Politik-Thread

eröffnet von FBG am 13.02.2006 14:16 Uhr
6.462 Kommentare - zuletzt von IvanTKlasnic

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Yertle-the-Turtle
09.07.2023 21:00


The_Game schrieb:
Im Vergleich mit früher muss man eben auch sehen, dass man sich früher von einem normalen Job in Vollzeit auch deutlich eher ein gutes Leben leisten konnte, als das heute der Fall ist.

Und dann sind die Leute eben auch nicht mehr bereit ihr Leben auf die Arbeits auszurichten, wie IvanTKlasnic sagt, wenn du dann halt die wenige Freizeit nichts besonderes machen kannst, weil du trotzdem keine Kohle hast.

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Das klingt irgendwie gegensätzlich wenn man weiß, dass man heutzutage mehr Geld braucht um gut zu leben als Lösung weniger arbeitet weil das Geld ja bei Vollzeit nicht für ein gutes Leben ausreicht Smiley

Aber immerhin qualifiziert man sich dann für das Elterngeld und hat mehr Freizeit als die ganzen Privatiers mit 150K Haushaltseinkommen *hust*

Elterngeld soll übrigens für Geburten ab dem 01.01.2024 zählen. Auch ein willkürliches Datum. Wer heute in der 14. Woche ist (Immerhin 1/3 der Schwangerschaft) fällt aus der Unterstützung raus.

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IvanTKlasnic
09.07.2023 21:21


JackD schrieb:


IvanTKlasnic schrieb:
also zunächst einmal zum Thema: Halte ich je nach Branche für vielversprechend, muss aber mMn vom Arbeitgeber ganz klar kommuniziert sein, dass dies eine "Bonusleistung" für effektives Arbeiten ist. Wer auch bei 4 Tagen weiterhin die Leistung bringt darf nach dem Test des systems halt weiterhin 4 Tage arbeiten, und wer nicht muss halt wieder 5 Tage hin. Ähnlich wird das ja bei vielen mit dem Homeoffice gehandhabt. Dass das z.B. bei mir im Einzelhandel keine Option ist, ist klar, brauchen wir nicht drüber zu diskutieren.


Yertle-the-Turtle schrieb:

Dieses Selbstverständnis von jungen Berufsanfängern mit Teilzeit zu beginnen bereitet mir aber schon etwas Sorgen für die Zukunft unseres Landes. In der "alten Welt" arbeitet man ja nicht just 4 fun Teilzeit, sondern z.B. um seine Kinder betreuen und erziehen zu können.

Ich frage mich was die Motivation dahinter ist. Mangelnde Belastungsfähigkeit oder Resignation sich in Deutschland mit Arbeit etwas aufbauen zu können.

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Ich arbeite seit dieser Woche auch in Teilzeit (30 Stunden). Dafür gibt es einige Gründe:

geringer Lohn: Ich verdiene knapp nen Euro mehr als Stundenlohn, mag jetzt erstmal kontraintuitiv sein, dass ich da weniger arbeite, aber ich komme mit der Knete auch so ganz gut klar und bei diesem geringen Lohn habe ich lieber einen Tag mehr Freizeit. Wäre der Lohn hingegen im Branchenschnitt überdurschnittlich gut, wäre ich definitiv interessierter an Vollzeit.

mangelnde Flexibilität beim Arbeitgeber: meine mögliche Arbeitszeit ist von 7-22 Uhr Montag bis Samstag und es wird auch eine gewisse Flexibität bei Ausfällen vorausgesetzt. Finde ich an sich auch nicht schlimm, allerdings muss man dann als Arbeitgeber dann auch eine gewisse Flexibilität haben. Und ich rede hier jetzt nicht von 2-3 Wünschen die Woche. sondern von 1-2 im Monat, die tendenziell sogar Wünsche zu unbeliebten Schichten/Freizeit an ruhigen Tagen sind. Das funktioniert logischerweise auch Problemfrei. Wenn ich dann aber einmal im halben Jahr nen Freitag und Samstag frei haben will (zur Erinnerung, ich arbeite sowieso 4 Tage die Woche), dann muss man da 20 Minuten rumdiskutieren, Und es ist nicht so, dass ich Samstag oft freihabe (stört mich nicht, dort zu arbeiten, solange ich nichts vor habe), mein letzter freier Samstag war vor 4 Monaten (ausnahme Urlaub, der Wochenweise sein muss). Ist auch nicht so als wäre in der Woche andere bereits abwesend und es hat auch niemand in der Abteilung Urlaub, noch ist ein Event o.ä. was stärkeren Andrang vermuten lässt Smiley
Die Möglichkeit sowas machen ist einer der Hauptgründe nicht Vollzeit zu arbeiten für mich, denn wenn ich schon bei 4 Tagen dort mega Stress habe, wie wäre es denn erst bei 5? Hätte auch null Problem, die Zeit vorher, ob durch einspringen oder andere Vorarbeit auszugleichen.

keine Gestaltungsfähigkeit: Oftmals gibt es sehr veraltete ineffektive Abläufe. aber keine Möglichkeit diese zu verbessern. Da wird immer abgeblockt, weil es wird ja schon immer so gemacht. Da hat man dann halt auch wenig Bock, wenn man weiß, dass man das gleiche auch mit 4 Tagen schaffen würde, wenn man Dinge etwas optimieren dürfte, Ist halt extrem frustrierend, wenn immer Arbeit liegen bleibt deswegen. Da ist man dann halt lieber anwesend, macht entspannt seinen Job vernünftig und haut dann ohne einen zweiten Gedanken an die Arbeit bis zur nächsten Schicht ab.

Wahrscheinlich gibt's noch ein paar andere Dinge, aus dem Umfeld kenne ich noch, dass viele junge Leute, gar nicht freiwillig Teilzeit arbeiten. Bei einigen wird dies von Führungskräften im abgeblockt, auch wenn diese sich nach außen häufig darüber beschweren, wird dann bei der Anfrage des MA auf mehr Stunden immer geblockt. (mit einigen habe ich selber gearbeitet, und dort lag es definitiv nicht an der Leistung, bei anderen kann ich das natürlich nicht wissen)
In vielen Fällen zwingt aber tatsächlich der geringe Lohn Leute in die Teilzeit. Fast alle, die ich kenne, die Teilzeit arbeiten, haben noch einen Zweitjob, oftmals in Kneipen/Restaurants. Warum? Weil man dort dank Trinkgeld am Ende mit mehr rausgeht, als wenn man einen Tag mehr im Hauptjob arbeiten würde.

Und zu deiner Frage, was früher anders war. Früher haben die meisten Leute an das System geglaubt. Heute empfinden die Meisten es als unzureichend. Es wird seit Jahrzehnten ausgehöhlt anstatt, dass die notwendigen Verbesserungen vorgenommen werden. Wir sehen Zeit unseres Lebens, dass die meisten unserer Anliegen von der älteren Generation mit Füßen getreten werden. Da braucht man sich nicht wundern, wenn man das System nur zu seinen Gunsten nutzt.

Also nein, ich wiederspreche ganz klar, dass junge Leute heute weniger Belastungsfähig sind als früher. Eine Ausnahme gibt es hierzu, und das sind Leute unter 20. Das liegt aber nicht daran, dass diese "schlechter" oder sonstwas sind, als diese Leute vor 40 Jahren waren, sie haben einfach ganz andere Vorzeichen. Früher war n 18-jähriger 2 mit der Ausbildung fertig und Berufstätig. Heute fängt er mit der Ausbildung an. Ist doch völlig klar, dass jemand der 5 Jahre im Job ist ne komplett andere Arbeitseinstellung hat, als jemand, der gerade anfängt. Und dass sich Leute darüber wundert, verwirrt mich ehrlich gesagt ziemlich. Finde es auch vollkommen in Ordnung, dass Leute heute später in Berufsleben einsteigen, sie arbeiten ja schließtlich auch deutlich länger.

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Off-Topic: Sind das nicht alles eher Gründe, sich einen neuen Job zu suchen, statt Arbeitszeit zu reduzieren?

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Denke mal du meinst damit meinen Fall, und ja, prinzipiell schon. Allerdings sind das zum Großteil Probleme, die Branchenweit bestehen, ich wohnte in einer Stadt mit 230k Einwohnern und kenne eigentlich aus fast jedem Unternehmen der Branche mehrere Leute. Es gibt kaum jemand, der etwas anderes beschreibt. Und der Job an sich macht mir halt echt Spaß. Klar kann ich auch wieder in die IT gehen, habe ich schließlich studiert. Ist halt ein Abwegen und ich will noch mal 2-3 Sachen klar ansprechen und mal schauen was dann gesagt wird. Wäre diese Probleme etwas, was nur bei mir existiert, dann wäre ich sofort weg. Aber für den Moment würde ich halt gerne in meinem Bereich bleiben.

Yertle-the-Turtle
09.07.2023 21:26·  Bearbeitet

Nochmal zum Elterngeld...
Was ist das bitte für eine Logik, dass jemand im Dezember noch 14 Monate Anspruch hat und werdende Eltern im Januar 2024 nur 0 Monate?
Wäre es da nicht gerecht allen gleichzeitig den Hahn zuzudrehen? Der Benchmark ist ja anscheinend 150k und nicht irgendeine Planbarkeit oder sonstige Parameter.

Und noch ein Punkt. Es geht laut Presse um eine Ersparnis von 290 Mio. Euro in 2024.
Nehme ich 60.000 Haushalten 1.800 € im Monat weg komme ich auf eine Ersparnis in 2024 von 1,3 Mrd. Euro (108 Mio. pro Monat). Berücksichtigt man jetzt noch, dass es weitaus mehr als 60.000 Haushalte sein könnten verstehe ich gar nichts mehr (oder habe einen Rechenfehler).

Wo kommt überhaupt der Anspruch her, das Elterngeld dürfe nicht wachsen?
Schließlich haben wir Inflation und Lohnerhöhungen, vor allem im Niedriglohnsektor. Es ist doch eh bei 1.800 Euro gedeckelt.

ralf321
ralf321
09.07.2023 22:16

Die Zahlen sagen den Ausbildungsbeginn. Das der sich verschiebt ist klar, von Hauptschule zu Gymnasium.
Der Berufseinstieg nach dem Studium kommt dabei nicht raus.

