U2 Tour 2005

U2 Forum: Diskussionen zu U2 Tour 2005

eröffnet von nima am 14.09.2004 09:47 Uhr
828 Kommentare - zuletzt von scooterfan

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828 Kommentare
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Stonewalker
01.08.2005 16:26

ok, von hamburg nach münchen is schon n stückchen, da würd ich mir auch 2 mal überlegen ob ich das risiko eingehe Smiley

Gerry
01.08.2005 19:57

in zwei tagen ist es soweit. bin ja mal gespannt, was sich u2 selbst für das letzte deutschland-konzert einfallen lassen.

AJ
02.08.2005 16:20

Hu Hu Juhiupi du, was freu ich mich!

Morgen früh um 6 Uhr wird losgefahrn!

Frage: Getränke wie sind dort die Regeln? Wieder nur ein Halber Tetrapack? oder darfs auch mehr sein???

Stonewalker
02.08.2005 20:55

mal so ne frage an die innenräumler: wann geht ihr ans stadion und malt ihr euch chancen auf frontstage aus?

TweedyTwo
02.08.2005 21:58

in zürich musste alles in becher umgegossen werden

aber das waren ja eh die eidgenossen ...[addsig]

Gerry
03.08.2005 10:04

Zitat:
HR


Stonewalker schrieb:
mal so ne frage an die innenräumler: wann geht ihr ans stadion und malt ihr euch chancen auf frontstage aus?
HR


wir fahren um drei von landshut aus los, dann sind wir um 16 uhr in münchen. vielleicht gibts noch chancen. keine ahnung.

NoelGallagher
03.08.2005 10:18Supporter

Zitat:
HR


Stonewalker schrieb:
mal so ne frage an die innenräumler: wann geht ihr ans stadion und malt ihr euch chancen auf frontstage aus?
HR

Also, da kann ich dir auch keine Antwort geben. In Berlin kam ich erst so gegen fünf an und da war der Front Of Stage-Bereich natürlich schon voll.

Allen, die in München dabei sind: Viel Spaß Smiley[addsig]

Gerry
03.08.2005 13:46

Zitat:
HR


NoelGallagher schrieb:

Allen, die in München dabei sind: Viel Spaß Smiley
HR

thx. gleich gehts los.

Gerry
04.08.2005 10:19

sodala,

gestern war es also so weit. u2 nach 1997 zum zweiten mal live in concert gesehen und ich muss sagen, das an sich das konzert zwar gut, aber nicht überragend war... leider. irgendwie war die reihenfolge der songs irgendwie komisch und immer wenn einigermaßen stimmung (elevation, pride, where the streets,...) bei den leuten war, wurde sie danach durch einen anderen song zunichte gemacht. bühnentechnisch natürlich nicht schlecht (3 bühnen/abbau kopenhagen, münchen, aufbau nizza). die riesenland war auch spitze, mit animationen usw.
trotzdem muss ich sagen, das ich vom konzert irgendwie nicht so angetan war. aber das haben sie ja nach den ersten konzerten in den staaten auch schon geschrieben, das die reihenfolge der songs nicht so prickelnd ist/war.

die vorband "the zutons" war... sagen wir mal geschmackssache oder der sound war ziemlich miserabel laut. "keane" dagegen war richtig schön melodiös. war ein guter auftritt.

wettertechnisch wars gestern ziemlich bescheiden. bis keane wars einigermaßen trocken, dann bei keane beganns zu nieseln und während dem umbau und bis u2 hats dann richtig schön geregnet. aber spätestens bei "elevation" wars dann wieder regenfrei.

Setlist:

Vertigo (Der Sound ist sehr gut, das Wetter nicht)
I Will Follow (Anton Corbijn ist zum Fotographieren auf der Bühne)
The Electric Co. / Singin' In The Rain (Snippet)
Elevation
New Year's Day
Beautiful Day / Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band (Snippet) / Here Comes The Sun (Snippet)
I Still Haven't Found What I'm Looking For
City Of Blinding Lights
Miracle Drug
Sometimes You Can't Make It On Your Own
Love And Peace Or Else
Sunday Bloody Sunday
Bullet The Blue Sky
Miss Sarajevo
Pride (In The Name Of Love)
Where The Streets Have No Name
One / Rain (Snippet)

encore 1:
Zoo Station
The Fly
With Or Without You

encore 2:
All Because Of You
Party Girl
Vertigo

Der Sound ist im Gegensatz zum Wetter sehr gut. Bei den ersten Songs steht Anton Corbijn zum Fotographieren auf der Bühne. Bono beginnt Beautiful Day mit "Schöne Menschen, Schöne Nacht, Schöner Tag" und zum Schluss von I Still Haven't Found What I'm Looking For sagt er "Thanks for waiting in the rain, for singing in the rain, for dancing in the rain". Die geplante Fanaktion mit den tausenden weissen Luftballons während Pride (In The Name Of Love), wodurch Bono von "99 Luftballons" singt, scheint ein Erfolg gewesen zu sein (Bild). Bono verabschiedet das Publikum zum Schluss von One mit "Servus".

Mondi
04.08.2005 10:33

Also ich war gestern auch da und mir hats im Gegensatz zu Gerry sehr gut gefallen, wobei das Konzert nicht an das Konzert 2001 in der Münchener Olympiahalle rankam. Die Reihenfolge der Songs könnte man durchaus anders legen, wobei ich mir bei den ersten beiden Zugaben einfach andere Songs wünschen würde.

Die Bühnenshow war fand ich gigantisch.

