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Rhapsode
13.02.2023 14:21·  Bearbeitet

Komische Diskussion hier mit viel Populismus gewürzt.

Es zählt das Wahlergebnis, nicht seine erste Ableitung. Die CDU hätte auch 20% dazu gewinnen können, das nützt einem aber nichts, wenn man keine Mehrheit mit anderen Fraktionen findet. Die CDU hat im Vorfeld gesagt, sie wollen mit den Grünen nicht, und die SPD hat gesagt, sie wollen mit der CDU nicht. Weiterhin war klar, dass SPD und Grüne die Koalition mit der Linken fortsetzen wollen. Angesichts dieser Vorzeichen ist klarer Fakt: RRG mag zwar eingebüßt haben, hat aber immer noch eine mehr als stabile Mehrheit. Das anzuerkennen, fällt anscheinend Vielen schwer.

Die CDU kann entsprechend der demokratischen Gepflogenheiten gerne als erste Partei zu Gesprächen einladen. Es wird dabei aber nicht mehr herauskommen als der Austausch von Höflichkeiten, das steht bereits fest und ist auch angesichts der Vorabankündigungen (s.o.) keine Überraschung.

Und der Vergleich zur Bundestagswahl geht ins Leere: Die SPD hatte den Regierungsauftrag als stärkste Partei genauso abgeleitet, wie es jetzt die CDU macht. Entscheidend dafür, dass das auch passiert ist, waren Grüne und Liberale, wo das gemeinsame Bündnis für die SPD von Anfang an eine realistische Option ist. Im Übrigen haben deswegen auch nicht die SPD oder die zweitstärkste Partei CDU/CSU die ersten Gespräche geführt, sondern Grüne und FDP.

Wenn man das Verhältniswahlrecht blöd findet und will, dass der relative Gewinner stets der Regierung voransteht, dann muss man z.B. in die Türkei auswandern, da ist sowas (aufgrund des mMn befremdlichen Wahlsystems) gewährleistet.

Und wegen sowas wird man politikverdrossen? Sieht für mich eher danach aus, dass man wütend mit dem Fuß aufstampft, weil am Ende nicht das rauskommt, was man gerne hätte. Wer das nicht ertragen kann, hat kein Problem mit Politik, sondern mit Demokratie.

Edit: Und die Linken, die inzwischen gesellschafts- und umweltpolitisch mit den Grünen übereinstimmen mit nur etwas linkerer Wirtschaftspolitik mit der SED immer noch gleichzusetzen, ist ein argumentatives Armutszeugnis. Seit wie vielen Jahren ist diese Partei schon in Landesregierungen vertreten, ohne dass deswegen Diktatur und Mauer wieder hervorgekramt wurden?
Macht euch lieber Gedanken über die AfD. Die steht im Bund deutlich stabiler als die Linke trotz (oder wegen) viel klarerer extremistischer Tendenzen.

Rhapsode
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04.02.2023 19:07


GuitarPunk94 schrieb:


BM91 schrieb:
Seit ich hier auf dieses Forum gestoßen bin Mitte Dezember verfolge ich (abgesehen von der Pantera Sache) zwei Hauptthemen hier.

1. Die Hosen sind langweilig, hat jeder schon gesehen und braucht kein Mensch.

und

2. Der Preis ist absolut ungerechtfertigt/kann sich ja kaum einer mehr leisten.

zu 1. finde ich die Hosen sind, nach Rammstein, definitiv der größte deutsche Act der am meisten Tickets verkauft kriegt. Wen sollen die denn sonst als deutschen Headliner hinstellen? Herbert Grönemeyer oder Marius Müller Westernhagen oder Sportfreunde Stiller (die waren ja letztes Jahr da und haben um 16 uhr gespielt...). Es gibt nunmal keine großen deutschen Acts abgesehen von Rammstein, Hosen und Ärzte. Außerdem haben alle dieser drei Bands absolut riesige Fanbases die auch sehr gerne Festivals besuchen. Bei mir/meiner Gruppe waren die Hosen z.B. ein Hauptkaufargument.
Auch für junge Leute sind solche Bands Kaufargumente, es gibt sowas wie zeitlose Bands die hört quasi jeder von 8 bis 80.

zu 2. wenn (gefühlt) jeder zweite 18-20 jährige sich jedes Jahr das neue iPhone leisten kann, ob nun mit Vertrag oder per Barkauf finde ich zieht das Argument "die jungen Leute können/wollen sich ein Festival für 300 € nicht leisten" auch nicht stichhaltig.
Ja 300 Euro sind viel Geld, vor allem in Zeiten mit Inflation und Co. Nur betrifft die Inflation viele junge Leute nicht so extrem wie zB. einen 30 jährigen Familienvater. Viele im Alter von 18-20 wohnen noch zu Hause und wenn man dann sogar "nur" einen 520€ Nebenjob hat kann man sich das Geld gut beiseite legen. Natürlich gibt es auch das extrem mit nem Student in München der allein für sein 10m2 WG-Zimmer 800€ zahlt und keinen Unterhalt/Bafög bekommt. Aber wie gesagt wenn man sich anschaut was sich diese Jungen leute alles leisten, regelmäßig neue Smartphones, Playstation 5+Spiele+ PSPlusMitgliedschaft, und und und dann ist ein Festival für 300€+Anreise/Verpflegung defintiv stemmbar.

Und so sehr sich die meisten auch über den Preis aufregen, rein wirtschaftlich gesehen ist der Preis vollkommen gerechtfertigt. Zum einen verkaufen mittlerweile fast alle Big Name Bands Konzertkarten für 100+ Euro und die aufstrebenden Künstler wie MGK, Apache und Co für 70€.

