Oasis - Don't Believe The Truth

Oasis Forum: Diskussion zum Album Don't Believe The Truth

eröffnet von NoelGallagher am 17.03.2005 11:33 Uhr
26 Kommentare - zuletzt von NoelGallagher

kesFreddy31rybackBury420mokilokiDiebelsAlt83
DiebelsAlt83 und weitere Nutzer sprechen darüber

Wurzelpeter
17.03.2005 11:33

ich geh mal von Britpop aus, der den Zenit längst überschritten hat, aber wahrscheinlich dennoch besser ist als das meiste was momentan so aufm Markt ist.

NoelGallagher
17.03.2005 11:42Supporter

So eine Art Artwork gibt´s auch schon. Das Format ist zwar ein anderes als ein CD-Cover aber das Wortspiel aus "Believe" und "Lie" gefällt mir ganz gut.

[addsig]

NoelGallagher
23.03.2005 16:41Supporter

Noel über jeden der Tracks des neuen Albums in einem Interview mit dem Q-Magazin:

1. ‘Turn Up The Sun’ - “A bit like Black Rebel Motorcycle Club, A stomper”

2. ‘Mucky Fingers’ – Imagine Bob Dylan singing [The Velvet Underground’s] ‘Waiting For The Man’ with that frantic drumbeat.

3. ‘Lyla’ – Our poppiest thing since ‘Roll With It’ Annoyingly catchy. A bit like The Who.”

4. ‘Love Like A Bomb’ – ‘One of Liam’s. It starts off acoustic and Martin Duffy of Primal Scream plays this kinda country piano solo.”

5. ‘The Importance Of Being Idle’ – “A cross between The Kinks and The La’s about being a lazy f**ker.”

6. ‘The Meaning Of Soul’ – “Like Elvis on crack. We played it at Glastonbury like The Stooges.”

7. ‘Guess God Thinks I’m Abel’ – A Liam tune that’s kind of slowish and acoustic.”
nettes Wortspiel übrigens. Zuerst hieß es ja auch in einigen Magazinen der Track würde "Guess God think´s I´m Able" heißen.

8. ‘Part Of The Queue’ – One of mine with a weird 3/4 rhythm that’s a bit Shack [mid ‘90s smack-blighted, hugely melodic Liverpudlian nearly-rans] doing Love”

9. ‘Keep The Dream Alive’ – “A song by Andy [Bell – bassist] that’s like The Stone Roses.”

10. ‘A Bell Will Ring’ – Gem [Archer – guitarist] wrote it. It’s the closest anyone’s got to sounding like [The Beatles’] ‘Revolver’.”

11. 'Let There Be Love' – “We [Noel and Liam] both sing, like the self-Righteous Brothers. It’s a fitting anthem to finish the record.”

Quelle [addsig]

NoelGallagher
30.03.2005 18:44Supporter

Jo, ich hör´s gerade. Der Refrain ist wirklich verdammt catchy. Liams Stimme hört sich gut an. Der Anfang ist wie Street Fighting Man von den Stones aber das ist ja auch ein guter Song. Sie sind endlich zurück.[addsig]

RegularJohn
14.04.2005 14:48

Oh Mann. Also Oasis scheinen wirklich nicht mehr den Stellenwert früherer Tage zu haben, wenn sie sich schon von der Plattenfirma vorschreiben lassen müssen, welcher Song als Single ausgekoppelt wird.
Das kann der Noel nur durch eine Prügelei mit dem Verantwortlichen wieder gut machen Smiley[addsig]

NoelGallagher
14.04.2005 15:06Supporter

Wer weiß, welchen Track Noel veröffentlichen wollte? Er hält einen anderen Song vom neuen Album für das beste Stück. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass aber Noel dieses Stück sänge. Dann könnte ich die Plattenfirma schon fast verstehen, dass sie ein Stück mit dem Etat-mäßigen Sänger Liam veröffentlichen wollen.

Lyla finde ich aber auch immer noch echt cool, obwohl ich ihn nun schon mindestens tausendmal gehört habe.[addsig]

Gerry
19.04.2005 09:21

hab "lyla" eben auf mtv gehört und muss sagen, das er sich schon ziemlich gut und auch nach den "guten vergangenen" sachen anhört.

bin gespannt aufs album.