Also nach der Studie sinkt der Einstieg ins Berufsleben.
www.dia-vorsorge.de

Wehrdienst haben Hauptschüler und Realschüler des Alters wegen meist nach der Ausbildung gemacht. Abiturienten meist davor.

Nein müssen tun sie das nicht. Sie wollen das tun damit sie mehr frei machen können. Meist sind sie aber mit den 40 h so erschlagen, das sie das nicht tun. Und Überstunden macht man ja nicht weils so geil ist, (zumindest ich ) sonder weils teilweise wegen Lieferungen, Termine nötig ist. Kann man sich zumindest bei uns abfeiern oder nicht lohnend auszahlen lassen.

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Mambo
09.07.2023 23:07·  Bearbeitet


Yertle-the-Turtle schrieb:
(...)
Dieses Selbstverständnis von jungen Berufsanfängern mit Teilzeit zu beginnen bereitet mir aber schon etwas Sorgen für die Zukunft unseres Landes. In der "alten Welt" arbeitet man ja nicht just 4 fun Teilzeit, sondern z.B. um seine Kinder betreuen und erziehen zu können.

Ich frage mich was die Motivation dahinter ist. Mangelnde Belastungsfähigkeit oder Resignation sich in Deutschland mit Arbeit etwas aufbauen zu können.

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Spannendes Thema. Ich will vorweg sagen, dass das natürlich extrem subjektiv ist – aber hier mal meine Erklärungsversuche als Generation-Y-Vertreter, der vermutlich ganz gut in die von dir beschriebene Einstellung fällt. Ich versuche es mal anhand einiger Gefühle zu beschreiben:

- Ohnmacht:
Was man glaube ich recht gut generalisieren kann weil es recht unabhängig von der eigenen politischen Einstellung ist, ist ein Gefühl der Ohnmacht anhand der aktuellen Weltlage. Ich habe oft den Eindruck, dass es Leuten die heute sagen wir mindestens ca. 35+ sind, sehr schwer fällt, sich vorzustellen, wie anders es ist heute in einer früheren Lebensphase zu sein.

Der Punkt ist: Wer 35+ ist, hat seine Ausbildung und die stressigen Jahre des Berufseinstiegs in einer Zeit durchlebt, in der gefühlt alles immer besser wurde. Demokratie auf dem Vormarsch, Frieden in Europa als sichere Nummer, Klima als Nischenthema von ein paar Ökos. In so einer Zeit hätte ich mich vermutlich auch auf Karriere konzentriert – aus so einem Grundgefühl des „Alles ist im großen und ganzen auf einem guten Weg und ich kann mich ruhig um mein Vorankommen kümmern“ heraus. Und man darf nicht vergessen, dass wer heute 35+ ist die ganzen multiplen Krisen in der Regel aus einer gefestigen beruflichen und meist auch privaten Position heraus erlebt.

Wer aber in der Zeit seit 2016 in Ausbildung bzw. Berufseinstieg steckt, der geht dabei schon davon aus, dass heute vermutlich weltlagentechnisch noch das Beste ist, was man erleben wird. Da liegt es schonmal rein egoistisch gesehen einfach näher, die friedliche Zeit ohne brennenden Planeten (ob von Bomben, Klima, Diktaturen oder Pandemien) lieber noch zu genießen. Es macht aus der Gefühlslage heraus einfach wenig Sinn, heute für eine Zukunft zu buckeln, von der viele erwarten, dass dann eh alles mindestens schlechter oder vielleicht eben auch völlig im Eimer ist.

Bei manchen ist dieser "hedonistische" Aspekt größer, bei anderen auch einfach eine krasse Lähmung angesichts der Dillemata, in denen man feststeckt:
Fast jeder U30er weiß, dass man eigentlich wirtschaftlich massiv umsteuern müsste, um den Planeten zu schützen. Gleichzeitig gefährdet genau das hier dringend notwendige entschlossene Vorgehen aber – für unsere Generation VÖLLIG unverständlich – die gefühlte bisherige Selbstverständlichkeit, dass demokratische Parteien in der Mehrheit bleiben müssen. Zudem ist der Krieg zurück in Europa, was Angst macht und uns zwingt, die dringend woanders gebrauchte Kohle plötzlich für Rüstung auszugeben. Es ist ein einziges Dilemma und das kann einen zerreißen – und zwar ganz besonders wenn man innerlich noch nicht gefestigt und noch nicht in einer gesicherten Lebenslage ist.

- Verantwortung:
Hinzu kommt glaube ich, dass sich die Menschen je älter sie sind im Schnitt weniger reinversetzen können, wie zentral das Klimathema für viele junge Menschen ist – und vor allem was das alles verändert.
Wenn man sich da mal tiefer mit beschäftigt (was immer mehr junge Menschen tun), dann nimmt man in der aktuellen fossilen Wirtschaft fast automatisch eine krasse Wendung: Materieller Wohlstand ist nicht mehr das allgemein angestrebte „davon-will-ich-einfach-immer-mehr“-Ziel, sondern wird tendenziell jedenfalls auch als persönlicher Beitrag am Planetenzerstören wahrgenommen. Nicht bei allen natürlich und nicht überall in gleichem Ausmaß und Geschwindigkeit – aber im Ganzen verschiebt sich was und die Lebensphilosophie verändert sich grundlegend. Das Ziel, über das man mit 16 im Freundeskreis rumspinnt, ist salopp gesagt einfach immer häufiger nicht die Villa und der Porsche, sondern ein irgendwie gleichzeitig schönes und verantwortbares Leben.
Und wenn du schon aus Verantwortungsgründen lieber materiell bescheidener lebst (weil es aktuell gar nicht anders klimaverträglich geht) und das deine Freunde als Bezugsgröße dann auch noch genauso sehen – wieso solltest du dann viel Geld verdienen statt zumindest mehr Zeit zu haben?

- Frustration:
Der größte Punkt, den Menschen in Deutschland je älter desto schlechter verstehen, ist meines Erachtens, wie brachial es ist, was die Boomer-Generation gerade in den jungen Menschen kaputt macht – und da meine ich wirklich kaputt macht.

Es ist eine so heftige Machtlosigkeit, wenn du selbst eigentlich umsteuern willst, aber genau siehst, dass du bei der aktuellen Altersverteilung und dem Wahlverhalten der Boomer eigentlich von Grund auf chancenlos bist. Gleichzeitig haben wir alle gesehen, dass man vollkommen problemlos das ganze Land lahmlegen kann, wenn ein Virus grassiert, dass vor allem ältere Menschen gefährdet. Ich habe schon so oft Sätze gehört wie „Niemand glaubt, dass wir auch nur annähernd eine ähnliche Corona-Politik gehabt hätten, wenn Corona vorrangig junge statt alte Menschen gefährdet hätte.“ Und ob das stimmt oder nicht – dass die Jugend es denkt ist fatal.

Die Krönung und das beste Beispiel dafür, was passiert, wenn junge Menschen etwas noch so selbstverständliches für sich selbst fordern, sind die Reaktionen auf FFF. Da haben fucking Kinder einfach nur dafür demonstriert, einen lebensfähigen Planeten übergeben zu bekommen – ey, das ist schon die traurigste Sache der Welt, dass dafür jemand demonstrieren muss. Und geerntet haben sie erstmal nichts als Häme und Karnevalsreden über Greta. Hat irgendein Boomer mal drüber nachgedacht, was das mit den Kindern macht, die sich gerade politisiert haben?

Entweder sie resignieren völlig oder sie gehen zur letzten Generation – nicht aus Spaß, sondern weil sie keinen anderen Weg sehen, was zu verändern. Darauf reagiert man dann natürlich auch nicht mal mit einem eigenen Hinterfragen, lieber framed und behandelt man harmlose Straßenkleber gleich als Terroristen. Und das macht was mit der Generation. Und zwar auch mit denen, die die Kleber selbst gar nicht gut finden. Denn auch die sehen, was passiert, wenn sie auch nur existenzielle (!) eigene Interessen einfordern, die aber Änderungen am heiligen Boomer-Wohlstand nötig machen.

Ich glaube da setzt sich ein unfassbar misantropisches Bild der älteren Mitmenschen fest, denen ihr materieller Lebensstil halt schlicht und einfach wichtiger zu sein scheint, als existenzielle Interessen unserer Generation und der unserer Kinder (die wir gerade deswegen zunehmend gar nicht mehr bekommen wollen, was ein so endlos trauriger Befund ist).

Und das führt glaube ich durchaus dazu, dass man einfach instinktiv nicht das im Leben tun will, was die Boomer gerne von uns hätten, sondern einen Gegenentwurf sucht. Ich sage nicht, dass das eine reife Reaktion ist, aber es spielt mit rein.

- Familiäre Erfahrungen:
Das war sehr viel Politik – aber wenn ich mit Freunden von Mitte 20 bis Anfang 30 über das Thema rede, ist es einfach unfassbar auffällig, wie viele Leute Verwandte haben, die irgendwann mitnem Burn-Out in der Klinik gelandet sind oder sich körperlich kaputt gearbeitet haben. Ich würde behaupten die Generation hat in großen Teilen einfach gesehen, dass sich die auf ihre Leistung und ihr auch-krank-zur-Arbeit-gehen so stolzen Boomer sich in Wahrheit einfach kaputtgemacht haben. Andere haben Eltern oder enge Verwandte früh verloren und gecheckt, dass beim Trauern kein Mensch je gefragt hat, was die Person vor ihrem Tod für eine Karriereposition in welchem Konzern erreicht hatten – wohl aber ob sie Zeit für die Familie hatte.

Und die hieraus gezogenen Schlüsse würden alleine vielleicht nicht reichen – aber sie passen zu denen, die man aus ökologischen Gründen und politischer Frustration zieht.