Höhepunkte für mich Elevation, Sunday Bloody Sunday, Miss Sarajewo und Pride, dass ich zum ersten Mal live gehört habe

Gerry
04.08.2005 10:38

wie du schon geschrieben hast, war die elevation-tour besser. und wenn ich mir die dazugehörige dvd ansehe, muss ich auch sagen, das die um einiges besser rüberkam als das konzert gestern.

und wie gesagt, u2 waren nicht schlecht, aber das es jetzt so mega-super-krass-toll-überhammer war, war es leider eben auch nicht.


naja all i want is you, bad, 40, running to stand still und vielleicht noch who's gonna ride your wild horses ist mir abgegangen.

irgendwie schein ich mir die tourneen auszusuchen, wo u2 nicht so gut sind. Smiley

NoelGallagher
04.08.2005 11:16Supporter

Zitat:
HR


Mondi schrieb:
wobei ich mir bei den ersten beiden Zugaben einfach andere Songs wünschen würde.
HR

Der ZooTV-Block mit Zoo Station und The Fly war für mich das Highlight der ganzen Show (in Berlin). So verschieden sind Geschmäcker.[addsig]

Nightwing
04.08.2005 12:27

War gestern mein erstes Konzert von U2. Die Show war auf jedenfall extrem genial. Den Sound fand ich nicht so toll. Hatte das Gefühl das die Gitarre übersteuert war. Das war ja teilweise schon schmerzhaft.

Genial fand ich, das ich, obwohl ich erst um 5 ins Stadion bin, noch zwischen den 1. und 2. Wellenbrecher gekommen bin.

Das Publikum sah mal total genial aus.

Stonewalker
04.08.2005 14:41

also für mich war's wohl bisher das beste konzert überhaupt, was aber wohl auch mit meinem platz zu tun hatte (frontstage bereicht mitte, ziemlich weit vorne), und das obwohl wir erst um kurz nach 3 am stadion waren. nach der um eine stunde verspäteten öffnung des geländes begann auch gleich der grosse run auf den frontstage bereich der dann in 2 riesen menschenmengen an den beiden eingängen des frontstage bereiches endeten. was dann folgte dürfte vielen vielleicht noch vom disturbed auftritt am ring vor 2 jahren bekannt sein: viele vollen rein, von hinten kommen immer mehr aber vorne wird niemand reingelassen ---> es wird immer gemütlicher.
wir hatten da wirklich glück mittlerweile doch einiges an ring bzw. anderer konzert erfahrung zu haben und daher doch einen halbwegs kühlen kopf zu bewahren, aber um uns herum sind doch einige mädels in panik ausgebrochen bzw. sogar zusammen gebrochen.

als wir dann im frontstage bereich waren, haben wir uns erstmal die wieder-einlass stempel geholt und haben uns dann die nächsten 2 stunden rund ums olympiastadion amüsiert. der wiedereinlass in den fs-bereich hat dann problemlos geklappt, obwohl die securities beim verlassen des fs-bereich ziemlich uneinig über die wieder-einlass prozedur waren.

dann ging's los:
sound kann ich nich viel zu sagen, stand dazu wie gesagt viel zu nah an der bühne, da war's halt einfach ziemlich laut Smiley

zutons war ich eigentlich sehr positiv überrascht und keane waren erwartend gut (könnten auch mal zum ring kommen). der immer wieder kurz einsetzende regen war zu verschmerzen, nur wärend der umbaupause zwischen keane und u2 war's wirklich richtig unangenehm, aber im vergleich zum regen bei r.e.m. am ring hat's nur getröpfelt Smiley

bereits vorm konzert beginn rollte dann trotz ströhmendem regen die laola welle mehrmals durchs stadion und man konnte die vorfreude wirklich spüren.

als dann die flutlichter ausgingen und das intro begann war ich dann im ersten moment etwas verwundert, weil der frontstage bereich wirklich erschreckend leer war (selbst so nah an der bühne), man hatte wirklich riesig viel platz. eigentlich echt schade, da ja wirklich so viele draussen standen die nicht mehr rein durften.

als u2 dann die bühne betraten war die stimmung natürlich in null komma nichts auf dem höhepunkt. vertigo entpuppte sich wie erwartet als guter opener (leider meines erachtens nach trotzdem nich ganz so gut wie elevation). an der zusammenstelllung der setlist reinfolge kann mann sich nun wirklich streiten, ich fand's ok, aber wie gesagt, hätte besser sein können. hauptsache fand ich aber, das eigentlich wirklich alles grossen "hits" dabei waren. sogar 40 gabs dank "i cam 2900 km to hear 40"-plakat noch als snippet.

ansonsten war die show eigentlich wirklich verdammt gut auf die bühne angepasst (die zudem glaub ich größtenteils von der letzten bon jovi tour geklaut wurde Smiley). auch die interaktion des publikums war spitze, ob wunderkerzen-meer bei still haven't found oder der luftballon coreo bei pride, man hatte aus dem inennraum raus immer das gefühl dass auch die sitzplätze ihren spass hatten.

über den zugabenblock kann man sich dann auch wieder streiten, aber wie gesagt, so gehen die geschmäcker halt auseinander. im nachhinein als gut empfunden habe ich dann widererwartend das 2. mal vertigo, da hier zum abschluss eines riesen konzertes nochmal riesen stimmung aufkam und wirklich jeder mitsingen konnte.

und eigentlich kann mir niemand erzählen, dass er nach diesem konzert nicht zumindest annährend zufrieden war Smiley für mich auf alle fälle ein absolutes highlight und ein event, das ich mir garantiert bei der nächsten tour wieder "antun" werde!

fotos folgen demnächst.