Fozzybaer
21.04.2005 23:13

Das Album soll wohl doch früher erscheinen als geplant nachdem bei ebay eine Promo-CD versteigert wurde. Man hofft wohl durch den früheren Release den Verlust klein zu halten Smiley

NoelGallagher
22.04.2005 10:54Supporter

Zitat:
HR


Fozzybaer schrieb:
Das Album soll wohl doch früher erscheinen als geplant nachdem bei ebay eine Promo-CD versteigert wurde. Man hofft wohl durch den früheren Release den Verlust klein zu halten Smiley
HR

Ja, das hab ich auch schon gehört und könnte damit leben Smiley
Ich bin immer etwas hin- und hergerissen bei sowas, weil ich mir eine bessere Promo kaum vorstellen kann und ich an solche "Mißgeschicke" nicht immer glauben mag.[addsig]

NoelGallagher
25.04.2005 23:43Supporter

Hier kann man sich das Video zur neuen Single Lyla ansehen. Ist ganz gut geworden und den Song finde ich immer noch klasse.[addsig]

powertrip
26.04.2005 05:47

Ja so schließt sich der Kreis !

Ich weiß jetzt, was das Photo aus dem LimpBizkit - Threat zu bedeuten hat. Oasis und Limp Bizkit referieren auf ihren Alben jeweils über das andere Album. "Don´t believe the truth" ... "The Priest" (siehe Photo oben)...


Smiley

NoelGallagher
04.05.2005 15:37Supporter

Das neue Album gibt´s jetzt schon bei Itunes Deutschland - und zwar weltexklusiv nur in Deutschland.

Irgendein Depp hat wohl beim Release-Datum was verwechselt und es statt am 30.05. schon am 03.05. freigegeben. Sämtliche Lieder des Albums schießen gerade in den Itunes-Charts nach oben. In einem US-Forum meinte einer, der Mitarbeiter hätte wohl Sauerkraut auf den Augen gehabt Smiley[addsig]

NoelGallagher
22.05.2005 19:26Supporter

Zitat:
HR


OASIS star NOEL GALLAGHER has urged record companies to put albums out as soon as they're complete in a bid to beat the internet pirates.

The rocker was initially thrilled when he heard the new Oasis single LYLA was being played ahead of its embargo on a radio station in Poland - and then he was contacted by frantic record label bosses.

Gallagher recalls he was still excited to hear the single was getting air play, but can't understand why record bosses present themselves with piracy problems.

He says, "I don't even know what the internet is. I don't have a computer, so it doesn't concern me. I don't understand the corporate record system anymore.

"You give them an album, and six months later you're still waiting for it to come out. When it's finished, get it out as soon as possible. Put it in the fucking shops within the week. It can be done that way."
HR

Zitat:
HR

OASIS star NOEL GALLAGHER has revealed he turned down the chance to visit British monarch QUEEN ELIZABETH II at Buckingham Palace last year (04), because he has no respect for the royal family.

The rocker admits he was surprised by the odd invite to the Queen's London residence, but had no intention of honouring it.
HR

Höhö, der Queen geben nicht viele Leute einen Korb. Das finde ich sehr konsequent. Den Kommentaren von "mir" zur Musikindustrie stimme ich vollstens zu. Ich verstehe das auch nicht.[addsig]

Gerry
22.05.2005 22:23

Kritik: Wer hätte das noch für möglich gehalten: Die Pop-Proleten von Oasis kommen mit einem überraschend frischen und musikalischen Album um die Ecke, das möglicherweise ihr Bestes seit 1997 ist. Dabei reicht es natürlich nicht an die genialen Großtaten „Definitely Maybe“ und „(What's The Story) Morning Glory“ heran – das hatten wahrscheinlich nur die Diehard-Fans der Mannen um Noel und Liam Gallagher erwartet. Aber im Vergleich zum Beispiel zur unsäglichen letzten Platte, „Heathen Chemistry“ kann man irgendwie doch mit Fug und Recht, für den Moment festhalten, dass „Don't Believe The Truth“ tatsächlich eine positive Weiterentwicklung darstellt, die man den Briten im Grunde nicht mehr zugetraut hatte.

