallagher schrieb:
Meine Meinung dazu: Presse, Kunst und besonders Satire/Karikaturen darf alles und sollte und darf keine Rücksicht auf die Empfindsamkeit einzelner Gruppen nehmen.
HR

Nein! Auch die Presse- und Kunstfreiheit hat ihre Schranken, welche auch im Grundgesetz verankert sind. So heißt es in Art. 5 II GG "Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, [...] und in dem Recht der persönlichen Ehre". Zu letzterer gehört auch zweifellos der religiöse Glaube. Und dies gilt es zu schützen.
[addsig]

nima
02.02.2006 10:52AdminSupporter

einerseits kann ich es verstehen, aber andererseit find ich es übertrieben. satiren gibt es überall. wie oft wurde jesus als karikatur dargestellt.
ist aber ein schwieriges thema Smiley[addsig]

Kaan
Kaan
02.02.2006 10:58AdminSupporter

Zitat:
HR


nima schrieb:
einerseits kann ich es verstehen, aber andererseit find ich es übertrieben. satiren gibt es überall. wie oft wurde jesus als karikatur dargestellt.
HR

Schon, aber das scheint ja keine größere Gruppe an Christen zu stören - ansonsten würde es diese Karikaturen sicherlich nicht geben.
[addsig]

NoelGallagher
02.02.2006 11:00Supporter

Zitat:
HR


NoelGallagher schrieb:
Meine Meinung dazu: Presse, Kunst und besonders Satire/Karikaturen darf alles und sollte und darf keine Rücksicht auf die Empfindsamkeit einzelner Gruppen nehmen.
HR

Zitat:
HR

Slipknotism schrieb:
Nein! Auch die Presse- und Kunstfreiheit hat ihre Schranken, welche auch im Grundgesetz verankert sind. So heißt es in Art. 5 II GG "Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, [...] und in dem Recht der persönlichen Ehre". Zu letzterer gehört auch zweifellos der religiöse Glaube. Und dies gilt es zu schützen.
HR

Dass man nicht gegen Gesetze verstoßen darf, ist klar. Mit der persönlichen Ehre ist das schon schwieriger. Damit sind wohl eher bewusste Falschaussagen und Verleumdungen gemeint als Religionen. Ich wüsste nicht wie Karikaturen/Satiren über Religion oder die persönliche Weltanschauung eine Person in der persönlichen Ehre verletzen. Das wäre ein Fass ohne Boden und würde eine freie Presse letztendlich ausschalten.[addsig]

nima
02.02.2006 11:02AdminSupporter

Zitat:
HR


Slipknotism schrieb:

Schon, aber das scheint ja keine größere Gruppe an Christen zu stören - ansonsten würde es diese Karikaturen sicherlich nicht geben.

HR

ja, weil es nix neues mehr ist[addsig]

Kaan
Kaan
02.02.2006 11:09AdminSupporter

Zitat:
HR


NoelGallagher schrieb:
Dass man nicht gegen Gesetze verstoßen darf, ist klar. Mit der persönlichen Ehre ist das schon schwieriger. Damit sind wohl eher bewusste Falschaussagen und Verleumdungen gemeint als Religionen. Ich wüsste nicht wie Karikaturen/Satiren über Religion oder die persönliche Weltanschauung eine Person in der persönlichen Ehre verletzen. Das wäre ein Fass ohne Boden und würde eine freie Presse letztendlich ausschalten.
HR

Mal angenommen, Jesus würde in einer islamischen Zeitung als Attentäter dargestellt werden, quasi als Kopf des ganzen Terrorismus (wie in dem einen Bild wo der Turban eine Bombe darstellt). Das impliziert, dass jeder gläubige Christ an den Terrorismus glauben, ihn verehren und anbeten würde. Ergo: diese Karikatur vermittelt diese Botschaft auch über jeden Muslim. Und wie wir wissen ist ja nicht jeder muslimisch Gläubige gleich ein Terrorist, sondern nur die Hardliner. Somit ist das in meinen Augen sehr wohl eine Beleidigung der persönlichen Ehre, von einer bewussten Falschaussage mal ganz zu schweigen.
[addsig]