Wenn man 3 Künstler (aus den oberen Reihen) hat die man sehr gerne/auf Jeden Fall sehen will lohnt sich das Festival schon, ist nur die Frage ob man potentiell im Matsch zelten will. Was man auch beachten muss und das habe ich bis jetzt hier kaum gelesen, mit dem Festivalticket hat man potentiell bei jeder Band die Möglichkeit in der/den ersten Reihe/n zu stehen, wo man bei Einzelkonzerten natürlich ganz schnell in ganz andere Ticketpreise kommt.

Ich würde die Preiskritik noch verstehen wenn Hurricane und Co 150€ kosten würden und RaR 300€, aber wenn "vergleichbare" Festivals gerade mal 40-50€ weniger kosten und dabei (Hurricane z.B.) viel weniger bekannte/große Namen bieten, dann ist doch auch der Preisunterschied akzeptabel.

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zu 1:
muss es denn unbedingt zwanghaft ein deutscher headliner sein? gab auch jahre ohne deutschen head. zumal man sich ja bei RaR selbs als "internationales major festival" sieht und damit auch konkurrieren möchte, preislich klappt das ja schonmal ganz gut

zu 2:
finde es schon ein gerechtfertigtes argument, zumal neben tickets noch zig andere essentielle anschaffungen/ausgaben hinzu kommen die auch alle (mehr) geld kosten als früher
es gab jahre da hab ich für die tickets (bzw damals wars ja nur eins) unter 200 gezahlt, wir sind jetzt schon bei über 300, und müsste noch ne höhere preisstufe kommen oder?
sehe auch den altersschnitt am ring eher bei so 25-35(?) war zumindest immer so mein eindruck, womit wir auch schon fast beim "30jährigen familienvater" wären

natürlich spielt bei dem preis die pandemie, inflation etc wohl eine der tragendsten rollen, aber nachdem letzten newstext gibt es meines erachtens nach so viele und vor allem "echt" exklusive verträge mit großen bands wie noch nie bzw schon lange nicht mehr, ich bin der meinung diese exklusivitäten drücken gerade bei RaR den preis nochmal spürbar höher als zb halt beim huso.
bin auch persönlich kein fan von, lieber 2 sehr geile acts die nicht exklusiv gebucht sind als "nur" die foos und dafür halt einmalig in europa

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Die Exklusivität von Acts ist natürlich eine reine Marktstrategie zu Lasten der Kunden. Damit will der Betreiber - zum Preis, den Kunde zahlt - diesen einfach nur stärker an sich binden. Alles Marketing, aber leider auch nichts Neues in der Festivallandschaft.

Übrigens finde ich so Argumentationen wie "gefühlt jeder zweite kauft sich auch das neuste I-Phone" ganz schwierig. Erstens vergleicht man Äpfel mit Birnen (ist ja nicht gerade so, als wenn man sich im Regelfall sowas jedes Jahr kauft, Inventar ist kein Verbrauchsgut), zweitens ist die Frage, selbst wenn es so wäre (was man erstmal nachweisen müsste), ob den Leuten das Gerät oder das Festivalticket mehr wert ist. Man wird es an den Verkaufszahlen am Ende sehen, ob das so funktioniert. Ich bin da skeptisch.
Ich hab es hier vor Kurzem schon geschrieben: Der Ticketpreis hat sich in den letzten 13 Jahren verdoppelt. Das Durchschnittseinkommen des Jugendlichen oder Studenten (Azubis lass ich dahingestellt) aber nicht, bei Letzteren sind es unter 30%. Das sind die nackten Zahlen.

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04.02.2023 16:08


JestersTear schrieb:
Ich bin der Meinung wären Slipknot, die hier von vielen als Retter und Überhead dargestellt werden, wirklich Headliner, dann würden die selben Leute schreien, dass Slipknot erst 2019 da waren und damit ein schwacher Head sind.

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Hat das eigentlich jemand getan? Mir kam die Diskussion eher so vor, als wenn Slipknot von Vielen als noch einigermaßen vertretbar gesehen wurde, die schon keine Hoffnungen mehr auf nen "fetten" Headliner hatten.

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03.02.2023 19:51


Locust schrieb:


Rhapsode schrieb:
Ich will den Niedergang jetzt gar nicht so herbei schreiben. Und für mich stellt sich auch nicht die Frage, ob man Festi,vals in der Größenordnung veranstalten kann. Ja, es gibt starke Konkurrenzprobleme, die das Ganze wirklich kniffelig machen. Meiner Meinung nach ist aber eine gute Strategie die andere Seite der Medaille. Hier wurde schon viel dazu bzgl. RaR geschrieben, nur ein Beispiel:
Wenn ich ein Lineup präsentieren will, was besonders auch ein jüngeres Publikum anspricht, dann kann ich nicht solche Ticketpreise machen. Und wenn ich die Ticketpreise nehmen muss, weil sich die Veranstaltung, vor allem das Lineup, sonst nicht finanziert, dann muss ich mal ne Entscheidung treffen, was genau ich anbieten will. Beim Wacken (sorry, dass ich das wieder mal einbringe, aber da weiß ich es am besten) ist die Strategie ja klar. Zielpublikum sind vor allem Leute mittleren und höheren Alters, die sich 300 Euro leisten können. Entsprechend war die Geschichte nach wenigen Stunden ausverkauft (auch aus anderen Gründen, die mit langjähriger Vertrauensbildung durch Kommunikation (!) Infrastruktur und Service zu tun haben). Bei RaR stellt sich das für mich im Moment - sehr grob und nicht in jedem Detail korrekt - so dar: Die Leute, für die das Lineup sein soll, können es nicht bezahlen, die es bezahlen könnten, interessiert es nicht. Dann soll man halt das Lineup verschlanken, sich auf eine Zielgruppe festlegen und den Preis anpassen. Vielleicht wäre es auch an der Zeit zu überlegen, ob der Nostalgiebonus des Nürburgrings zu den mittlerweile extremen Kosten (auch fürs Camping) noch in Relation steht.

