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Download Festival Germany 2022: Mega-Premiere am Hockenheimring

Mike KunzMike Kunz, 26.06.2022

Mike Kunz

Mike Kunz
26.06.2022

Das allererste Download Festival in Deutschland stand am 24. Juni 2022 auf dem Hockenheim Ring an. Das Festival ist ein Ableger des legendären Originals aus dem englischen Donington Park und wurde von Live Nation nach Deutschland gebracht. Nicht als Drei-Tages-Event, sondern als eine Art 1-tägiges Open Air. Mit dabei acht Bands, zwei Bühnen, Main Stage 1 und Main Stage 2, sowie der legendäre Headliner Metallica.

Als wir das erste Mal auf das Gelände kamen, waren wir etwas überrascht, denn es war bereits nach 12:00 Uhr (eigentliche Öffnungszeit), doch Zuschauer waren noch keine zu sehen. Irritiert checkten wir unsere Social Media-Kanäle, um zu sehen ob es irgendwelche News gab. Und ja, es gab wohl Schwierigkeiten beim Einlass und dem Abscannen der Tickets. Irgendwas lief da schief und der Einlass zog sich leider etwas in die Länge.

Ghostkid

Als Opener durfte Ghostkid, die Band um Sebastian „Sushi“ Biesler, die er 2020 in das Leben gerufen hat, das Download bei sehr heißen Temperaturen auf der Main Stage 2 eröffnen. Durch die Probleme beim Einlass spielte die Band leider noch nicht vor so viel Zuschauern. Nichts desto trotz legte die Band super los. Sushi ballerte seine Lyrics einfach nur so raus. Für mich immer wieder verwunderlich, wie dieser Mann nach all den Jahren immer noch so tighte Screams, Growls und Shouts raushauen kann. Bassist Stanni beschloss gegen Ende der Show einfach direkt mal im Publikum und dort im Circle Pit zuspielen. Die Zuschauer bedankten sich mit Circle und Mosh Pits. Sehr solider und genialer Auftritt der Opener.

 

Frank Carter & the Rattlesnakes

Wechsel zur Main Stage 1 und zu Frank Carter and The Rattle Snakes. Die Band lieferte eine typische enegeriegeladene Show. Immer wieder sprintete der Gitarrist Dean über die Rampe des Snake Pits, während die restliche Band auf der Bühne rockte. Auch hier wurde dann kurzerhand die Show direkt ins Publikum verlegt. Frank platzierte seinen Mikroständer im Publikum, kletterte über die Barrikade und verschwand in den Weiten des Publikums. Carter ist dafür bekannt, dass er das macht und dafür feiern ihn seine Fans. Für uns Fotografen war er leider kurz mal unauffindbar. Insgesamt eine wiedermal absolut ausgelassene Show von den Engländern.

Holding Absence

Die Waliser Band Holding Abscene war die zweite Band auf der Main Stage 2 und sie hatten es nicht leicht. Das ganze Set über kämpfte die Band mit technischen Problemen. Mir war zwar soundtechnisch nichts aufgefallen und nicht ganz klar, was da los war, aber zum Glück störte es die Zuschauer überhaupt nicht und supportete die Band mit Beifall. Mit “Thank You Hockenheim, You Are Legends” bedankte sich Sänger Lucas und die Band versuchte einfach das Beste aus der Situation zu machen. Tapfer kämpfte sich die Band durch ihr 40-minütiges Set und die Zuschauer dankten es ihnen mit viel Applaus.

Behemoth

Die Band, die irgendwie nicht in das Line Up passte und trotzdem (wie immer) sooo gut war. Behemoth eröffneten mit O“ra Pro Nobis Lucifer“ und ein blasphemisches 50-minütiges Black Metal-Set wurde auf Hockenheim losgelassen. Immer wieder schossen Flammen auf der Bühne hoch. Nergal peitschte das Publikum an. Seth lieferte die Solos, Orion und Inferno die Rhythms Parts. Die Band prügelte Songs wie „Wolves Ov Siberia“ und „Conguer All“ raus, bevor Nergal mit zwei Bengalos (Gelb und blau) auf die Bühne kam und den Song „Off To War“ der Ukraine widmete. „Christians To Lions“, „Ov my Herculean Exile“ und mein Favorit an dem Tag „Bartzabel“ folgeten. Das obligatorische „Chant For Ezkaton“ beendete das Set der polnischen Black Metal-Band. Während der Show schaute ich immer wieder in das Publikum. Die einen feierten die Band, andere wiederum wussten damit gar nichts anzufangen. Trotzdem, meiner Meinung nach, ein starkes Set mitten am Tag!