NoelGallagher
02.02.2006 11:14Supporter

Zitat:
HR


NoelGallagher schrieb:
Dass man nicht gegen Gesetze verstoßen darf, ist klar. Mit der persönlichen Ehre ist das schon schwieriger. Damit sind wohl eher bewusste Falschaussagen und Verleumdungen gemeint als Religionen. Ich wüsste nicht wie Karikaturen/Satiren über Religion oder die persönliche Weltanschauung eine Person in der persönlichen Ehre verletzen. Das wäre ein Fass ohne Boden und würde eine freie Presse letztendlich ausschalten.
HR

Zitat:
HR

Slipknotism schrieb:
Mal angenommen, Jesus würde in einer islamischen Zeitung als Attentäter dargestellt werden, quasi als Kopf des ganzen Terrorismus (wie in dem einen Bild wo der Turban eine Bombe darstellt). Das impliziert, dass jeder gläubige Christ an den Terrorismus glauben, ihn verehren und anbeten würde.
HR

Ich fände das akzeptabel. Die Presse sollte keine Rücksicht auf die Empfindsamkeit einer bestimmten Gruppe von Personen nehmen. Wie gesagt, das wäre ein Fass ohne Boden und eine "Vorzensur" der Presse ist für mich schlimmer als dass sich einige Menschen auf den Schlips getreten fühlen.[addsig]

RiotGrrrrl
02.02.2006 11:19

Zitat:
HR


Slipknotism schrieb:


[quote]Mal angenommen, Jesus würde in einer islamischen Zeitung als Attentäter dargestellt werden, quasi als Kopf des ganzen Terrorismus [/b](wie in dem einen Bild wo der Turban eine Bombe darstellt). Das impliziert, dass jeder gläubige Christ an den Terrorismus glauben, ihn verehren und anbeten würde. Ergo: diese Karikatur vermittelt diese Botschaft auch über jeden Muslim. Und wie wir wissen ist ja nicht jeder muslimisch Gläubige gleich ein Terrorist, sondern nur die Hardliner. Somit ist das in meinen Augen sehr wohl eine Beleidigung der persönlichen Ehre, von einer bewussten Falschaussage mal ganz zu schweigen.

HR


ich glaube, dass ist der entscheidende punkt ... das terrorismusthema ist gerade ganz aktuell und vor allem hochsensibel anzufassen ... es ist eben NICHT so, dass jeder moslem ein terrorist ist, gehst du hier aber als moslem auf die straße, hast im schlechtesten fall eine kopfbedeckng und einen bart, wette ich mit euch, werden sich ein ganzer haufen leute denken "ohoho fragwürdige person, abstand halten"

es kann doch nich sein, dass man jetzt in karikaturen quasi genau darauf baut und diesen gedanken noch vertärkt, indem man darin quasi jeden moslem zum terroristisch denkenden hardliner macht Smiley

und jetz ma im ernst, das beispiel von kaan: stellt euch vor, in einer muslimischen zeitung würde man jesus karikieren, als wasweißich terrochef ... cih wüsste genau, welche zeitung sich als erstes das maul zerreissen würde.


und mal ganz allgemein, karrikaturen über jesus wie qwir sie hier kennen sind dagegen vergleichsweise harmlos


meine meinung Smiley

[addsig]

nima
02.02.2006 11:20AdminSupporter

hab hier einen guten artikel gefunden

Zitat:
HR



Iran-Now: Wenn man die Entwicklung im Streit um die Muhammad-Karikaturen von der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" verfolgt hat, dann wird sich ein kritischer Mensch fragen: "Wo ist eigentlich die Solidarität der anderen Medien mit den Kollegen, deren Meinungsfreiheit bedroht ist?".

Leider gab es in der Richtung nicht viel zu lesen in den letzten Tagen. Auch wir von Iran-Now haben zu lange geschwiegen, statt unseren Kollegen beim Ausüben ihrer Grundrechte Unterstützung zu schenken. Heute wollen wir das nachholen.


