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Rhapsode
Rhapsode
31.05.2023 01:38


Paju schrieb:

Nur mega schlecht, wie die Onkels. Die dürfen ja auch wieder alles.

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Ich wusste gar nicht, dass Rammstein in der Vergangenheit Textzeilen nach dem Motto "Türken raus" produziert hätten, oder dass Till Lindemann im Drogenrausch jemandem zum Krüppel gefahren und sich darüber vor Gericht amüsiert hätte...

Vielleicht bei aller Erregung doch mal zwei Sekunden nachdenken, was man da miteinander gleichsetzt.

Was bestätigt werden kann, mag für manch einen befremdlich wirken (mir geht es da nicht anders), muss aber in der liberalen Gesellschaft ausgehalten werden, solange es auf gegenseitigem Einverständnis beruht. Was die Grenze überschreitet, insbesondere die Nummer mit den KO-Tropfen, ist nicht bestätigt, insbesondere nicht, ob wirklich solche Substanzen vor Ort im Umlauf waren. Und keiner hier kann es besser wissen.

Manche (nicht alle) Argumentationsfiguren, die ich hier lesen durfte, machen mich aber echt sprachlos. Vielleicht missinterpretiere ich das ja gehörig, aber man bekommt teils den Eindruck, Lindemann könne gar nichts Anderes als ein frauenverachtendes und -missbrauchendes Schwein sein, ansonsten könne man ja gar nicht solche Texte verfassen und überhaupt an solchen Eskapaden teilnehmen. Willkommen im Jakobinertum.

Ich bin in solchen Momenten froh darüber, dass wir in rechtsstaatlichen Demokratien leben, wo es so etwas wie eine Unschuldsvermutung überhaupt gibt, selbst wenn es häufig verführerisch ist, diese zu ignorieren oder zumindest hinter anderen Aspekten zurück treten zu lassen. Wer sich gern mal damit beschäftigen will, wie eine Rechtssprechung aussieht, wenn nicht mehr objektive, nachweisbare, Tatsachen entscheiden, sondern Moralbewusstsein und gesellschaftliche Anerkennung der jeweiligen Leute, der kann sich mal vertieft damit auseinandersetzen, wie Urteile im 3. Reich begründet wurden.

Sollte sich aber irgendwas Richtung KO-Tropfen und Sexualstraftaten gerichtlich bestätigen, verbrenn ich alles, was ich von der Band besitze.

Mehr äußere ich zu dem Thema nicht.

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Rhapsode
22.05.2023 20:48·  Bearbeitet


Mambo schrieb:

Guter Punkt.
Ich seh das insofern anders, dass es mir nicht darum geht, vor Kritik zu "immunisieren".
Was ich fordere sind einfach nur die gleichen Maßstäbe für alle.

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Das würde aber konsequent zu Ende gedacht eben genau zu dieser Immunisierung führen. Denn die Anwendung der gleichen Maßstäbe könnte ja dann nichts Anderes heißen als zu sagen: Die Grünen dürfen sich noch - keine Ahnung - zehn schwere Korruptionsskandale ohne personelle Konsequenzen erlauben, bis sie die Union eingeholt haben. Denn die einzig andere Möglichkeit wäre ja, jetzt rückblickend die Korruptionsskandale der Union nochmal aufzuwärmen und daraus irgendwelche Forderungen abzuleiten. Bringt aber nichts, weil
a) nicht tagesaktuell (so funktionieren die Medien halt nicht)
b) ohnehin wirkungslos, da die Union ja inzwischen bereits in der Opposition sitzt.

(Im Übrigen, nur ganz am Rande, bin ich auch überhaupt nicht der Ansicht, dass die Verfehlungen der Union in der Presse nicht hinreichend dargestellt und kommentiert worden sind; stattdessen liegt der Unterschied vor allem in dem Punkt, dass diese solche Berichterstattung einfach dreist aussitzt.)

Ich glaube ein Punkt, der hier regelmäßig übersehen wird, ist doch gerade der, dass man von der Union ja ohnehin nichts Anderes erwartet und deren Wähler dies auch nie wirklich abstrafen. Die Grünen und ihre Wähler vertreten aber ein Selbstbild größerer Integrität und deswegen müssen gerade die sich daran auch messen lassen, wenn man dem nicht gerecht wird.
Was man machen kann: Jetzt vernünftig und sauber die Sache auf- und abarbeiten, vielleicht mal ein paar gute Reformen zur Korruptionsbekämpfung voran bringen (denn da hat Deutschland noch ne Menge Hausaufgaben zu erledigen) und mit gutem Beispiel voran gehen. Dann und erst dann hat man, wenn die Union mal wieder dran ist, und sich den nächsten Patzer erlaubt, die Argumente auf seiner Seite und kann mit vollem Recht und Verweis auf gleiche Maßstäbe Rücktrittsforderungen stellen.
Die Sache ist: Wir können nicht die Vergangenheit als Referenz nehmen, es muss halt endlich mal jemand damit anfangen, es wirklich besser zu machen.

Ich möchte gerne den Versuch unternehmen, und so habe ich es damals auch in der HoPo gemacht, die Themen Korruption, Vorteilnahme und Transparenz völlig von parteipolitischen Brillen und Spielchen zu entkoppeln und diese so als eigenständige herauszuarbeiten, dass ihre Bedeutung von allen erkannt wird und auch auf allgemeinverbindliche Spielregeln gemeinsam hingearbeitet wird, was mir damals in einigen zentralen Punkten auch gelungen ist, trotz langwieriger und erschöpfender Diskussionen über einzelne Details. Die nötigen Anstöße konnte ich aber nicht zuletzt deswegen geben, weil ich mit Kritik von Verfehlungen sowohl beim politischen Gegner als auch bei den Verbündeten oder gar der eigenen Gruppe nie gespart habe (man kann sich vorstellen, dass ich mich parteiübergreifend nicht gerade damit beliebt gemacht habe, dafür aber glaubwürdig). Und das vermisse ich hier eben zum Teil, wo es mir scheint, dass die Bedeutung des Themas weniger im Vordergrund steht als die Profilierung der Parteien mithilfe dieses Themas, wo immer mit dem Finger auf die anderen gezeigt wird.