Enter Shikari

Es gab zwei Regeln. Erstens: Da draußen ist die Welt verrückt, aber hier sind wir Eins und feiern. Zweitens: Tanzt so, als würde niemand zuschauen! … das war das Motto des Sängers. Gesagt getan. Enter Shikari eröffneten die Show mit „The Great Unkown“ und buntem Konfetti. Sänger Rou hielt sich vom ersten Ton an Regel Nummer zwei. Er zappelte, hüpfte und tanzte auf der Bühne umher und hatte offensichtlich einfach nur Bock hier beim Download zu spielen. So wie die ganze Band einfach Spass hatte. Die Zuschauer waren ebenfalls am Start. Die Band aus England sorgte für gute Laune und machte ordentlich Stimmung am immernoch sehr warmen Freitagnachmittag in Hockenheim. Enter Shikari hatten auf jeden Fall Hollywood Undead, die ja bekanntlich absagen mußten, würdig ersetzt.

Five Finger Death Punch

Die US-Band Five Finger Death Punch, die man entweder mag oder auch nicht, war die letzte Band auf der Main Stage 1 vor Headliner Metallica. Hockenheim feierte 5FDP auf jeden Fall gut ab. Tighter Sound und Songs wie „Wash It All Away“, „Jekyll and Hyde“ oder das Cover „Bad Company“ kamen gut beim Publikum an. Ivan Moody, der ja gerne wieder jemanden auf die Bühne bringt, brachte auch beim Download einen jungen Fan zu sich auf die Bühne. Er reichte dem Gast eine Monster Energy-Dose präsentierte dem kurzzeitigen, neuen Mitglied dem Publikum, das wiederum den Gast auf der Bühne abfeierte. Eine lange Umarmung und eine paar Tränen beendeten das Gastspiel auf der Bühne für diesen jungen Fan. Klasse Aktion! Auch während des gesamten Konzertes verschenkte bzw. vertauschte Ivan einiges an Sachen, u.a. tauschte er mit einem Fan im Publikum seine Schuhe gegen die Mütze des Fans. So lief Ivan die restliche Show auf Socken. Unzählige Plektren flogen ins Publikum, ein Baseballschläger wurde verschenkt, wie zum Ende auch noch ein Shirt. Sehr fannah und sympathisch. Immer wieder kamen Sprechchöre aus dem Publikum. Von der einen Seite hallte es „Five Finger“ und die andere Seite der Zuschauer antwortete mit „Death Punch“. Ivan wusste das zu schätzen und dirigierte das Publikum passend. Die Band wechselte sich immer wieder ab, mit dem Weg über die verlängerte Stage in das Publikum. Immer wieder wechselte der Sänger zwischendurch sein Outfit. „Coming Down“, „Lift Me Up Under and Over It“ und „The Bleeding“ beendeten die 75-minütige Show. Wie am Anfang zu 5FDP geschrieben kann man von der Band halten, was man will, aber an diesem Abend hatte sie einfach eine klasse Show abgeliefert.

 

Sabaton

Pünktlich zum Auftritt der schwedischen Heavy Metal Band Sabaton fing es an zu Regen. Und nicht nur wenig, sondern etwas mehr wie ihr teilweise auf den Bildern sehen könnt. Sabaton kamen auf die Bühne und zündeten diese erstmal an. OK, vielleicht übertrieben aber immer wieder knallte es und Flammen schossen aus dem Boden, gleich bei dem ersten Song „Ghost Divison“ bevor Sänger Joakim den Schlagzeug-Panzer mit seiner Panzerfaust in die Luft jagte. Eigentlich ging das immer so weiter. Immer wieder Pyroeffekte auf der Schützengraben-ähnlich-aufgebauten Bühne. Durch das ganze Stage Setup war die Sicht auf die Band teilweise eingeschränkt. Hinter dem Stacheldraht und den Sandsäcken wechselten sich die Mitglieder immer wieder ab und kamen vorne an den Bühnenrand – wenn einmal nichts explodierte. Was mir schon den ganzen Tag über schon aufgefallen war, das sehr viele Sabaton Fans im Publikum waren und diese wussten was ihre Band am liebsten hatte: Sprechchöre, Mitsingen und das legendäre „Mehr Bier“, das dann der deutsche Alkoholbeauftragte auch sofort brachte, heizte die Stimmung trotz Regenschauer weiter an. Songs wie „The Red Baron“, „Bismarck“ oder „The Attack of the Dead Men“ wurden abgefeiert. Gitarrist Tommy lieferte immer wieder solide Gitarrensolos und Bassist Pär heizte die Stimmung weiter an. Nach 75 Minuten beendeten die Schweden mit „To Hell and Back“ ihr Set und hinterließen zufriedene Gesichter.