AJ
04.08.2005 14:48

So war gestern auch mein erstes U2 Konzert und ich muss sagen es war wierglich das besste was ich bissher erleben durfte!

Wir hatten viel Glück das wir noch vor den 2. Wellenbrechen gekommen sind!

Die Liedreienfolge fand ich eigentlich auch ganz in Ordnung, und sie haben ja auch alle wichtigen Hitz (bis vieleicht auf Disire und Discoteque) gespielt!

Zu den Vorbands:
"The Zutons" waren jetzt eigenlich nicht so schlecht
und auf
"Keane" hätte ich gerne verzichtet!
finde einfach das in anderen Städten Bessere Vorbands waren!

Gerry
05.08.2005 10:51

"Singin' in the rain" für 75 000 nasse Fans
U2 rocken im Münchner Olympiastadion gegen den Regen und für mehr Gerechtigkeit in der Welt

München. Zum Abschied sagt Bono leise "Servus". Mittwochabend im Münchner Olympiastadion: U2 setzen mit einer gewaltigen Show den Schlusspunkt hinter ihre Deutschland-Tournee. 75 000 Fans harren in teilweise strömendem Regen aus. Patschnass, aber glücklich. Mit den raren Karten dürfen sie Teil der "Vertigo"-Tour werden. Bei drei Konzerten in Berlin, Gelsenkirchen und München sahen insgesamt 200 000 Zuschauer die Mischung aus "Best of U2" und Bonos Errettung der Welt.

Über das neue Album war viel gestritten worden. Unfertig, unmotiviert, uninteressant, fand selbst manch gestandener Anhänger. Doch ein Titel auf "How to dismantle an atomic bomb" ließ nie Zweifel aufkommen: "Vertigo" - eine Rocknummer mit dem Zeug zum Klassiker und mit der Kraft eines Nuklearsprengsatzes. Am Mittwoch wirkt es, als wollen U2 mit diesem Einstieg die dicken schwarzen Wolken am Himmel wegdampfen. Der Sound ist überraschend gut im Sportstadion, Bono hat seine oft arg angeschlagene Stimme im Griff. "Hello Hell-o-o" - das reißt mit. Zehntausendfach erschallt unter tropfenden Tüten und Regencapes die Hymne.

Pfützen auf der Bühne

"The Electric Co", ein Uralt-Kracher von einem der ersten Alben, steht wie ein Heizstrahler auf der Bühne. Gitarrist Edge stemmt sich wie mit einem Flammenwerfer auf einem Ausleger gegen den Wolkenbruch. Mit den ersten fünf Liedern feuert die Band eine Rocknummer nach der anderen hinüber zum Olympiaturm, der im nassen Grau zu ertrinken droht: "Elevation", "New Years Day" und "Beautiful Day", dazwischen stapft Bono durch die Pfützen auf der Bühne und trällert fröhlich "Singin' in the rain". Der Mann ist im berüchtigten Dubliner Schnürlregen aufgewachsen.

Das Wetter klart auf, Grundvoraussetzung für den nachdenklich stimmenden Teil zwei des Konzerts - Bonos Musik als Heilsbringer für die Welt: "Sunday bloody sunday", die Kultnummer aus der Zeit, als in Nordirland noch Bomben hochgingen; "Bullet the blue sky", Noten gewordener Protest gegen den Waffenhandel; die Balkankriegs-Anklage "Miss Sarajevo", dieses Mal im Gedenken an Terroropfer; "Pride" für Martin Luther King. "Where the streets have no name" und "One" müssen als Begleitung für einen Afrika-Hilfsaufruf herhalten. Im Widmen und Umwidmen ihrer Songs ist die Band nicht zimperlich.

"Eins - zwei - drei". Bono hat sein Konzert auf deutsch angezählt. Und er zählt auf die Deutschen. Ausdrücklich dankt er dem Bundeskanzler und namentlich Außenminister Joschka Fischer für die Unterstützung bei der Entschuldung der Dritten Welt. Bonos privater Feldzug gegen Armut in Afrika. Mit Fischer, der das Konzert im VIP-Bereich verfolgt, hat der Friedensnobelpreis-Kandidat noch vor der Show geplaudert. Auch sonst ziehen die Iren einen Haufen Prominenz an: Boris Becker, Wladimir Klitschko und eine halbe Bayern-Mannschaft samt Dr. Müller-Wohlfahrt tummeln sich - trocken - in der Gästelounge.

Fans vor den Toren

Andere Fans harren derweil vor den Eingängen aus, spähen zum riesigen Bühnenaufbau, dessen hoch hängenden Videoleinwände überraschend viel vom Geschehen nach draußen übertragen. Die binnen Minuten ausverkauften 200 000 Karten für Deutschland waren wieder einmal nicht genug. Doch selbst die Fans, die sich hier an die Gitter krallen, tanzen und singen die Titel mit und spenden brav Applaus. Im Zugabenblock liegen sich Paare bei "With or without you" in den Armen.

Als alles schon vorüber scheint, zünden U2 ein weiteres Mal die "Atomic bomb": Noch einmal dröhnen sie "Vertigo" ins Olympiastadion, schicken die Fans nach Hause wie sie gekommen waren: nass, aber glücklich.

quelle: amberger zeitung
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Ein paar Songs für die Ewigkeit

Das Konzert der Rockband U2 im Münchener Olympiastadion

Von Jan Ulrich Welke

110 Konzerte in 19 Ländern und sechzig Städten spielt die irische Band U2 in diesem Jahr, 180 Vollzeitmitarbeiter sind nur für die Tour im Einsatz, sieben Busse und 18 Trucks befördern Band und Equipment, 10 337 Glühlampen leuchten in dem über zwölf Meter hohen Videovorhang auf. Die 190 000 Eintrittskarten für die drei Deutschlandkonzerte waren in drei Stunden vergriffen, und allein 200 000 New Yorker werden im Herbst zu den acht (!) Konzerten im Madison Square Garden kommen. Keine Frage, es sind amtliche Zahlen, mit denen die zweitgrößte Rockband der Welt bei ihrer aktuellen "Vertigo"- Welttournee aufwarten kann.