Icon1BraveNewWorld gefällt das
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21.05.2023 23:15·  Bearbeitet

Ich bleibe dabei, dass ich das gänzlich anders beurteile. Man muss solche Argumente - finde ich - auch weiter denken und sich mit der Frage auseinandersetzen, wo man dann die Grenze ziehen will. Der Maßstab kann jedenfalls nicht sein, ob es gerade um was geht, was man inhaltlich auch richtig findet, denn dann wird es beliebig. Genau deswegen gibt es diese Compliance-Regeln, über die Graichen natürlich bestens informiert war. Und dass diese nicht nur einmal, sondern mehrfach gebogen bzw. gebrochen wurden, deutet für mich darauf hin, dass man es mit diesen eben nicht so genau nimmt. Das wusste auch Habeck, weswegen er jetzt auch nicht mehr anders konnte, um die eigene Glaubwürdigkeit nicht komplett zu verspielen.

Die Lösung lautet dann auch nicht zu sagen "wird ja eh nicht von der Person allein bestimmt, also ist doch alles in Ordnung". Man hat sich in solchen Fällen aufgrund der Befangenheit komplett aus dem Entscheidungsprozess rauszuziehen. Das wurde im Fall Schäfer zu dritt abgestimmt, das ist kein großes Gremium gewesen und es wird mit Sicherheit auch nicht so gelaufen sein, dass jeder der Entscheidungsträger im stillen Kämmerlein für sich entschieden hat, sondern da wird intern miteinander darüber gesprochen worden sein und entsprechend auch beeinflusst (ob bewusst oder unbewusst, ist egal).

Man kann natürlich das Regelwerk ändern (was ich nicht befürworte), aber nicht ein bestehendes umgehen und mich hinterher damit rausreden wollen, dass es ja eh unpraktisch ist.

Und ich seh es auch überhaupt nicht so, dass eine Trauzeugenschaft viel zu wenig Relevanz hätte. Es gibt genug Leute, die mit ihren Trauzeugen mehr und besseren Umgang pflegen, als mit den eigenen Eltern oder Geschwistern. Deswegen werden die ja auch dafür ausgesucht.

€: Außerdem bin ich der Meinung, dass dieses "Man kennt sich und weiß sich daher einzuschätzen" Tür und Angel öffnet für einen Teufelskreis selbstreferenzieller Bestätigung bzw. für die Etablierung von Scheuklappen.

€€: Und dass auch hier auf die "Schmutzkampagne" der Konservativen und ihrer Verkündigungsblätter (manche Zeitungen sind ja tatsächlich nicht mehr als das) so energisch verwiesen wird, ist zwar einerseits verständlich und auch von der Sache her nicht falsch. Dies aber vordergründig zu thematisieren, ist für mich irgendwie auch ne billige Methode, sich vor Kritik immunisieren zu wollen. Mir z.B. ist durchaus klar, dass das von Heuchlern aus der Union genüsslich ausgeschlachtet wird, die diesbezüglich eigentlich gar keine Aufregrechte haben. Das macht die Sache dadurch aber auch nicht besser oder harmloser in meinen Augen.

Rhapsode
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21.05.2023 19:56·  Bearbeitet

Und jetzt nochmal zum aktuelleren Thema:


Jemanden vorzuwerfen hypokritisch zu sein ist eines der schlechtesten Argumente, die man bringen kann.

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Das hängt (wie so Vieles) mal wieder davon ab. In diesem Fall davon, ob die kritisierte Person tatsächlich, wie Du suggerierst, rein sachlich und rational argumentiert, oder ob sie eine Sachinformation dazu nutzt, sie in einen attackierenden und moralisierenden Kontext zu setzen. Denn dann darf man selbstverständlich darauf hinweisen, wenn die Person selbst diesbezüglich kein Heiliger ist.

Ich weiß nicht, über welche Kanäle ihr politische Diskussionen verfolgt, aber die verlaufen - zumindest online und im Schutz der Anonymität - in der Regel nicht wie beispielsweise hier. Hier wurde ja auch darüber diskutiert, ob es diesen Pauschalangriff gegen Generation X (Boomer) so überhaupt in relevanter Größenordnung gibt. Auf Social Media ist das sowieso der Fall (aber die sollte man ja eh für Diskussionen meiden), Selbiges gilt aber auch für Zeitungsforen, wobei die Zeitungen so etwas gern auch durch entsprechende provokante Thesen triggern. Das können nämlich nicht nur die Springer-Medien, die machen es lediglich bei anderen Themen.

Wenn man viel in so einem Umfeld gelesen und diskutiert hat, hat man hierzu ne andere Wahrnehmung.

Das ändert nichts daran, dass die hier geäußerte Grundthese, die Generationen mal komplett aus der Debatte zu nehmen, weil es sachlich nichts beiträgt, vollkommen richtig ist. Das gilt nicht zuletzt deswegen, weil - wie ebenso richtig gesagt wurde - ja keine Einheitlichkeit innerhalb der Generationen herrscht. Ich möchte daran erinnern, dass Gen Z bei der letzten Bundestags überdurchschnittlich oft Grün, aber eben auch Gelb gewählt hat. Also ist das ja eh alles Blödsinn, man sollte sich wieder auf die Sache konzentrieren.

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21.05.2023 19:24

Ich seh die Causa Graichen etwas anders als die bisherige Mehrheit hier, bin aber für das Thema Korruption und Transparenz äußerst sensibilisiert. Durch meine Arbeit in der Uni-Politik, wo Postengeschachere und Vorteilnahme Gang und Gäbe waren und durch die Beteiligung an mehreren Berufungskommissionen - wo man bisweilen schon als befangen galt und von dem Gremium ausschied, wenn es lediglich eine gemeinsame Publikation mit einem der Bewerber innerhalb der letzten 10 Jahre gab.

Mir wird da eher aus dem linken/grünen Lager ein wenig zu sehr bagatellisiert. Es ist ja in der Regel nicht gerade so, als ob man seinen Postboten mal eben um die Trauzeugenschafft bittet. Und dass er das wirklich "vergessen" hat, das Ganze also nur ein ärgerlicher Irrtum war, wer soll sowas ernsthaft glauben. Genauso wie die Tatsache, dass man den Verein der eigenen Schwester "aus Versehen" mit 600k Euro fördert.