Metallica

Der Regen ließ nach und das legendäre Intro „The Ecstasy Of Gold“ startete die zweistündige Show. Die Band betrat die Bühne und spielte die ersten drei Songs auf dem vorderen Steg des Snake Pits, aus dem aus dem Nichts ein Schlagzeug aus dem Boden fuhr. Hetfield startete die Show mit „Hockenheim, Eins, Zwei, Drei, Vier.“ „Whiplash“, „Creeping Death“ und direkt als dritten Song lassen die vier ihren Hit  „Enter Sandman“ vom Stapel. Habe ich jetzt so auch noch nicht gesehen. Von der, über den Tag teilweise verhaltenen Stimmung, war nichts mehr zu spüren. Die Zuschauer am Hockenheim feierten die Band und ihr Set, das erfrischend anders war. Zurück auf der Hauptbühne begrüßte Hetfield das Publikum und bedankte sich, dass man auch noch nach 41 Jahren hier sein und Musik spielen durfte und das nur Dank der Metallica-Family, den Zuschauern. Ein kleiner Seitenhieb folgte auf „Enter Sandman“ – „Da wir jetzt unseren einzigen guten Song gespielt haben, weiß ich nicht was noch kommen soll“. Weiter ging es von „Cyanide“ über „Trapped Under Ice“ in den Song „Nothing Else Matters“. Der Hockenheimring bebte.

„Sad But True“ hallte es von der Bühne zur Tribüne und wieder zurück und Hockenheim folgte dem von James aufgeforderten “Helft mir singen!”. Ein absolut tightes „Sad But True“ prügelte aus der PA. Auf die Frage „St. Anger?“ und der Bestätigung des Publikums wurde „Dirty Window“ vom 2003-Album „St Anger“ gespielt. Das Publikum war kurz irritiert, da wohl alle dachten, jetzt käme der Titeltrack „St. Anger“. Aber so war das auch allen recht.

„Roam“, „Bellz“ und „Moth“ folgten bevor es in das absolut epische „Fade To Back“ ging. „Hockenheim repeat after me. You Are not Alone, You Are Family“. Schon ein wenig Hühnerpelle am Start. Das Intro zu „Damage Inc.“ kam vom Band, bevor dann mit Pyro der Song gestartet wurde. Irgendwie komische Platzierung der Pyro aber hey, Pyro ist immer gut! Videosnippets vom „One Video“ bzw. besser gesagt aus dem Film „Johnny Got His Gun“ das im ersten Metallicavideo von 1989 verwendet wurde, eröffnete den legendären Song „ONE“. „Master Of Puppets“ vom gleichnamigen bahnbrechenden Album beendete dann die Show standesgemäß mit Abschlussfeuerwerk. Mega-Metallica-Show mit frischer Setlist der größten Metalband der Welt.

Fazit

Guter Auftakt für ein sich hoffentlich länger etablierendes Download Festival in Deutschland. Gerne auch zwei oder drei Tage lang. Teilweise kleine Schwächen noch hier und da, aber sonst sehr gelungen. Die nächste Ausgabe 2023 wurde bereits angekündigt. Ein dickes Dankeschön an Veranstalter Live Nation und speziell an die Media Center-Crew für den reibungslosen Ablauf. Bis zum nächsten Jahr!

Mike Kunz Mike Kunz München

Der aus dem Süden Deutschlands stammende Mediengestalter ist seit 2014 als Konzertfotograf unterwegs. Von kleinen Clubs über Hallen bis zu großen Festivals, alles hat für Ihn den gleichen Reiz. Der Versuch die Musik und die Atmosphäre in Bildern festzuhalten.