- Verlorener Glaube an das Leistungsprinzip:
Hinzu kommt: Auch abseits des allgegenwärtigen Klimathemas und der Frage nach dem Wohlstandsbegriff, sieht die jüngere Generation die Welt anders. Ich bin ein Kind der 90er, meine weiterführende Schuldzeit dann in den 2000ern. Da war Neoliberalismus pur, wers nicht packt, hat sich nicht angestrengt etc pp. Und das haben wir auch geglaubt.
Wir haben dann aber nicht nur gesehen, wie sich nahestehende Leute kaputtgearbeitet haben - wir haben auch gesehen, wie sie als sie nicht mehr konnten von genau den Firmen, für die sie alles gegeben haben, sang- und klanglos vor die Tür gesetz wurden. Wir haben auch gesehen, wie egal den großen Konzernen die gelobte hiesige Arbeiterschaft war, wenn sie kurzfristig woanders mehr Subventionen bekommen konnten. Und wir haben bei unserem Berufseinstieg viel zu oft bemerkt, wie beispielsweise sogar der Staat selbst seine Referendare wie das Allerletzte behandelt, wie angehende Lehrer einfach mal bis Ferienbeginn befristet und erst 6 Wochen später wieder angestellt wurden.
Wir haben nicht diese Illusionen der Boomer, dass wenn man alles für seinen Arbeitgeber gibt, das irgenwann zurückkommt. Wir wissen, dass wir für die ne Nummer sind. Und dass sich die Erkenntnis durchsetzt, kommt jetzt zu einem aus Wirtschaftssicht extrem blöden Zeitpunkt:

- Veränderte Machtverhältnisse
Denn so machtlos und ohnmächtig wir politisch sein mögen – auf dem Arbeitsmarkt wandeln sich die Machtverhältnisse zu unseren Gunsten. Wir haben kein Überangebot an Arbeitskräften wie früher, sondern einen Mangel, der sich in absehbarer Zeit immer weiter verschärfen wird.
Wir müssen nicht annähernd so buckeln, um einen Job zu bekommen und zu behalten. Wir wissen, dass die Unternehmen wissen, dass unser Stuhl eine ganze Weile leer sein wird, wenn man uns rauswirft – und dass wir gleichzeitig recht einfach woanders was finden werden. Und deswegen fordern wir bessere Bedingungen, ja.

Aber liegt das wirklich an

- ...veränderter Leistungsbereitschaft?

Ich würde mich strikt dagegen wehren, dass meine oder jüngere Generationen generell weniger Leistungsbereit sei. Ehrlich gesagt, macht mich die These oft wütend. Weil ich den Eindruck hab, dass die älteren Leute so tief im eigenen Gedankensystem stecken, dass sie all das oben gesagte überhaupt nicht sehen und deswegen gefühlt immer alles mit einer Faulheit der jungen Leute wegerklären. Ich glaube man wertet damit einfach unbewusst meine Generation ab, um nicht seine eigenen Glaubenssätze und sein bisheriges Lebensmodell hinterfragen zu müssen.

Würden man das tun, würde man sehen, dass wir überhaupt nicht generell leistungsunwillig sind, sondern bloß unwillig, für ein unseres Erachtens falsches neoliberales Modell sowohl uns als auch gleichzeitig den Planeten kaputt zu machen.
Wir sind nur die ersten, die das zum einen auf dem Arbeitsmarkt auch durchziehen können und die zum anderen aus den oben genannten Gründen genug Frust angesammelt haben, um das auch zu tun.

Aber das liegt an allem, aber nicht an mangelnder Leistungswilligkeit.
Und das zeigt ein ganz einfacher Vergleich: Geht es nämlich um einen nachhaltigen Umbau des Landes mit all seinen Entbehrungen, mit Verzicht, Veränderung, allem was anstregend, aber nötig ist – Wer sind dann die Leistungsbereiten und wer die Verweigerer?

Da ist letztlich glaube ich wirklich ein gewisser Glaube, sich aktuell in der Welt nichts aufbauen zu können, wie du sagst. Aber eben nicht materiell gemeint, sondern bezogen auf all die wegbröckelnden Sicherheiten aufgrund der Weltlage in Verbindung mit der erlebten politischen Machtlosigkeit der eigenen Generation. Und dann wollen viele eben wenigstens das Leben genießen und/oder versuchen es privat "richtig" zu machen.

(Ich weiß, es gibt immer zwei Seiten und normal versuche ich immer beide zu sehen. In diesem Beitrag, habe ich mal versucht, das wirklich einseitig aus GenerationY-und-jünger-Sicht darzustellen. Subjektive Prägung ist aber natürlich drin.)

IvanTKlasnic
09.07.2023 23:25


ralf321 schrieb:
Die Zahlen sagen den Ausbildungsbeginn. Das der sich verschiebt ist klar, von Hauptschule zu Gymnasium.
Der Berufseinstieg nach dem Studium kommt dabei nicht raus.

Also nach der Studie sinkt der Einstieg ins Berufsleben.
www.dia-vorsorge.de

Wehrdienst haben Hauptschüler und Realschüler des Alters wegen meist nach der Ausbildung gemacht. Abiturienten meist davor.

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Mir ist bewusst, dass es sich hier ums Ausbildungsalter handelt - was auch Sinn macht, den für den Berufeinstieg ungelernter Arbeiter gibt es kaum verlässliche Zahlen aus früheren Jahrgängen. Die Website, welche du verlinkt hast, stimmt dir auch zu. Das Problem: Das Diskussionspapier, auf welche sich diese Website stützt, und dort auch verlinkt ist, tut dies allerdings nicht. Denn der angeblich sinkende Altersschnitt resultiert hauptsächlich auf zwei Dingen, und das hebt das Diskussionspapier auch klar heraus.

Die Website greift den Teil heraus, welcher explizit Azubis exkludiert und diese erst nach beendeter Ausbildung zählt. Wenn man Azubis ab Ausbildungsbeginn hingegen zählt, was das Papier auch macht, dann steigt der Berufseintrittsalter bei allen außer Akedemikern weiterhin leicht an, wenn auch nicht so stark, wie beim Azubieintrittsalter. Denn in der Methodik, welche die Website herausgreift, fängt ein Hauptschulabsolvent mit Ausbildung zeitgleich in den Beruf ein, wie ein G8 Abiturient, der Ungelernt arbeitet. Das ist halt Schwachsinn für die Diskussion, welche wir führen, der mit Ausbildung steht ganz anders im Beruf als der Abiturient und wird eine andere Arbeitseinstellung haben. Und da heute ungelernte Arbeit durchaus nicht unüblich ist, ist es absolut wichtig, hier die Ausbildung mit einzubeziehen.

Und was die Akademiker betrifft, dort ist das alter deutlich runter gegangen, richtig. Das liegt aber auch hier an der Methodik. Kurzes Beispiel: Jan-Phillip, der nach seinem G8-Abitur mit 18 Jahren 3 Monate Vollzeit beim EDEKA um die Ecke arbeitet und dann ein Gap Year in Australien macht, dann anfängt zu studieren, nach 4 Semestern nochmal das Studium wechselt und dann seinen Bachlor mit 9 +1 Fachsemestern (+Urlaubssemster) macht und dann seinen Master in 6 Semestern macht fängt dann mit 29 Semstern wirklich an zu arbeiten, nach einem Verständnis, wie es für unser Gespräch relevant ist. Achim, der mit 19 sein Abitur gemacht hat, dann 12 Monate Wehrdienst geleistet hat und dann in 5 Jahren seinen Diplom Ingeneur gemacht hat, steigt hingegen mit 25 wirklich ein. Sind wir uns da einig?

In der Studie von der Website jedoch wäre dies bei Achim 25, bei Jan-Phillip aber 18. Muss auch nicht Vollzeit sein, 20 Stunden würden da schon reichen. Das sieht man auch sehr schön in den Daten der Studie, wo das Arbeitseintrittsalter bei Hochschulabsolventen bei Älteren Jahrgängen am ehesten 25,26 und 27 war. Bei Absolventen der Jahrgänge 1980-90 hingegen sind das 17,19 und 20, Ich mein, kann jetzt natürlich sein, dass die alle in dem Alter schon ihren Abschluss gemacht haben, aber das werden zum großteil Arbeitstätigkeiten vor oder während des Studiums sein. Das mag auch sinnvoll für gewisse Themen sein, aber für das, über das wir gerade sprechen, absolut ungeeignet.

Kein Vorwurf an dich übrigens, nur dass das nicht verkehrt rüber kommt. Die Website stellt es sehr anders da, und ich sehe dich (oder andere) keineswegs in der Pflicht verlinkte Studien o.ä, zu lesen, ich mache das aber immer gerne mal, weil halt oft Sachen falsch verstanden werden. Wie in diesem Fall.

MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
09.07.2023 23:45

Wollte mit der Frage eigentlich keine Generationendebatte lostreten, aber habe sie jetzt auch nicht ganz ohne persönlichen Hintergrund gestellt Smiley

Gehe jetzt stramm auf die 30 zu und bin seit ein paar Jahren im Berufsleben. Den Vorwurf von mangelnder Leistungsbereitschaft kann ich so nicht nachvollziehen. Ich hab eher den Eindruck, die Bewertungsgrundlagen haben sich verschoben. Ich versteh auch nicht, warum Wohlstand (wie im eingangs erwähnten Interview) immer materieller Natur sein muss. Für mich umfasst Wohlstand u.a. auch über freie Zeit zur Selbstverwirklichung zu verfügen. Deshalb würde ich in meinem Job eine 4-Tages-/30-Stunden-Woche begrüßen.

Natürlich funktioniert das nicht in jeder Branche, aber gerade Jobs mit kognitiv anspruchsvollen Aufgaben halte ich prädestiniert dafür. Denn in genau diesen Jobs muss ich feststellen, dass die Leute zunehmend ausbrennen. Das beginnt schon im Studium, das in Regelstudienzeit durchgepeitscht wird, und geht im Berufsleben nahtlos weiter. Rein körperlich könnten diese Menschen noch mit weit über 70 arbeiten, stoßen aber bereits mit Mitte 30 an ihre psychischen Grenzen, weil der Leistungsdruck in einer weltweit konkurrierenden Gesellschaft immer größer wird. Das gab es so vor 20, 30 Jahren schlicht und ergreifend noch nicht.

Da passen dann auch die Studien ins Bild, die Menschen mit 4-Tages-Woche höhere Produktivität und geringeren Krankenstand attestieren. Umso weniger verstehe ich, warum sich die Arbeitgeberseite mit Händen und Füßen dagegen wehrt. Es ist ein Irrglaube zu erwarten, wenn die Menschen einfach mehr arbeiten, dann steige gleichzeitig Produktivität und damit "Wohlstand". Vielleicht ist die Angst vor Veränderung in der älteren Generation (die ja meistens in den Entscheidungspositionen sitzt) einfach noch zu groß.