Seit 2002, als „Heathen Chemistry“ erschien und Coldplay mit ihrem „Rush Of Blood To The Head“ endgültig die indirekte Nachfolge von Oasis im Brit-Pop-Himmel antraten, war es recht ruhig um Oasis geworden. Kaum Nachrichten von Schlägereien und blutigen Nasen, nur hin und wieder Meldungen von angeblich unfassbar tollen Songs (das mysteriöse „Stop The Clocks“), die jetzt gar nicht auf dem neuen Album enthalten sind. Anfang des Jahres wurde der langjährige Drummer Alan White entlassen; Zak Starkey, Sohn des Beatles-Drummers Ringo Starr übernahm seinen Part, wenngleich noch nicht als ernsthaftes Bandmitglied. Ansonsten schien sich die Band in aller Ruhe auf ihr neues Album zu konzentrieren und zu einer echten Band zusammenzuwachsen – aber nur soweit das angesichts der nach wie vor großen Egos der Gallagher-Brüder überhaupt möglich ist.

Das Produkt dieser Prozesse ist nun als „Don't Believe The Truth“ zur Betrachtung freigegeben. Ein Album, das gleichzeitig zurückblickt (das alte Logo der Band wurde reaktiviert), aber an sehr vielen Stellen geradezu innovative Einflüsse geltend macht. Durch fast alle Stücke weht eine leichte Jazz-Wolke, wie zum Beispiel im verblüffenden „The Importance Of Being Idle“, wo sich Noel Gallagher zu ungeahnten Gesangsleistungen heraufschwingt. Die Platte bleibt zwar nach wie vor eklektisch – alles andere wäre einem Wunder gleichgekommen – aber man klaute diesmal bei anderen Vorbildern, z.B. den Stranglers beim beschwingten „Part Of The Queue“ oder den Stone Roses beim großartigen „Keep The Dream Alive“. Liam Gallagher schreibt inzwischen auch gute Songs, wenngleich er rein textlich noch nicht an seinen Bruder heranreicht („Love Like A Bomb“), der einige der besten Lyrics seiner Karriere zum Besten gibt.

Ansonsten wird hier manch einer die sogenannten Hits vermissen. „Lyla“, die erste Single-Auskopplung, ist eher ein durchschnittlicher Song, für sich genommen, im Albenkontext hingegen geht er vollends auf. Kaum ein Lied bietet sich als Singleauskopplung an, dafür gewinnt das Album als Ganzes, es finden sich keine Lückenfüller. Unfassbar: Das erste Album seit „Morning Glory“, das man ohne Schmerzen durchhören kann. Denn hatten die letzten drei Alben in „The Hindu Times“, „Little By Little“, „Go Let It Out“ oder „Stand By Me“ ihre Hits, die die Charts bevölkerten, so war doch der Rest der Platte oftmals eher Stückwerk. „Don't Believe The Truth“, so scheint es für den Augenblick, ist ein geschlossenes Werk einer gereiften Band. Nur der Schlusstrack, die obligatorische süßliche Ballade „Let There Be Love“ in der Tradition von „Stop Crying Your Heart Out“ hätte es nicht gebraucht. Wie auch immer: Selbst die notorischen Oasis-Schlechtfinder und nur „Definitely Maybe“-Gutfinder sollten hier mal einen vorurteilsfreien Blick riskieren, der sich lohnen könnte.

