kato91 schrieb:
Stiflers_Mom schrieb:
kato91 schrieb:
Und da sollte man feministische Wünsche, die in meinen Augen hier in ein absurdes extrem abdriften, als Utopie stehen lassen. Jede Frau kann Musik machen, daran wird man nicht von großen Festivals gehindert. Wenn die Musik gut ist, wird man gebucht. Ich denke aber nicht, dass Bands aufgrund von Geschlechtern oder Nationalitäten (was bei internationalen Line Ups ohnehin absurd ist ) nicht gebucht werden.
Viiiiieeel wichtiger finde ich da eine gendergerechte Sprache, mehr Frauen in Führungspositionen und gerechte Gehälter in der freien Wirtschaft!
Aber warum sollte deiner Meinung nach die Gleichberechtigung nur in der Sprache oder der Wirtschaft stattfinden dürfen und nicht auch im Kulturbereich? Es scheint ja recht offensichtlich, dass dort etwas schiefzulaufen scheint
Nein, sehe ich nicht so. Mein Geschmack ist mein subjektives Empfinden, mit dem ich erstmal niemandem wehtue. Woher also das Recht, mir Geschmack vorschreiben zu lassen?
Zudem ist es immer einfach, einzelne Abschnitte aus einem Beitrag herauszuziehen, um damit einen gewissen Argumentationsstrang zu stützen.
Ich sehe als vorrangige Probleme oder Baustellen schon Banalitäten: Meine Freundin (oder ihre Freundin) kriegt es nicht mal gebacken, die eigene Sprache zu gendern. Und damit meine ich nicht "Verkäuferin und Verkäufer", sondern in Bezug auf die eigene Person. Das empfinde ich als Sozialarbeiter, der sich mit gendergerechter Sprache im Studium befasst hat, als sehr irritierend.
Aber nochmal: Wie stellst du dir eine Geschlechterquote praktisch für Rockfestivals wie Wacken oder RaR vor, ohne dass sich hinterher 10-20k weniger Tickets verkaufen? Wenn man in diesem Genre nach Geschlecht statt nach Popularität bucht hat man glaube ich schnell verloren. Aber wie gesagt, fühl dich frei, eine gegenteilige Argumentation vorzutragen. Solange ist es in meinen Augen in diesem Musiksektor Wunschdenken: nochmal: beim Lolla, Roskilde oder Werchter aufgrund der musikalischen Diversität kein Problem. Aber bei ROCK am Ring wird der deutsche Durchschnittsbesucher doch mürrisch und schreit: Aber es heißt doch ROCK am Ring... Genau der gleiche Shitstorm, den es jetzt gerade wegen zu geringer Frauenquote im Line Up geht.
Mir geht es hierbei nicht mal um innere Überzeugungen, ich hoffe, dass das nicht falsch bei dir rüberkommt. Mir fehlt nur echt die Vorstellungskraft, wie man ein Festival wie RaR von der Geschlechterquote gleich aufstellen könnte.
Dann habe ich deine Motivation tatsächlich falsch verstanden, pardon
Stimmt natürlich was du sagst. Diese Quote würde halt auch nur dann funktionieren, wenn sich die europäischen (oder von mir aus auch nur deutschen) Majors zusammen einigen, zumindest einen gewissen Prozentsatz aus Acts mit weiblicher Beteiligung zu füllen. Wenn nämlich alle Festivals in meiner Range eine gewisse Frauenquote haben, kann ich das Festival auch nicht mit dem Besuch eines anderen abstrafen. Anders gesagt: Ich glaube nicht, dass ein angemessener Prozentsatz an Frauen im Lineup Menschen von einer Ticketbuchung abhalten würde.
Natürlich ist es verdammt schwierig, eine wirkliche "Gleichberechtigung" im Sinne einer 50%igen Quote einzuführen. Ihr habt schon Recht - das gibt der zugkräftige Markt nicht her. Aber warum nicht mehr darauf achten, dass auch Frauen mit ihren Projekten in den Lineups stattfinden? Es müssen ja auch nicht immer gleich die Headliner-Slots sein: Gerade bei den Lückenfüller-Slots mittags um 2, wo man meist jungen Bands eine Bühne bietet, könnte man hier den weiblichen Nachwuchs gezielt fördern. Wenn nur alle deutschen Festivals das Problem erkennen und nur in dieser Sache an einem Strang ziehen, ist der Problematik bereits viel geholfen.
Es wäre vermessen zu glauben, dass man festgefahrene Strukturen und über Jahrzehnte ausgegorene Prozesse einfach so umstürzt, aber jede Entwicklung in die richtige Richtung ist doch eine gute - dazu zähle ich auch die Diskussion hier.