Etwas ungewöhnlicher ist die Setlist von Life Of Agony. Diese befinden sich nämlich gerade auf einer Jubiläumstour zu ihrem 1993 erschienenen Debütalbum „River Runs Red“ und spielen daher das Album in voller Länge. Es ist ein Konzeptalbum, das einen Mann in der letzten Woche vor seinem Selbstmord begleitet. Klingt düster? Ist es auch ein bisschen. Den melancholischen Touch lockern die Amerikaner aber durch ihre energiegeladene Performance auf, auch wenn Sängerin Mina Caputo zu Beginn der Show etwas desorientiert wirkte und sogar auf die Bühne fiel.
Lord Of The Lost, unsere ESC-Sieger der Herzen, erfreuen sich heute großer Beliebtheit und sorgen erwartungsgemäß für ordentlich Andrang vor der Bühne. Sänger Chris Harms und seine Kollegen haben für uns Songs aus fast allen Schaffensphasen mitgebracht und bieten so eine Auswahl, bei der für jeden etwas dabei sein sollte. Natürlich darf auch der ESC-Beitrag „Blood & Glitter“ aus Liverpool nicht fehlen, um das Set der Hamburger abzurunden.
„Brot und Spiele“ für die Massen gibt es nun bei Saltatio Mortis, die aus ihrem Auftritt ein wahres Spektakel machen. Zu „Loki“ lassen sie Flammensalven über das Infield fegen (Crowdsurfen während dieser Zeit ist übrigens nicht zu empfehlen, sonst kommt man verbrannt vorne an), bei „The Dragonborn Comes“ wird Cristina Scabbia zum Duett gebeten und bringt mit ihrem Electric Callboy-Cover „Hypa Hypa“ die Menge ordentlich in Bewegung. Perfektes BBQ mit den Musikern von Salatio Mortis.
Vor dem Headliner kamen wie immer die Crew und der Veranstalter auf die Bühne, doch heute gab es wenig Gutes zu verkünden. Neben dem Tod des langjährigen Mitarbeiters Dirk wenige Wochen vor dem Festival starb auch die Catering-Chefin während des Festivals bei einem Autounfall. Veranstalter Buddy war dementsprechend sichtlich bewegt in seiner Rede und auch das gesamte Infield antwortete bewegt mit allen verfügbaren Lichtern. Auch der Headliner des Tages mag es feurig: „Death In Fire“ ist bei Amon Amarth nicht nur ein Titel auf der Setlist, sondern offensichtlich auch das Motto ihrer Pyro-Show. Auch das restliche Bühnenbild ist gewohnt spektakulär und ganz dem Wikinger-Thema gewidmet. Zu Songs wie „Raise Your Horns“, „Put Your Back Into The Oar“ und „God Of War“ wird im Publikum wild gemosht, gegrölt und gerudert. Der Klassiker „Twilight Of The Thunder God“ bildet natürlich das große Finale und gleichzeitig einen der Höhepunkte der Show, denn hier sieht man Johann Hegg mit dem Hammer Mjölnir bewaffnet in den Kampf gegen die Midgardschlange ziehen.
Den Abschluss bilden Phil Campbell And The Bastard Sons, die zu später Stunde noch einmal Motörhead auf den Kopf hauen. Das sorgt dann auch für einige Headbanger vor der Bühne, die das Festival so ausklingen lassen. Die Performance der Band ist enorm und das spürt man auch an der Resonanz im Publikum. Am Ausgang konnte man dann auch noch die Cantina Band bejubeln, wie lange ein Song dann noch lief, wissen nur die Überlebenden.
Trotz der wirklich heißen Bedingungen, die auch an den Mitarbeitern nicht spurlos vorbeigegangen sind, konnten wir ein gut organisiertes Festival und ein wirklich würdiges 30-jähriges Jubiläum erleben. Einziges wahrnehmbares Manko waren sicherlich die Staus bei der An- und Abreise für alle Beteiligten, zudem gehen manche Essenspreise mittlerweile schon an die Schmerzgrenze, dafür waren die Getränkepreise sehr im Rahmen. Auf ein 31. Rockharz 2024.