Ein Mitglied in unserem Forum hat die Sache sehr treffend beschrieben:

"Es geht hier doch einfach darum, dass die geistige (also auch künstlerische) Freiheit zu den Errungenschaften der offenen Gesellschaften und zu deren tragenden Pfeilern gehört. Die geistige Freiheit muss in offenen Systemen gewahrt und geschützt werden. Das gilt auch für den Karrikaturisten eines rechten dänischen Blattes."


Kritischer Journalismus muss in einem freien Europa möglich sein. Und zwar auch dann, wenn die Kritik an eine Ideologie/Religion geht, die für viele Menschen der Inhalt ihres Lebens ist. Gerade dann ist Kritik nach dem demokratischen Verständnis sogar essentiell.

Natürlich müssen Menschen gegen persönliche Beleidigungen und rassistischen Verallgemeinerungen geschützt werden. Aber öffentliche Figuren müssen mit einer bestimmten Menge an harter Kritik und Satire leben können. Und ob das der islamischen Gemeinschaft gefällt oder nicht: Ihr Religionsgründer ist eine öffentliche Figur, für die in einer freien Gesellschaft die selben Regeln gelten, wie für alle andern öffentlichen Figuren.

Fast jede Kritik wird von einer bestimmten Gruppe von Menschen als Angriff empfunden. Das liegt in der Natur der Sache. Der demokratische Weg, damit umzugehen, ist: Sich der Kritik stellen, gegen sie argumentieren oder sie zu ignorieren. Im Fall der dänischen Karikaturen hat jeder Muslim die Möglichkeit, sich mit einer fundierten Gegenkritik öffentlich zu äußern. Alternativ dazu ist niemand gezwungen, eine relativ unbekannte dänische Zeitung zu lesen oder ihren Inhalt ernst zu nehmen.


Aber dennoch ist das Publizieren von Karikaturen von bekannten Persönlichkeiten ein Grundrecht, das wir jedem Künstler und jedem Journalisten unserer Gesellschaft geben müssen. Egal, um welche Persönlichkeiten es sich handelt: Ob Muhammad, Helmut Kohl, Jesus, George Bush oder Ron Hubbard. Kritik oder Karikaturen mit Drohungen und Erpressungen zum "schweigen" bringen zu wollen ist ein Weg, der in einer freien Gesellschaft in keinster Weise toleriert werden darf.

Für viele Menschen aus der islamischen Gemeinschaft in Europa ist es zu einem Punkt gekommen, an dem ihnen klar werden muss, welche Veränderungen das Leben in einer demokratischen Welt mit sich bringt. Eine zentrale Veränderung ist, dass sie erkennen müssen, dass ihre Religion eine private Angelegenheit ist und kein Fundament der Gesellschaft, in der sie gerade leben. Viel mehr leben sie in einer Gesellschaft, in der ihre Religion eine Ideologie von Vielen ist, die angezweifelt, kritisiert und satirisch bloßgestellt werden darf. Nur, wenn diese Erkenntnis sich durchsetzt, wird sich der Islam mit der Demokratie als kompatibel erweisen.

Des Weiteren ergibt sich für die islamische Gemeinschaft in Europa und in den anderen demokratischen Staaten aus diesem Fall eine wichtige Chance: Sich durch ihr eigenes Statement von diesen Drohungen und Erpressungen der islamischen Welt zu distanzieren und zu beweisen, dass ihre Religion und ihre Anhänger sehr wohl dazu in der Lage sind, demokratisch zu denken und demokratischen Strukturen grundsätzlich positiv gesonnen zu sein. Solche Muslims gibt es erfreulicherweise zugenüge.

Die Entschuldigung von "Jyllands-Posten" unter dem Druck von Drohungen und Gewalt aus der islamischen Welt, ist ein Verlust für die liberale Kultur Europas und ein Sieg für eine monokulturelle Betrachtungsweise der Welt, in der sogar Grundrechte unter eine bestimmten Ideologie untergeordnet werden müssen. Aber wer auch immer die Freiheit liebt, hat die Aufgabe, sich jenen Menschen in den Weg zu stellen, die diese Freiheit beseitigen wollen. Sie werden mit ihrem Kampf um ihr Recht dafür zu sorgen haben, dass der Sieg in diesem Fall nur eine kurze, temporäre Erscheinung in einem unbedeutenden Moment in der Geschichte bleibt.

