Mit dem vierten Song wendet sich das Blatt. Für einen Moment steht die Bühne leer, dann kehrt Kryptik Joe auf einem Handtaschen-Steckenpferd zurück – ein passender Einfall zum Song „Auch im Bentley wird geweint“. Von diesem Zeitpunkt an ist es ratsam, den Blick nicht mehr von der Bühne abzuwenden, denn jeder Song wird auf einzigartige Weise untermalt und inszeniert. Während „Porzellan und Elefanten“ von doppelten Regenschirmen begleitet wird, finden sich zu „In der Natur“ Personen in Schutzanzügen auf der Bühne ein. „Wutboy“ explodiert förmlich in Konfetti-Explosionen, und am Bühnenrand schaukelt eine Hängematte im Takt von „Kids in meinem Alter“.
Diese kreative Inszenierung setzt sich fort, während Deichkind die Menge in ihren Bann zieht. Die Bühne verwandelt sich in einen sich ständig verändernden visuellen Rausch, der die Musik ergänzt und verstärkt. Die Energie steigt, die Stimmung erreicht ihren Höhepunkt, und das Publikum verschmilzt förmlich mit der Show. Es wird klar, dass dieses Konzert nicht nur eine Aneinanderreihung von Liedern ist, sondern eine immersive Erfahrung, die alle Sinne anspricht und die Menschen in eine Welt voller Kreativität und Begeisterung entführt.
Bei allem wird es aber immer wieder Politisch, wenn auch oft nur beim zweiten Blick. Während die Bürostühle bei “Bück dich Hoch” mit den Buchstaben auf der Rückseite abwechselnd “Fuck” und “PTN” darstellen, sind die Worte vor “Die Welt ist fertig” eindeutiger. “Ihr habt bestimmt heute alles dieses Knast-Foto gesehen, das ist das Ende, geh nach Hause Opa”, sagt Kryptic Joe und spricht sich weiter für die neue Generation aus.
Auf der Bühne passiert viel, im Publikum jedoch auch. So wird gepogt, mitgesungen, das eigene mitgebrachte Konfetti geworfen oder einfach nur passend der Kopf bewegt. Jeder kommt auf seine Kosten und hat sichtlich Spaß, wie es ihm gefällt. Vor “Lecko Mio” werden auch nochmal die Gesangskünste geprobt, indem eine Melodie immer wieder einen halben Ton höher gesungen wird.