Beachtlich zahlen müssen auch die Zuschauer. In München etwa, wo U2 am Mittwochabend Station machte, waren es für die am weitesten von der Bühne entfernten Plätze in jenem nun wahrlich weiten Rund, welches das dortige Olympiastadion nun einmal ist, 85,50 Euro. Umgerechnet auf die guten alten Zeiten, von denen hier noch die Rede sein soll, sind das 167 Mark Eintritt für ein Rockkonzert. Das ist happig, besonders wenn man bedenkt, dass hier ja in Gestalt des Friedensnobelpreisanwärters und staatlich geprüften Gutmenschen Bono Vox ein Sänger auf der Bühne steht, der sich gerne als Hohepriester des fairen Umgangs miteinander und wider die ungleiche Lastenverteilung geriert - und der, wie seine Bandkollegen auch, vermutlich so arm nicht ist, als dass er derart exponierte Preise zur Aufrechterhaltung des Lebensstandards verlangen müsste.

Nun denn, mit "Vertigo", dem der Welttour ihren Namen gebenden Titeltrack des aktuellen U2-Albums "How to dismantle an atomic Bomb", beginnt gegen 21 Uhr und bei strömendem Regen das Münchner Konzert. Es folgen "I will follow", nicht ganz so gut interpretiert wie auf dem Livealbum "Under a blood red Sky", sowie "The Electric Co.". Mit diesem Dreiklang stellt die irische Band sogleich klar, was dieser Abend werden soll, nämlich auch eine Art musikalischer Zeitreise. Zwischen "I will follow" sowie "The Electric Co." vom 1980 erschienenen U2-Debütalbum "Boy" und "Vertigo" liegt ein Vierteljahrhundert Musikgeschichte. Musikgeschichte, die von U2 mitgeprägt wurde, mal mit schwächeren Alben ("Rattle and hum" oder "How to dismantle an atomic Bomb"), mal mit grandiosen Werken ("War" oder "The Joshua Tree"), auf jeden Fall aber mit so vielen epochalen Stücken, dass man mühelos gleich drei Konzertabende mit ihnen bestreiten könnte.

Eines dieser großen Stücke - nein: das größte! - kommt als fünftes Lied. "New Year"s Day" ist es, diese elegische Hymne, dieser saft- und kraftvolle Song mit seinem alle Ewigkeiten überdauernden Melodiebogen. So wuchtig wie die Schauerfront peitscht er auf die Menschen im Olympiastadion ein, so fabelhaft wird U2 bei diesem so herausragenden Stück bei hervorragendem Sound dem Ruf einer herausragenden Liveband gerecht, so sehr lässt es einen in diesem Moment die vielen Dinge vergessen, die einen am Vorsteher dieser Band bisweilen ein wenig nerven: etwa, dass er (selten so gelacht, werden sich die mittlerweile klatschnassen Besucher gedacht haben) hernach lustigerweise "Singin" in the Rain" intoniert und zur ersten seiner zwei pathosüberfrachteten Ansprachen ansetzt.

Aber dann geht es auch schon weiter mit der musikalischen Zeitreise. "Beautiful Day" vom 2000er-Album "All that you can"t leave behind" und "I still haven"t found what I"m looking for" vom 1987er-Werk "The Joshua Tree" folgen direkt aufeinander, doch es gibt keinen Bruch, der diese von der Entstehung her 13 Jahre auseinander liegenden Stücke trennen würde. Ohnehin wirkt der Abend trotz der wilden Sprünge durch alle U2-Schaffensphasen bei blendender musikalischer Qualität sauber durchchoreografiert, von der etwas einfallslosen Videoregie abgesehen, welche die von den "billigen" Plätzen nur erahnbaren Musiker über weite Strecken des Konzerts lediglich beim Ausüben ihrer Tätigkeit gnädig vergrößert.

"Sometimes you can"t make it on your own" folgt, die Ballade des aktuellen Albums und - vermutlich auch zur Überraschung der Band selbst - heimliche wirkliche Hitsingle. Ein Stück später spielt die Band dann die größte aller großen Hitsingles von U2, "Sunday bloody Sunday". Dieses prachtvolle, trotz der vergleichsweise spartanischen Instrumentierung doch so breit klingende Lied, die peitschende Marschtrommel und zehntausende den Refrain mitröhrende Kehlen lassen das Olympiastadion erbeben, ehe der Sänger Bono sich zum zweiten Mal an das Publikum richtet und auf Deutsch "steckt die Armut in den Mülleimer" fordert.

"Pride (in the Name of Love)" vom 1984er-Album "The unforgettable Fire", "Where the Streets have no Name" von "Joshua Tree" und "One" vom 1991er-Werk "Achtung, Baby" sind schließlich die letzten Songs vor den Zugaben. Sie beginnen mit "Zoo Station" vom gleichen Album und enden mit "Party Girl" vom alten Livealbum. Und damit wäre nach über zwei Stunden und über zwanzig Stücken der Kreis nahezu geschlossen gewesen, hätte die Band nicht rätselhafterweise als allerletztes Lied nochmals das Eröffnungsstück "Vertigo" gespielt.