Die Verschiebung hin zu einem Arbeitnehmermarkt macht mir da tatsächlich Hoffnung. Ich gehe stark davon aus, dass das Thema nur eine Frage der Zeit ist. In vielen Handwerksbetrieben sieht man diese Konzept ja bereits heute. Und auch die große Zustimmung von euch (wenn auch nicht repräsentativ) spricht ja eher dafür.

IvanTKlasnic
10.07.2023 00:17


Mambo schrieb:


Yertle-the-Turtle schrieb:
(...)
Dieses Selbstverständnis von jungen Berufsanfängern mit Teilzeit zu beginnen bereitet mir aber schon etwas Sorgen für die Zukunft unseres Landes. In der "alten Welt" arbeitet man ja nicht just 4 fun Teilzeit, sondern z.B. um seine Kinder betreuen und erziehen zu können.

Ich frage mich was die Motivation dahinter ist. Mangelnde Belastungsfähigkeit oder Resignation sich in Deutschland mit Arbeit etwas aufbauen zu können.

Zitat anzeigen



Spannendes Thema. Ich will vorweg sagen, dass das natürlich extrem subjektiv ist – aber hier mal meine Erklärungsversuche als Generation-Y-Vertreter, der vermutlich ganz gut in die von dir beschriebene Einstellung fällt. Ich versuche es mal anhand einiger Gefühle zu beschreiben:

- Ohnmacht:
Was man glaube ich recht gut generalisieren kann weil es recht unabhängig von der eigenen politischen Einstellung ist, ist ein Gefühl der Ohnmacht anhand der aktuellen Weltlage. Ich habe oft den Eindruck, dass es Leuten die heute sagen wir mindestens ca. 35+ sind, sehr schwer fällt, sich vorzustellen, wie anders es ist heute in einer früheren Lebensphase zu sein.

Der Punkt ist: Wer 35+ ist, hat seine Ausbildung und die stressigen Jahre des Berufseinstiegs in einer Zeit durchlebt, in der gefühlt alles immer besser wurde. Demokratie auf dem Vormarsch, Frieden in Europa als sichere Nummer, Klima als Nischenthema von ein paar Ökos. In so einer Zeit hätte ich mich vermutlich auch auf Karriere konzentriert – aus so einem Grundgefühl des „Alles ist im großen und ganzen auf einem guten Weg und ich kann mich ruhig um mein Vorankommen kümmern“ heraus. Und man darf nicht vergessen, dass wer heute 35+ ist die ganzen multiplen Krisen in der Regel aus einer gefestigen beruflichen und meist auch privaten Position heraus erlebt.

Wer aber in der Zeit seit 2016 in Ausbildung bzw. Berufseinstieg steckt, der geht dabei schon davon aus, dass heute vermutlich weltlagentechnisch noch das Beste ist, was man erleben wird. Da liegt es schonmal rein egoistisch gesehen einfach näher, die friedliche Zeit ohne brennenden Planeten (ob von Bomben, Klima, Diktaturen oder Pandemien) lieber noch zu genießen. Es macht aus der Gefühlslage heraus einfach wenig Sinn, heute für eine Zukunft zu buckeln, von der viele erwarten, dass dann eh alles mindestens schlechter oder vielleicht eben auch völlig im Eimer ist.

Bei manchen ist dieser "hedonistische" Aspekt größer, bei anderen auch einfach eine krasse Lähmung angesichts der Dillemata, in denen man feststeckt:
Fast jeder U30er weiß, dass man eigentlich wirtschaftlich massiv umsteuern müsste, um den Planeten zu schützen. Gleichzeitig gefährdet genau das hier dringend notwendige entschlossene Vorgehen aber – für unsere Generation VÖLLIG unverständlich – die gefühlte bisherige Selbstverständlichkeit, dass demokratische Parteien in der Mehrheit bleiben müssen. Zudem ist der Krieg zurück in Europa, was Angst macht und uns zwingt, die dringend woanders gebrauchte Kohle plötzlich für Rüstung auszugeben. Es ist ein einziges Dilemma und das kann einen zerreißen – und zwar ganz besonders wenn man innerlich noch nicht gefestigt und noch nicht in einer gesicherten Lebenslage ist.

- Verantwortung:
Hinzu kommt glaube ich, dass sich die Menschen je älter sie sind im Schnitt weniger reinversetzen können, wie zentral das Klimathema für viele junge Menschen ist – und vor allem was das alles verändert.
Wenn man sich da mal tiefer mit beschäftigt (was immer mehr junge Menschen tun), dann nimmt man in der aktuellen fossilen Wirtschaft fast automatisch eine krasse Wendung: Materieller Wohlstand ist nicht mehr das allgemein angestrebte „davon-will-ich-einfach-immer-mehr“-Ziel, sondern wird tendenziell jedenfalls auch als persönlicher Beitrag am Planetenzerstören wahrgenommen. Nicht bei allen natürlich und nicht überall in gleichem Ausmaß und Geschwindigkeit – aber im Ganzen verschiebt sich was und die Lebensphilosophie verändert sich grundlegend. Das Ziel, über das man mit 16 im Freundeskreis rumspinnt, ist salopp gesagt einfach immer häufiger nicht die Villa und der Porsche, sondern ein irgendwie gleichzeitig schönes und verantwortbares Leben.
Und wenn du schon aus Verantwortungsgründen lieber materiell bescheidener lebst (weil es aktuell gar nicht anders klimaverträglich geht) und das deine Freunde als Bezugsgröße dann auch noch genauso sehen – wieso solltest du dann viel Geld verdienen statt zumindest mehr Zeit zu haben?


- Frustration:
Der größte Punkt, den Menschen in Deutschland je älter desto schlechter verstehen, ist meines Erachtens, wie brachial es ist, was die Boomer-Generation gerade in den jungen Menschen kaputt macht – und da meine ich wirklich kaputt macht.

Es ist eine so heftige Machtlosigkeit, wenn du selbst eigentlich umsteuern willst, aber genau siehst, dass du bei der aktuellen Altersverteilung und dem Wahlverhalten der Boomer eigentlich von Grund auf chancenlos bist. Gleichzeitig haben wir alle gesehen, dass man vollkommen problemlos das ganze Land lahmlegen kann, wenn ein Virus grassiert, dass vor allem ältere Menschen gefährdet. Ich habe schon so oft Sätze gehört wie „Niemand glaubt, dass wir auch nur annähernd eine ähnliche Corona-Politik gehabt hätten, wenn Corona vorrangig junge statt alte Menschen gefährdet hätte.“ Und ob das stimmt oder nicht – dass die Jugend es denkt ist fatal.

Die Krönung und das beste Beispiel dafür, was passiert, wenn junge Menschen etwas noch so selbstverständliches für sich selbst fordern, sind die Reaktionen auf FFF. Da haben fucking Kinder einfach nur dafür demonstriert, einen lebensfähigen Planeten übergeben zu bekommen – ey, das ist schon die traurigste Sache der Welt, dass dafür jemand demonstrieren muss. Und geerntet haben sie erstmal nichts als Häme und Karnevalsreden über Greta. Hat irgendein Boomer mal drüber nachgedacht, was das mit den Kindern macht, die sich gerade politisiert haben?
Entweder sie resignieren völlig oder sie gehen zur letzten Generation – nicht aus Spaß, sondern weil sie keinen anderen Weg sehen, was zu verändern. Darauf reagiert man dann natürlich auch nicht mal mit einem eigenen Hinterfragen, lieber framed und behandelt man harmlose Straßenkleber gleich als Terroristen. Und das macht was mit der Generation. Und zwar auch mit denen, die die Kleber selbst gar nicht gut finden. Denn auch die sehen, was passiert, wenn sie auch nur existenzielle (!) eigene Interessen einfordern, die aber Änderungen am heiligen Boomer-Wohlstand nötig machen.

Ich glaube da setzt sich ein unfassbar misantropisches Bild der älteren Mitmenschen fest, denen ihr materieller Lebensstil halt schlicht und einfach wichtiger zu sein scheint, als existenzielle Interessen unserer Generation und der unserer Kinder (die wir gerade deswegen zunehmend gar nicht mehr bekommen wollen, was ein so endlos trauriger Befund ist).

Und das führt glaube ich durchaus dazu, dass man einfach instinktiv nicht das im Leben tun will, was die Boomer gerne von uns hätten, sondern einen Gegenentwurf sucht. Ich sage nicht, dass das eine reife Reaktion ist, aber es spielt mit rein.

- Familiäre Erfahrungen:
Das war sehr viel Politik – aber wenn ich mit Freunden von Mitte 20 bis Anfang 30 über das Thema rede, ist es einfach unfassbar auffällig, wie viele Leute Verwandte haben, die irgendwann mitnem Burn-Out in der Klinik gelandet sind oder sich körperlich kaputt gearbeitet haben. Ich würde behaupten die Generation hat in großen Teilen einfach gesehen, dass sich die auf ihre Leistung und ihr auch-krank-zur-Arbeit-gehen so stolzen Boomer sich in Wahrheit einfach kaputtgemacht haben. Andere haben Eltern oder enge Verwandte früh verloren und gecheckt, dass beim Trauern kein Mensch je gefragt hat, was die Person vor ihrem Tod für eine Karriereposition in welchem Konzern erreicht hatten – wohl aber ob sie Zeit für die Familie hatte.

Und die hieraus gezogenen Schlüsse würden alleine vielleicht nicht reichen – aber sie passen zu denen, die man aus ökologischen Gründen und politischer Frustration zieht.