NoelGallagher
23.05.2005 20:37Supporter

Zitat:
HR


Wer ist wohl die erfolgreichste britische Band der letzten Dekade? Richtig, natürlich Oasis. Nachdem auch die neue Single "Lyla" an die Spitze der Charts gestürmt ist, hat die Band mit all ihren Hits zusammengerechnet 766 Wochen in den offiziellen UK Single Charts auf dem Buckel.
HR

Quelle: Visions.de

Smiley[addsig]

Gerry
26.05.2005 09:50

auf mtv kann man schon komplett ins neue album reinhören.


hab reingehört, hört sich schon nicht schlecht an, aber ich hörs mir nochmal stereo an. Smiley

NoelGallagher
08.06.2005 11:35Supporter

Oasis, Coldplay: neue Alben

Jetzt geht es um die Wurstigkeit

4:1 nach Elfmeterschießen: Mit ihren neuen Alben wollen "Oasis" und "Coldplay" unbedingt Musikgeschichte schreiben – jeweils. Dabei beleben sie ungewollt das klassische Pop-Duell wieder. OLIVER FUCHS

Vielleicht sollten Musiker einfach weniger reden. Und mehr Musik machen. Die Musiker von Oasis und Coldplay etwa haben in den letzten Monaten so viel annonciert, verlautbart, angemerkt, mitgeteilt, dementiert und richtig gestellt, dass einem schwindlig wurde. Bleibt mal am Boden, Jungs, wollte man diesen heißlaufenden, hohldrehenden PR-Büros mit Gitarre zurufen, es geht doch hier nur um zwei ganz normale Langspielplatten. Oasis aber wollten partout „das beste Album in der Bandgeschichte“ fertig gestellt haben und Coldplay gleich „das beste Album aller Zeiten“. Uff!

Nun liegen die beiden zwangsepochalen Werke vor und stiften erstmal Ratlosigkeit. Zwischen Hörer und Platte schiebt sich jeweils ein Gebirgsmassiv aus Erwartungsdruck und Vorschusslob, das die Künstler selbst aufgetürmt haben. „Don’t Believe The Truth“ und „X&Y“ klingen beim ersten Hören gleichermaßen misslungen, Oasis und Coldplay scheinen auf ihre je eigene Weise zu scheitern. Es steht also zunächst Unentschieden, 0:0, in dieser battle of bands.

Das Gegenspieler-Prinzip hat ja Tradition: Beatles versus Rolling Stones, Michael Jackson versus Prince, Geha versus Pelikan. Aber: Oasis versus Coldplay – haut das überhaupt hin? In England jedenfalls rechneten überspannte Journalisten Radioeinsätze, Artikellängen und Internet-Single-Downloads emsig gegeneinander auf. Ein Sieger konnte bis dato nicht ermittelt werden.

Hören wir also noch mal genau hin, möglichst neutral, vorurteilsfrei. Auch wenn das schwerfällt, zumal bei Coldplay, die einem in letzter Zeit ziemlich auf den Wecker gingen mit ihrer zur Schau gestellten Feinfühligkeit. Angefangen haben sie als bescheidene Elegiker mit semi-melancholischen Songs – hübsche Melodien, feine Arrangements, nichts Besonderes (auch nicht origineller als, sagen wir, Travis – wo sind die eigentlich heute)?

Dass sich das erste Coldplay-Album „Parachutes“ sechs Millionen mal verkaufte, darüber staunten die Bandmitglieder selbst wohl am meisten. Vor allem Sänger Chris Martin war so von den Socken, dass er den Publikumszuspruch als Auftrag einer höheren Macht fehldeutete. Seither ist er auf einer Mission, wofür ist nicht restlos klar, Fair-Trade, Bio-Eier-Kaufen, Kondome-nicht-ins-Klo-werfen.

Anfangs artikulierte Martin nur seine ganz private Angst vor Haarausfall. Da dachte man: Mein Gott, was für langweilige Sorgen! Jetzt schultert er – seinem Vorbild Bono Vox nicht ganz unähnlich – die Sorgen der Menschheit. Dass sich der Troubadour der gemäßigten Traurigkeit in einen Allzuständigkeits-Epiker verwandeln würde, zeichnete sich schon auf dem zweiten, mächtig dick auftragenden und entsprechend zwölf Millionen mal verkauften Coldplay-Album ab.

