Powerwolf
Als hätten sie Aleas Entschuldigung als Ansporn aufgefaßt, starteten Powerwolf mit einem Knall – beziehungsweise mit vielen. Beim ersten Song „Faster Than the Flame“ fuhr das Rudel um Attila mehr Pyrotechnik auf als alle vorherigen Bands zusammen. Spätestens jetzt war klar: hier ist ein absoluter, exzessiver Abriss geplant. Und der wurde dann auch umgehend geliefert. Bei absoluten Brechern wie „Army of the Night“, „Beast of Gévaudan“ und „Sanctified by Dynamite” wurde es ekstatisch, heiß und zügellos. Die Menge ließ alle Hemmungen fallen und zelebrierte den Abschluss des Festivals ohne Rücksicht auf Verluste.
Natürlich durften auch Super-Hits wie „Demons Are A Girl’s Best Friend“, „Sainted by the Storm” und „We Drink Your Blood” nicht fehlen. Vor dem Hintergrund einer meterhohen Projektion anstatt eines schnöden Backdrops explodierten die Bandmitglieder förmlich vor Energie; selbst Roel war für einen Drummer ungewöhnlich mobil. Ungewöhnlich war auch, dass Keyboarder Falk mal vorne sitzen durfte anstatt durch sein Instrument an den hinteren Bühnenrand gebunden zu sein. So verdeckte die Orgel zwar zeitweise Teile des hammermäßigen Bühnenbilds, setzte den Organisten dafür aber besonders gut in Szene. Umringt von Feuer seinen Bandkollegen lieferte er ein hammer Spiel ab. Zwischen Feuershow, passend auf die Songs abgestimmten Projektionen und kleinen Showeinlagen der Bandmitglieder gab es also nicht nur richtig auf die Ohren, sondern auch massig was für die Augen. Auch das Publikum trug zum Erfolg bei, indem es sich vom erneuten Gewitter nicht beirren ließ. Hatten auf die Frage, wer Powerwolf noch nie live gesehen habe, noch einige Dutzend Leute verhalten die Hände gehoben, so sangen bei „Amen and Attack“ dann doch gefühlt alle mit – und wer nicht sang, der moshte, tanzte, hüpfte oder zeigte auf andere Art, dass sich echte Wölfe nicht vor einem bisschen Regen fürchten.
Gerne hätte die Show noch stundenlang weitergehen können, und auch die Band hätte sicher nichts dagegen gehabt, sich noch länger feiern zu lassen. Leider zeichnete sich immer deutlicher ab, dass das Gewitter, welches bereits seit dem Mittag immer näher kam, das Festivalgelände genau treffen würde. Gegen 21:50 wurde klar: es gibt eine Unwetterwarnung, man kann der Band nicht mehr Zeit geben als weitere zehn Minuten. Die letzten Songs wurden daraufhin zügig runtergespielt – für Zugaben keine Zeit mehr. Trotz Regen und näherrückenden Blitzen ließ sich die Menge nicht nehmen, bis zum Ende zu feiern. Nass aber glücklich ging es für die Besucher pünktlich um 22 Uhr vom Gelände. Insgesamt wurde hier ein mega Programm geliefert, bei dem man trotz zwischenzeitlich wahlweise apokalyptischer oder sintflutartiger Zustände kaum anders konnte, als sich mitreißen zu lassen. Das machte Bock auf mehr. In einem Wort: geil!