Alle Kommentare von MinistryOfDeath

945 Kommentare

Anzeige
Anzeige
Icon4IvanTKlasnicund anderen gefällt das
MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
31.07.2023 20:16

Und genau das ist doch das Problem. Obwohl die Vorwürfe juristisch als "Verleumdung und Beleidigung" eingestuft wurden, bleibt der Vorwurf in den Köpfen haften. Monchi mag vielleicht ein schwieriger Charakter sein, und dass er sich nicht komplett von Sexismus frei machen kann, gibt er ja selbst zu. Können aber wahrscheinlich nur die wenigsten Menschen. Das macht weder ihn, noch die Band zum Täter.

FSF haben sich schon immer für unangenehme Themen eingesetzt, wo andere bedächtig schweigen. Da macht man sich nicht nur Freunde. So ein Vorwurf ist natürlich ein gefundenes Fressen für all diejenigen, denen sie schon seit langem ein Dorn im Auge waren. Ich persönlich finde, sie haben auf die Vorwürfe so professionell wie nur irgendwie möglich reagiert. Das ist ihnen hoch anzurechnen. Und damit sollte man es auch langsam mal gut sein lassen.

MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
21.07.2023 01:37

Ich befürchte ja, dass der Anti Flag-Vorfall nicht der letzte dieser Art war. Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und behaupten, dass sich in der Vergangenheit sexuelle Übergriffe im Umfeld eines Großteils der bekannteren Rock-/Popbands abgespielt haben. Ist natürlich nur eine Vermutung und ich habe keinerlei Beweise für diese Behauptung, aber die Szene ist ja insgesamt sehr ähnlich strukturiert mit Alkohol, Aftershowpartys & Co.

Die Frage ist, wie man damit als Fan umgeht? Man kann sich natürlich komplett davon distanzieren, aber ich habe die Befürchtung, dass es dann bei dem ein oder anderen sehr einsam werden könnte... Ich will die Taten damit auch gar nicht relativieren. Jeder sexuelle Übergriff gehört aufgeklärt und verurteilt. Es liegt mir auch fern, potentielle Opfer zu diskreditieren. Aber jetzt einfach alles zu boykottieren, kanns ja irgendwie auch nicht sein, oder?

Ich fand Samis Beitrag ein paar Seiten zuvor sehr treffend. Die ganze Diskussion hat bei mir persönlich schon zu einem Umdenken geführt. Ich finds gut, dass die Awareness für dieses sensible Thema steigt und kann jedes Opfer nur dazu ermutigen, seine Geschichte zu erzählen. Trotzdem fällt es mir als Unbeteiligter zunehmend schwer, die Täter auf dieser Grundlage zu verurteilen. Denn wie soll man sich ein moralisches Urteil erlauben, wenn das Bild der Idole, die den eigenen moralischen Wertekompass über Jahre hinweg mitgeprägt haben, immer wieder erschüttert wird?

Das wird sicherlich auch mit ein Grund sein, warum sich viele Fans zu teils dämlichen Loyalitätsbekundungen hinreißen lassen, die bar jeder Vernunft sind. Aber so einfach ist es dann schlussendlich doch nicht. Ich würde beispielsweise der Aussage, dass R+ ihre Kunst zum Ausleben der eigenen Lüste unter dem Deckmantel der Ironie missbrauchen, zum Teil widersprechen. Ich kenn die Bandmitglieder zwar nicht persönlich, aber über die Zeit bekommt man ja schon einiges mit. Natürlich ist diese These nach Bekanntwerden der Vorwürfe naheliegend, aber damit steckt man sie auch nur wieder in eine Schublade. Ich vermute, die Realität ist da ein wenig komplexer.

Dahingehend hat sich zum Beispiel meine Sichtweise auf Bands wie die Onkelz geändert. Es ist ein Leichtes alle Fans pauschal als Nazis abzustempeln, greift aber schlichtweg zu kurz, auch wenn es sicherlich auf einige zutreffen mag. Ich persönlich werde die Band weiterhin nicht hören, aber mMn kann man die Fans nicht für die Taten der Künstler verantwortlich machen. Genau das geschieht allerdings, wenn man so Sätze hört wie "ich verstehe nicht, wie man die immer noch abfeiern kann". Ich gehe mal stark davon aus, dass der größte Teil der Rammstein-Community, die Band nicht aufgrund von sexuellem Missbrauch abfeiert. Verschiedene Leute räumen den Dingen halt unterschiedliche Prioritäten ein.

