24.10.2006 15:49
Interview Quelle: Rundschau Online
Erwachsen gewordene Hardrocker
ERSTELLT 24.10.06, 11:03h
Mit „The final countdown“ standen Europe 1983 fast überall in Europa auf Platz 1. Nun ist die Hardrockband mit ihrem siebten Album „Secret Society“ zurück. Lars Hering hat sich mit Sänger Joey Tempest und Gitarrist John Norum in Köln unterhalten.
Frage: Seit 1983 hat sich viel in der Popwelt getan. Ist da überhaupt noch Platz für Hardrock à la Europe?
Tempest: Klar. Auf unserer letzten Welttournee, das war 2004 und 2005, haben wir über 100 Konzerte gespielt. Und da waren nicht nur unsere Fans aus den 80er Jahren. Da waren auch jede Menge junge Leute!
Norum: Das liegt nämlich daran, dass wir uns bei unserer Wiedervereinigung gesagt haben: Wir machen unseren Sound, aber im Gewand des neuen Jahrhunderts. Also mehr und härtere Gitarren. Aber nicht, um uns anzubiedern. Wir haben uns auch selbst weiterentwickelt. Ich habe zum Beispiel inzwischen auch acht Soloalben, etwa mit Dokken, eingespielt. Und unsere Texte beschäftigen sich mit vielen ernsthaften Dingen.
Tempest: Wir sind eben alle über 40 Jahre alt. Da beschäftigt sich man schon mal mit der eigenen Sterblichkeit oder der unsicheren Weltlage. Es geht deshalb auch viel darüber, dass man Sicherheit sucht. Und die finden wir etwa in unseren Familien.
Frage: Warum denn überhaupt die Wiedervereinigung nach dem Split der Band 1991?
Tempest: Wir haben zur Jahrtausendwende in Stockholm ein Konzert gespielt. Boxen und riesige Videoleinwände waren in der ganzen Stadt verteilt, als wir als letztes Lied vor dem Anzählen der letzten Sekunden „The final Countdown“ gespielt haben. . .
Norum: Da haben wir gemerkt: Wow, ist ja der Wahnsinn, wie die Leute abgehen. Und der Bandspirit ist ja auch immer noch da. Aber wir hatten eben auch noch Verträge mit Plattenfirmen für unsere jeweiligen Soloprojekte. Die mussten erstmal erfüllt werden, so dass es erst 2003 mit Europe wieder losgehen konnte. Vorher war das einfach nicht möglich.
Frage: „The final Countdown“ ist ja jedem bekannt. . .
Norum: Der wird bei jeder Gelegenheit gespielt, etwa kurz vor Ablauf eines Eishockeyspiels oder zu jedem Silvesterabend. Wir haben überhaupt keinen Überblick mehr, wie oft der Song auf der Welt irgendwo läuft.
Tempest: Dabei sollte er damals nur der Eröffnungssong zu unseren Konzerten werden. Dass er so ein Hit wird, hätten wir nie gedacht. Dann ging es Schlag auf Schlag. Wir wurden zuerst in Deutschland und dann fast überall in Europa die Nummer 1.
Frage: Das ist schon lange her. Geht es denn heute wirklich noch darum, als Band gemeinsam aufzutreten oder eher ums Geschäft?
Tempest: Wir kennen uns schon seit wir Teenager sind, wir sind wie eine Familie. In den anderen Bands spielt man mit guten Musikern zusammen, aber das ist doch ein ganz anderer Geist.
Norum: Und jetzt kommt erstmal ab dem 26. Oktober unsere Skandinavien-Tour, bevor es dann im Frühling nach Europa - natürlich auch nach Deutschland - geht. Das wird super, endlich wieder auf großen Rockfestivals zu spielen.