Und Habeck - gegen den ich im Allgemeinen gar nichts habe - hat auch keine gute Figur gemacht. Er hätte einfach direkt sagen sollen, der Verbleib von Graichen wird vom Ergebnis der Prüfung abhängig gemacht. Jetzt steht er natürlich wie ein Dulli da, weil er meinte das Ergebnis vorwegnehmen zu können.

Und dass die Union viel mehr und heftigere solcher Skandale zu verantworten hat: Geschenkt. Hilft aber überhaupt nicht weiter, wenn es einem als Wähler um das Thema Transparenz, Compliance und Antikorruption geht. Wem soll man denn das Thema jetzt noch glaubwürdig anvertrauen können?

Mal davon abgesehen bin ich überhaupt nicht der Ansicht, dass die Methodiken von Graichen so zielführend und alternativlos für den Klimaschutz sind, wie sie gern dargestellt werden. Ich hab hier vor ein paar Posts bereits auf andere Argumente hingewiesen.

Rhapsode
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17.05.2023 10:38


IvanTKlasnic schrieb:
Und der Gewinner ist Stiflers_Mom mit Yuve Yuve Yu von The Hu

Nachdem es bis Sonntag Abend zwischen Platz 1 und Platz 5 gerade einmal 14 Punkte unterschied gab, sind nun gegen Ende durchaus noch einige Lücken aufgeklafft. Sowohl der Erste als auch der zweite Platz haben einen gewaltigen Entspurt hingelegt und befanden sich nach 60% der Stimmen noch auf Platz 3 bzw. 5.

1. The Hu – Yuve Yuve Yu (Stiflers_Mom) - 110 Punkte
2. Babymetal - Gimme Chocolate! (HybridSun95) - 85 Punkte
3. Eros Ramazzotti – Cosas De La Vida (juli666) - 77 Punkte
4. Alien Weaponry – Kai Tangata (Orim) - 68 Punkte
5. Heidevolk – Nehalennia (mattkru) - 60 Punkte
6. Skrillex – XENA (tschenneck) - 50 Punkte
7. Dino Brandao – Derfi di hebe (Nickel777 - 43 Punkte
8. Blackpink – Boombayah (JestersTear) - 37 Punkte
8. Die Antwoord – Doos Dronk (jonnycash666) - 37 Punkte
10. Plastic Bertrand – Ca Plane Pour Moi (mondi) - 36 Punkte
10. Auðn - Næðir um (erdeanmich) - 36 Punkte
12. Alf – Kunde Vart Jag (Marc1904) - 31 Punkte
13. Young Fathers – Ululation (NoMoreSun) - 30 Punkte
14. Bad Bunny – Dakiti (gartenrocker94) - 27 Punkte
15. Infected Mushroom – Zazim Beyhad (Roggan29) - 24 Punkte
16. Molchat Doma – Discoteque (Larsisomfire) - 18 Punkte
17. Jerry Heil - #MOSKAL_NEKRASIVYI (SimBa123) - 15 Punkte
18. Orhan Gencebay – Dön (BNPRT) - 13 Punkte


Auch sehr interessant ist, dass es sowohl nach Median als auch nach Durchschnittlicher Wertung (also Durchschnitt ohne 0 Punkte) einen anderen Sieger geben würde.

Top 3 nach durchschnittlicher Wertung:

1. Young Fathers - Ululation (10)
2. Babymetal - Gimme Chocolate! (8,5)
3. The Hu - Yuve Yuve Yu (7,9)

Top 3 nach Median:

1. Babymetal - Gimme Chocolate! (8)
2. The Hu - Yuve Yuve Yu (7,5)
3. Heidevolk - Nehalennia (6)

weitere Fun Facts:
- Yuve Yuve Yu ist der einzige Song, der immer mindestens einen Punkt bekommen hat.
- Gimme Chocolate! hat die Meisten 12 Punkte Wertungen mit 4 Stück. Darauf folgt Yuve Yuve Yu mit 3 und Kai Tangata, Cosas De La Vida und Ululation mit jeweils 2 Stück.
- Nehalennia ist der bestplatzierte Song ohne 12 Punkte Wertung.
- Die wenigsten Wertungen mit Punkten haben Ululation und #MOSKAL_NEKRASIVYI mit jeweils 3 Stück.
- die meisten 10 Punkte Wertungen haben Næðir um und Nehalennia mit jeweils 3 Stück.

Danke allen fürs Teilnehmen und das Teilhabenlassen an neuer Musik.
Die nächste Runde richtet Stiflers_Mom aus

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Der gute Platz für Heidevolk freut mich genau so sehr, wie er mich überrascht. Höre die regelmäßig sehr gerne. Mich motiviert das, vielleicht auch mal wieder mit zu machen.

Icon1Puschelmuschel gefällt das
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14.05.2023 15:26·  Bearbeitet


snookdog schrieb:
Es musste etwas passieren, weil bei reinem Public Voting gerade in Osteuropa die Punkte grundsätzlich aus alter Verbundenheit ans Nachbarland gingen (oder nach Russland). Das war damals nochmal deutlich unbefriedigender als heute.

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Das haben ja nun "zum Glück" die Jurys zumindest mancher Länder übernommen. Das kann man auch nicht ernsthaft leugnen, wenn man sich nochmal genau ansieht, welche Länder von welcher Länder Jurys hochgevotet werden.

Wirklich objektiv bewertet doch kaum einer. Zuschauer sowieso nicht, weil es da einfach um persönlichen Geschmack geht, und auch die Jurys nicht, wie man an der Gewinnerin dieses Jahr sehen kann (die sich einfach selbst kopiert und auch ansonsten keine wirklich herausragende Leistung gebracht hat).

Also bin ich da mittlerweile der Meinung: Scheiß auf Scheinobjektivität und lass einfach danach gehen, was gut ankommt.

€: Was mich höchstens noch freut, ist die relativ gute Platzierung von Australien. Ich glaube, das hat es mir dann doch am meisten angetan.