Für uns Journalisten heißt das, dass wir schneller und solidarischer reagieren müssen, wenn die Rechte unserer Kollegen durch Drohungen beschnitten werden. Für Sie, liebe Leser und Leserinnen, ist das eine Aufforderung, sich einzumischen und dafür zu sorgen, dass Ihre Worte Gehör finden. Wir müssen gemeinsam unsere Stimmen erheben und die Grundrechte, die uns ein Leben in der Freiheit ermöglichen, unerbittlich und kompromisslos verteidigen. Damit das Recht zur Kritik und Satire hat auch dann noch ein Grundrecht ist, wenn wir einmal zufällig selbst ihr "Opfer" sind.

HR

Quelle [addsig]

Elli
02.02.2006 11:25

Zitat:
HR


NoelGallagher schrieb:
Dass man nicht gegen Gesetze verstoßen darf, ist klar. Mit der persönlichen Ehre ist das schon schwieriger. Damit sind wohl eher bewusste Falschaussagen und Verleumdungen gemeint als Religionen. Ich wüsste nicht wie Karikaturen/Satiren über Religion oder die persönliche Weltanschauung eine Person in der persönlichen Ehre verletzen. Das wäre ein Fass ohne Boden und würde eine freie Presse letztendlich ausschalten.
HR

Zitat:
HR

Slipknotism schrieb:
Mal angenommen, Jesus würde in einer islamischen Zeitung als Attentäter dargestellt werden, quasi als Kopf des ganzen Terrorismus (wie in dem einen Bild wo der Turban eine Bombe darstellt). Das impliziert, dass jeder gläubige Christ an den Terrorismus glauben, ihn verehren und anbeten würde. Ergo: diese Karikatur vermittelt diese Botschaft auch über jeden Muslim. Und wie wir wissen ist ja nicht jeder muslimisch Gläubige gleich ein Terrorist, sondern nur die Hardliner. Somit ist das in meinen Augen sehr wohl eine Beleidigung der persönlichen Ehre, von einer bewussten Falschaussage mal ganz zu schweigen.

HR

Mal angenommen es wäre so, würde hier der gleiche Aufruhr stattfinden wie das jetzt so herum der Fall ist? Ich glaube nicht.

Mal um dein "Bombenbeispiel" zu nehmen. Es ist absolute Ansichtssache, wie man diese Karikatur bewertet. Ich z.B. habe sie ganz anders gesehen, als du das tust. Aber das ist ja eigentlich auch das schöne an Karikaturen.

Um auf den Punkt zu kommen. Hat es nun tatsächlich mit dem Glauben was zu tun oder geht es bei der ganzen Hetze nur um die Ehre? Wahrscheinlich hätte ein Moslem diese Karikaturen durchaus zeichnen können. So oft habe ich mich schon gefragt: Was wäre wenn ein Deutscher die Witze aus "Was guckst du?" bringen würde. Vermutlich würden alle auf den Boden gucken, damit bloß keiner merkt dass man ein lächeln im Gesicht hat.

Ich persönlich halte es daher durchaus wie Tucholsky: "Was darf die Satire?-Alles!" Wobei es in diesem Fall Karikatur heissen müsste.[addsig]

Kaan
Kaan
02.02.2006 11:27AdminSupporter

Zitat:
HR


NoelGallagher schrieb:
Ich fände das akzeptabel. Die Presse sollte keine Rücksicht auf die Empfindsamkeit einer bestimmten Gruppe von Personen nehmen.
HR

Demnach wären auch rechtsradikale Aussagen in einer Zeitung akzeptabel?
[addsig]

Elli
02.02.2006 11:29

Zitat:
HR


RiotGrrrrl schrieb:
und jetz ma im ernst, das beispiel von kaan: stellt euch vor, in einer muslimischen zeitung würde man jesus karikieren, als wasweißich terrochef ... cih wüsste genau, welche zeitung sich als erstes das maul zerreissen würde.
HR