- Verlorener Glaube an das Leistungsprinzip:
Hinzu kommt: Auch abseits des allgegenwärtigen Klimathemas und der Frage nach dem Wohlstandsbegriff, sieht die jüngere Generation die Welt anders. Ich bin ein Kind der 90er, meine weiterführende Schuldzeit dann in den 2000ern. Da war Neoliberalismus pur, wers nicht packt, hat sich nicht angestrengt etc pp. Und das haben wir auch geglaubt.
Wir haben dann aber nicht nur gesehen, wie sich nahestehende Leute kaputtgearbeitet haben - wir haben auch gesehen, wie sie als sie nicht mehr konnten von genau den Firmen, für die sie alles gegeben haben, sang- und klanglos vor die Tür gesetz wurden. Wir haben auch gesehen, wie egal den großen Konzernen die gelobte hiesige Arbeiterschaft war, wenn sie kurzfristig woanders mehr Subventionen bekommen konnten. Und wir haben bei unserem Berufseinstieg viel zu oft bemerkt, wie beispielsweise sogar der Staat selbst seine Referendare wie das Allerletzte behandelt, wie angehende Lehrer einfach mal bis Ferienbeginn befristet und erst 6 Wochen später wieder angestellt wurden.
Wir haben nicht diese Illusionen der Boomer, dass wenn man alles für seinen Arbeitgeber gibt, das irgenwann zurückkommt. Wir wissen, dass wir für die ne Nummer sind. Und dass sich die Erkenntnis durchsetzt, kommt jetzt zu einem aus Wirtschaftssicht extrem blöden Zeitpunkt:

- Veränderte Machtverhältnisse
Denn so machtlos und ohnmächtig wir politisch sein mögen – auf dem Arbeitsmarkt wandeln sich die Machtverhältnisse zu unseren Gunsten. Wir haben kein Überangebot an Arbeitskräften wie früher, sondern einen Mangel, der sich in absehbarer Zeit immer weiter verschärfen wird.
Wir müssen nicht annähernd so buckeln, um einen Job zu bekommen und zu behalten. Wir wissen, dass die Unternehmen wissen, dass unser Stuhl eine ganze Weile leer sein wird, wenn man uns rauswirft – und dass wir gleichzeitig recht einfach woanders was finden werden. Und deswegen fordern wir bessere Bedingungen, ja.

Aber liegt das wirklich an

- ...veränderter Leistungsbereitschaft?

Ich würde mich strikt dagegen wehren, dass meine oder jüngere Generationen generell weniger Leistungsbereit sei. Ehrlich gesagt, macht mich die These oft wütend. Weil ich den Eindruck hab, dass die älteren Leute so tief im eigenen Gedankensystem stecken, dass sie all das oben gesagte überhaupt nicht sehen und deswegen gefühlt immer alles mit einer Faulheit der jungen Leute wegerklären. Ich glaube man wertet damit einfach unbewusst meine Generation ab, um nicht seine eigenen Glaubenssätze und sein bisheriges Lebensmodell hinterfragen zu müssen.

Würden man das tun, würde man sehen, dass wir überhaupt nicht generell leistungsunwillig sind, sondern bloß unwillig, für ein unseres Erachtens falsches neoliberales Modell sowohl uns als auch gleichzeitig den Planeten kaputt zu machen.
Wir sind nur die ersten, die das zum einen auf dem Arbeitsmarkt auch durchziehen können und die zum anderen aus den oben genannten Gründen genug Frust angesammelt haben, um das auch zu tun.

Aber das liegt an allem, aber nicht an mangelnder Leistungswilligkeit.
Und das zeigt ein ganz einfacher Vergleich: Geht es nämlich um einen nachhaltigen Umbau des Landes mit all seinen Entbehrungen, mit Verzicht, Veränderung, allem was anstregend, aber nötig ist – Wer sind dann die Leistungsbereiten und wer die Verweigerer?

Da ist letztlich glaube ich wirklich ein gewisser Glaube, sich aktuell in der Welt nichts aufbauen zu können, wie du sagst. Aber eben nicht materiell gemeint, sondern bezogen auf all die wegbröckelnden Sicherheiten aufgrund der Weltlage in Verbindung mit der erlebten politischen Machtlosigkeit der eigenen Generation. Und dann wollen viele eben wenigstens das Leben genießen und/oder versuchen es privat "richtig" zu machen.

(Ich weiß, es gibt immer zwei Seiten und normal versuche ich immer beide zu sehen. In diesem Beitrag, habe ich mal versucht, das wirklich einseitig aus GenerationY-und-jünger-Sicht darzustellen. Subjektive Prägung ist aber natürlich drin.)

Zitat anzeigen


Sehr sehr guter Text, vor allem ist dies halt auch etwas, was Leute die kaum politisch sind halt nicht so struktiert verstehen/durchdenken wie z.B. wir beides es tun. Wir beide Wissen, woran es liegt, Leute die sich aber kaum mit Politik auseinandersetzen, bei denen bleibt, aber noch viel mehr als bei uns diese Ohnmacht hängen, und dass unsere Zukunft unseren Eltern und Großeltern egal ist. Nicht auf einer individuellen Ebene, sondern auf einer Strukturellen. Mich hat dein Text gerade an das Gespräch mit meiner guten Freundin vor ein paar Jahren, die hauptsächlich apolitisch ist. Klar sie ist so generell pro LGBTQ+ eingestellt und findet, dass unsere Systeme etwas sozialer sein könnten, setzt sich aber so fast null mit politisch auseinader. Als dann für sie überraschend bei der hissigen Landtagswahl ein deutlich Rückschritt (in ihren Augen) gemacht wurde, hat sie mich dann Abends komplett verheult angerufen, Für mich als politisch Aktiven war das zu dem Zeitpunkt nicht sehr überraschend, für sie war das ein großer Schock, dass sich Dinge halt auch wieder zurück entwickeln können. Und diese Ohnmacht, dieses Unverständniss und diese Frustration, welche sie verspürt hat, hast du einfach wunderbar in Worte gefasst.

Ich bin schon seit Jahren selber nicht mehr so, ich bin seit fast einem Jahrzehnt komplett resigniert, dass unsere Zukunft angeht. Das heißt nicht, dass ich nicht Kämpfe oder meinen Teil leiste, dann könnte ich mir auch die Kugel geben. Aber ich rechne schon lange nicht mehr mit positiven Resultaten. Ich habe mich inzwischen darauf reduziert, die Welt, wie ich sie gerne hätte, innerhalb meines Freundeskreises auszuleben, soweit dies geht. Beim Klima geht das natürlich nicht wirklich, bei solchen Dingen wie sozialer Gerechtigkeit hingegen schon einigermaßen.

Ich will ganz ehrlich sein, wenn sich nicht bis zur nächsten Bundestagswahl grundlegen einige Dinge wenden, dann würde ich meinen rechten Arm darauf verwetten, dass wir eine Klima-RAF haben werden. Also ne richtige, nicht so ein paar Heinis, die ne Straße blockieren, sondern eine die Autobahn Brücken sprengt und Leute entführt. Das ist lediglich eine Feststellung und auch wenn ich sowas Scheiße finde, ich kann es ehrlich gesagt nachvollziehen.

Aschbacheronkel
10.07.2023 00:31

Es ist doch schon eine Frechheit zu behaupten das Menschen die Teilzeit/4 Tage Woche wollen Faul wären. Früher war eine 40h Woche normal und wurde ja auch nicht mal hinterfragt.

Im Grunde gehen die meisten Menschen arbeiten weil sie das Geld zum Leben brauchen.
Jeder Mensch ist ein Individuum und vielleicht solle man ihn auch in der Arbeitswelt als solches Behandeln.

Person X arbeitet 40h, fährt einen Benz und fliegt 2 mal im Jahr in Urlaub
Person Y arbeitet 35h,weil ihm 1 VW und 1 Urlaub im Jahr reicht
Person Z arbeitet 30h,weil er das alles nicht braucht und Fahrrad fährt

Es gibt wahrscheinlich ja auch nicht nur Menschen die dann weniger arbeiten würden.
Vielleicht würde bei der jetzigen Inflation der ein oder andere mal temporär auf 45h erhöhen.
Vielleicht würde der oder andere der jetzt mit 63,65 oder 67 in Rente geht gerne noch 10 oder 20h in der Woche arbeiten

ralf321
ralf321
10.07.2023 07:51


Yertle-the-Turtle schrieb:
Nochmal zum Elterngeld...

Zitat anzeigen



Wart mal ab ob das so kommt, da gibts noch andere Ideen.
SPD-Chef Klingbeil will lieber Ehegattensplitting abschaffen als Elterngeld kürzen
www.spiegel.de

ralf321
ralf321
10.07.2023 08:18·  Bearbeitet


IvanTKlasnic schrieb:


ralf321 schrieb:
Die Zahlen sagen den Ausbildungsbeginn. Das der sich verschiebt ist klar, von Hauptschule zu Gymnasium.
Der Berufseinstieg nach dem Studium kommt dabei nicht raus.

Also nach der Studie sinkt der Einstieg ins Berufsleben.
www.dia-vorsorge.de

Wehrdienst haben Hauptschüler und Realschüler des Alters wegen meist nach der Ausbildung gemacht. Abiturienten meist davor.

Zitat anzeigen



Und was die Akademiker betrifft, dort ist das alter deutlich runter gegangen, richtig. Das liegt aber auch hier an der Methodik. Kurzes Beispiel: Jan-Phillip, der nach seinem G8-Abitur mit 18 Jahren 3 Monate Vollzeit beim EDEKA um die Ecke arbeitet und dann ein Gap Year in Australien macht, dann anfängt zu studieren, nach 4 Semestern nochmal das Studium wechselt und dann seinen Bachlor mit 9 +1 Fachsemestern (+Urlaubssemster) macht und dann seinen Master in 6 Semestern macht fängt dann mit 29 Semstern wirklich an zu arbeiten, nach einem Verständnis, wie es für unser Gespräch relevant ist. Achim, der mit 19 sein Abitur gemacht hat, dann 12 Monate Wehrdienst geleistet hat und dann in 5 Jahren seinen Diplom Ingeneur gemacht hat, steigt hingegen mit 25 wirklich ein. Sind wir uns da einig?

Zitat anzeigen



Nur kurz zum Beispiel:
12 Monate Bund sind aber nur bei max kleiner 20 Jahre zurück sonst waren 2 Jahre weg.
Auch Achim war damals nicht so entschieden und kann nach 4 Semstern vor dem Vordiplom den Studiengang gewechselt haben und sich ein Urlaubssemster gekönnt haben. Auch falls er sich das leisten konnte flog er damals munter in der Welt herum nach dem Abi. Das sollten heute doch eigentlich weniger tun, da Klima usw.. 3 Jahre plus.

Aber als Beispiel sollte bei beiden der "Perfekte" weg angenommen werden.
Jan-Phillip, der nach seinem G8-Abitur mit 18 Jahren seinen Bachlor mit 6 Semester macht und evtl. dann seinen Master in 6 Semestern: 24 Jahre. (Bzw. ohne Master schafft mit 21 Jahren )
Achim, der mit 19 sein Abitur gemacht hat, dann 12 Monate Wehrdienst geleistet hat und dann in 5 Jahren. 25 Jahre Dipl.. ggf. mit Master aufstockt.