Und im Übrigen geht es auch nicht darum, ob man jetzt mit dem eigenen Song gewinnt. Aber bei der Konkurrenz gestern Abend braucht man wirklich nicht davon sprechen, dass von good old Germany tatsächlich schon wieder der schlechteste Beitrag gekommen sein soll. Unteres Mittelfeld hätte schon drin sein können, wenn man mal ganz ehrlich ist.

Icon3Roggan29und anderen gefällt das
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14.05.2023 04:47


Paju schrieb:
Lord of the Lost

Der Name spricht Bände. Seitdem Raab raus ist, habe ich mich schon gar nicht mehr mit irgendwelchen Vorentscheidungen befasst, aber das war schon schwer ertragbar, sorry. Lordi in der Ausbildung, oder was soll das gewesen sein?
So ne Mucke kann doch bei so einem Format nur verlieren.

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Ich verstehe nicht, wie man ernsthaft darauf kommen kann, den Musikstil von Lordi und Lotl gleichzusetzen.

Rhapsode
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02.05.2023 18:09


MinistryOfDeath schrieb:

Nichtsdestotrotz werden Union und FDP nach wie vor die größten Wirtschaftskompetenzen von den Wählern zugeschrieben. Hier mangelt es schlicht und ergreifend an politischer Aufklärung.

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Sorry für die späte Antwort: Ich sehe auch überhaupt nicht, woher solche Aufklärung strukturell kommen soll. Es gibt diese ja häufig nichtmal aus der Fachwissenschaft, was nicht verwundern kann angesichts der Tatsache, dass über 90% der VWL-Lehrstühle (zumindest war das vor einigen Jahren noch die Zahl, die ich erinnere) von Neoklassikern besetzt wird. Es ist ein sich selbst stabilisierendes System, was wenig damit zu tun hat, dass die Theorie wissenschaftlich so unangreifbar wäre*, sondern damit, dass inzwischen Fachpublikationen in renommierten Zeitschriften und damit verbunden auch die Chance auf Berufung hauptsächlich davon abhängt, ob man grundsätzlich sich innerhalb dieser Theorie bewegt oder nicht.

Ich war mal hier auf einer Podiumsdiskussion mit Flassbeck und einem VWL-Prof unserer Uni, wo ersterer genau diese Punkte aus dem Artikel klar herausgearbeitet hat. Letzterer hat auf diese Punkte inhaltlich nicht reagiert, sondern einfach eigene Standpunkte (die darauf überhaupt nicht Bezug nahmen) runtergebetet. Bei anderen Diskussionen mit Flassbeck, die ich damals auf YT gefunden hatte, war genauso diskutiert wurden. Die Punkte werden einfach totgeschwiegen, wenn man sie inhaltlich nicht widerlegen kann und sie nicht zur eigenen Theorie passen. Ich habe aus dem Publikum deswegen explizit gefordert, sich auf die Aussagen zu beziehen und zu begründen, was an den Schlussfolgerungen aus seiner Sicht verkehrt ist. Außer einem ad hominem ("Der Flassbeck mag halt Schulden so gerne") kam: nichts. Ich war entsetzt darüber, dass so etwas wissenschaftlicher Anspruch zu sein scheint.

Ein andernmal war ich auf einer Fishbowl-Diskussion an unserer Uni zum Thema "Wirtschaft als Schulfach" mit Politikern und einem Prof aus dem Wiwi Bereich unserer Uni (glaube es war Gründungsdidaktik). Ich habe die Gelegenheit genutzt und offen argumentiert, dass ich mich nicht dafür erwärmen kann, eine Sozialwissenschaft zu einem Unterrichtsfach zu machen, wo bereits die Fachwissenschaft dermaßen durchideologisiert ist mit hegemonieller Herausstellung (im Groben) einer Theorie, auf dass diese dann auch in die Schule getragen und in die Köpfe junger Menschen eingetrichtert wird. Nach der Veranstaltung kam der Prof zu mir, hat mir gedankt und gesagt, dass er das vollumfänglich unterschreiben könne.

*Tatsächlich und bedenklicherweise ist die Neoklassik bereits auf fundamentaler logischer Ebene leicht angreifbar: Sie hat sich zwar zum Ziel gesetzt, vermehrt mathematische Modellierung und Deduktion auf mathematischer Ebene zum Beweis der eigenen Schlussfolgerungen einzusetzen, scheitert aber regelmäßig daran, nachzuweisen, ob die aus mathematischer Sicht notwendigen Modellannahmen im jeweiligen Anwendungsfall überhaupt erfüllt sind. Beizeiten ist das Gegenteil plausibel. Hier ein Artikel aus den frühen 2000ern, der das aus mathematischer Sicht kommentiert, ebenfalls sehr erhellend:
https://www.math.uni-hamburg.de/home/ortlieb/Exit1CPOMarktMaerchen.pdf

Icon2defpround anderen gefällt das
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Rhapsode
25.04.2023 18:01·  Bearbeitet

Ich habe hier übrigens aus demselben Hause noch einen ganz schönen Aufsatz zum Thema (Staats-)Schulden und Fiskalregeln in der EU, der die ganze Dummheit von Lindner und Konsorten bei dieser Thematik klar auf den Punkt bringt, und auch ganz wichtige Zusammenhänge anspricht, die man leider in keiner Zeitung hierzulande zu lesen bekommt, weil es gewisse fest eingefahrene Narrative empfindlich stört (es geht auch darum, wie sehr Deutschland die Stabilität der EU durch seine Wirtschaftspolitik gefährdet).