Aber vielleicht sieht die Band ja auf diese Weise für sich einen Kreis geschlossen. Pflichtschuldigst hat sie die Hälfe der Songs des neuen Albums vorgestellt, gewürzt mit den großen Hits von früher und von allen ihren Scheiben, bemerkenswerterweise allein unter Verzicht auf Stücke der zwei experimentellen Alben "Zooropa" und "Pop", denen nach Ansicht der Band offenbar die Stadionkompatibilität fehlt.

Und somit wäre für U2 auch die Tourstation München abgehakt. Die Sattelschlepper werden sich wieder in Bewegung setzen, die Show wird andernorts weitergehen. In Rom, Oslo, Göteborg und Kopenhagen haben sie an den Abenden zuvor gespielt, heute ist Nizza dran, es folgen Barcelona, Madrid und Lissabon - ehe diese Tour, die am 28. März in San Diego begann, am 19. Dezember in Portland enden wird, vermutlich mit jener uhrwerkgleichen Präzision, mit der die ganzen 109 Konzerte zuvor und auch das Konzert in München absolviert wurden, makellos, ohne dass ein einziger Hit gefehlt hätte, und somit auch risikolos. Was allerdings auch der einzige ernsthafte musikalische Vorwurf wäre, den man der Band U2 an diesem Abend hätte machen können.

quelle: stuttgarter zeitung
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Der Friede sei mit euch!

Promi-Gipfel beim U2-Konzert: Bono predigt, Joschka Fischer rockt und Mickey Rourke entzückt die Mädchen.
von Christian Mayer



Joschka Fischer ist im Grunde seines Herzens wohl eher ein Rocker als ein Liebhaber ernster Musik; wahrscheinlich würde er lieber den Teufel tun als wie Angela Merkel stundenlang sterbenslangweilige Tristan-Inszenierungen bei den Bayreuther Festspielen über sich ergehen zu lassen.

Anstatt auf dem roten Teppich von ältlichen Wagnerianern begafft zu werden, besucht er das U2-Konzert im Olympiastadion: Sanft wiegt er seinen neuerdings wieder schmaleren Ministerkörper im Rhythmus der Musik hin und her, während unter dem Dach weiße Luftballons aufsteigen und auf der Rasenfläche die begeisterte Masse wie ein Resonanzkörper ins Schwingen gerät.

Besonders bei den Klassikern wie „Sunday, bloody Sunday“ wird der Außenminister lebhafter; er wirkt beinahe freudig erregt. Einmal zuckt er auf der Ehrentribüne richtig zusammen: als U2-Sänger Bono vor 75.000 Zuhörern ein gutes Wort einlegt für Joschka Fischer, seinen Mitstreiter für Afrika und gegen Hunger und Armut in der Dritten Welt. Die beiden haben sich zuvor bei einem groß angekündigten Geheimtreffen backstage ausgetauscht.

Doch jetzt macht Fischer eine abwehrende Bewegung, als sei ihm der Applaus der rot-grünen Sympathisanten ein wenig peinlich. „Das war ein Ausdruck meiner großen Bescheidenheit“, erzählt er später.

Viele Promis im Vip-Bereich

Es muss an der besonderen Strahlkraft dieser Band liegen, am Reiz der kollektiven Erweckungsbewegung im Geiste des Hl. Bono, dass neben dem Außenminister so viele prominente Musikfans die Annehmlichkeiten im Vip-Bereich genießen.

Boris Becker führt statt seiner verflossenen Tänzerin die Schauspielerin Bettina Zimmermann an seiner Seite in die Arena (alles rein platonisch, logo). Die Bayern-Spieler Roy Makaay, Bixente Lizarazu und Claudio Pizarro sind noch einmal an ihre frühere Wirkungsstätte zurückgekehrt („Ich sitze zum ersten Mal auf der Tribüne“, flaxt Makaay).

Werner Baldessarini weiß noch nicht so ganz genau, auf was er sich hier eingelassen hat. „Ich hab’ den Bono mal im Fernsehen bei einem Duett mit Frank Sinatra gesehen, deshalb bin ich neugierig“, sagt der Boss-Designer, der sich mit dem zwei Köpfe größeren Wladimir Klitschko über Populärkultur austauscht.

Mickey Rourke, entschlackt und wiederhergestellt

Überraschenderweise mischt sich auch US-Schauspieler Mickey Rourke in den Katakomben des Stadions unter die Lokalprominenz, der Star der achtziger Jahre („Angel Heart“, „9 1/2 Wochen“) hat ja einige Abstürze und eine versuchte Karriere als Profiboxer hinter sich, versucht nun aber ein Comeback mit seinem Film „Sin City“.

Deutlich entschlackt und zwischen Haaransatz und Kinn wiederhergestellt, macht er Promotion in eigener Sache. „Ich liebe München“, sagt Rourke pflichtbewusst. Als Beweis dieser Zuneigung hat er eine dunkelhaarige Münchnerin, geschätztes Alter: 22, mitgebracht. Im P1 und im 8 Seasons habe es ihm die Nacht zuvor gut gefallen, sagt seine Agentin, aber natürlich sei U2 noch interessanter.

Es ist Bono-Show, der große Kommunikator, Menschenrechtler und Weltfriedensbotschafter überstrahlt an diesem Abend alle, sogar Joschka Fischer, Boris Becker, Roy Makaay und den gestrauchelten Haudrauf Mickey Rourke. Peace!