Ich hab das Gefühl, dass dieses gegenseitige Unverständnis die Gräben nur noch vertieft. Denn als Gegenreaktion werden die tatsächlichen Opfer dann verhöhnt und unglaubwürdig gemacht, um den Vorwurf gegen die eigene Person zu entkräften (was ich ehrlich gesagt auch für eine ziemlich dumme Reaktion halte). Wäre es nicht sinnvoller, ein Verständnis zwischen beiden Seiten herzustellen, um somit den Fokus auf die eigentlichen Probleme zu lenken?

Darum hoffe ich, dass das nicht das endgültige Aus von Anti-Flag bedeutet, sondern sie sich (dann mit anderem Sänger) neu formieren. Denn im Kampf gegen Sexismus brauchen wir jede Stimme, zurzeit auch oder vielleicht gerade die kontroversen.

MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
18.07.2023 21:14·  Bearbeitet

Mal ne wertungsfreie Frage: Glaubt ihr, den Opfern wäre geholfen, wenn Rammstein die laufende Tour abbrechen, ne Bandpause einlegen oder sich gar auflösen?
Ich verfolge die Thematik ja jetzt schon länger und muss ganz ehrlich zugeben, ich habe dazu momentan noch keine Meinung (eine echte Antwort können natürlich nur die Opfer selbst geben).

MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
11.07.2023 20:46


MalteZ schrieb:
Kann man diese Texte auch anders interpretierern??
„Feine Sahne Fischfilet“
Textauszug:
So heißt es in einem Text über Polizisten:
„Wir stellen unseren eigenen Trupp zusammen und schicken den Mob dann auf euch rauf.
Die Bullenhelme- sie sollen fliegen, eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein
und danach schicken wir euch nach Bayern, denn die Ostsee soll frei von Bullen sein.“

In einem anderen Text wird darauf hingewiesen, dass man vortreten kann zum Steinewerfen auf Polizisten.
Und es heißt wörtlich weiter:
„Polizist sein heißt, dass Menschen mit Meinungen Feinde sind. ihr verprügelt gerade wieder Kinder…
Die nächste Bullenwache ist nur einen Steinwurf entfernt…“
Der Refrain, der folgt, heißt:
„Und der Hass, der steigt und unsere Wut - sie treibt.
Unsere Herzen brennen, unsere Herzen brennen.
Deutschland verrecke.


In einem weiteren Song, der die Grundeinstellung deutlich zum Ausdruck kommen lässt, heißt es:

„Deutschland ist Scheiße. Deutschland ist Dreck. Deutschland verrecke. Das wäre wunderbar.“



https://wetzlar-kurier.de/1107-die-bullenhelme--sie-sollen-fliegen-eure-knuppel-kriegt-ihr-in-die-fresse-rein/

Zitat anzeigen


Dazu sage ich nur "niemand muss Bulle sein"

MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
10.07.2023 12:30


Yertle-the-Turtle schrieb:
Ich finde den Elterngeldansatz nicht schlecht, bei dem die Leistung nur zu 100% abgerufen werden kann, wenn beide Partner sich die Elternzeit aufteilen. Das war ja einer der Hauptgründe überhaupt Elterngeld zu verteilen, damit beide Elternteile ohne zu große Einbußen im 1. Jahr Zeit mit dem Kind verbringen können.

So würde man gleichzeitig die Männer und Unternehmen beim Thema Elternzeit mehr in die Pflicht nehmen.

"Das Elterngeld sei keine Sozialleistung, sondern solle Männer motivieren, mehr Verantwortung in der Familie zu übernehmen"

Wenn es keine Sozialleistung ist sollte es auch nicht an ein Einkommen gekoppelt werden. Oder gibt es beim 49 Euro Ticket oder der Gaspreisbremse auch Gehaltsklassen, die ausgeschlossen werden?