BastiPhantasti
10.07.2023 09:17


ralf321 schrieb:


IvanTKlasnic schrieb:


ralf321 schrieb:
Die Zahlen sagen den Ausbildungsbeginn. Das der sich verschiebt ist klar, von Hauptschule zu Gymnasium.
Der Berufseinstieg nach dem Studium kommt dabei nicht raus.

Also nach der Studie sinkt der Einstieg ins Berufsleben.
www.dia-vorsorge.de

Wehrdienst haben Hauptschüler und Realschüler des Alters wegen meist nach der Ausbildung gemacht. Abiturienten meist davor.

Zitat anzeigen



Und was die Akademiker betrifft, dort ist das alter deutlich runter gegangen, richtig. Das liegt aber auch hier an der Methodik. Kurzes Beispiel: Jan-Phillip, der nach seinem G8-Abitur mit 18 Jahren 3 Monate Vollzeit beim EDEKA um die Ecke arbeitet und dann ein Gap Year in Australien macht, dann anfängt zu studieren, nach 4 Semestern nochmal das Studium wechselt und dann seinen Bachlor mit 9 +1 Fachsemestern (+Urlaubssemster) macht und dann seinen Master in 6 Semestern macht fängt dann mit 29 Semstern wirklich an zu arbeiten, nach einem Verständnis, wie es für unser Gespräch relevant ist. Achim, der mit 19 sein Abitur gemacht hat, dann 12 Monate Wehrdienst geleistet hat und dann in 5 Jahren seinen Diplom Ingeneur gemacht hat, steigt hingegen mit 25 wirklich ein. Sind wir uns da einig?

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Nur kurz zum Beispiel:
12 Monate Bund sind aber nur bei max kleiner 20 Jahre zurück sonst waren 2 Jahre weg.
Auch Achim war damals nicht so entschieden und kann nach 4 Semstern vor dem Vordiplom den Studiengang gewechselt haben und sich ein Urlaubssemster gekönnt haben. Auch falls er sich das leisten konnte flog er damals munter in der Welt herum nach dem Abi.
Das sollten heute doch eigentlich weniger tun, da Klima usw.. 3 Jahre plus.

Aber als Beispiel sollte bei beiden der "Perfekte" weg angenommen werden.
Jan-Phillip, der nach seinem G8-Abitur mit 18 Jahren seinen Bachlor mit 6 Semester macht und evtl. dann seinen Master in 6 Semestern: 24 Jahre. (Bzw. ohne Master schafft mit 21 Jahren )
Achim, der mit 19 sein Abitur gemacht hat, dann 12 Monate Wehrdienst geleistet hat und dann in 5 Jahren. 25 Jahre Dipl.. ggf. mit Master aufstockt.

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Wehrdienst wurde 1990 auf 12 Monate reduziert.
Schon etwas länger als die 20 Jahre.

IvanTKlasnic
10.07.2023 09:36


BastiPhantasti schrieb:


ralf321 schrieb:


IvanTKlasnic schrieb:


ralf321 schrieb:
Die Zahlen sagen den Ausbildungsbeginn. Das der sich verschiebt ist klar, von Hauptschule zu Gymnasium.
Der Berufseinstieg nach dem Studium kommt dabei nicht raus.

Also nach der Studie sinkt der Einstieg ins Berufsleben.
www.dia-vorsorge.de

Wehrdienst haben Hauptschüler und Realschüler des Alters wegen meist nach der Ausbildung gemacht. Abiturienten meist davor.

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Und was die Akademiker betrifft, dort ist das alter deutlich runter gegangen, richtig. Das liegt aber auch hier an der Methodik. Kurzes Beispiel: Jan-Phillip, der nach seinem G8-Abitur mit 18 Jahren 3 Monate Vollzeit beim EDEKA um die Ecke arbeitet und dann ein Gap Year in Australien macht, dann anfängt zu studieren, nach 4 Semestern nochmal das Studium wechselt und dann seinen Bachlor mit 9 +1 Fachsemestern (+Urlaubssemster) macht und dann seinen Master in 6 Semestern macht fängt dann mit 29 Semstern wirklich an zu arbeiten, nach einem Verständnis, wie es für unser Gespräch relevant ist. Achim, der mit 19 sein Abitur gemacht hat, dann 12 Monate Wehrdienst geleistet hat und dann in 5 Jahren seinen Diplom Ingeneur gemacht hat, steigt hingegen mit 25 wirklich ein. Sind wir uns da einig?

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Nur kurz zum Beispiel:
12 Monate Bund sind aber nur bei max kleiner 20 Jahre zurück sonst waren 2 Jahre weg.
Auch Achim war damals nicht so entschieden und kann nach 4 Semstern vor dem Vordiplom den Studiengang gewechselt haben und sich ein Urlaubssemster gekönnt haben. Auch falls er sich das leisten konnte flog er damals munter in der Welt herum nach dem Abi.
Das sollten heute doch eigentlich weniger tun, da Klima usw.. 3 Jahre plus.

Aber als Beispiel sollte bei beiden der "Perfekte" weg angenommen werden.
Jan-Phillip, der nach seinem G8-Abitur mit 18 Jahren seinen Bachlor mit 6 Semester macht und evtl. dann seinen Master in 6 Semestern: 24 Jahre. (Bzw. ohne Master schafft mit 21 Jahren )
Achim, der mit 19 sein Abitur gemacht hat, dann 12 Monate Wehrdienst geleistet hat und dann in 5 Jahren. 25 Jahre Dipl.. ggf. mit Master aufstockt.

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Wehrdienst wurde 1990 auf 12 Monate reduziert.
Schon etwas länger als die 20 Jahre.

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und vorher waren aus auch "nur" 15 Monate, seit den 70ern, also bei Wehrpflichtbeginn direkt nach dem Abi rechtzeitig für das Wintersemester an den meisten Unis

IvanTKlasnic
10.07.2023 10:21


ralf321 schrieb:

Nur kurz zum Beispiel:
12 Monate Bund sind aber nur bei max kleiner 20 Jahre zurück sonst waren 2 Jahre weg.
Auch Achim war damals nicht so entschieden und kann nach 4 Semstern vor dem Vordiplom den Studiengang gewechselt haben und sich ein Urlaubssemster gekönnt haben. Auch falls er sich das leisten konnte flog er damals munter in der Welt herum nach dem Abi.
Das sollten heute doch eigentlich weniger tun, da Klima usw.. 3 Jahre plus.

Aber als Beispiel sollte bei beiden der "Perfekte" weg angenommen werden.
Jan-Phillip, der nach seinem G8-Abitur mit 18 Jahren seinen Bachlor mit 6 Semester macht und evtl. dann seinen Master in 6 Semestern: 24 Jahre. (Bzw. ohne Master schafft mit 21 Jahren )
Achim, der mit 19 sein Abitur gemacht hat, dann 12 Monate Wehrdienst geleistet hat und dann in 5 Jahren. 25 Jahre Dipl.. ggf. mit Master aufstockt.

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20 Jahre zurück ist der Wechsel von 10 auf 9 Monate Wehrpflicht, vor 30 waren es 12 und davor seit den 70ern 15 Monate. 2 Jahre Wehrpflicht gab es in Deutschland nie. Anekdotisch ist das herumreisen in der Welt in meiner Generation (Jahrgang 93) eher mehr geworden, in meinem Umfeld war ungefähr jeder zweite zumindest für ein halbes Jahr in der Welt unterwegs. Das ist bei heutigen Abiturienten deutlich weniger, und zumeist halt wenn möglich verträglicher gestaltet, allerdings gibt es zu diesen Leuten halt auch noch keine Zahlen, schließlich stehen diese zumeist erst zu beginn ihres Studiums. Derart alineare Lebensläufe sind zumindest laut dem was man immer hört und auch dem was meine Profs erzählt haben, weitaus typischer heutzutage als noch vor 30 Jahren. Zahlen dazu habe ich aber keine gefunden. Darüber wird sich doch seitens der "Boomer" doch auch konstant beschwert.

Nein, es sollte nicht der "Perfekte" Weg angenommen werden, sondern der Typische. Einfach mal als krasses Beispiel: in meinem Studienkurs hatte in den 10 Jahren vor meinem Studienbeginn genau eine Person seinen Bachelor in Regelstudienzeit geschafft. Und wir waren keine 10 Leute, sondern über 100. Die Durschnittliche Studienzeit betrug 10,6 Jahre. Und ja, das ist ein Extrembeispiel. Heutzutage schaffen knapp 20% ihren Bachelor in Regelstudienzeit. Gibt auch viele Gründe dafür und nicht nur welche die bei den Studierenden liegen. Zahlen dazu wie dies vor 30-40 Jahren war, habe ich ehrlich gesagt nicht gefunden, Anekdotisch aus dem Umfeld meiner Eltern, den Eltern meiner Freunde etc. muss ich aber sagen, dass dort die 10-12 Semester eher die Norm fürs Diplom waren. Mit Außnahme derer, die eine akademische Laufbahn angestrebt haben, dort häufig deutlich länger. Kann natürlich gut sein, dass gerade die Leute aus meinem Umfeld halt die Ausnahme von der Regel sind und ich hätte gerne belastbare Zahlen zu dem Thema. Und halt das klassische Diplom mit nem Bachelor zu vergleichen, als wären es halbwegs gleichwertige Abschüsse ist halt auch quatsch.

Mambo
10.07.2023 10:56·  Bearbeitet

Anekdotisch aus meinem Umfeld weils da reinspielt:

Ich war in meinem Bundesland im ersten G8-Jahrgang, habe also mit dem letzten G9er-Jahrgang zusammen Abi gemacht.

G8 wurde von der damaligen Unionsregierung gegen einen krassen Konsens jeglicher Beteiligter mit dem Ziel eingeführt, dass die Leute schneller der Wirtschaft zur Verfügung stehen. Kaum etwas ging je so schief. Smiley

Von uns G8ern hat rückblickend einfach nahezu niemand sein erstes Studium/Ausbildung durchgezogen. Man war für die Entscheidung einfach - wie erwartet und vorher kritisiert - viel zu unreif. Nahezu jeder (!) hat das Jahr wieder verloren. Bei den G9ern hingegen sieht es ganz anders aus.

