Mambo schrieb:
rockamring2016 schrieb:
IvanTKlasnic schrieb:
Dommaeh schrieb:
Leider ist der Tagesschau-Artikel unglaublich verkürzt. In der SZ wird das System, das Casting sowie die Kommunikation - auch rund um das Thema Sex - sehr ausführlich beschrieben. Die von der Tagesschauu erwähnte Cynthia war sich dessen wohl bewusst, dass es eventuell darum geht, dass sie nach einer Show mit Lindemann aufs Zimmer geht. Sie wollte sich während des Konzertes Gedanken machen und anschließend entscheiden. Allerdings kam es dann schon vor dem Gig in Lindemanns Garderobe dazu.
Für den Gesamtkontext finde ich es wichtig, dass die genauen Abläufe geschildert werden. Denn so wirkt es etwas anders als im Tagesschau-Artikel, auch wenn es dabei bleibt, dass diese Cynthia wohl ziemlich überrumpelt wurde und sich dabei nicht wohl gefühlt hat. Sie war aber nicht unwissend, dass es auch um Sex geht.
Ich finde die Diskussion unglaublich schwierig, weil wir uns in einer Mischung aus Moral und Recht bewegen. Jede Seite muss man berücksichtigen, grundsätzlich abwägen und am Ende auch auf den Rechtsstaat vertrauen. Die aufgeheizte Diskussion bringt niemandem etwas. Das führt nur zu verhärteten Fronten und schadet am Ende dem gesamten Thema. Es ist gut, dass man öffentlich drüber diskutiert, aber bitte mit Augenmaß. Jede Seite muss gehört werden und jeder Seite sollte man glauben und dann muss ermittelt werden.
Was ich von Rammstein jedoch schwach finde, ist, dass Sie auf die Vorwürfe so schmal reagieren. Man hätte Empathie zeigen können und könnte Ermittlungsarbeiten unterstützen, um herauszufinden, ob wirklich irgendwelche Mittel in Drinks geschüttet werden etc.
Das System Rockstar-Groupie ist ja leider so alt wie die Rockmusik selbst (siehe auch Iggy Pop oder David Bowie, die minderjährige Groupies eingesperrt haben), aber gerade deswegen ist es wichtig, dass wir als Rock-Community darüber reflektieren und sinnvoll diskutieren, um eine Veränderung in Gang zu setzen.
Eben, nur weil etwas rechtlich i.O. ist und/oder gängige Praxis, heißt es nicht, dass man das beibehalten sollte und das man es nicht kritisieren kann.
Genau das war es, was ich im R+-Tour-Thread immer meinte, wenn ich gesagt habe, dass der Rechtsstaat und das Grundgesetz doch nicht mein moralischer Kompass sein müssen...
Wollten viele ja irgendwie nicht verstehen und sind komplett explodiert und haben sich angegriffen gefühlt
Das hast du in dem Thread aber nicht so gesagt, sondern den Rechtsstaat als Gegenpol zur Zivilgesellschaft dargestellt ("Der Ruf nach dem Rechtsstaat ist irgendwo auch ein Ruf gegen die Zivilgesellschaft (...)") - das ist etwas anderes und deswegen hast du Gegenwind bekommen.

Wie ich sowas hasse: Erst solche Parolen raushauen und dann hinterher so tun, als hätte man ganz was Anderes gesagt.
Davon abgesehen: Von welchen moralischen Vorstellungen jeder einzelne ausgeht und was dementsprechend für Konsequenzen gezogen werden bei welcher Art von Verhalten, das ist jedem selbst überlassen und kann gar nicht Gegenstand einer sinnvollen Debatte sein.
Worum es geht (und langsam habe ich das Gefühl, man redet hier teilweise gegen ne Wand), ist eine ganz andere Frage, nämlich der Unterschied zwischen Urteil und Vor-Urteil, also nicht die Frage, wie man Handlungen bewertet, sondern die Frage, wann bzw. auf welcher Grundlage man sie bewertet. Von mir aus kann man ja sich auf den Standpunkt stellen, diesbezüglich anderen Vorstellungen als unser Rechtssystem anzuhängen (falls das denn nun tatsächlich die Aussage auch mal wirklich war), aber dann muss man sich halt mit dem Gedanken anfreunden, in puncto Aufklärung und geistiger Reife nicht weiter als der Mob im Mittelalter gekommen zu sein.