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Ich will dir im Kern nicht widersprechen weil da durchaus einige dran ist.

Allerdings ist Wacken mmn. ein schwerer Vergleich.
Zum einen ist es halb so groß im Vergleich zu RaRiP.
Zum anderen ist die klassische Metal Community schon auch ein sehr treues und spezielles Publikum.
Keine Frage, Wacken hat es auch geschafft ein mythos zu kreieren und viele Leute aus dem Ausland anzulocken.

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Schon klar. Mir ging es nicht um einen grundsätzlichen Vergleich, sondern um den einen speziellen Punkt, wo für dieselben 300 Euro jeweils ganz andere Grundlagen in Hinsicht auf das Publikum gegeben sind.

Ob Metalheads treuer oder was auch immer sind, ist eher Spekulatius und klingt auch etwas pauschal. Im Endeffekt hast du da auch genug Leute, die dem abgeschworen haben und sich anderen Festivals in diesem Bereich zuwenden (ohne Grund sind ja Festivals wie Rockharz und Summerbreeze nicht immer größer geworden). Das Argument ein Festival vs. Zwillingsfestival ist ja nun auch gar keins, das gleicht sich nicht zuletzt durch die Nischigkeit des Wacken im Vergleich zu nem Festival aus, wo der musikalische Mainstream viel eher bedient wird.

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03.02.2023 18:21


Stiflers_Mom schrieb:


Rhapsode schrieb:
Ich will den Niedergang jetzt gar nicht so herbei schreiben. Und für mich stellt sich auch nicht die Frage, ob man Festi,vals in der Größenordnung veranstalten kann. Ja, es gibt starke Konkurrenzprobleme, die das Ganze wirklich kniffelig machen. Meiner Meinung nach ist aber eine gute Strategie die andere Seite der Medaille. Hier wurde schon viel dazu bzgl. RaR geschrieben, nur ein Beispiel:
Wenn ich ein Lineup präsentieren will, was besonders auch ein jüngeres Publikum anspricht, dann kann ich nicht solche Ticketpreise machen. Und wenn ich die Ticketpreise nehmen muss, weil sich die Veranstaltung, vor allem das Lineup, sonst nicht finanziert, dann muss ich mal ne Entscheidung treffen, was genau ich anbieten will. Beim Wacken (sorry, dass ich das wieder mal einbringe, aber da weiß ich es am besten) ist die Strategie ja klar. Zielpublikum sind vor allem Leute mittleren und höheren Alters, die sich 300 Euro leisten können. Entsprechend war die Geschichte nach wenigen Stunden ausverkauft (auch aus anderen Gründen, die mit langjähriger Vertrauensbildung durch Kommunikation (!) Infrastruktur und Service zu tun haben). Bei RaR stellt sich das für mich im Moment - sehr grob und nicht in jedem Detail korrekt - so dar: Die Leute, für die das Lineup sein soll, können es nicht bezahlen, die es bezahlen könnten, interessiert es nicht. Dann soll man halt das Lineup verschlanken, sich auf eine Zielgruppe festlegen und den Preis anpassen. Vielleicht wäre es auch an der Zeit zu überlegen, ob der Nostalgiebonus des Nürburgrings zu den mittlerweile extremen Kosten (auch fürs Camping) noch in Relation steht.

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Ich würde das nicht nur aufs Lineup beziehen, sondern aufs Festival allgemein:
Die Leute, die sich so ein Festival leisten können, sind eben großteils die, die schon ewig auf Festivals fahren. Die vergrault man nicht nur mit dem Lineup, sondern durch die Kack-Kommunikation, die Verschlimmbesserungen bei Camping und Co und das grundsätzliche Gefühl, dass man sie nicht mehr will.

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Ja stimmt, das hätte ich noch stärker herausstellen können. Wobei das mit der Kommunikation irgendwie auch nichts Neues ist, daran ist man als langjähriger Ring-Besucher gewöhnt (Stichwort "In Kürze").

Icon3Mazuhund anderen gefällt das
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03.02.2023 17:58

Ich will den Niedergang jetzt gar nicht so herbei schreiben. Und für mich stellt sich auch nicht die Frage, ob man Festi,vals in der Größenordnung veranstalten kann. Ja, es gibt starke Konkurrenzprobleme, die das Ganze wirklich kniffelig machen. Meiner Meinung nach ist aber eine gute Strategie die andere Seite der Medaille. Hier wurde schon viel dazu bzgl. RaR geschrieben, nur ein Beispiel:
Wenn ich ein Lineup präsentieren will, was besonders auch ein jüngeres Publikum anspricht, dann kann ich nicht solche Ticketpreise machen. Und wenn ich die Ticketpreise nehmen muss, weil sich die Veranstaltung, vor allem das Lineup, sonst nicht finanziert, dann muss ich mal ne Entscheidung treffen, was genau ich anbieten will. Beim Wacken (sorry, dass ich das wieder mal einbringe, aber da weiß ich es am besten) ist die Strategie ja klar. Zielpublikum sind vor allem Leute mittleren und höheren Alters, die sich 300 Euro leisten können. Entsprechend war die Geschichte nach wenigen Stunden ausverkauft (auch aus anderen Gründen, die mit langjähriger Vertrauensbildung durch Kommunikation (!) Infrastruktur und Service zu tun haben). Bei RaR stellt sich das für mich im Moment - sehr grob und nicht in jedem Detail korrekt - so dar: Die Leute, für die das Lineup sein soll, können es nicht bezahlen, die es bezahlen könnten, interessiert es nicht. Dann soll man halt das Lineup verschlanken, sich auf eine Zielgruppe festlegen und den Preis anpassen. Vielleicht wäre es auch an der Zeit zu überlegen, ob der Nostalgiebonus des Nürburgrings zu den mittlerweile extremen Kosten (auch fürs Camping) noch in Relation steht.