Ob sich nun eine Zeitung das Maul darüber zerreißt oder ob man muslimische Ware boykottiert bzw. Nahostfahnen verbrennt und Aufstände probt sind zwei paar Schuhe. Smiley[addsig]

RiotGrrrrl
02.02.2006 11:30

sicher, pressefreiheit soll gewährt werden und satire darf alles, das ist einfach so ... aber ich persönlich find die karikaturen trotzdem misslungen ... es ist eben was anderes, da steckt (aufgrund der aktuellen lage) noch viel mehr dahinter, waswir glaub ich garnicht nachvollziehen können

aber ich weiß auch nicht Smiley[addsig]

NoelGallagher
02.02.2006 11:32Supporter

Zitat:
HR


RiotGrrrrl schrieb:
ich glaube, dass ist der entscheidende punkt ... das terrorismusthema ist gerade ganz aktuell und vor allem hochsensibel anzufassen ... es ist eben NICHT so, dass jeder moslem ein terrorist ist, gehst du hier aber als moslem auf die straße, hast im schlechtesten fall eine kopfbedeckng und einen bart, wette ich mit euch, werden sich ein ganzer haufen leute denken "ohoho fragwürdige person, abstand halten"

es kann doch nich sein, dass man jetzt in karikaturen quasi genau darauf baut und diesen gedanken noch vertärkt, indem man darin quasi jeden moslem zum terroristisch denkenden hardliner macht Smiley
HR

Karikaturen und Satire greifen immer aktuelle Themen auf und verstärken bzw. überzeichnen sie. Das liegt in der Natur der Sache. Viel mehr sollte daran gearbeitet, dass dieser Eindruck gar nicht erst entsteht. Der Terrorismus und der schlechte Ruf vieler Moslems liegt nicht in den Karikaturen begründet. Sie geben nur die Meinung vieler Menschen wider und das kann und sollte dann auch nicht verbieten.

Beispiel: Viele Menschen denken, dass die Politik schlecht und korrupt ist und machen sich darüber lustig. Dass die Politik schlecht und korrupt ist, liegt aber nicht an den Karikaturen. Die Kausalität ist anders herum. Genau wie bei den Mohammed-Karikaturen.[addsig]

Elli
02.02.2006 11:34

Zitat:
HR


NoelGallagher schrieb:
Ich fände das akzeptabel. Die Presse sollte keine Rücksicht auf die Empfindsamkeit einer bestimmten Gruppe von Personen nehmen.
HR

Zitat:
HR

Slipknotism schrieb:
Demnach wären auch rechtsradikale Aussagen in einer Zeitung akzeptabel?

HR

Das ist ein anderes Thema. Das Thema "Rechtsextreme" ist gerade in Deutschland ein Thema, das man nicht mit der Kneifzange anfassen darf. Das hat geschichtliche Hintergründe, die uns alle bekannt sind. In anderen Ländern wird mit diesen extremen ganz anders umgegangen. Nicht das ich das unbedingt gutheiße, sondern mal so in den Raum stelle, um damit anzudeuten, dass wir uns damit in unendliche Diskussionen verstricken können.[addsig]

Kaan
Kaan
02.02.2006 11:35AdminSupporter

Es verallgemeinert aber zu krass! Es ist zu überzogen, und das ist das Problem bei der Sache! Es will ja auch nicht jeder Deutsche als Nazi dargestellt werden, nur weil es ein paar Idioten gibt, die das sind.
[addsig]

nima
02.02.2006 11:36AdminSupporter

stern.de

Zitat:
HR



Der Streit um die Mohammed-Zeichnungen droht zu eskalieren. Inzwischen gibt es diverse Nachdrucke in zahlreichen europäischen Ländern. Dänemark muss es nun mit nicht steuerbaren Kräften aufnehmen.

