Dazwischen gibt es immer wieder Ansagen von Hansi’s großer Klappe. Sprüche wie “Am Ende der Show sehen wir noch besser aus” und die Bezeichnung des Publikums als „Frivoles Gesindel” sind Teil der “Krefelder Arroganz”, die angeblich Hansi’s Charm mit ausmachen sollen. Ich persönlich bevorzuge Bands wie System of a Down, die 1 Stunde spielen, kurz hallo sagen, und dann nochmal 1,5 Stunden weiterspielen und Tschüß sagen. Aber man muss auch bedenken wie stark Hansi’s Stimme von den langgezogenen, gestützten Vokalen in den Song-Refrains belastet wird, und die Ansagen geben seinen belasteten Stimmbändern eine verdiente Ruhepause. So wie auch “The Bard’s Song”, der zum größten Teil vom Publikum gesungen wird. Eine nahezu 30 Jahre alte Guardian Tradition, die natürlich auf großen Festivals unter freiem Himmel noch viel beeindruckender ist. Aber auch die Besucher in der Edeloptics Arena verdienen Anerkennung, alle sind textsicher und jeder, wirklich jeder singt mit.
Guardian Konzerte haben keinen Circle-Pit und kaum Crowd-Surfer, sie haben die gemütlichkeit einer Lagerfeuerrunde mit Met und Gesang (und E-Gitarren und eine Double-Bass-Drum). Die Songs, die anfangs vor allem von Tolkien-Erzählungen inspiriert waren und später auch noch andere Sagen wie die Ilias oder auch biblische Texte behandeln sind geprägt von leicht zu merkenden Texten mit langgezogenen Vokalen die man gut mitsingen kann wie “Na-a-ight”, “The I-Iron Hill” oder “Vallhah-lah-ah”. Zwischen den Texten erklingen schnelle, abwechslungsreiche Gitarrensoli bei denen die beiden Gitarristen André Olbrich und Marcus Siepen ihre Finger über die jaulenden Gitarrensaiten fliegen lassen und zeigen, dass die Band technisch zu virtuosen Alben wie “A Night in the Opera” fähig ist. Aber heute Abend wird gesungen.