Vorschlag:
Frauen (bzw. Partner A) bekommen bis 10 Monate gezahlt, die anderen 4 Monate erhält man nur über den Mann (bzw. Partner B). Und diese Regelung dann für ALLE Eltern anwenden und nicht nur ab 150K.

Ansonsten war das gestern ein erbärmlicher Auftritt von Lisa Paus bei Anne Will. Vielleicht war sie etwas überfordert, aber sie hat nicht den Eindruck gemacht irgendwo konkrete Konzepte und Pläne zu haben.

Zitat anzeigen



Prinzipiell bin ich ja bei dir, aber wo genau wird bei deinem Vorschlag Geld eingespart? Wenn mich nicht alles täuscht, ist es heute ja schon so, dass du die vollen 14 Monate nur bekommst, wenn der andere Partner auch mindestens 2 Monate nimmt.

Den Auftritt bei Anne Will habe ich jetzt nicht gesehen, weil ich solche Talk-Formate ehrlich gesagt für Zeitverschwendung halte. Aber wenn ich lese, dass die Alternativen Kürzungen beim Unterhaltsvorschuss oder Kinderzuschlag sind, dann klingt der aktuelle Vorschlag schon nach der wenigsten schlimmen Variante für mich. Für Leute in deiner Situation ist das natürlich sehr unangenehm, fairerweise muss man aber sagen, dass du da eher Teil einer sehr kleinen Minderheit bist. Da muss man dann am Ende vielleicht einfach pragmatisch entscheiden.

Finde den Vorschlag von Klingbeil, alternativ das Ehegatten-Splitting abzuschaffen, nicht schlecht. Aber da wird wahrscheinlich die FDP nicht mitmachen. Das wäre doch mal die Gelegenheit für Scholz, Führungsstärke zu zeigen.

MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
09.07.2023 23:45

Wollte mit der Frage eigentlich keine Generationendebatte lostreten, aber habe sie jetzt auch nicht ganz ohne persönlichen Hintergrund gestellt

Gehe jetzt stramm auf die 30 zu und bin seit ein paar Jahren im Berufsleben. Den Vorwurf von mangelnder Leistungsbereitschaft kann ich so nicht nachvollziehen. Ich hab eher den Eindruck, die Bewertungsgrundlagen haben sich verschoben. Ich versteh auch nicht, warum Wohlstand (wie im eingangs erwähnten Interview) immer materieller Natur sein muss. Für mich umfasst Wohlstand u.a. auch über freie Zeit zur Selbstverwirklichung zu verfügen. Deshalb würde ich in meinem Job eine 4-Tages-/30-Stunden-Woche begrüßen.

Natürlich funktioniert das nicht in jeder Branche, aber gerade Jobs mit kognitiv anspruchsvollen Aufgaben halte ich prädestiniert dafür. Denn in genau diesen Jobs muss ich feststellen, dass die Leute zunehmend ausbrennen. Das beginnt schon im Studium, das in Regelstudienzeit durchgepeitscht wird, und geht im Berufsleben nahtlos weiter. Rein körperlich könnten diese Menschen noch mit weit über 70 arbeiten, stoßen aber bereits mit Mitte 30 an ihre psychischen Grenzen, weil der Leistungsdruck in einer weltweit konkurrierenden Gesellschaft immer größer wird. Das gab es so vor 20, 30 Jahren schlicht und ergreifend noch nicht.

Da passen dann auch die Studien ins Bild, die Menschen mit 4-Tages-Woche höhere Produktivität und geringeren Krankenstand attestieren. Umso weniger verstehe ich, warum sich die Arbeitgeberseite mit Händen und Füßen dagegen wehrt. Es ist ein Irrglaube zu erwarten, wenn die Menschen einfach mehr arbeiten, dann steige gleichzeitig Produktivität und damit "Wohlstand". Vielleicht ist die Angst vor Veränderung in der älteren Generation (die ja meistens in den Entscheidungspositionen sitzt) einfach noch zu groß.

Die Verschiebung hin zu einem Arbeitnehmermarkt macht mir da tatsächlich Hoffnung. Ich gehe stark davon aus, dass das Thema nur eine Frage der Zeit ist. In vielen Handwerksbetrieben sieht man diese Konzept ja bereits heute. Und auch die große Zustimmung von euch (wenn auch nicht repräsentativ) spricht ja eher dafür.