Kommt komplett ohne große Diskussion über wirtschaftliche Theorien aus, sondern mit reiner Logik. Ist somit auch für Laien sehr zugänglich. Empfehle ich dringend.

https://www.relevante-oekonomik.com/2023/02/17/reform-der-europaeischen-fiskalregeln-der-deutsche-finanzminister-setzt-auf-blockade/

Icon4DiebelsAlt83und anderen gefällt das
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Rhapsode
24.04.2023 01:11·  Bearbeitet

Hier wurde ja vor einiger Zeit über das Verbot von Öl- und Gasheizungen diskutiert, das ja seitdem noch aktueller geworden ist. Ich habe versucht, mir rational zu überlegen, was genau mich eigentlich daran stört und übrigens auch an den Forderungen der LG und anderen. Jetzt bin ich gerade auf einen schönen Artikel von Heiner Flassbeck (ein von mir sehr geschätzter Ökonom) gestoßen, der meine Gedanken dazu - und auch die von anderen Foristen hier - auf den Punkt bringt und durch konkrete Forderungen ausdrückt. Vielleicht interessiert es den ein oder anderen ja:

www.relevante-oekonomik.com

Auszüge (Hervorhebungen von mir):
"Es hat so kommen müssen. Weil deutsche und europäische Politiker sich beharrlich weigern, auch nur eine Sekunde nachzudenken, bevor sie agieren, marschiert man in Sachen Klima nun mit lautem Trompeten ins Nirgendwo. Verbrennerverbot im Jahr 2035, Öl- und Gasheizungsverbot schon 2024, Privatjetverbot am besten übermorgen. Die Liste ließe sich beliebig verlängern, und bei jeder Einzelmaßnahme wird der gesamte Politikbetrieb für Monate nahezu lahmgelegt. Auf der einen Seite bringen sich die Lobbys in Stellung, um das aus ihrer Sicht Schlimmste zu verhindern, während die „letzten Generationen“ die Halbherzigkeit beklagen, mit der die Politik immer wieder einmal ein kleines Problem löst, den großen Wandel aber scheut.

So wird das jetzt noch einige Jahrzehnte weitergehen. Weil es keine globale Strategie gibt, gibt es auf nationaler Ebene nur staatliches Gewurstel in den wenigen reichen Ländern, die immerhin ein schlechtes Gewissen haben. Das Problem wird auf diesem Wege zwar niemals gelöst, aber die Lösungsversuche, so viel ist sicher, werden immer skurriler werden und das gesellschaftliche Klima wird auf Dauer massiv vergiftet. Das Schlimmste dabei ist: Weil das Gewurstel das globale Problem nicht löst, aber in den betroffenen Ländern großen wirtschaftlichen Schaden anrichtet, werden früher oder später Regierungen gewählt, die das Klimaproblem weitgehend ignorieren oder, wie dereinst Donald Trump, glatt bestreiten.

[...]

Einige Male sind die Preise schockartig nach oben geschnellt wie zuletzt im vergangenen Jahr, doch danach sind alle froh, wenn sich der Preis wieder normalisiert. Seit Beginn der siebziger Jahre ist selbst in Europa und Deutschland, wo man ja stolz auf die eigenen Anstrengungen in Sachen Kilmaschutz ist, der reale Preis für Öl, also das, was wir an Arbeitszeit aufwenden, um einen Liter Öl zu kaufen, nicht gestiegen. Verglichen mit dem Beginn der sechziger Jahre ist er, wie Friederike Spiecker und ich im jüngsten Atlas der Weltwirtschaft gezeigt haben, deutlich gesunken.

Solange sich daran nichts ändert, sind alle Versuche auf nationaler und sogar europäischer Ebene, mit Steuern, Subventionen oder Vorboten den Konsum fossiler Energieträger hie und da einzuschränken, vollkommen sinnlos. Jeder Einsparversuch in Deutschland und Europa wird mit hundertprozentiger Sicherheit zu einem Mehrverbrauch im Rest der Welt führen, wenn das gesamte globale Angebot an fossilen Energieträgern nicht reduziert wird. Was aus der Erde gefördert wird, wird auch verbraucht.

[...]

Das Pariser Klimaabkommen und alle weiteren Versuche waren von vorneherein zum Scheitern verurteilt, weil die Produzenten niemals eingebunden waren. Die großen Verbraucher bildeten sich ein, sie könnten mit nationalen Absichtserklärungen (nichts anderes sind diese Abkommen auf der nationalen Ebene) die Regierungen auf der ganzen Welt dazu bewegen, Verhaltensänderungen durchzusetzen, obwohl die fossilen Energieträger ohne Restriktion gefördert werden und deswegen weiterhin lächerlich billig sind.

[...]

In Entwicklungsländern, wo viele Menschen täglich ums blanke Überleben kämpfen, haben globale Ziele einen ungleich geringeren Stellenwert als in reicheren Gesellschaften. Selbst Deutschland hat es trotz der vielgelobten Energiewende, in die unheimlich viel öffentliches und privates Geld geflossen ist, in den vergangenen zwanzig Jahren nicht geschafft, seine CO2-Emmissionen deutlich herunterzufahren. Wie soll man einem Entwicklungsland, das bei weitem nicht so viel öffentliches und privates Geld mobilisieren kann, erklären, dass es einen ähnlichen Weg gehen soll, ohne garantieren zu können, dass das in dem Land selbst und vor allem weltweit irgendeinen zu Buche schlagenden Effekt hat?

Die Schlussfolgerung aus diesen Überlegungen ist einfach: Die bisherigen internationalen Vereinbarungen waren weniger als ein Schritt in die richtige Richtung. Offenkundig war das Abkommen von Paris ein völliger Fehlschlag. Nur wenn man sich das eingesteht, kann es gelingen, ganz andere internationale Vereinbarungen zu treffen, bei denen die Produzenten fossiler Energieträger von Anfang an mit an Bord sind und eine kontinuierliche Reduktion der Förderung festgeschrieben wird. Nur ein solches globales Abkommen kann den Rahmen vorgeben, innerhalb dessen sich alle erfolgreich anpassen können."


Hier auch nochmal inhaltlich im Interview. Da nur ein kleiner Teil des Gesprächs, ab min 38:44, der Rest ist aber auch interessant für Leute, die sich insbesondere für das Thema Inflation interessieren:

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Rhapsode
Rhapsode
01.03.2023 12:12·  Bearbeitet

Das Argument "bringt eh nichts, wenn nur wir das machen" ist halt wieder Rationalitätsfalle. Weil jeder so denkt, kommt es weltweit zum denkbar schlechtesten Ergebnis und das ist der Klimagau. Es gibt aber Möglichkeiten, da raus zu kommen. Letztendlich werden die sauberen Lösungen langfristig - unabhängig von den Folgen für die Umweld - ökonomisch sinnvoller, da günstiger sein. Das wird auch die Big Player überzeugen. Dafür braucht es einen Doppelwumms in Forschung, Entwicklung und Bau. Und es braucht ne intelligente weltweit koordinierte Politik (die EU ist hier der erste Ansatz, wo das klappt und dann müssen die anderen Big Player ins Boot geholt werden), um entsprechende Anreize zu setzen, notfalls auch mit Sanktionen.