Man hätte den ganzen schwachsinnigen Stress einfach lassen können. Rückblickend übrigens für viele von uns das erste Erleben des Ohnmachtsgefühls, das ich gestern beschrieben habe.

Yertle-the-Turtle
10.07.2023 10:56·  Bearbeitet

Ich finde den Elterngeldansatz nicht schlecht, bei dem die Leistung nur zu 100% abgerufen werden kann, wenn beide Partner sich die Elternzeit aufteilen. Das war ja einer der Hauptgründe überhaupt Elterngeld zu verteilen, damit beide Elternteile ohne zu große Einbußen im 1. Jahr Zeit mit dem Kind verbringen können.

So würde man gleichzeitig die Männer und Unternehmen beim Thema Elternzeit mehr in die Pflicht nehmen.

"Das Elterngeld sei keine Sozialleistung, sondern solle Männer motivieren, mehr Verantwortung in der Familie zu übernehmen"

Wenn es keine Sozialleistung ist sollte es auch nicht an ein Einkommen gekoppelt werden. Oder gibt es beim 49 Euro Ticket oder der Gaspreisbremse auch Gehaltsklassen, die ausgeschlossen werden?

Vorschlag:
Frauen (bzw. Partner A) bekommen bis 10 Monate gezahlt, die anderen 4 Monate erhält man nur über den Mann (bzw. Partner B). Und diese Regelung dann für ALLE Eltern anwenden und nicht nur ab 150K.

Ansonsten war das gestern ein erbärmlicher Auftritt von Lisa Paus bei Anne Will. Vielleicht war sie etwas überfordert, aber sie hat nicht den Eindruck gemacht irgendwo konkrete Konzepte und Pläne zu haben.

IvanTKlasnic
10.07.2023 11:05


Mambo schrieb:
Anekdotisch aus meinem Umfeld weils da reinspielt:

Ich war in meinem Bundesland im ersten G8-Jahrgang, habe also mit dem letzten G9er-Jahrgang zusammen Abi gemacht.

G8 wurde von der damaligen Unionsregierung gegen einen krassen Konsens jeglicher Beteiligter mit dem Ziel eingeführt, dass die Leute schneller der Wirtschaft zur Verfügung stehen. Kaum etwas ging je so schief. Smiley

Von uns G8ern hat rückblickend einfach nahezu niemand sein erstes Studium/Ausbildung durchgezogen. Man war für die Entscheidung einfach - wie erwartet und vorher kritisiert - viel zu unreif. Nahezu jeder (!) hat das Jahr wieder verloren. Bei den G9ern hingegen sieht es ganz anders aus.

Man hätte den ganzen schwachsinnigen Stress einfach lassen können. Rückblickend übrigens für viele von uns das erste Erleben des Ohnmachtsgefühls, das ich gestern beschrieben habe.

Zitat anzeigen


Ist in meinem Umfeld auch bei G9 nicht anders gewesen, ich war G9 und von allen Leuten, von denen man noch mal irgendwo was gehört hat bei Treffen/SM/etc. war der Erste mit 23 mit dem Bachelor fertig. Master die Erste mit 26. Die Meisten sind jetzt dieses oder letztes Jahr fertig geworden (Abiturjahrgang 14)

Icon1ralf321 gefällt das
Yertle-the-Turtle
10.07.2023 11:08·  Bearbeitet


IvanTKlasnic schrieb:


Mambo schrieb:
Anekdotisch aus meinem Umfeld weils da reinspielt:

Ich war in meinem Bundesland im ersten G8-Jahrgang, habe also mit dem letzten G9er-Jahrgang zusammen Abi gemacht.

G8 wurde von der damaligen Unionsregierung gegen einen krassen Konsens jeglicher Beteiligter mit dem Ziel eingeführt, dass die Leute schneller der Wirtschaft zur Verfügung stehen. Kaum etwas ging je so schief. Smiley

Von uns G8ern hat rückblickend einfach nahezu niemand sein erstes Studium/Ausbildung durchgezogen. Man war für die Entscheidung einfach - wie erwartet und vorher kritisiert - viel zu unreif. Nahezu jeder (!) hat das Jahr wieder verloren. Bei den G9ern hingegen sieht es ganz anders aus.

Man hätte den ganzen schwachsinnigen Stress einfach lassen können. Rückblickend übrigens für viele von uns das erste Erleben des Ohnmachtsgefühls, das ich gestern beschrieben habe.

Zitat anzeigen


Ist in meinem Umfeld auch bei G9 nicht anders gewesen, ich war G9 und von allen Leuten, von denen man noch mal irgendwo was gehört hat bei Treffen/SM/etc. war der Erste mit 23 mit dem Bachelor fertig. Master die Erste mit 26. Die Meisten sind jetzt dieses oder letztes Jahr fertig geworden (Abiturjahrgang 14)

Zitat anzeigen


Studium Ende 22/23 bei Abi 14??
Dann habt ihr ja 8 Jahre studiert was 16 Semestern entspricht.
Ich war nicht der schnellste Absolvent und habe incl. Auslandssemester für einen Diplomabschluss 12 Semester gebraucht.

Kommt mir schon arg lang vor in Zeiten von Bachelor und Master...

ralf321
ralf321
10.07.2023 12:27

Wehrdienst stimmt, hattes es nimmer in Erinnerung, da Zivi mit reingenommen habe.
Da waren’s 2-5 Monate mehr.

2 Jahre verlierst du aber Kannst ja meist nur im Wintersemester anfangen selten gabs Sommer. Zumindest als Zivi.

Die Annahme das in der 80/90er alle fleißig zielstrebig studiert haben ohne Reisen usw. Ist aber als Annahme dann auch falsch.

MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
10.07.2023 12:30


Yertle-the-Turtle schrieb:
Ich finde den Elterngeldansatz nicht schlecht, bei dem die Leistung nur zu 100% abgerufen werden kann, wenn beide Partner sich die Elternzeit aufteilen. Das war ja einer der Hauptgründe überhaupt Elterngeld zu verteilen, damit beide Elternteile ohne zu große Einbußen im 1. Jahr Zeit mit dem Kind verbringen können.

So würde man gleichzeitig die Männer und Unternehmen beim Thema Elternzeit mehr in die Pflicht nehmen.

"Das Elterngeld sei keine Sozialleistung, sondern solle Männer motivieren, mehr Verantwortung in der Familie zu übernehmen"

Wenn es keine Sozialleistung ist sollte es auch nicht an ein Einkommen gekoppelt werden. Oder gibt es beim 49 Euro Ticket oder der Gaspreisbremse auch Gehaltsklassen, die ausgeschlossen werden?

Vorschlag:
Frauen (bzw. Partner A) bekommen bis 10 Monate gezahlt, die anderen 4 Monate erhält man nur über den Mann (bzw. Partner B). Und diese Regelung dann für ALLE Eltern anwenden und nicht nur ab 150K.

Ansonsten war das gestern ein erbärmlicher Auftritt von Lisa Paus bei Anne Will. Vielleicht war sie etwas überfordert, aber sie hat nicht den Eindruck gemacht irgendwo konkrete Konzepte und Pläne zu haben.

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Prinzipiell bin ich ja bei dir, aber wo genau wird bei deinem Vorschlag Geld eingespart? Wenn mich nicht alles täuscht, ist es heute ja schon so, dass du die vollen 14 Monate nur bekommst, wenn der andere Partner auch mindestens 2 Monate nimmt.

Den Auftritt bei Anne Will habe ich jetzt nicht gesehen, weil ich solche Talk-Formate ehrlich gesagt für Zeitverschwendung halte. Aber wenn ich lese, dass die Alternativen Kürzungen beim Unterhaltsvorschuss oder Kinderzuschlag sind, dann klingt der aktuelle Vorschlag schon nach der wenigsten schlimmen Variante für mich. Für Leute in deiner Situation ist das natürlich sehr unangenehm, fairerweise muss man aber sagen, dass du da eher Teil einer sehr kleinen Minderheit bist. Da muss man dann am Ende vielleicht einfach pragmatisch entscheiden.

Finde den Vorschlag von Klingbeil, alternativ das Ehegatten-Splitting abzuschaffen, nicht schlecht. Aber da wird wahrscheinlich die FDP nicht mitmachen. Das wäre doch mal die Gelegenheit für Scholz, Führungsstärke zu zeigen.

IvanTKlasnic
10.07.2023 12:35


Yertle-the-Turtle schrieb:


IvanTKlasnic schrieb:


Mambo schrieb:
Anekdotisch aus meinem Umfeld weils da reinspielt:

Ich war in meinem Bundesland im ersten G8-Jahrgang, habe also mit dem letzten G9er-Jahrgang zusammen Abi gemacht.

G8 wurde von der damaligen Unionsregierung gegen einen krassen Konsens jeglicher Beteiligter mit dem Ziel eingeführt, dass die Leute schneller der Wirtschaft zur Verfügung stehen. Kaum etwas ging je so schief. Smiley

Von uns G8ern hat rückblickend einfach nahezu niemand sein erstes Studium/Ausbildung durchgezogen. Man war für die Entscheidung einfach - wie erwartet und vorher kritisiert - viel zu unreif. Nahezu jeder (!) hat das Jahr wieder verloren. Bei den G9ern hingegen sieht es ganz anders aus.

Man hätte den ganzen schwachsinnigen Stress einfach lassen können. Rückblickend übrigens für viele von uns das erste Erleben des Ohnmachtsgefühls, das ich gestern beschrieben habe.

Zitat anzeigen


Ist in meinem Umfeld auch bei G9 nicht anders gewesen, ich war G9 und von allen Leuten, von denen man noch mal irgendwo was gehört hat bei Treffen/SM/etc. war der Erste mit 23 mit dem Bachelor fertig. Master die Erste mit 26. Die Meisten sind jetzt dieses oder letztes Jahr fertig geworden (Abiturjahrgang 14)

Zitat anzeigen


Studium Ende 22/23 bei Abi 14??
Dann habt ihr ja 8 Jahre studiert was 16 Semestern entspricht.
Ich war nicht der schnellste Absolvent und habe incl. Auslandssemester für einen Diplomabschluss 12 Semester gebraucht.

Kommt mir schon arg lang vor in Zeiten von Bachelor und Master...