Jetzt aber gehen Martin sämtliche Gäule durch. Er flennt und schluchzt und wimmert wie einer, der als Kind zu wenig Aufmerksamkeit von den Eltern bekommen hat. Was für ein Schmierlappen! Und seine Mitmusiker können vor Überambitioniertheit kaum ihre Instrumente halten. Kurz: Mit „X&Y“ sind Coldplay auf ihrem Weg der U2-Werdung ein gutes Stück vorangekommen. Dieselbe dengelnde Gitarre, derselbe Sound-Bombast, dieselbe Hybris, immer ordentlich Hall drauf, dazu Texte, die metaphysischen Mehrwert virtuos vortäuschen (Hauptthema: Verlust). Stets steht die Pompösität des Anspruchs in groteskem Missverhältnis zur Mediokrität des Ergebnisses. Im Kern ist es einfach Mädchenbeeindruck-Musik. Von mittelständischen Melancholikern.

„Lights will guide you home“, singt Martin in „Fix you“, dem einzigen halbwegs erträglichen Lied, „and I will try to fix you“. Aber von so einem Allesrichtigmacher und Müsli-Selber-Mischer lässt man sich ungern die Seele reparieren. Der Rest ist aufgebrezelter Schmarrn, Pflegelotion für den Gehörgang.


Ganz anders liegt der Fall bei Oasis, die auch ihr sechstes Album wieder genauso wurschtig aus dem Ärmel geschüttelt haben wie sämtliche Vorgänger. Der Unterschied ist: Früher, ganz früher waren sie inspiriert. „Live Forever“, „Slide Away“, „Wonderwall“ oder „Don’t Look Back In Anger“ – was waren das für geniale, himmelsstürmende Einfälle. Noel Gallagher muss seinerzeit im Zustand der Gnade gelebt haben. Leider nur zwei Sommer lang.

Mitte der neunziger Jahre waren Oasis die richtigen Männer zur richtigen Zeit. Sie bedienten ein neues Milieu, das nach musikalischer Repräsentation verlangte, die so genannten lads, Mittelschichtler, die sich den Coolness-Code der Unterschicht aneigneten: Im Trainingsanzug rumschlurfen, Dosenbier trinken, Mädchen in den Ausschnitt gucken.

Doch spätestens 1996 setzte der Niedergang ein. Oasis verloren erst ihre Inspiration, dann die jugendliche Spannkraft, schließlich ihr Milieu. Im Angst-Klima der bezeichnend „Nuller-Jahre“ genannten Jetztzeit kokettiert niemand gern mit dem sozialen Abstieg. Lads würden heute, wenn es sie noch gäbe, eher Coldplay hören.

Was für eine traurige Geschichte! Sehr, sehr tragisch. Aber auch saukomisch. Denn Oasis reagierten auf ihre eigene Demontage mit der gebotenen Lässigkeit und produzierten nonchalant Mist. Auch „Don’t Believe The Truth“ ist wieder ein kaputtes, zerschossenes, abgewracktes Album, wie es so nur von Männern gemacht werden kann, die nichts mehr zu verlieren haben. Die auch, wenn sie am Abgrund stehen, dem Untergang frech entgegenlachen.

Natürlich ist wieder viel abgekupfert, von Beatles, Stones, Kinks, so ist das ja immer. Es wäre idiotisch, die Quellen einzeln nachweisen zu wollen, darauf kommt es nicht an. Oasis wissen selber, dass ihnen seit Jahren nichts mehr einfällt. Auch wenn sie sich auf den Kopf stellen und mit den Ohren wackeln – ein zweites „Live Forever“ wird es nicht geben. Also machen sie HipHop mit Gitarren. Was sollen sie sonst machen? Sich erschießen? Zweitstudium?

HipHop mit Gitarren geht ganz einfach. Man braucht nur einen Beat, darüber ein Hook, und dazu wird dann gerappt, egal was, Hauptsache es kommt oft „Dream“ vor, „Love“, „Boy“, „Sky“. Die Boulevardpresse nutzt man, um in flankierenden Interviews Gegner abwechselnd zu beleidigen, zu diffamieren und ehrverletzend herabzuwürdigen. Dream, Love, Boy, Sky: So sprechen sich Jungs selber Mut zu.

