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Dorfdisko in großer Halle – Finch in Hannover

Cynthia TheisingerCynthia Theisinger, 01.04.2023

Cynthia Theisinger

Cynthia Theisinger
01.04.2023

Das letzte Konzert von FiNCH fand 2019 noch im Capitol statt, eine abgesagte Tour und vier Jahre später finden wir uns nun ein Stück weiter in der Swiss Life Hall wieder, in die das Konzert aufgrund der Nachfrage hochverlegt wurde. Ausverkauft ist das Konzert dennoch, genauso wie fast die komplette “DDR Tour”. Als Support ist bei der gesamten Tour Fritz und Monti dabei, welcher in Hannover sein Heimspiel feiern. Die Bühne ist noch mit einem großen, weißen Banner verhüllt, was sich während des Sets von Fritz und Monti nicht ändert. Nur von hinten beleuchtet spielt das Duo seine Lieder und zeigt mit dem ersten Song “Zugekokst & Hackedicht” direkt die tiefgründigen Texte, die sich primär um Alkohol, Drogen und Frauen handeln. Dabei fliegen bereits die ersten Biere durch die Luft. “Ich war noch nie so aufgeregt vor einem Auftritt wie heute, auch nicht in Berlin, denn die Hälfte der Leute hier sind meine Freunde”, sagt uns Monti. “So viel Liebe gibt's nur im Puff”, fährt er lachend fort. Zum letzten Song “Ficken gehen” gibt es noch eine Wall of Death, bevor Monti noch eine ungefragte A Capella Zugabe gibt.

Als die Halle wieder dunkel wird, hören wir zunächst einen Zusammenschnitt aus verschiedenen FiNCH-Songs, während nur seine Silhouette auf dem weißen Banner vor der Bühne sichtbar ist. Als das Banner schließlich fällt, ist es jedoch nicht FiNCH hinter dem Vorhang. Eine kurze Diskussion später, die die nicht Echtheit bestätigt, fährt der echte Finch auf einem erhöhten Fahrrad durch die Menge. Der Fuchsschwanz darf dabei am Fahrrad nicht fehlen, genauso wenig wie das Dosenbier in der Hand. Als FiNCH dann schließlich auf der Bühne ist, fliegt das Konfetti und es geht mit dem ersten Song “FiNCHiBOY” los. Auf der Bühne ist ein Dixi-Klo, ein Bratwurst-Pavillion, welcher als DJ-Pult benutzt wird, und der Eingang zur Dorfdisko aufgebaut, aus welchem auch der heutige Special Guest kommt. BHz kommen aus Celle und haben für den heutigen Tag nur einen kurzen Anfahrtsweg. Zusammen performen sie “Freitag Samstag”, bevor sie für den Moment über das Dixi-Klo wieder die Bühne verlassen.

Direkt zu Beginn meldet sich FiNCH mit einer Ansage. Wir sollten die Handys in der Tasche lassen und aufpassen, dass in den vorderen Reihen nicht zu viel Druck von hinten aus dem Pit entsteht. Zudem sei es für ihn okay, wenn Grabschern, unabhängig von Pegel oder Geschlecht, “auf die Fresse gehauen wird”, bitte anschließend aber wirklich darum, diese bei der Security zu melden. Anschließend geht angeblich der Strom aus und es finden sich drei Personen mit Fackeln auf der Bühne wieder, während im Hintergrund das Intro zu “Keine Regeln” ertönt.

“Damals in Hannover, das war am krassesten, da waren nackte Männer!”, sagt FiNCH lachend, während das Bild heute nicht groß anders ist – zumindest oberhalb der Gürtellinie. Das ist aber auch kein Wunder, beschwert er sich selbst auch immer wieder, wie warm es ist und er zugleich dem Publikum mit Pyro weiter einheizt. “Es ist echt warm hier drin, wollen wir alle unsere T-Shirts ausziehen? Lass es mich anders ausdrücken, alle die wollen!”. Gegen die Wärme hilft aber auch – zumindest in der Theorie – das Trichtersaufen. Dafür holt sich FiNCH drei Fans auf die Bühne – Linda, Leah und Laura. Der Gewinner ist nicht eindeutig, belohnt werden alle drei aber später am Merch. An diesem befindet sich auch FiNCH eigener Likör, der Fürstenbach, für den er später auf der Bühne etwas Werbungmacht und während sein Crewmitglied Jihan eine Flasche auf Ex trinkt. Es folgt direkt der Hinweis, dass der Eimer hinter dem DJ-Pult steht.

Zu diesem Zeitpunkt hätte man dem Publikum viel Arbeit abnehmen können, wenn man vor dem Konzert zwei Fässer Bier großzügig über dem Boden verteilt hätte, das Resultat wäre das gleiche gewesen. Dass die meisten FiNCH Songs features beinhalten ist nichts neues, jedoch keine weiteren Specials Guests dabei wie bei den anderen Shows. “Wendekind”, “Rave Witchers”, “Onkelz Poster” und viele weitere werden somit alleine performed. Ganz ohne etwas Exklusives sollen wir aber nicht nach Hause gehen. So bekommen wir nach “Pech & Schwefel“ den gleichen Song erneut in der noch nicht veröffentlichten BHz-Version mit selbigen. Schließlich steht mit “Die Einzigste” der letzte Song auf der Setlist, bevor FiNCH von der Bühne huscht.

Wenige Sekunden später, während die Zugabe-Rufe die Halle erfüllen, ruft er uns zu: „Ich will keine Zugabe, wenn Hannover wirklich Bock hat, ruft sie jetzt Fotze!” und das Publikum ändert seine Rufe sofort. Mit “Nachbarn”, “Easy Peasy” und “Fick mich FiNCH” geht es in die nächste Runde. Bei letzterem holt er sich einen rothaarigen Fan auf der Bühne, nachdem er diesem vorher im Set gesagt hat, dass er ihn den ganzen Song über von hinten nimmt. Dies macht er auch, zumindest für einen Moment, bevor der Fan mit in den Song einsteigt. Voraussetzung war, dass dieser den kompletten Song auswendig kann. ”Jetzt Mal echt Bruder, bei dem Pegel den du hast viel Respekt das Ding hier so abzuliefern”, sagt FiNCH anschließend, bevor der Fan noch seine Kollegen grüßt und wieder die Bühne verlässt.

Abschließend gibt es den Song „Abfahrt“, zu welchem nochmal eine große Wall of Death veranstaltet wird. “Wenn ihr keine Lust habt, geht zur Seite, jetzt wird es Extrem”, sagt er uns und soll damit recht behalten. So endet das Konzert nach über 130 Minuten. Zwischenzeitlich sagte uns FiNCH, dass wenn der Abend krank wird, sie nächstes Jahr wieder kommen, ob wir wollen oder nicht. Die Chancen stehen also gut.

Cynthia Theisinger Cynthia Theisinger Hannover

Im Sauerland aufgewachsen, in Münster Architektur studiert und dann zog es Cynthia in die niedersächsische Landeshauptstadt. Die Überlebenskünstlerin ist seither Hannoveranerin mit Leib + Seele und hat aus ihrer Vorliebe zu EBM/Industrial und der Fotografie eine echte Passion gemacht.