Icon1JestersTear gefällt das
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03.02.2023 17:25


MinistryOfDeath schrieb:
Uns Verbrauchern kanns nur Recht sein. Entspanntes Festivalfeeling und Hoffen, dass sie die Preisstufen nächstes Mal niedriger ansetzen.

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Wenn der Laden aufgrund zu geringer Umsätze konkurs geht, und keiner das danach übernimmt, wird die Freude von kurzer Dauer sein.

Icon2Heutmaund anderen gefällt das
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02.02.2023 10:38


Mambo schrieb:
Was du anführst, Ivan, ist in der Tat subjektiv und kaum zu bewerten.

Entscheidend fand ich das darüber hinaus gehende:
Olli sagt ja nicht nur, dass Jan zu Künstler XY gehen könnte, sondern beziehr sich mE auch drauf, dass im Grunde Jans eigene Show häufig voll auf einer harten Vereinfachung basiert, sich also völlig auf ggf eine einzige Situation des Lebens einer Person zu konzentriert und diese Person dann über eine ganze Sendung allein hieran (und natürlich einseitig) öffentlich judged, statt die Person "als Ganzes" zu betrachten. Und da finde ich ist sehr viel dran.

Mich stört Jans "Gnadenlosigkeit" da auch, die ich teilweise auch als Hexenjagd empfinde. Das mag man bei extrem mächtigen Menschen, bei denen es auch um Missbrauch geliehner Macht geht, machen können - ich denke zB an die Sebastian-Kurz-Folgen oder die Moria-Sachen.
Er wendet das aber auch auf sonstige öffentliche Personen an. Bei Kliemann fand ichs schon sehr sehr schwierig, weil Jan da seine zugespitzte Bewertung einiger aus dem Zusammenhang gerissener Nachrichten in Stein meisselt und genau weiß, das 75% das ungefiltert übernehmen werden. Dann gibt es auch Fälle, wo er Menschen einfach für seine Sendung klar Unrecht tut, wie zB Campino bei der BandAid-Sache.
Aber der Kern ist eigentlich immer diese Zuspitzung: Kliemann ist nur noch der Maskentyp; Campino ist nur der, der (angeblich) nur sein Image polieren will, etc. Genau wie Anselmo in Social Media nur "der Nazi" war, obwohl die Situation bei genauerem Hinschauen erheblich komplexer war.

Und in der Hinsicht finde ich Böhmermann für die Diskurskultur wirklich extrem schädlich, denn er arbeitet da kommunikativ genau in die Richtung, die wir nun wirklich nicht brauchen. Und das sage ich, obwohl ich seine Sendungen teilweise auch sehr schätze.

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Genau das.

Mir ist zum Beispiel auch negativ in Erinnerung, dass Böhmermann in ner anderen Folge des Podcasts einfach die Formulierung raushaut "Montanablack-Fans und noch weiter rechts stehende Neonazis", wo Schulz auch schon etwas eingegrätscht hat. Nicht dass ich selbst Fan von dem wäre, im Gegenteil, aber das ist genau die dumpfe Pauschalisierung, die er bei anderen ja so schlimm findet.

Icon1rockimpott2012 gefällt das
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02.02.2023 00:37

Ich finde Olli Schulz hat in der Grundaussage recht. Allgemein gesellschaftlich und bzgl. Böhmermann im Besonderen.

Icon5HybridSun95und anderen gefällt das
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31.01.2023 18:36

Ich wollte auch erstmal nur eine grundsätzliche Interessiertenliste (keine Zusagenliste) haben, um mit diesen Leuten danach das Wo und Wann abzustimmen.

Es stellt sich für mich aber zumindest bzgl. des Ortes bislang so dar, dass eine sehr große Mehrheit wieder für Köln zu sein scheint. Wenn keiner da jetzt methodisch Einwände hat, würde ich deswegen Köln auch schon mal festlegen. Für den Termin würde ich dann eine Umfrage erstellen (die ich den Interessierten per PN geschickt hätte, aber ich kann sie auch sonst hier im Thread verlinken). Die Umfrage kommt dann nächste Woche.

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27.01.2023 16:09


IvanTKlasnic schrieb:

zu 1) Rammstein haben damals soweit ich weiß aber solo auch noch keine Stadien gespielt, oder?

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Rammstein hätten problemlos auf ihrer Tour 2009 in Deutschland auch zwei Stadien bespielen können, statt der 6 Hallenauftritte in Deutschland, wo die Karten in kürzester Zeit vergriffen waren (weiß ich noch zu gut, was das für ein Krampf war).

So eine Betrachtung ist dann doch etwas verkürzt.

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27.01.2023 15:10


Locust schrieb:
Die jungen Auszubildenden verdienen schon deutlich mehr inzwischen. Das sind schon auch krasse sprünge oft mehr als das doppelte

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Keine Ahnung ob das stimmt, aber selbst wenn: Ein sehr großer Anteil studiert heutzutage. Das Bafög ist seit damals um knappe 30% gestiegen, die Zuverdienstgrenze sogar nur um ca. 15%

Icon1HybridSun95 gefällt das
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27.01.2023 14:31


Heutma schrieb:
Aber kann man nicht bei jedem Festival bei älteren Jahren wehmütig werden? Klar gibt es heute auch bei dem Hurricane viele alte Line Ups, die es heute zu dem Preis definitiv nicht mehr geben würde, da viele Bands einfach größer geworden sind.