(SZ vom 5.8.2005)
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und dann noch was zu berlin:

U2 im Berliner Olympiastadion: 70.443 Besucher, 3.96 Mio. Umsatz

03.08.2005

Berlin/Frankfurt/M, - U2 haben bei ihrem Konzert im ausverkauften Berliner Olympiastadion am 7. Juli vor 70.443 Menschen gespielt, der Ticketumsatz lag bei 3,96 Millionen Euro.

Diese Zahlen wurden im "International Boxoffice Summary" der Zeitschrift "Pollstar" veröffentlicht. Auch das Ergebnis des zweiten Deutschland-Termins der Band, ein Konzert in der Arena AufSchalke, kann sich sehen lassen: Wie berichtet, wurden 59120 Zuschauer gezählt, die rund 3,5 Millionen Euro Umsatz generierten. Veranstalter der deutschen Konzerte ist Wizard Promotions.

Das bisher höchste Einspiel der Europa-Runde der Weltournee erzielten die Iren in ihrer Heimat: Zu drei Konzerten im Croke Park in Dublin strömten ingesamt 246.743 Fans, was zusammengerechnet einen Ticketumsatz von 17,6 Millionen Euro bedeutete. Im Durchschnitt hat die Band pro Konzert in Europa rund 3,9 Millionen Euro Umsatz gemacht.

quelle: musikmarkt-online


Brodel
Brodel
08.08.2005 22:01

wenn ich das alles so lese, werde ich richtig neidisch, dass ich "nur" Schalke miterleben durfte...
Klar ist, U2 sind eine Klasse für sich, das ist sozusagen Champions League ganz ganz oben.

Hoffen wir mal aufs nächste Jahr, angeblich wird die Tour in Australien, dann in Brasilien und dann noch einmal in Europa fortgesetzt.
... sagen brasilianische Zeitungen....

Andreas

NoelGallagher
09.08.2005 13:43Supporter

Zitat:
HR


Sphären-Politik

Rudolf und Maria Maresch 07.08.2005

U2 zelebrierten im Münchner Olympiastadion ihr letztes Deutschlandkonzert als Heilige Messe für die Wohlfühlmassen

Gigantisch und überdimensioniert allein schon die Bühne mit ihren zwei Laufstegen, die Pixelleinwand im Hintergrund, eingerahmt von rotschwarz gestreiften Lautsprechertürmen mit vier gewaltigen Videoscreens oben auf. Desgleichen auch die Technik, die Scheinwerfer, die Logistik und überhaupt das Equipment, das U2, die derzeit größte "Rock'n'Roll Band" der Welt, bei ihrem dritten und letzten Deutschlandkonzert im Münchner Olympiastadion verbrauchten; steril und größtenteils langweilig dagegen die Performance, die Posen und die Musik, die die Band den über 70 000 Hörern im weiten Rund der Arena boten.

Musikalisch bot die Band einen Kessel Buntes aus ihrer mittlerweile über 25-jährigen Geschichte, Songs aus den 1980ern wie "I still haven't found…" oder "In the Name of Love", Kuschelrock-Ohrwürmer wie "One" oder "With or without you", aber auch etliche Titel von ihrer jüngsten, durchaus respektablen "Dismantle"-CD, die von Kritikern zu Unrecht herb gescholten wird (Eher bekloppt als schlau)

Überraschend war vielleicht, dass sie nach langer Zeit auch mal wieder ihren Klassiker "Sunday, Bloody Sunday" darboten, der folglich auch gleich frenetisch von den Leuten mitgegrölt wurde. Zumal der Inhalt des Songs (und nicht nur der) sich hervorragend für ein gutgläubiges Publikum eignet, das in den letzten Wochen und Monaten ständig zwischen Live-8 und Neuwahlen, Rucksackbombern und Hartz IV hin- und her zappen konnte, das bald zu Linkspartei, Rotgrün oder Gelbschwarz eine Haltung einnehmen soll und korrekter Weise auf Gutmenschenprosa und politisch entsprechende Semantiken wohlwollend und sensibel reagiert.

Von dem Zorn und der Wut, die den Song einst prägten, vom Aufruhr und der positiven Unruhe, von denen er kündet und die er vermittelt, ist nach über zwanzig Jahren außer hehren Sprüchen von der Sorte: "We hope we won't become a monster to fight the monster" und leeren Worthülsen von der Art: "Keiner darf mehr wegschauen" nichts mehr übrig geblieben. An ihre Stelle sind mittlerweile Betroffenheitsgesten, Absichtserklärungen und das Sammeln von SMS-Botschaften getreten, die an bestimmte Spendennummern versandt werden und den Absendern ein gutes Gewissen und Ruhekissen verschaffen sollen – eine neue Unart, die auch schon beim jüngsten Coldplay-Konzert zu beobachten war. Aus Dank für soviel politisches Engagement wurden am Ende des Konzerts dann auch die Namen derjenigen auf der Pixelleinwand per Laufband ausgelobt, die dem Aufruf der Band gefolgt waren und das Kennwort "Afrika" in ihr Handy eingetippt hatten.

Musikalisches Polittheater

Ansonsten stießen vor allem die platten Psycholehren: "Sometimes you can make it on your own", die dämlichen Politgrußbotschaften: Love & Peace, Schuldenerlass für Afrika, billige Medikamente für Entwicklungsländer, sowie die selten kitschigen Bilder: Umrisse Afrikas, an denen die Flaggen der Nationen der Erde vorbeiflossen, unangenehm auf, die Bono, von der Natur mit erstaunlicher Sangeskraft ausgestattet, mit der Band verbreitete und mit viel doktrinärem Gehabe und charismatischen Gesten unters Volk streute.