Bei den Grünen stört mich der Verbotsansatz. Folgen, Sinnhaftigkeit (in puncto alternative Betriebsmöglichkeiten; eigentlich müsste man, wenn schon, die Stoffe verbieten, nicht die zugehörige Infrastruktur) und vor allem die Umsetzbarkeit werden da ausgeblendet. Sieht man auch gut an der Ablehnung der Kernfusion, weil "dauert zu lange". Ja ach ne, das überrascht mich ja, dass eine Methode zur Energiegewinnung mit einem immens hohen Wirkungsgrad bei gleichzeitiger minimaler Umweltbelastung nicht innerhalb von einigen Jahrzehnten entwickelt ist, auch wenn man in der Forschung immer mehr gute Fortschritte macht.

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Rhapsode
28.02.2023 12:30

Alles klar, drei Leute sind dann einfach nicht annähernd ausreichend. Ich versuche hier dann in ein paar Monaten, die Weihnachtskneipentour wieder voranzubringen. Termin ist Samstag der 02.12.23 in Köln. Könnt ihr euch schon mal eintragen.

Rhapsode
Rhapsode
26.02.2023 13:40·  Bearbeitet


Locust schrieb:


JestersTear schrieb:


Locust schrieb:
Das klingt schon stark nach dem Linkin Park Way wenn auch auf nicht so hohem Niveau.

LP hatte nach 5-6 Jahren auch nicht mehr viel mit der Band zu tun die sie mal waren und verfielen komplett dem Mainstream. Der Head status bei Rockfestivals war aber stets unstrittig

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Mit dem Unterschied, dass Linkin Park zumindest im Mainstream immer präsent waren und eine Rolle gespielt haben und mMn auch live sehr gut waren. Das seh ich bei Volbeat zumindest nicht

Zitat anzeigen


LP war deutlich größer keine Frage.
Den Mainstream bekomme ich kaum mit weil ich kein Radio höhre.
Vom Grunde war es ähnlich nur wie gesagt auf ganz anderen Niveau. LP war die Band zwischen 01-05 etwa und mit Minutes to Midnight gings steil berg ab . Der Auftritt 2007 hat uns dann komplett von LP entfremdet und danach spielten sie keine rolle mehr. als sie 12 kamen hat das bei uns keinen gejuckt und wir haben sie auch nicht angeschaut.

Zitat anzeigen


Das ist aber bitter, denn der 12er Auftritt war saugut (kein Wunder, wenn die zu 2/3 nur die ersten beiden Alben spielen).

Volbeat fand ich übrigens schon immer scheiße.

€: Aber zum Thema: Ich glaube inzwischen ist der Zug abgefahren. Selbst wenn jetzt noch was bestätigt wird: Die Kalender der Leute sind doch schon voll, Urlaube verplant, Konzert- und Festivaltickets gekauft.

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Rhapsode
Rhapsode
21.02.2023 23:21


Mambo schrieb:


stonedhammer schrieb:


Runnerdo schrieb:


Yertle-the-Turtle schrieb:


Madpad77 schrieb:
Glaube soviel falsche Tipps für Headliner , egal auf welchem Festival gabs hier noch nie ?!
Nicht als Beleidigung verstehen , is echt Crazy dies Jahr ..?!

Zitat anzeigen


Es ist dieses Jahr aber auch fies, weil Bekanntgaben (z.B. Download + GnR) zeitlich oft kollidiert haben. Auch bei RHCP/Metallica + RIP/RAR.

Im Endeffekt unterschätzen wir alle aber weiterhin, wie geldgeil in Deutschland Bands und Veranstalter auf Solo Gigs mit 100 Preiskategorien und Platinum/Diamant/Kryptonit/Nebukadnezar Bullshit-Tickets sind.

Für den deutschen Festivalmarkt ist das ein Trauerspiel. Es spielen also fast nur noch Bands Festivals, die selbst ein Stadion nicht vollbekommen. Das ist das Learning 2022/2023.

Zitat anzeigen


Wahre und traurige Worte.
Ist man als Käufer aber selbst Mitschuld.

Zitat anzeigen


warum ist man es als käufer mit schuld? sollen fans dann nicht hingehen, wenn es seltende bis kaum gigs dazu gibt? vorallem ist ja auch immer noch die frage, ob der käufer von soloshows überhaupt auch auf ein festival gehen würde (wir sind hier halt eine festivalcommunity, aber am ende dennoch der kleinste nenner in der berechnung)

für mich sind es veranstalter (wie damals mlk (selber) mit schuld), die die preise von soloshows so profitorientiert in die höhe getrieben haben, dass sie anschließend so bandgrößen dann nicht mal mehr fürs eigene festivals gescheit finanzieren konnten (bzw. sie halt es budget sprengen würden). aber es kann solch firmen am ende dann auch egal sein, wenn die kohle stimmt, der fans muss nur ordentlich in die tasche greifen und dazu mittlerweile noch durchs ganze land reisen, wenn er sie unbedingt sehen möchte.

edit: ist natürlich nur ein teil der headliner problematik, gibt genug festivals die es ja dennoch schaffen, weil dahinter oft mehr steckt als nur der wirtschaftliche faktor! (was man nicht unbedingt vom ring oder auch jedem anderen versuchsableger a la download (de), rock im pott und so nicht gerade sagen kann)

Zitat anzeigen


Würde schon sagen, dass die "Fanmasse" sich das Ei im Grunde selbst ins Netz legt. Preise jenseits der 100, mittlerweile 150€, Dynamic-Pricing- und FoS-Tickets gäbe es halt eben ganz schnell nicht mehr, wenn die Fans etwas vorausschauender agieren und das einfach nicht mitmachen würden. Dazu müsste man aber bereit sein, aus Prinzip auch auf eine seltene Chance zu verzichten, klar. Aber das würde natürlich auch hier große Bands eher zu den Festivals bringen.