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Ja klar, zusätzlich zu der Tatsache, dass Gagen etc. sowieso deutlich teurer geworden sind, was man ja auch bei Konzerten sieht. Mir tun nur die jungen Leute heute Leid, ich glaube nämlich nicht, dass für die heute 300 Euro dasselbe wie für mich damals 150 Euro sind.

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27.01.2023 14:03·  Bearbeitet


IvanTKlasnic schrieb:

Finde aber auch hier, ja, die Heads sind natürlich objektiv stärker - braucht man nicht drüber zu diskutieren. Aber darunter? da würde ich dieses Jahr doch deutlich stärker ansehen.

Zitat anzeigen



Das halte ich angesichts ner damaligen Palette von etwa Incubus, Prodigy, Motörhead, Offspring, Söhne Mannheims, Nightwish, In Flames, Him, Quotsa, Sportfreunde Stiller (unabhängig davon, ob man diese Bands nun mag) für eine sehr gewagte Aussage.

Und wenn ich mir ansehe, dass ich damals 150 Euro für dieses Lineup bezahlt habe, werde ich ein wenig schwermütig:

Icon6inlovewithfestivalsund anderen gefällt das
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26.01.2023 15:02


Locust schrieb:


moritz91 schrieb:
RaR/RiP und auch das HuSo sind meiner Meinung nach vom Preis/Leistungs-Verhältnis deutlich besser als die mittelgroßen Festivals.
Deichbrand+Highfield kosten auch schon 190-200 Euro und die haben nichtmals internationale Bands in den oberen Reihen.

Den Preisanstieg gibt es ja überall. Apache verkauft Open Airs für 75 Euro aus und ist damit sogar 15 Euro teurer als Kraftklub oder Deichkind.

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Apache ist auch so ein typisches Beispiel. Ich hab zuvor noch nie von ihm gehört

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Ich hör fast nur Metal, nie Radio, und kenn trotzdem Apache. Da muss man ja in den letzten zwei, drei Jahren ein bisschen hinterm Mond gelebt haben.

Icon4Mazuhund anderen gefällt das
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26.01.2023 14:58


IvanTKlasnic schrieb:
800-1000€? was gibt's bei euch? Kaviar und Champagner? Ich rechne damit, mit um sie 400€ rauszugehen +-50€

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Von Kaviar und Champagner hat keiner geschrieben, und das ist im Übrigen auch kompletter Käse. 400 Euro? Die sind bei mir schon fast erreicht durch Ticket, Campingticket (300 Euro) und Spritkosten angesichts der Preisanstiege. Und dann muss man sich ja auch noch über drei, vier Tage verpflegen. Ne Kaviar muss es nicht sein, aber die Zeiten des American Sandwich und Schablettenkäse sind für mich auch vorbei, weil man das seinem Körper inzwischen nicht mehr antun will. Dann die Geländepreise: 6 Euro fürn Bier, alkoholfreie Getränke bis hin zum Mineralwasser in ähnlichen Dimensionen. Von den Essenspreisen will ich schweigen. Trink drei Tage je 5-6 Bier/Cola da über 8 Stunden und du bist allein schon damit auf 100 Euro.

Wenn ich 400-450 Euro einhalten wollte (bei nem Ticketpreis von 300 Euro), dann müsste ich
a) komplett abstinent (auch aufm Campground) bleiben in dieser Zeit,
b) mich während der ganzen Zeit aufm Gelände allein mit Leitungswasser am Laufen halten und
c) keine Campingkategorie mit einem Minimum mehr an Luxus auswählen.

Ja, kann man in der Theorie alles so machen. Dafür brauch ich aber nicht aufn Festival fahren. Und das dürfte Vielen, wenn nicht den meisten so gehen. In der Praxis werden im Schnitt insgesamt wohl eher min. 600 Euro ausgegeben. Und die weiteren 200 kriegt man schnell und leicht auch noch zusammen, sodass 800 Euro so unfassbar unrealistisch nicht sind.


IvanTKlasnic schrieb: Also, kann ja jeder selber entscheiden, aber da spielt der Ticketpreis dann ja auch nur noch eine kleine Rolle

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Nein, der spielt angesichts der Tatsache, dass ja alles andere, wofür man da bezahlt, preislich kräftig gestiegen ist in den letzten Jahren, eine gewaltige Rolle. Sonst könnte man ja wenigstens davon sprechen, dass das eine das andere noch ein wenig ausgliche.

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26.01.2023 12:48


juli666 schrieb:


Runnerdo schrieb:
ich glaube hier arbeitet niemand bei DH oder MLK.
Da dürfte selbst das mitlesen hier schwer fallen.

Hier sprechen viele von Abwechslung ja sind einige Bands die lange nicht mehr da waren oder noch nie. Es kommt mir trotzdem deutlich einseitiger vor als früher. Sehr Gitarre halt. Wenig Indie finde ich In den oberen Reihen sind es halt auch meist Acts die man schon zu genüge über die Jahre sehen konnte. 2023 ist aber auch allgemein nicht mein Festivaljahr und wenn man seit 2006 vor Ort ist hat man irgendwie schon fast alles gesehen.

Hatte bei Dreamhaus etwas drauf gehofft das man durch die Verbindung auch mit Diffus deutlich besser wird beim deutschen Nachwuchs. Da ist das Hurricane weiter Welten besser.

Richtige große Namen werde wir wohl bei RaR einfach nicht mehr bekommen. Egal ob DH, LN oder MLK.

Klar viel persönlicher Geschmack aber mir wird die schwäche des Lineups am meisten an den nicht gebuchten Bands bewusst. Freue mich trotzdem drauf so ist es nicht.