Nein, das war kein Popkonzert mehr, das war auch keine politische Demonstration oder Show-Veranstaltung, das war eine heilige Messe, die Bono I. mit ständig wechselnden Jacken und bebrillten dunklen Gläsern als oberster Priester, Vorsteher und Friedensapostel auf der Bühne (oder sollte man sagen Altar?) zelebrierte. Papst Benedikt XVI., wäre er denn für derlei Musik empfänglich, hätte daran seine wahre Freude gehabt. Wäre der Sound nicht gewesen, so hätte man durchaus meinen können, sich auf einen Weltkirchentag verirrt zu haben.

Der geballte Widerspruch, den satte Leute wie er oder auch Teile des Publikums leben, die sich im Wohlfahrts- bzw. Wohlfühlstaat prächtig eingerichtet haben, von ihrem Besitzstand zehren oder davon möglichst wenig hergeben wollen, fiel weder ihm noch den zum Politpotpourri des Dubliners begeistert schunkelnden Leuten auf. Willenlos wie einst im Berliner Sportpalast, dabei den dargebotenen Konsumartikeln, T-Shirts, Popcorn, Caiphirinia usw. reichlichst zusprechend, feierten sie auch noch die dürftigsten Politsprüche, die der Sänger mit großer Ernsthaftigkeit unter dem tosenden Jubel der Leute absonderte oder die die kristallklaren Videoscreens abstrahlten.

Würde der Forderung Bonos, dass niemand im 21. Jahrhundert mehr an Hunger, Armut oder Elend in der Welt sterben dürfe, nämlich Genüge getan, würde die Erde bald in ein neues Dilemma stürzen. Sie würde dann halt an Überbevölkerung zugrunde gehen. Und würden zum Beispiel die Regeln des "fair trade" tatsächlich in der Alten und Neuen Welt eingeführt, dann wären Stadionkonzerte wie das von U2 gar nicht mehr möglich. Das Publikum könnte die horrenden Preise, die längst fürstliche Ausmaße angenommen haben, gar nicht bezahlen. Bono und Co. müssten sich schleunigst andere Plattformen für ihr absurdes Polittheater suchen.

Der erhebendste Augenblick war vielleicht, als die Scheinwerfer im Stadion erloschen, die Band im schwarzen Van mit abgedunkelten Scheiben neben der Bühne vorfuhr, die Apparate der Fotografen und des Hoffotografen Anton Corbijn aufblitzten und dazu das wunderbare "Wake up" der kanadischen Band The Arcade Fire vom Band erscholl. Eine Atmosphäre ähnlich der, wenn der oberste Priester gottgleich am Sonnwendtag die mexikanische Pyramide in Chizen Itza herabzusteigen pflegte, die Gläubigen vor Ehrfurcht erstarrten und sie durch sein Auftreten in Angst und Schrecken versetzte, brach sich Bann. Für einen kurzen, aber höchst intensiven Moment blinzelte oder blitzte urplötzlich (Benjamin und Bohrer lassen grüßen) die Zeit des Neuen ins altehrwürdige Rund des Olympiastadions. Die Kanadier, nicht das neue Priestertum, das U2 favorisieren, könnte die Zukunft des Rock sein, durchfuhr es uns augenblicklich. Der hymnische Chor, die dazu flirrenden Gitarren und ihr elegisch-erhabener Sound, der schwer in der Seele herumwühlt, würden jetzt den passenden Klangteppich zu diesem gigantischen Rahmen liefern.

Jetset-Politik

Was danach folgte, war mehr oder weniger großer Kitsch. Vor allem als sich Bono ein weißes Stirnband mit der Wortfolge "COEXIST" und den Symbolen der drei Weltreligionen umband (ein T-Shirt mit demselben Aufdruck wurde ihm von einem vorauseilenden Zuhörer schon entgegengehalten) und damit für mehr Toleranz und Respekt zwischen den drei Weltreligionen warb. Oder als er zu den Klängen von "Miss Sarajevo" an alle Opfer des Terrors erinnerte, um Vergebung für alle Sünden dieser Welt bat und auf einmal zig Tausende weiße Luftballons (Tauben standen offensichtlich nicht zur Verfügung) im Stadion auftauchten, die vom Publikum enthusiastisch hin und her geschwenkt wurden.

Und es war vor allem bewährte und routinierte Performance einer musikalisch stagnierenden Band, deren Mitglieder in die Jahre gekommen sind, es sich im Polit-Jetset der Menschenrechtstümler bequem gemacht haben, in ihrer Freizeit oder nebenbei den "Davos-Man" mimen und ansonsten vorwiegend den Annehmlichkeiten des guten Lebens frönen. Während Trommler Larry Mullen auch als Klon von David Beckham oder dem jugendlichen George W. Bush durchgegangen wäre, erschien der Basszupfer Adam Clayton als ein von einem Schönheitschirurgen soeben von allen Falten befreiter Billy Idol. Nur Edge, der Gitarrenspieler und mit Zipfelmütze bewaffnet wie eh und je, machte den Anschein, als ob er mit all dem längst abgeschlossen hätte und sich bereits ins Posthistoire verdrückt hätte, wo laut Hegel der Sonntagsspaziergang zum ständigen Lebensinhalt wird, so unverändert sah er aus.

Nichts hätte diesen Gesamteindruck, den die Band machte, besser umrahmen können als die Tatsache, dass sich viele Promis in den VIP-Bereich eingefunden hatten, wie die Süddeutsche sogleich zu berichten wusste(Der Friede sei mit euch); und dass das Konzert mit "Vertigo" begann und nach über zwei Stunden mit "Vertigo" auch wieder endete. Soviel Einfallsreichtum war noch nie.