Der Streit um die dänischen Mohammed-Karikaturen hat sich ungeachtet einer Entschuldigung aus Kopenhagen ausgeweitet. Mit dem Verweis auf die Pressefreiheit veröffentlichten mehrere europäische Zeitungen, darunter die "Die Welt" und die französische Boulevardzeitung "France-Soir", die umstrittenen Zeichnungen. In islamischen Ländern gab es wieder massive Proteste gegen die ursprünglich in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" gedruckten Karikaturen. Im Islam gilt ein Abbildungsverbot für den Propheten.

Der Chefredakteur der Zeitung "Die Welt", Roger Köppel, bezeichnete den Nachdruck als "eine journalistische Pflicht". Die Zeitung hatte am Mittwoch auf ihrer Titelseite eine der Zeichnungen veröffentlicht, die Mohammed mit einer Bombe im Turban zeigt. In Paris begründete "France-Soir" den Abdruck der zwölf Karikaturen auf der Titelseite mit dem Satz: "Ja, man hat das Recht, Gott zu karikieren."

Französischer Chefredakteur entlassen
Jacques Lefranc, der Chef der Pariser Boulevardzeitung, ist daraufhin entlassen worden. Der ägyptische Besitzer von "France-Soir", Raymond Lakah, nannte die Entlassung ein deutliches Zeichen, dass die Überzeugungen aller Menschen geachtet würden. Lakah entschuldigte sich zudem "bei der Gemeinschaft der Muslime und allen Menschen, die wegen dieser Veröffentlichung schockiert oder empört" seien.

Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), Michael Konken, verteidigte den Nachdruck der Karikaturen als "notwendigen Beitrag zur Meinungsbildung". Damit widersprach er seinem Sprecher, der der "Netzeitung" gesagt hatte, dass die Veröffentlichungen mit der Verantwortung der Presse nicht zu vereinbaren seien. Ziel des Nachdrucks der zuvor in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" veröffentlichten Karikaturen sei nicht die Verletzung religiöser Gefühle gewesen, betonte Konken.

Nachdrucke in ganz Europa
Nach dänischen Angaben wurden die Mohammed-Karikaturen auch von Zeitungen in Spanien, Italien, den Niederlanden und Island komplett oder teilweise veröffentlicht. In den Niederlanden legte der islamkritische Parlamentsabgeordnete Geert Wilders die Mohammed- Karikaturen auf seiner Internet-Seite aus.

Arbeitslos durch Propheten-KarikaturDänemark : Keine Witzchen über den Propheten Der Präsident des französischen Muslimrates, Dalil Boubakeur, kritisierte den Abdruck durch die Zeitung "France-Soir" heftig. Dies sei abscheulich und "eine wahre Provokation der Millionen Muslime in Frankreich", sagte der Leiter des muslimischen Dachverbandes CFCM und Rektor der Großen Moschee in Paris. Die Verantwortung für das Nachdrucken liege bei der Zeitung, hielt das französische Außenministerium fest. Die Freiheit der Presse werde nicht in Frage gestellt, jedoch müsse diese "im Geiste der Toleranz und des Respekts vor den Glaubensüberzeugungen und Religionen" ausgeübt werden.

Proteste weiten sich aus
In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa demonstrierten 80.000 bis 150.000 Frauen gegen die Zeitung "Jyllands-Posten", in der die Zeichnungen vor vier Monaten zuerst erschienen waren. Wütende Studentinnen verbrannten dänische Fahnen und forderten den Boykott dänischer Produkte.

Erstmals verurteilte auch die Regierung in Indonesien, dem größten islamischen Land der Welt, die Veröffentlichung der Karikaturen. Nach Angaben der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau hieß es aus dem Außenministerium in Jakarta, die Berufung auf die Meinungsfreiheit könne nie die Kränkung religiöser Gefühle rechtfertigen. Syrien berief am selben Tag seinen Botschafter aus Kopenhagen ab und folgte damit dem Beispiel von Saudi-Arabien, Kuwait und Libyen.