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Das ist es. Ich fahre zwar erst seit 2008 weil ich erst mit 16 das erste mal durfte (Gott ich bin alt), aber so ein richtiger raus reißer ist bei mir auch nicht dabei. Klar für jemanden der noch nie oder nur 1-2 mal dabei war sicher ein geiles line up. Aber für ringvetaranen fehlt da das gewisse etwas. Ich bin zwar hauptsächlich Metal Fan und es ist mittlerweile echt viel Metal dabei, aber auch das hat man über die Jahre schon oft gesehen. Hätte mich zb hier auch sehr über sleep Token oder lorna shore gefreut. Oder mal wieder was aus dem Mittelalter oder Power Metal Bereich (abgesehen von steel Panter wobei die ja eher glam sind). Gerne kann man auch mehr Black buchen, aber das würde vermutlich noch mehr Diskussionen anfechten. Ich kann mich selbst noch nicht so ganz vom line up überzeugen, auch wenn es eben der Ring ist und ich ihn gerade nach meiner Zwangspause letztes Jahr schon vermisse. Aber bei allem, was so im Juni unterwegs gewesen wäre und so viele Acts, die offensichtlich nicht tun Ring kommen wollen oder können fragt man sich schon wie sich der Ring in den nächsten Jahren entwickeln wird. Vom großen Major Festival wird bald nicht mehr viel übrig sein. Als eigentlich treuer Ring Fan macht einen das einfach nur traurig vor allem wenn man sieht, dass es andere Festivals so viel besser machen. Unabhängig von der ganzen shitstorm Sache, die jetzt eh bis zu Festivalbeginn anhält.

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Ich habe mich schon seit einigen Jahren damit, dass es bei RaR/RiP wohl nie zu ner größeren Diversität im Bereich Metal kommt, also außerhalb der Bereiche Death, Thrash, Core, Alternative. Das ist, wenn, dann vielleicht mal ein Ausreißer (Sabaton, Devin Townsend z.B.). Dafür gibt es halt andere Festivals, auch und gerade deutschlandweit, die das anbieten. Wenn ich zum Ring fahre, würde das am wahrscheinlichsten daran liegen, dass von den Sachen, die mich außerhalb davon interessieren, zufällig ne gute Anzahl zusammenkommt. Diese Anzahl steht dann natürlich auch noch in Relation zum Ticketpreis, was es für mich zusätzlich zu der von mir ohnehin schon verhassten Infrastruktur immer unwahrscheinlicher macht, mir da nochmal ein Ticket zu kaufen.

Aber gerade weil es ja die angesprochene Konkurrenz in Fülle gibt, freue ich mich für die, deren Geschmack das trifft und die hier auf ihre Kosten kommen. Diese Mischung im Lineup ist ja eher einzigartig bei deutschen Festivals.

Rhapsode
Rhapsode
26.01.2023 01:37

Erst heute wurde das hohe Niveau des Forums gelobt.

Und dann schau ich gerade hier rein und lese erstmal innerhalb von ner Stunde ne unangebrachte beleidigende Pauschalisierung und danach Kraftausdrücke...

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25.01.2023 16:49


DiebelsAlt83 schrieb:
Ehrlich jetzt?

Für die Foo Fighters geht es nun von "Wie zur Hölle kann man für so eine Scheiße so viel Geld verlangen?" zu einem allgemeinen "Das reißt es jetzt komplett raus. Geilomat!!!!111!!!" ?

Wow!

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Ich glaube - auch gerade wenn ich meine eigene Reaktion nochmal reflektiere - dass hier gerade einfach das Gegenteil von dem Phänomen passiert, dass einem sonst so vertraut ist, wo sich alle vorher gegenseitig in ihren Erwartungen hochschaukeln und dann nur enttäuscht sind. Diesmal war der Grundtenor, dass die Erwartungen bzgl. einer großen Bestätigung sehr nach unten geschraubt wurden und man maximal was von der Größe PWD noch erwartet hat. Dazu trug übrigens DH mit dem Festivalplakat und der Position von Rise Against selbst bei. Mit ner Bestätigung wie FF hat dann einfach kaum jemand mehr gerechnet, und deswegen fällt auch gerade die Reaktion so aus.

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25.01.2023 13:31


IvanTKlasnic schrieb:


JestersTear schrieb:
Und als Pantera Ersatz einfach 5fdp ich Kack ab

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Damit hat man sich mit Sicherheit keinen Gefallen getan. Ich muss mir jetzt tatsächlich überlegen, ob ich mein Ticket nicht doch noch verkaufe. Wie ich bereits in der Vergangenheit hier erwähnt habe, halte ich 55DP für untragbar und für weitaus schlimmer als Pantera.

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Nachdem ich gerade freundlicherweise ein wenig über 55DP in Kenntnis gesetzt wurde, muss ich da voll zustimmen. Pantera rausschmeißen und direkt danach diese Band zu bestätigen, ist an Lächerlichkeit nicht zu überbieten. Bei mir nur noch Fragezeichen...

Foo Fighters dagegen bockstark. Das Lineup zieht mich zwar immer noch nicht, aber jetzt scheint mir die Relation zum Preis endlich gegeben zu sein. Geb ich auch gern zu, dass ich damit nicht mehr gerechnet habe.

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24.01.2023 22:24·  Bearbeitet


IvanTKlasnic schrieb:


Henning schrieb:

Irre und alles wegen einer Cover-Band. Ozzy, Anthrax und Black Label Society sind dann ab nun auch verboten?

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wie kommst du darauf? haben die anderen Bandmitglieder bei Pantera den selben Mist verzapft wie Phil? wäre mir neu, also warum sollte man die mit in die Haftung ziehen?