Es kommt nicht von ungefähr, dass sich Bono mittlerweile in der Rolle des Messias gefällt und die Band sich die Rettung der Welt auf ihre Fahnen geschrieben hat. Was ihn dazu motiviert hat, diese vakante Rolle zu füllen und für jede Minderheit auf diesem Planeten, für Legehühner, Robbenbabys oder irgendwelchen Stammeskulturen in Afrika, Alaska oder sonstwo, Partei zu ergreifen und Zuneigung zu entwickeln, weiß man nicht so genau; und wer ihn zu dieser Weltanschauungsprosa gebracht hat, auch nicht. Vermutlich ist irgendein Schlauberger, als in der Postmoderne Ende der 1980er urplötzlich ein Gerangel der Unternehmen und Organisationen um Zeichen, Bilder und Markennamen entbrannte, irgendwann mal auf die Sphären-Politik gestoßen und hat gemeint, dass sich das für die Iren, ihr Image und ihren Ruhm, aber auch für ihre Bankkonten günstig auswirken könnte. Im Laufe der Zeit ist daraus nicht nur ein Selbstläufer geworden, der ständig nach neuen Andockstellen sucht. Die Band, und allen voran ihr Anführer, hat offenbar zunehmend auch Gefallen daran gewonnen, sodass Bono mittlerweile auch das noch wirklich glaubt, was er da in die Mikrofone labert.

Denn Ernsthaftigkeit und "gute Absichten" sind ihm trotz aller kindlichen Penetranz, die er dabei an den Tag legt, nicht abzusprechen. Aber so dick aufzutragen, wie er dies inzwischen tut, ist des politromantischen Überschwangs denn doch zuviel. Vor die UN zu treten und dort, armiert mit seiner Soft Power etwas zu bewegen, ist das eine. Sie ist für Grußbotschaften sicher der passendere Ort. Ein Rockkonzert ist aber das andere. Hier haben launige oder wohlfeile Politsprüche nichts verloren; hier will und muss gerockt werden, auf Teufel komm raus; hier geht es, frei nach Georges Bataille, um Selbstvergeudung, Selbstverlust und Selbstverschwendung. Da loben wir uns die Rüpel von Oasis. Auch wenn es schon mal vorkommt, dass deren Konzert wegen irgendwelcher Alkoholexzesse, Unlust oder Unpässlichkeit von Liam oder wüsten Schlägereien, die sie sich mit Hotelgästen liefern, mal abgesagt werden und man folglich erneut anreisen muss, so bleiben sie doch in all ihrem Tun dem Image einer Rockband eher verhaftet als dem einer "Heilsarmee".

Immerhin hat dieses Sendungsbewusstsein, das Bono wie kein zweiter verkörpert, auch dazu geführt, dass er von Übereifrigen bereits zum Nachfolger Kofi Annans hochgejazzt wird. Auf der Strecke muss dabei logischerweise das Kerngeschäft bleiben. Dass seine Konzerte "aalglatt" verlaufen und ohne "rockigen Esprit" rüberkommen, verwundert daher nicht. Vom wild stampfenden und dröhnenden Rock der 1980er Jahre, der von Bass und Schlagzeug vorangetrieben wurde, ist nichts mehr geblieben. Viel Bombast, Polittheater und eitle Aufgeblasenheit halt, aber wenig Fleisch und Fisch: insgesamt. Postmoderne pur sozusagen.

Wer wollte, der konnte unten auf der riesigen Bühnenlandschaft das Dreigestirn "Kohl, Schröder, Fischer" in einer Person namens Bono vereinigt sehen, Wiedergänger einer vergangenen, aber eben auch verlorenen Zeit, im doppelten Sinn des Wortes. Dass Bono dem samt Lebensabschnittsgefährtin erschienenen Wahlkämpfer und deutschen Noch-Außenminister während des Konzerts auch noch für sein Afrika-Engagement gegen Armut und Hunger mächtig lobte, Kanzler Schröder, mit dem er in Gleneagles ein halbstündiges Gespräch führte, für überaus toll fand, und die Leute aufforderte, beide im September zu wählen, passte nicht nur wunderbar ins Bild, es war auch nur noch peinlich. Wie der Kanzler seine Gesprächspartner mit seinem Zauber und Charme locker um den Finger zu wickeln versteht, davon wissen Sabine Christiansen und ihre Expertenrunde spätestens seit ihrer letzten Sendung ein Lied zu singen.
HR

Quelle: Telepolis [addsig]

NoelGallagher
10.08.2005 17:09Supporter

Jepp. Irgendwie schon. In Berlin hat mich das auch ein wenig genervt. Musikalisch top, keine Frage. Aber Bono übertreibt es mit seiner "Mission".[addsig]

Thomas-der-III
25.08.2005 18:22

U2 in der Schweiz: 44260 Zuschauer in Zürich, 2,98 Millionen Euro Umsatz


Zürich - Die Ergebnisse des einzigen Konzerts von U2 in der Schweiz sind da: Am 18. Juli erlebten im Züricher Letzigrund Stadion 44.260 Besucher den Auftritt der Iren. Der Ticketumsatz lag bei rund 2,98 Millionen Euro.

Dass das Konzert ausverkauft war - ebenso wie bislang alle anderen Termine auf der "Vertigo"-Welttournee - versteht sich von selbst. dass das Konzert in der Schweiz aber vor vergleichsweise intimer Kulisse stattfand, ist Beweis für den Ausnahmestatus der Band. Zu allen anderen Konzerten der Stadion-Tournee durch Europa kamen mehr Zuschauer, eines der Highlights markierte unter anderem das Olympiastadion Berlin, das mehr als 70.000 Zuschauer aufnahm


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