Was Download angeht, bin ich einigermaßen schockiert, dass es wohl nicht GnR wird. Wie man jetzt noch mit SoAD, Volbeat oä den Hockenheimring füllen will, ist mir echt schleierhaft.

Zitat anzeigen


Ganz spannende Diskussion. Grundsätzlich klingt das plausibel, was du (und andere) schreibst.

Ich will dazu mal eine andere Perspektive beisteuern, nämlich eine mathematische (Stoni wird sich jetzt wieder kaputt lachen):

Mich erinnert das in groben Zügen (bitte nicht zu sehr an den Details aufhängen, ist nur ne Gedankenspielerei) an das sogenannte Gefangenendilemma aus der Spieltheorie. Für Details gibt es nen schönen Wiki-Eintrag. Dabei ist die Voraussetzung, dass zwei Personen die Möglichkeit haben, miteinander zu kooperieren (hier: Die teuren Konzerte boykottieren) und dadurch das für beide zusammengerechnet beste Ergebnis zu erzielen (hier: künftige Konzertauswahl zu normalen Preisen und Konditionen), oder dass beide nicht kooperieren, was ein (wieder kumuliertes, nicht jedoch individuelles) Worst Case zur Folge hätte (Stark überzogene Ticketpreise und Klassengesellschaft). Die dritte Möglichkeit, dass nur einer nicht kooperiert, führt zu einem optimalen Individualergebnis für den nicht Kooperierenden (Konzertbesuch bei nicht ausgereizten Preisen) und zu einem individuellen Worst Case für den Kooperierenden (kein Konzertbesuch trotz nicht ausgereizter Preise).
Nun ergibt sich unter diesen Bedingungen ein Nash-Gleichgewicht (das ist so etwas wie ein stabiler Zustand) für die Situation, dass beide nicht kooperieren. Es ist also in gewissem Sinne nur rational, dass sie so handeln, wie du anprangerst. [Bitte nicht daran aufhängen, dass hier nur von zwei Personen die Rede ist, es gibt auch eine Version für beliebig viele, ich wollte es nur nicht zu kompliziert machen].
Dass das so ist, hat vornehmlich eine Ursache: Die Tatsache, dass sich die Akteure nicht miteinander absprechen können.

Worauf ich damit hinaus will: Solange das Individuum aufgrund fehlender übergeordneter Organisation (sowas wie eine "Gewerkschaft der Konzertbesucher") damit rechnen muss, dass sein Fehlen ohnehin durch einen anderen Besucher kompensiert wird, es also für nichts auf sein Erlebnis verzichtet, kann man ihm nicht vorwerfen, sich nicht für den Boykott zu entscheiden. Das gilt trotz der Tatsache, dass das Problem erst dadurch auftritt, dass ein Großteil der Individuen so denkt (sogenannte "Rationalitätsfalle"). Deswegen braucht es übergeordnete Regelungen bzw. gemeinsame Organisation und Absprache.

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Rhapsode
Rhapsode
19.02.2023 23:51

Dafür habe ich natürlich Verständnis.

Umgekehrt bitte ich aber auch um Verständnis dafür, dass ich (und wahrscheinlich auch sonst niemand) keine große Plan- und Organisationsarbeit investieren werde, wenn ich nur von drei, vier, fünf sicheren Zusagen ausgehen kann. Also zehn Leute (plusminus) sollten es dafür schon werden, damit ich persönlich da nen Sinn drin sehe. Ansonsten kann ich auch ganz entspannt hingehen und einfach mir nen Termin raussuchen, wo ich mir vornehme, mal wieder ins MTC zu gehen, und z.B. noch zwei Stunden vorher in der Tankstelle oder so vorzuglühen und wer von euch Herzis dann Bock hat, kann einfach dazu stoßen.

Und ansonsten, wenn es einfach bei Vielen an dem Zeitraum scheitern sollte, können wir ja die Weihnachtskneipentour ersatzweise fokussieren. Da könnte man auch schon vorab festlegen, das wie in alter Tradition am ersten Dezembersamstag zu veranstalten. Dann wären Termin und Ort mehr als rechtzeitig klar.

Aber jetzt warte ich erstmal ab, ob sich kommende Woche hier noch was tut.

Rhapsode
Rhapsode
16.02.2023 17:41

Ich habe jetzt hin und her überlegt, wie ich das mit der Umfrage am besten mache. Inzwischen halte ich es für sinnvoller, einfach in diesem Thread eine Terminliste zu machen, wo sich alle im üblichen Stil eintragen können. Das hat den Vorteil, dass der Thread dadurch sichtbarer wird und ich nicht öffentlich nen Umfragenlink posten muss. Die Terminliste kommt gleich in meinem nächsten Post.

Ich würde diese Umfrage bis Ende des Monats laufen lassen. Am 1. März können wir dann schauen, was dabei rumgekommen ist. Die Termine sind alle samstags. Ich habe den Zeitraum nach Ostern und einschließlich Mai ausgesucht, weil danach die Festivalsaison losgeht.

Rhapsode
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14.02.2023 13:05·  Bearbeitet


hermes81 schrieb:
Die Vergleiche sind "toll".

A: "Ihr Kind hat während der Arbeit gespickt"
B. "Aber der Peter aus der 6b macht das auch immer"
A: "Achso. Dann ist es OK."

A: "Peter hat Kleber in das Mäppchen von Helga geschüttet"
B. "Peter klebt sich aus Protest auch an der Straße fest"
A: "Na dann, halb so wild. Kleben scheint jetzt die woke Form des Protests zu sein"

Aber ja, jede Partei legt sich die Moral wohl so aus wie es gerade passt.
Von daher gehe ich zumindest in diesem Punkt d'accord, dass jede Bevölkerung letztlich die Regierung bekommt die sie verdient.