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Das ist deine Perspektive, hier wurde aber wohl aus der des Insta-Mobs argumentiert. Und dort geschieht es nicht nur genau wie beschrieben zu Hauf, sondern es ist ja ganz und gar folgerichtig in dieser Denkweise. Kollegen von einem Nazi sind auch Nazis oder Nazi-Sympathisanten und damit genauso abzulehnen.

Zu diesem Schluss kommt nur der nicht, der subjektive und objektive Wahrheit trennen kann. Eine Differenzierung, die ich über 90% der Kommentierenden dort nicht zutraue.

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Rhapsode
24.01.2023 10:44


counterdog schrieb:
und nur weil man gehofft hat mit einem Shitstorm den Ausverkauf herbeizuführen.

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Das wiederum kann ich mir nun gar nicht vorstellen und widerspricht sich auch mit den letzten beiden Sätzen deines zweiten Absatzes.

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Rhapsode
24.01.2023 00:55·  Bearbeitet


JestersTear schrieb:
Da es mich wirklich interessiert, würdest du das Fass aufmachen? Wenn nicht öffentlich auch gerne per DM

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Ich hatte ein wenig gehofft, drum herum zu kommen, weil es jetzt etwas arbeitsintensiv ist, das mal möglichst genau herauszuarbeiten. Ich will es aber mal trotzdem gern versuchen. Vorher muss ich aber noch die Karten auf den Tisch legen:

Disclaimer 1: Ein paar Sachen davon kennt vielleicht der ein oder andere schon, weil ich das in unserer WhatsApp-Gruppe schonmal angesprochen habe.

Disclaimer 2: Ich versuche zwar, möglichst objektiv darzustellen, aber am Ende des Tages ist es eine Sache der persönlichen Gewichtung. Und ich kann gut verstehen, wenn man das anders sieht. Alles nachfolgende ist daher - ohne dass ich es immer dazu schreibe - als meine persönliche Meinung zu lesen.

Disclaimer 3: Es wird sich evtl. an der einen oder anderen Stelle so lesen, aber rechtfertigen oder entschuldigen will ich gar nichts, sondern nur "relativieren" (d.h. im Wortsinne in Beziehung setzen und vergleichen, auch wenn der Begriff heutzutage negativ konnotiert ist).

Disclaimer 4: Beide Personen, Kontra K und Phil Anselmo, gehören nicht wirklich zu meinem Interessengebiet, weshalb meine Beurteilung unter dem Vorbehalt der paar Informationen steht, die ich dazu habe. Diese können und sollen gern ergänzt werden.

Also:

Die Aktionen von PA (ich weiß konkret von zweien) beschränken sich auf extrem punktuelle Ereignisse, die auch noch beide in einem eher emotionalen Moment passiert sind und (mindestens bei der Hitlergruß-Nummer) zusätzlich im Rausch. Für beide Aktionen hat er sich hinterher entschuldigt und auch öffentlich bekannt, dass sie scheiße waren. Man darf dabei auch nicht komplett ignorieren, dass wir in Deutschland aus naheliegenden Gründen extrem sensibilisiert bei so etwas wie einem Hitlergruß sind, während dieser z.B. in den Staaten auch sehr problematisch, aber nicht ganz auf dieser Ebene des gefühlten "Schlimmer gehts nicht mehr" ist. Jetzt bin ich aber - und das ist mit Sicherheit mehr als kontrovers - nicht der Meinung, dass eine reine Geste oder ein besoffen gesagter Kampfbegriff zwangsläufig und automatisch mit einer entsprechenden Gesinnung einhergehen muss, sondern dass es ein recht breites Spektrum an möglichen Hintergründen dafür geben kann: Wut, absichtliche Provokation, die Welt gerade brennen sehen wollen, Grenzen austesten, etc.pp. all das im Rauschzustand auch mal verstärkt durch gesunkene Hemmschwelle. Worauf ich hinaus will: Ich brauche ein bisschen mehr als so ein punktuelles Ereignis und eine reine Geste, um das Label Neonazi, Rechtsextremist, Faschist oder Verharmloser all dessen aufzudrücken, ich brauche da eher eine tieferliegende Systematik, aus der man das klar herausarbeiten kann.
Um das besser darzustellen, muss ich mal einen Vergleich zur Band Frei.Wild und dem Sänger P. Burger machen, ein Thema, worüber ich vor 11, 12 Jahren energisch diskutiert habe und wo ja auch nicht jeder die damaligen Vorwürfe nachvollziehen konnte. Dort war die Systematik und das Strukturelle ganz anders ausgeprägt: Burger war früher Mitglied in einer mindestens rechtspopulistischen bis hin zu tatsächlich rechtsradikalen Partei, hatte also einen nachweislichen entsprechenden politischen Hintergrund. In Worten wurde sich davon zwar distanziert, aber der gesamte sch... Nationalismus bis hin zur Holocaustrelativierung wurde - und das ist zum Vergleich ganz wichtig - in zahlreichen Texten der Band weiter transportiert (Stichwort: "Ich dulde keine Kritik an diesem heiligen Land", "Heute gibt's den Stempel, keinen Stern mehr"). Als das entsprechend kritisiert wurde (nach heutigen Maßstäben hätte die Band wohl viel heftigere Shitstorms als früher erhalten), hat sich die Band nicht etwa dafür entschuldigt, sondern sich in bester rechtspopulistischer Manier über Gutmenschen und Dergleichen lustig gemacht, auch wieder in den Texten. Also zum Vergleich: Politischer Hintergrund, keine punktuellen Ereignisse, sondern eine grundlegende Systematik nicht nur in Form der Personen, sondern sogar der Band und ihrer Texte. Gar keine Entschuldigung und null Selbstreflexion. Und damit kratze ich jetzt nur an der Oberfläche, die Diskussion habe ich damals noch viel tiefer geführt.