Aufschlussreicher als das neue Album ist die der Deluxe-Edition beiliegende DVD. Da wird jeder Song einzeln erklärt. Was nicht nötig gewesen wäre, weil sich Songs wie „Let There Be Love“ und „Love Like A Bomb“ hinreichend selbst erklären. Über „Mucky Fingers“, das sich sehr offensichtlich den Beat des Velvet-Underground-Klassikers „I’m Waiting For The Man“ ausborgt, sagt Noel Gallagher: „Wir saßen rum und hörten Velvet Underground und hatten Lust einen Song zu machen, der so ähnlich klingt“. Bloß keine übertriebene Ambition! Bei jedem Stück sagt ein Bandmitglied, dass das nun definitiv sein Lieblingslied von Oasis sei.

Lieblingslied? Bestes Album? Zum Totlachen!

Andererseits ist es dieser Mut zur Stumpfheit, der einen am Ende sehr für Oasis einnimmt. Doch, diese Männer kann man respektieren. Sogar lieben. Wie sie wurschteln und scheitern, wie sie hinfallen und aufstehen, wie sie in die Fresse bekommen, sich das Kinn abwischen und einfach weitermachen – das hat Größe.

Oasis-Coldplay 4:1, in der Nachspielzeit, aber nur mit Elfmeterschießen.

Quelle: Süddeutsche Zeitung [addsig]

NoelGallagher
08.06.2005 11:49Supporter

Die Rezension von Spiegel Online finde ich auch recht cool.

Das nennt man ein Comeback nach Maß: Mit Oasis hatte wohl keiner mehr so recht gerechnet, nachdem die letzten beiden Alben "Standing On The Shoulder Of Giants" und "Heathen Chemistry" eher Mediokres zu bieten hatten. Pünktlich zur Veröffentlichung der neuen Single "Lyla", einem schamlosen Beatles-Rip-Off, präsentierten sich die Brüder Liam und Noel Gallagher nun wieder als jene Rüpel, die man einst lieb gewonnen hatte, und feuerten in der britischen Presse eine Breitseite gegen alle Emporkömmlinge: Kaiser Chiefs? Klingen wie "schlechte Blur". Keane? "Vollidioten". Libertines? "Scheiße". Franz Ferdinands Sänger Alex Kapranos erinnert Liam gar an "fucking Right Said Fred". So weit, so amüsant. Und an wen erinnern Oasis mit ihrem sechsten Album? Klar, wie immer an Beatles (siehe oben), Who ("Mucky Fingers"), Stranglers ("Part Of The Queue"), Velvet Underground und - äh - Beatles. Aber egal, denn durch das neue, jetzt verfestigte Bandprinzip, demzufolge nicht nur die Gallaghers Songs schreiben dürfen, sondern auch Gem Archer und Andy Bell, sind den Britpop-Veteranen aus Manchester ihre solidesten und souveränsten Songs seit langem gelungen. Sogar eine politische Dimension soll sich angeblich in den Textzeilen verbergen, denn die Lügen der Politiker gehen den Arbeiterklasse-Helden gehörig auf die Nerven. Viel Spaß beim Suchen der Botschaft, und währenddessen viel Vergnügen mit dem ersten gelungenen Oasis-Album seit "Revolver" ... Nein! "Morning Glory" natürlich! ( 8 ) Andreas Borcholte

Quelle: Spiegel Online [addsig]

Tusum
16.11.2005 22:11

Der gute Noel Gallagher - kein Tag vergeht ohne einen Wortschwall des Oasis Frontmanns. Heutiger Grund der Aufregung: Hip Hop.

In einem Interview mit der australischen Webseite timeoff.com sagte Noel: 'Ich hasse Hip Hop. Ich hasse alle, die so Art von Musik machen und alle, die sie kaufen. In den Videos schmeißt irgendein Kerl 100 Dollar Scheine auf eine nackte Frau auf einem Bett mit 'ner Hundeleine um den Hals. Was zur Hölle soll das? Alles dreht sich um Bling und Geld. Für mich ist das keine Musik. Das sind alles nur Idioten.'

Aber irgendwie sind wir auch beruhigt, dass sich wenigstens einer noch um den guten Geschmack sorgt.

Quelle

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