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Netter Versuch der Whataboutism-Unterstellung, aber darum ging es mir nicht. Ich versuche es mal anders zu erklären:

Folgendes Gedankenexperiment: Du ganz konkret möchtest die Welt (oder nur einen kleinen Teil davon) verändern und nach eigenen Überzeugungen mitgestalten und bist an der Stelle von Giffey. Du hast die Möglichkeit einer komfortablen Regierungsmehrheit mit Parteien, die einen Großteil deiner Vorstellung teilen. Jetzt sagst du also: Ne, ich muss anstandshalber verzichten, weil meine Regierung 5,4% im Vergleich zu vorher verloren hat? Trotz der Tatsache, dass man immer noch die große rechnerische Mehrheit hat? Das ist doch nichts Anderes als ein Arschtritt für alle Leute, die diese Parteien gewählt haben (also für die Mehrheit). Und ein Verrat an genau den Idealen, die du verfolgen willst.
Und ja, selbstverständlich wäre es umgekehrt genau dasselbe, wenn zwar die SPD eindeutiger Wahlsieger wäre, aber Schwarz-Gelb die Mehrheit hätte. Als ob da die CDU auch nur ne Sekunde drüber nachdenken würde. Und ja, auch das wäre richtig so.

Ich vermisse immer noch die Erklärung, was das jetzt mit fehlender Integrität zu tun hat. Für mich stellt sich das bislang so dar:

"Ich finde das Verhalten scheiße."
"Warum?"
"Weil es eben so ist."

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Rhapsode
Rhapsode
13.02.2023 23:13·  Bearbeitet


hermes81 schrieb:
Das Zauberwort heißt Integrität.
Aber man kann sich natürlich auch alles schön reden.

Keine Sorge, ich musste lange genug in dieser Stadt leben um selbst erleben zu dürfen, was die Sozen und Linken dort treiben.
Seitdem weiß ich doppelt zu schätzen wie es hier in BW läuft.

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Integrität, das ist ein großes Wort.

Ich verstehe einfach den Zusammenhang hier gar nicht. Was ist denn daran nicht integer? Das alles ist doch ne eigenwillige Logik, die auf nichts mehr als dem eigenen Bauchgefühl und der Sympathie bzw. Asympathie gegenüber bestimmten Personen gefußt ist. Wenn man das konsequent zu Ende denkt, hätte ja die CDU 2017 nicht mehr das Kanzleramt besetzen dürfen, da haben die auch 8,6% verloren, und die AfD, die 7,9% gewonnen hatte, hätte regieren müssen. Na Prost Mahlzeit.

Und wann war in diesem Sinne die Politik je integer? War die Union integer, als sie in den Sechzigern nen Ex-NSDAPler zum Kanzler gemacht hat? War die FDP integer, als sie 82 Kohl zum Kanzler gemacht hatte, obwohl sie zur Bundestagswahl 1980 mit dem klaren Bekenntnis zu Schmidt angetreten war? Waren die Grünen integer, als sie in ihrer ersten Bundesregierungsperiode und nun auch in der zweiten alle alten Werte über Bord geworfen haben und genug Waffen und Einsätze gar nicht mehr vorstellbar waren? War die CSU integer, die reihenweise Leute wie Scheuer, Dobrindt, Ramsauer am Amt gehalten haben, wo allein ersterer uns schon ne Milliarde sinnlos und mit Vorwarnung verbrannt hat? War es integer, dass man die SPD, als sie ihr schlechtes Wahlergebnis 2017 in deinem Sinne zum Anlass nahm, in die Opposition zu gehen, von Seiten der Union, von Seiten der Presse und von Seiten des Bundespräsidenten förmlich genötigt hat, wieder mitzumachen, weil Merkel die Optionen ausgingen und irgendwer ja "Verantwortung für das Land übernehmen" musste? Bei all solchen und unzähligen Beispielen wird jeder eine andere Antwort auf genau diese Frage finden. Das macht ja Politik so komplex und wenig eindimensional, wie man es gern hätte.

Ich weiß nur eines: Würde man dem Teil der Berliner, die von RRG zur CDU übergelaufen sind, soviel Gewicht beimessen, dass man ihretwegen die Regierung nicht weiter führt, obwohl ein zahlenmäßig um ein Vielfaches größerer Anteil diese Regierung bestätigt hat, würde man also deren Stimme im Ergebnis so viel höher gewichten als die der Mehrheit, dann wäre das sicher alles, aber ganz sicher nicht integer.

Bitte, so erkläre mir einer, seit wann plötzlich die erste Ableitung des Wahlergebnisses relevanter sein soll, als die tatsächliche Grundfunktion. Es macht keinen Sinn, führt logisch nicht nur in die Irre, sondern auch zu verwerflichen Konstellationen, s.o. das Beispiel 2017.

€: Achja, und wo wir bei integer sind: Wie sehr dürfen wir als Bevölkerung denn erwarten, dass unsere Politiker bessere Menschen als wir selbst sind? Wie integer sind wir denn alle so? Alles immer 100% ehrlich bei der Steuererklärung angegeben, nie übertrieben bei der Nutzung des Homeoffice-Büros? Gegen den Klimawandel demonstrieren und nach Thailand in den Urlaub fliegen und regelmäßig ein neues Smartphone kaufen? Bei der Arbeit immer schön gearbeitet und die Kaffee- oder Raucherpausen von der Arbeitszeit abgezogen, nie nebenher Youtube-Filmchen geschaut oder ins Forum geschrieben? Noch nie jemanden angebaggert, der oder die schon vergeben war?

Meine These lautet: Eine Bevölkerung bekommt immer die Politiker, die sie verdient.

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Rhapsode
Rhapsode
13.02.2023 14:56

Mir kam es gestern eigentlich überhaupt nicht so vor, als würde Giffey den "dicken Max markieren". Mein Eindruck war, dass man offensichtlich unzufrieden mit dem Wahlergebnis war.

Strategisch würde ich es angesichts der Mandatsgleichheit und des minimalen Stimmunterschiedes für eine sehr gute Idee halten, wenn Giffey und Jarasch sich das Amt in der restlichen Legislatur aufteilen. Das wäre auch mal was Neues und würde uns etwas weg von den typischen Großmannssucht und Platzhirsch Allüren bringen.

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