Glühwürmchen42 hat Rock am Ring bewertet
09.04.2023 12:01 Uhr·Mitglied seit Apr 2023Bei diesem Bericht handelt es sich ausdrücklich um die persönliche Meinung und die Erlebnisse von meinem Freund und mir während Rock am Ring 2022. Hygiene, Sicherheit und Organisation waren erschreckend (Sicherheit), teilweise widerlich (Hygiene) und katastrophal (Organisation) und wir haben Vergleichbares noch auf keinem anderen Festival erlebt, auf dem wir bisher waren. Allein die Sicherheitsmängel wären für uns ein Grund gewesen niemals zu Rock am Ring zu fahren. Wir sind schließlich einen Tag eher abgereist, da das Festival aufgrund der Mängel für uns ruiniert war und wir uns in keiner Weise wohl gefühlt haben. Positiv waren lediglich die großartigen Bands, die Zeit mit unseren Freunden und der wirklich gut organisierte und ausgestattete Festival Lidl. Wir werden nie wieder zu Rock am Ring fahren und würden jedem dringend davon abraten. Wie wir zu unserer Meinung kommen: Wir sind froh, dass wir gesund und ohne Verletzungen von Rock am Ring zurückgekehrt sind. Auf der Rückkehr von der Utopia Stage (die ganz große Bühne) kam es zu Situationen, in denen sich tausende Menschen umgeben von Betonmauern extrem dicht gedrängt vorwärtsbewegten und normales Gehen im Prinzip nicht mehr möglich war. Fluchtausgänge wären hier nicht ohne weiteres erreichbar gewesen und Sicherheitspersonal war nicht schnell greif- und sichtbar. Und nein, für uns als Laien war nicht abschätzbar, wann wir die Utopia Stage hätten verlassen müssen, um die Strecke sicher passieren zu können und nicht in das Gedränge zu geraten. Von dem zu Anfang noch sichtbaren Sicherheitspersonal wurde man immer wieder und nicht unbedingt freundlich zum Weitergehen angetrieben. Bedenklich fanden wir auch die Strecke zwischen Festival- und Campinggelände. Nachts gab es teilweise keine Beleuchtung und ein Teil der Strecke führte über eine befahrene Straße. Gebucht hatten wir das General Camping, was in unserem Fall bedeutete: das Festivalgelände war 3 km entfernt und in einem Umkreis von zehn Minuten Laufweg von unserem Zelt entfernt befanden sich keine Dixiklos und Duschen (wir waren mitten auf dem Campingplatz). Festivalbesucher haben regelmäßig die umliegende Natur als Toilette benutzt. Andere Campingplätze scheinen es hier etwas besser gehabt zu haben: Als wir am Rock’n’Roll Campingplatz vorbeigegangen sind haben wir allein von außen über 20 Dixiklos gezählt. Vor den Duschen kam es bei Vollsonne zu Wartezeiten von über einer Stunde; der Zugang zu den Duschen musste extra bezahlt werden. Aus den Duschen kam teilweise nur ein Rinnsaal, wenn sie nicht für Stunden ausgeschaltet waren (Begründung: Wasserknappheit wegen der ein halbes Jahr zurückliegenden Flutkatastrophe im Ahrtal). Ich weiß, dass Duschen auf Festivals eine Glaubensfrage ist und nicht dieselben Standards wie Zuhause gelten. Wenn aber extra Geld bezahlt wurde um duschen zu können sollte das anschließend auch möglich sein. Bei den bereitgestellten Wassertanks zur Versorgung mit Trinkwasser konnte uns leider niemand genau sagen seit wie vielen Stunden das Wasser schon von der Sonne aufgeheizt worden war, weshalb wir uns lieber selbst mit Trinkwasser versorgten und es die 3 km vom Festival- zum Campinggelände trugen. Die Organisation des Festivals war unserer Meinung nach leider ebenfalls sehr schlecht. Beschilderungen gab es kaum, der Lageplan in der Festival App war wenig hilfreich, die Anstehzeit für das Festivalbändchen betrug in unserem Fall ca. 2 Stunden bei Vollsonne und die Shuttles zum Campingplatz (nochmal 10 Euro Aufpreis pro Person) fuhren unregelmäßig. Erst auf dem Festivalgelände haben wir erfahren, dass das vorab für Montagmorgen um 9 Uhr vom Festivalgelände zum Hauptbahnhof in Köln gebuchte und bezahlte Shuttle für 27 Euro pro Person von unserem Campingplatz aus nicht erreichbar war. Das erste Shuttle fuhr hier um 9 Uhr morgens, also zeitgleich mit dem anderen Shuttle. Mit Gepäck haben wir uns auf diesen Shuttleservice aber natürlich verlassen und waren darauf angewiesen. Um auf dem Festivalgelände überhaupt bezahlen zu können musste per App Geld auf das Festivalbändchen geladen werden. Für diejenigen, bei denen Paypal funktionierte und die ihre Bankdaten dabeihatten war das auch möglich. Wer aber lediglich Bargeld zum Aufladen zur Verfügung hatte, musste auf dem Festivalgelände zu einem der Einzahl-Terminals gehen und für jede Einzahlung 2 Euro extra bezahlen. Im Festival-Lidl und an einigen Verkaufsständen wurde das Bändchen generell nicht akzeptiert. Bei einem 250 Euro Festival (ca. 200 Euro Ticket + ca. 50 Euro General Camping) und einem 3 km entfernten Campingplatz hätten wir erwartet, dass zumindest Shuttle und Dusche im Preis inbegriffen sind, selbst in der Standard Camping-Variante. Wir hatten den Eindruck, dass es dem Veranstalter vor allem um das Geld und nicht um die Sicherheit oder das Wohlbefinden der Festivalbesucher gegangen ist. Für diejenigen die jetzt vermuten die beschriebenen Mängel könnten ein einmaliger Vorfall und ein bedauerlicher Ausrutscher gewesen sein: Die Bewertungen aus den vergangenen Jahren auf diversen Internetportalen verweisen (natürlich nicht alle, aber doch einige) immer wieder auf dieselben, ähnliche oder auch andere Mängel, die wir hier auch beschrieben und erlebt haben.