Dänemark unter enormen Druck
Der Chefredakteur von "Jyllands-Posten", Carsten Juste, sagte zu den massiven Protesten in arabischen Ländern: "Ich muss zutiefst beschämt zugeben, dass die anderen gewonnen haben." Er hätte vor vier Monaten niemals die Zustimmung zum Abdruck der Zeichnungen gegeben, wenn ihm die Folgen damals schon klar gewesen wären. Das Blatt wollte nach eigenen Angaben mit den Zeichnungen ein Zeichen gegen zunehmende Selbstzensur aus Angst vor islamistischem Druck setzen.

Dänemarks Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen meinte, sein Land müsse es nun "mit nicht steuerbaren Kräften" aufnehmen. "Es erfordert einen ganz besonderen Einsatz, um diese wieder dämpfen zu können", sagte Rasmussen weiter. Er warnte vor allen Aktionen gegen muslimische Zuwanderer in Dänemark. Das Fernsehen berichtete von per SMS verbreiteten Boykottaufrufen gegen islamische Geschäfte in Dänemark, hinter die sich auch zwei prominente Abgeordnete der rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei (DVP) stellten. Diese agiert parlamentarisch als Mehrheitsbeschaffer für die Minderheitsregierung von Rasmussen.

Dänisch-jordanische Medienkooperation
Während sich der Streit immer mehr zuspitzt und durch die Veröffentlichung der Zeichnungen in anderen europäischen Zeitungen sich auch auf die islamische Bevölkerung Nordafrikas ausdehnen könnte, hat die jordanische Nachrichtenagentur Petra mit der dänischen Agentur Ritzau ein Kooperationsabkommen geschlossen. Die Jordanier setzten sich dabei über die Boykottaufrufe aus arabischen Ländern hinweg. Entscheidend für den Abschluss des Abkommens sei die Entschuldigung der Zeitung «Jyllands-Posten» gewesen, berichtete Petra. Das Abkommen sieht unter anderen den Austausch von Nachrichten und Bildern vor.
HR[addsig]

Droogandleader
02.02.2006 11:37

Ich finde die Karikaturen nicht gerade besonders toll, besonders die mit der Bombe im Turban!

Das die Prese das darf steht für mich ausser Frage, auch wenn ich diesen Zeichnungen nicht zustimmen kann.

Aber man muss ja andererseits auch nicht alles tun was man tun darf, oder !?

Deshalb finde ich es gut das nicht alle Zeitungen diese Karikaturen nachgedruckt haben, trotzdem aber darüber berichtet haben.
Ich halte das überhaupt nicht für scheinheilig !

NoelGallagher
02.02.2006 11:38Supporter

Zitat:
HR


NoelGallagher schrieb:
Ich fände das akzeptabel. Die Presse sollte keine Rücksicht auf die Empfindsamkeit einer bestimmten Gruppe von Personen nehmen.
HR

Zitat:
HR

Slipknotism schrieb:
Demnach wären auch rechtsradikale Aussagen in einer Zeitung akzeptabel?
HR

Wenn zu keinen Straftaten aufgerufen wird, sollte für mich jede Meinung zugelassen werden.

Das folgende Zitat wird Voltaire zugeschrieben und es gibt es in zig verschiedenen Versionen aber es spiegelt meine Meinung sehr gut wider:

"Ich lehne Ihre Meinung ab und werde sie bekämpfen wo ich kann; aber für Ihr Recht, Ihre Meinung zu äußern, würde ich nötigenfalls auch auf die Barrikaden gehen!"[addsig]

Elli
02.02.2006 11:38

Zitat:
HR


Slipknotism schrieb:
Es verallgemeinert aber zu krass! Es ist zu überzogen, und das ist das Problem bei der Sache! Es will ja auch nicht jeder Deutsche als Nazi dargestellt werden, nur weil es ein paar Idioten gibt, die das sind.

HR

Im allgemeinen sieht uns das Ausland aber genau so. Ich erinnere mich an eine Umfrage, die vor zwei Jahren in der europäischen Union durchgeführt wurde. Daraus ergab sich, dass die Deutschen das radikalste Volk in Europa sind. Ist das objektiv betrachtet wirklich so? Man muß sich halt mit bestimmten Begebenheiten einfach abfinden.

