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Geisterhaftes Gruselrock-Spektakel: Ghost in Neu-Ulm

Mike KunzMike Kunz, 21.06.2023

Mike Kunz

Mike Kunz
21.06.2023

Ich muss zugeben, dass die ratiopharm Arena in Neu-Ulm nicht unbedingt auf meinem Radar war, wenn es um Konzerte geht. Aktuell wurde sie eher in den Nachrichten erwähnt, da die Neu-Ulmer die Basketball-Meisterschaft gewonnen haben. Herzlichen Glückwunsch dazu! Gelegentlich hört man zwar von Shows dort, aber ein Ghost-Konzert hätte ich dort nicht erwartet. Umso besser für mich und alle in der Nähe, denn am Dienstag, den 20. Juni 2023, machten Ghost im Rahmen ihrer "Re-Impera"-Tour hier Halt. Pünktlich zum Weltuntergang kamen wir an der Arena an. Es regnete kurzzeitig wie aus Eimern, während die Blitze über das Ulmer Münster und die Halle hinwegzuckten. Ein perfektes Setting!

Ursprünglich war der Showbeginn für 21:30 Uhr geplant, aber die Show begann „erst“ um 22:00 Uhr mit dem Intro „Imperium“. Der Vorhang fiel zum Opener „Kaisarion“ vom aktuellen Ghost-Album „Impera“. Die Songs „Rats“ und „Faith“ führten die dunkle Messe in Neu-Ulm fort.

Die kochend heiße Arena trieb eigentlich jedem den Schweiß auf die Stirn. Die Luft war stickig und die Band brachte die Stimmung und die Temperaturen in der Halle zum Brodeln. Immer wieder knallten Pyro-Effekte auf der Bühne, später dann auch noch Konfetti-Regen. Kurze Ansprachen im typischen Papa-Stil folgten immer wieder zwischen den Songs und sorgten so für kurzweilige Unterbrechungen im Set. Zum Song „Miasma“ wurde dann auch standesgemäß Papa Nil im Glassarg auf die Bühne gerollt. Pünktlich zu seinem Saxophon-Solo gelang die Wiederbelebung mit Elektroschocks, die die Funken aus dem Sarg fliegen ließen. Kaum war das Solo gespielt, fiel Papa Nil auch wieder zurück in seinen Sarg. Großartige Slapstick-Einlage.

Eine große Produktion und die nunmehr achtköpfige Band, die Sänger Papa Emeritus IV oder Tobias Forge, je nachdem wie man es möchte, lieferten eine großartige Show. Es war schon erstaunlich, wie ein Mann mit einer Vision für sein Projekt die Band immer weiter und immer größer und größer puschte. In einem Interview meinte Forge einst, dass er mit jedem Album und dem dazugehörigen Touring immer größere Hallen und eventuell dann Stadien spielen möchte. Produktionstechnisch sei man noch nicht da, wo man hin möchte. Und das Vorbild für die Shows, die Tobias gerne für seine Band realisiert möchte, ist die Liveshow (und nichts anderes) einer deutschen Band, die gerade in den Schlagzeilen steht… Da sind die Ziele hoch gesteckt und man darf gespannt sein!

Der Song „Year Zero“ erhielt an diesem Abend gefühlt die meisten Reaktionen vom Publikum. Allerdings waren die Zuschauer die gesamte Show über voll dabei. Man konnte viele geschminkte oder verkleidete Fans im Papa- oder Ghoul-Look sehen. Mein größter Respekt galt den Fans, die wie die Band selbst trotz der Hitze in der Halle Masken trugen. RESPEKT!

Als Zugabe der knapp 90-minütigen Show erklang „Kiss the Go-Goat“ von der EP „Seven Inches Of Satanic Panic“. Nach „Dance Macabre“ rundete der Song „Square Hammer“, der als Opener auf der „Popestar“-EP fungiert, den Abschluss ab. Die Besucher feierten gemeinsam noch einmal die Band. Anschließend verabschiedete sich Papa unter Funkenregen mit ausgebreiteten Armen von seinem Neu-Ulmer Publikum, natürlich zusammen mit den Ghouls.

Es war wirklich eine perfekt inszenierte Show vom Mastermind Tobias Forge. Man darf gespannt sein, wie groß diese Band noch werden wird. Allerdings muss ich auch hier wieder die Merchandise-Preise erwähnen, die wirklich teuflisch sind. Ich komme selbst aus der Branche und weiß, was es kostet, Merchandise zu produzieren und zu vertreiben. Natürlich sind die Zeiten der 20-25 € Tour-T-Shirts längst vorbei, aber 45 € für ein Shirt sind wirklich happig. Das hat wohl auch mit den Anteilen zu tun, die die Veranstaltungsorte erhalten.

Mike Kunz Mike Kunz München

Der aus dem Süden Deutschlands stammende Mediengestalter ist seit 2014 als Konzertfotograf unterwegs. Von kleinen Clubs über Hallen bis zu großen Festivals, alles hat für Ihn den gleichen Reiz. Der Versuch die Musik und die Atmosphäre in Bildern festzuhalten.