Dafür geht es auf der Bühne sofort und pünktlich zur Sache. Ohne Supportact gehört sofort Miyavi und seinen Musikern die Bühne. Die Fans in der gut gefüllten Zeche belohnen es mit Applaus und begeistertem Kreischen. Miyavi dankt diese Energie mit den ersten musikalischen Krachern des Abends. Während bei „Selfish Love“ die Finger wild über die Saiten fliegen, fordert „WHAT’s MY NAME?“ die Interaktion mit dem Publikum. Das setzt die Marschroute für gut zwei Stunden Reise durch die gesamte Diskografie des Japaners. Dabei zeigt sich einmal mehr bemerkenswert wie deutlich Miyavis Handschrift ist, denn obwohl er über die Jahre hinweg mit zahlreichen Stilrichtungen und Einflüssen experimentiert hat, kommt es musikalisch nie zu einem Bruch oder Irritationen. Einzig die Generationenunterschiede der Fans zeigen sich je nach Station der Setlist, denn gerade die jüngeren Fans scheinen mit den alten Werken weniger vertraut.
Zwischen den Songs nimmt sich Miyavi viel Zeit mit den Fans in den Dialog zu gehen. Er ist bemüht Bochum richtig auszusprechen, erkundigt sich nach den Besonderheiten der Stadt – ein schwieriges Unterfangen denn nur wenige Fans sind tatsächlich aus Bochum. Ein Fan, der Miyavis gesamte Tattoos am eigenen Körper trägt, zieht die Aufmerksamkeit des Musikers auf sich. Er holt ihn auf die Bühne und staunt gewaltig. So schwelgen Künstler und Fans zeitweilig auch in Erinnerungen an die Konzerte in Köln. Der ewige Running Gag – der Wunsch nach dem Song „Freedom Fighters“ – darf ebenfalls nicht fehlen und wird mit den Zugaben belohnt. Miyavi nimmt sich auch die Zeit für ernste Botschaften. „Musik hat die Kraft Ängste zu überkommen“, stellt er in Retrospektive auf die Pandemiezeit fest. Er engagiert sich außerdem als Botschafter der UNHCR, erzählt von seinen Besuchen in Flüchtlingslagern und ruft einmal mehr dazu auf, dass jeder von uns durch kleine Taten die Welt jeden Tag ein wenig besser machen kann. Miyavi beweist immer wieder seine Herzlichkeit, scherzt mit den Fans und schafft es so, das enge Band zwischen Künstler und Fans weiter zu knüpfen, das sie über Jahrzehnte verbindet.