StonedHammer schrieb:
wie heißt noch so schön der glückere gibt nach - lassen wir das dann einfach mal so im raum stehn

NoelGallagher
02.02.2006 11:41Supporter

Zitat:
HR


Slipknotism schrieb:
Es verallgemeinert aber zu krass! Es ist zu überzogen, und das ist das Problem bei der Sache! Es will ja auch nicht jeder Deutsche als Nazi dargestellt werden, nur weil es ein paar Idioten gibt, die das sind.
HR

Das wird aber im Ausland teilweise noch so gemacht und ich fühle mich dadurch nicht beleidigt oder in meiner Ehre verletzt. Wenn das deren Meinung ist, dann tut es mir leid für diese Menschen aber da kann man halt nichts machen. Bei freier Meinungsäußerung und einer freien Presse kann es halt passieren, dass einem nicht jede Meinung passt und dass man sie nicht teilt. Das ist mir immer noch lieber als Zensur in irgendeiner Form.[addsig]

NoelGallagher
02.02.2006 12:29Supporter

KARIKATUR-NACHDRUCK

Chefredakteur von "France Soir" gefeuert

Wegen des Nachdrucks der Karikaturen des Propheten Mohammed ist der Chef der französischen Boulevardzeitung "France Soir" entlassen worden. Der ägyptischstämmige Zeitungs-Besitzer entschuldigte sich für die Veröffentlichung.

Spiegel Online

Das finde ich schon sehr krass und beängstigend.[addsig]

Kaan
Kaan
02.02.2006 12:30AdminSupporter

Also ich persönlich finde das Bild, welches im Ausland über Deutsche herrscht ehrlich gesagt ebenfalls nicht prickelnd. Und schon garnicht etwas womit man sich abfinden sollte, aber nun gut, eure Meinung.

Man sollte aber nicht vergessen, dass Zeitungen und Medien allgemein Meinungsbildend sind - nur weil wir uns keine Meinung von einer Zeitung oder den Nachrichten diktieren lassen heißt das nicht, dass es alle anderen Menschen auch tun! Das Gegenteil ist meiner Meinung und Erfahrung nach sehr viel mehr der Fall. Sprich: solche extremen Karikaturen sind meinungsbildend bei sehr vielen Lesern und verstärken Vorurteile. Wenn man nicht aufpasst kann das zu üblen Sachen führen. Und das kann nun wirklich nicht im Sinne der veröffentlichenden Zeitung sein.

Ich will damit nicht sagen, dass die Zeichnungen die Ausländerfeindlichkeit hervorrufen - das keineswegs, aber sie können bei dafür anfälligen Leuten sehr wohl das schon vorhandene Feindlichkeitspotential erhöhren und/oder verstärken. Und das ist definitiv eine vermeidbare Gefahr.

Mich stören die Zeichnungen persönlich ehrlich gesagt nicht sonderlich. Ich erkenne darin aber sehr wohl eine Gefahr und kann nachvollziehen warum sich "betroffene" dadurch verletzt fühlen, obgleich ihe Reaktion natürlich übertrieben ist.
[addsig]

NoelGallagher
02.02.2006 12:40Supporter

Zitat:
HR


Slipknotism schrieb:
Man sollte aber nicht vergessen, dass Zeitungen und Medien allgemein Meinungsbildend sind - nur weil wir uns keine Meinung von einer Zeitung oder den Nachrichten diktieren lassen heißt das nicht, dass es alle anderen Menschen auch tun! Das Gegenteil ist meiner Meinung und Erfahrung nach sehr viel mehr der Fall. Sprich: solche extremen Karikaturen sind meinungsbildend bei sehr vielen Lesern und verstärken Vorurteile. Wenn man nicht aufpasst kann das zu üblen Sachen führen. Und das kann nun wirklich nicht im Sinne der veröffentlichenden Zeitung sein.
HR

Wie gesagt, das kann bei einer freien Presse passieren und ich spreche der Presse auch keineswegs eine große Verantwortung ab. Allerdings sind mir eine freie Presse immer noch lieber als dass sie in irgendeiner Weise vorzensiert wird. Was nicht gegen Gesetze verstößt, sollte erlaubt sein.[addsig]

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