Zitat anzeigen



Naja, wenn man schon 9 Semester für den Bachelor braucht und damit noch zu den schnelleren gehört... xD Ist aber halt bei vielen halt, dass nicht straight ins Studium gegangen wurde, aus unterschiedlichen Gründen, bei dem einen oder anderen durch Wartesemester, die Notwendig für die Zulassung des Studienkurses waren (durchaus nicht unüblich), ein anderer hat für ein Jahr ein Stiftung geleitet, andere haben zwischen Bachelor und Master ein oder zwei Jahre Entwicklungshilfe geleistet. Bei den meisten aber lag es daran, dass während des Studiums gearbeitet werden musste. Ja, in der Theorie gibt es Baföq. Praktisch ist das für viele nur bedingt hilfreich. Ich z.B. habe mit getreten Eltern und einer Mutter die Frühpensioniert ist einen Baföq-Anspruch von 130€ im Monat gehabt. Klar, den Rest kann man sich theoretisch von den Eltern einklagen, aber wo ist darin der Sinn, wenn man weiß, dass der Vater in meinem Fall die Knete halt aufgund langfristiger Verpflichtungen eben nicht hat. (Das Bruttoeinkommen meines Vaters hatte übrigens gerade so ne 4 vorne, ist jetzt nicht so als wäre er ein Topverdiener) Dementsprechend muss dann beim Studium nebenbei Teilzeit gearbeitet werden und dann dauert es eben länger. Und selbst bei denjenigen die Baföq bekommen haben, fast alle in meinem Studiengang, haben nach dem Vierten Semester den Baföqanspruch verloren, da sie nicht die erforderlichen Leistungspunkte hatten, Mir sind in meinem Jahrgang 3 Leute bekannt gewesen, die es geschafft haben Baföq zu behalten. Ist halt schwierig wenn es mehrere Kurse mit über 80% durchfallquote gibt, die auch Vorbedingung für andere Kurse sind an der Regelstudienzeit zu bleiben. Und ab dem Zeitpunkt ohne Baföq wird dann noch mal alles langsamer, da auch hier nebenbei gearbeitet werden muss.

Das ist natürlich nicht überall in allen Studiengängen so, aber ich wollte mal Problematiken aufzeigen, welche der eine oder andere vielleicht nicht so auf dem Schirm hat.

IvanTKlasnic
10.07.2023 12:40


ralf321 schrieb:
Wehrdienst stimmt, hattes es nimmer in Erinnerung, da Zivi mit reingenommen habe.
Da waren’s 2-5 Monate mehr.

2 Jahre verlierst du aber Kannst ja meist nur im Wintersemester anfangen selten gabs Sommer. Zumindest als Zivi.

Die Annahme das in der 80/90er alle fleißig zielstrebig studiert haben ohne Reisen usw. Ist aber als Annahme dann auch falsch.

Zitat anzeigen


Als Zivi Ja, als Wehrdienstleistener nicht, und darüber hatten wir immer gesprochen Smiley

Nein natürlich hat auch damals nicht jeder sofort durchgeballert, aber jemand der zumindest relativ Zeitnah sein Studium beendet hat war, zumindest laut den mir bekannten Erzählungen damals deutlich üblicher als heutzutage. Und dann gab es halt den relativ kleinen Teil an Langzeitstudenten, die halt wirklich extrem lange dabei waren, die waren aber eher eine Randerscheinung.

Yertle-the-Turtle
10.07.2023 13:30·  Bearbeitet

Ok, das ist aber auch nicht für alle Studenten repräsentativ 1 Jahr in die Entwicklungshilfe zu gehen oder 9 Semester für den Bachelor zu benötigen.
An meiner Uni war der Bachelor glaube auf 5 Semester ausgelegt und du hattest 2 Semester Puffer. Spätestens im 8. Semester Bachelor hätte es Adieu, Goodbye, Auf Wiedersehen geheißen.

Ich kenne genauso G8 Abiturienten die dann mit 20 oder 21 Ihren Bachelor hatten und seitdem arbeiten.
Grundsätzlich ist doch das heutige System darauf ausgelegt eher kürzer als länger zu studieren. Die Kategorie 20 Semester Psychologiestudent gibt es kaum noch.


MinistryOfDeath schrieb:
Prinzipiell bin ich ja bei dir, aber wo genau wird bei deinem Vorschlag Geld eingespart? Wenn mich nicht alles täuscht, ist es heute ja schon so, dass du die vollen 14 Monate nur bekommst, wenn der andere Partner auch mindestens 2 Monate nimmt.

Zitat anzeigen



Du sparst Geld ein, weil nicht jeder Mann die 4 Monate oder was man als Kennzahl definieren möchte nehmen wird. Ich würde aber eine andere Frage stellen. Wieso muss man innerhalb des Ressorts Geld einsparen (und auf schäbige Art und Weise "Arm" gegen "Reich" ausspielen) und schaut nicht über den Tellerrand?

Als Beispiel wurde bereits das Ehegattensplitting genannt. Für die Gaspreisbremse wurde ein Rettungsschirm von 200 Mrd. freigegeben, der zum Glück mit den heutigen Energiepreisen nicht ansatzweise ausgeschöpft wird. Das Budget wurde zwar zweckgebunden verabschiedet und kann nicht einfach umverteilt werden, aber man sollte sich einmal die Relationen anschauen. 300 Mio. um die es angeblich geht sind doch Peanuts. Das verbrennt ein Scheuer mal mit 1 Projekt nebenbei.

Oder hier:
https://www.focus.de/politik/deutschland/haltbarkeit-abgelaufen-bund-will-800-millionen-masken-verbrennen_id_160866509.html
Wir verbrennen Masken im Wert von 800 Mio. Euro. Das ist für mich kein verantwortungsvoller Umgang mit Budgets, wenn dann 300 Mio. für das Thema Eltern fehlen.

Und noch ein Funfact:
Das notwendige Budget für die Kindergrundsicherung schwankt in der Einschätzung zwischen 2 Mrd. und 12 Mrd. Wie will man mit so einer Wischi Waschi Kalkulation eine seriöse Budgetplanung machen?

Die Absicherung armer Kinder als Begründung für eine Budgetumverteilung herzunehmen ist halt auch ein Totschlagargument. Was willst du hier bitte als Gegenargument bringen ohne als moralisch abgestumpft verurteilt zu werden.

Mambo
10.07.2023 14:47·  Bearbeitet

Ich stimme dir in der Relationsfrage vollkommen zu.

Beim Budget der Kindergrundsicherung seh ich das Problem, halte es allerdings deutlich begrenzter als es bei dir klingt: Die 2 Mrd kenne ich nicht als Einschätzung über den Bedarf, sondern nur als das, was Lindner bereit war vorzublocken. Das ist aber seine haushaltstechnische "Was könnte ich bieten"-Sichtweise und hat nichts mit dem Bedarf für die Einführung zu tun. Den hat Das Familienministerium beziffert als bei voller Umsetzung 12 Mrd. Wobei da natürlich vermutlich noch was weggestrichen wird und man sich am Ende irgendwo dazwischen trifft. Grds. weißt du aber ja bei den Sozialleistungsbudgets vorher nie, wieviel am Ende gebraucht wird.

Was ich ein bisschen komisch finde, ist deine Wahrnehmung der Argumente.


Yertle-the-Turtle schrieb:
Die Absicherung armer Kinder als Begründung für eine Budgetumverteilung herzunehmen ist halt auch ein Totschlagargument. Was willst du hier bitte als Gegenargument bringen ohne als moralisch abgestumpft verurteilt zu werden.

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Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wo hier die Kritik liegt. Man kann natürlich (was ich ja auch tue) sagen, es wäre besser gewesen beides parallel durchzuziehen. Aber dazu müssten wir eine Regierung ohne FDP wählen.
Wenn in der gegebenen Situation die Familienministerin die Kindergrundsicherung einführen will (was ja zentrales Wahlversprechen von SPD wie Grünen war), geht das leider nur mit einer Umverteilung des Budgets. Und was soll sie dann als Argument nehmen, außer dass ihr die Kinderabsicherung im Zweifel wichtiger erscheint?
Totschlagargument bezeichnet doch normal ein Argument, was seine sinnvolle Diskussion verhindert - hier sehe ich das nicht, weil (leider) einfach tatsächlich abgewogen werden muss, wie man das zu geringe Budget einsetzen will.


Yertle-the-Turtle schrieb:
(...) Ich würde aber eine andere Frage stellen. Wieso muss man innerhalb des Ressorts Geld einsparen (und auf schäbige Art und Weise "Arm" gegen "Reich" ausspielen) und schaut nicht über den Tellerrand?

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Ich weiß zwar, was du meinst und stimme dir ja zu, dass das Gesamthaushaltstechnisch anders gelöst werden sollte. Was Argumente angeht, finde ich es aber viel näher an einem "Totschlagargument", die Diskussion mit "Man sollte nicht Arm gegen Reich ausspielen" abzulehnen, als die Dringlichkeit der in Rede stehenden Leistungen gegenüberzustellen.

Yertle-the-Turtle
10.07.2023 15:04·  Bearbeitet

@ Mambo:
Die Absicherung von Kindern ist halt der Obertrumpf wenn es um Priorisierung der Budgets geht. Niemand wird auch widersprechen, dass dieses Thema wichtig ist.

Das aber in Relation zum Elterngeld zu setzen ist in etwa so wie wenn mein Arbeitgeber sagt wir lassen den Jahresbonus / Incentive ausfallen und spenden das Geld an Waisenhäuser. Da wird isoliert betrachtet erstmal auch niemand widersprechen wie wichtig es ist, dass Waisenhäuser unterstützt werden müssen.

Weil du auf das Wahlprogramm der SPD kommst:
Das ist natürlich ein Problem, wenn 3 Köche den Brei verderben. Nicht jede Partei kann ihr Wahlprogramm durchsetzen. Die Unzufriedenheit ist dann ja bei der kompletten Regierung und nicht nur beim Ressortleiter.

Edit: Deshalb finde ich es mittlerweile auch unglaublich gefährlich wenn sämtliche "Volks"-Parteien eine Regierung mit der AFD von vornerein ausschließen.

Das ist für mich mittlerweile keine Drohung mehr, sondern ein Versprechen die regierenden Nasen erfolgreich abwählen zu können.

Lasst die AFD mitregieren und versagen. Eine andere Möglichkeit sehe ich momentan nicht denen den Wind aus den Segeln zu nehmen.

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