Jetzt komme ich nochmal zu Kontra K: Auch hier liegt erstmal nur ein punktuelles Ereignis in Form eines Interviews vor. Dieses hat es aber bei genauem Hinsehen schon in sich, ist wohl nicht im Rauschzustand und auch nicht in einer besonders emotionalen Situation geschehen, und entschuldigt hat er sich dafür auch nicht, nichts davon reflektiert. Dass "schwul" als Beleidigung existiert, jedoch keinen Zusammenhang mit dem Rap habe, ist schonmal eine sehr merkwürdige Aussage, die aber nur zeigt, wie wenig reflektiert die Szene teilweise mit ihren eigenen Inhalten umgeht. Dann kommt das Argument, dass man in Texten ja ruhig alles sagen kann, weil: Meinungsfreiheit (von welcher politischen Richtung kommt einem das bekannt vor?). So weit, so populistisch, dann schießt er aber den Bock ab, mit seinem Gerede über Homosexualität und Genetik, womit er im Endeffekt nichts Anderes aussagen will, als dass Homosexualität sozial entsteht. Das geht dann schon ganz gut in Richtung AfD, wo ja immer vor Adoptionen bei gleichgeschlechtlichen Paaren gewarnt wird mit der Befürchtung, die Kinder würden selbst homosexuell. Der Gedanke, einfach mal ne Minute nach entsprechenden wissenschaftlichen Erkenntnissen zu googeln, bevor man so ein Statement raushaut und mit seiner freien Meinung begründet, scheint ihm nicht gekommen zu sein.

Fazit für mich: Ja, ich finde das eigentlich schon schlimmer: Bei PA haben wir diesen krassen Moment einer Geste, die aber letztlich nicht durch Infos über ein entsprechendes Weltbild dahinter gefüttert wird. Bei Kontra K wirkt das in der Spitze harmloser, in der Breite allerdings und den strukturellen Problemen dahinter halte ich es aber für problematischer. Weil hier nämlich nicht nur mehr oder weniger subtil rechtspopulistische und homophobe Narrative völlig unreflektiert verbreitet werden, sondern auch noch die eigene Zunft vor genau diesem Vorwurf im selben Moment Absolution erhält.
Und ehrlich gesagt: Ich kann eine Gesellschaft irgendwo nicht ernst nehmen, die sich zwar gewaltig über Hitlergrüße aufregt, aber zugleich Musik goutiert, wo in den Texten Homophobie und Frauenhass an der Tagesordnung sind und das auch fast gar nicht problematisiert, sondern als Kunstform einfach beiseite gewischt wird.

Icon4Mazuhund anderen gefällt das
Rhapsode
Rhapsode
23.01.2023 23:26

Den Aufruf zur Sachlichkeit kann ich als solchen erstmal nur begrüßen. Wobei ich hier auch leicht reden habe, weil mich in diesem Fall weder die Band besonders interessiert noch das RaR dieses Jahr im Allgemeinen.

Nur zu einer Sache möchte ich mich grundsätzlich mal äußern:


Luddddi schrieb:
Ebenso fadenscheinig finde ich es, wenn jetzt (oder auch schon vorher) auf andere Künstler wie Kontra K verwiesen wird. Ich kenne von ihm nichts und interessiere mich nicht für ihn, aber wenn er rechte Ansichten hat, hat er ebenso wenig wie Phil Anselmo was bei Rock am Ring verloren. Das eine mit dem andern zu begründen, ist mMn argumentativ nicht zulässig. Trotzdem möchte ich niemanden davon abhalten, auch potentielle Verfehlungen eines Kontra K oder sonst wem anzuprangern, sofern sie denn belegt oder begründet sind.

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"Das eine mit dem anderen zu begründen, ist mMn argumentativ nicht zulässig."
Da widerspreche ich energisch: Hier schwingt ja ein Vorwurf des Whataboutism mit. Der Vorwurf des Whataboutism ist jedoch nicht selten selbst ein nicht zu Ende gedachtes Totschlagargument. Es geht um eine Diskussion um Werte und Anstand, wenn man so will, sprich Moral (Ethik wäre mir etwas zu hochtrabend). Wenn ich eine bestimmte Moral zugrunde lege, um eine bestimmte Band aus dem Lineup zu entfernen (oder wie DTH eine Band eher entfernen zu lassen, wenn das denn alles so war), dann muss ich in dieser Moral auch konsequent sein und hier jeden gleich behandeln. Und da besteht - nach dem was Kato unten zitiert hat - bei Kontra K mal mindestens (!) genau so ein großer Anlass. Wenn der Veranstalter das dann nicht tut, bzw. dies nicht ebenso energisch von Fans/Bands gefordert wird, dann ist die Moral am Ende nichts wert, weil sie beliebig ist. Entscheidend ist dann tatsächlich nicht mehr die Sache selbst, sondern nur noch, wer - vornehmlich auf Social Media - den lautesten "Mob" versammelt bekommt. Und das kann es ja wohl nicht sein.

Ich bin deswegen auch der Ansicht, dass hier ein recht problematischer Präzedenzfall geschaffen wurde, der sich nur dadurch lösen lässt, dass man entweder
a) Kontra K (und ggf. weitere problematische Fälle) ebenfalls streicht oder
b) für sich als Festival möglichst klare Richtlinien formuliert, was man nicht unterstützen will.

b) wäre zu präferieren, müsste aber zugleich so ausgestaltet werden, dass nachvollziehbar wäre, warum Pantera in das Raster fällt, Kontra K aber nicht. Und das wird ganz schön schwierig.

(Auf Nachfrage kann ich gern auch nochmal begründen, warum ich Kontra K tatsächlich für genauso problematisch, wenn nicht problematischer halte, würde aber jetzt ohne Not dieses Fass nicht aufmachen wollen.)

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