Icon3Kukkaund anderen gefällt das
MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
06.07.2023 23:15

Ich glaube nicht, dass man den Zulauf zur AfD stoppt, indem man auf den etablierten Parteien rumhackt und Politikverdrossenheit schürt, ganz im Gegenteil. Sicherlich, wir leben in einer global vernetzten, sich immer schneller drehenden Welt. Da ist es ganz natürlich, dass sich Menschen verunsichert und abgehangen fühlen. Und natürlich könnten (und müssten) die etablierten Parteien, diesen Menschen besser zuhören und eine Perspektive bieten. Ich will da keinen von der Kritik ausnehmen.

Es muss einem aber auch bewusst sein, dass in diesem Land allem zum Trotz immer noch sehr sehr viel richtig läuft. Wir haben eine diverse Parteienlandschaft, die zwar viel streitet (was auch irgendwie zu einer funktionierenden Demokratie dazugehört), aber trotzdem eine der stabilsten Regierungen dieser Welt bildet. Wir haben eine unabhängige Justiz, die im Sinne der vom Volk legitimierten Gesetze urteilt. Wir haben Sozialsysteme, die zwar bei Weitem nicht perfekt sind, vielen Menschen aber überhaupt erst ein lebenswertes Leben ermöglichen.

Das sollte man sich von Zeit zu Zeit vergegenwärtigen und nicht immer den sogenannten "Leitmedien" oder (noch schlimmer) Social Media nachgeben. Diese Systeme leben nämlich von Aufregung und Unzufriedenheit. Vielleicht sollten wir einfach öfter nochmal über das Geschriebene nachdenken, wenn die erste Empörung verflogen ist. Dann liest sich vieles um einiges verständlicher.

In einem 5-Parteien System (exkl. AfD) sollte man genügend Auswahl haben eine vertretbare Wahl zu treffen. Man muss sich ja nicht gleich ein Parteibuch zulegen. Ich glaube, es ist ein wenig naiv zu glauben, andere Kleinstparteien würden unsere Problem auf Anhieb besser lösen. Das stärkt in der momentanen Situation im Endeffekt nur den Demokratiefeinden den Rücken. Deshalb, sich auch mal die positiven Seiten vor Augen führen und bei der nächsten Wahl mit gutem Gewissen sein Kreuzchen machen. Denn um es mit den Worten von Hagen Rether zu sagen, "Das einzige was die AfD uns bieten kann, ist der Hass unserer Großväter. Und Hass haben wir schon genug".

Icon2TheWizardund anderen gefällt das
MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
22.06.2023 21:28


Helmut-Seubert schrieb:
Jan Gorkow (FSF) liest am Samstag relativ spontan auf dem Vainstream.
Das findet Social Media in Summe nicht so toll.
Materia spielt dort auch, da kommen dann so Postings wie "Täter Lineup".

Zitat anzeigen


Ich versteh die Aufregung nicht. Weder Jan Gorkow noch Materia sind nachweislich "Täter". Der Social-Media-Mob kann seine Mistgabeln wieder einpacken.

MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
15.06.2023 02:02·  Bearbeitet

Bezugnehmend auf den Post von Kukka aus dem Rammstein-Tour-Thread:


Kukka schrieb:
Ich wollte ja nichts mehr sagen, aber ich habe da heute zum Thema was gehört was mich sehr abgeholt hat. Ich hatte selbst ein paar Aha Momente.

Ich empfehle die neue Podcastfolge "An uns Männer" von Betreutes Fühlen.

Ist wirklich sehr gut und beschreibt auch sehr die Problematik der Männer. Alles auch noch schön wissenschaftlich mit Studien und Quellen. Wer Lust hat sollte mal reinhören (die ersten Minuten "allgemeines Gerede") können übersprungen werden.

Zitat anzeigen



Kann ich nur weiterempfehlen, sehr hörenswert Auch wenn ich anmerken muss, dass die zu Beginn zitierte Studie wohl (zum Glück) doch nicht so repräsentativ ist wie gedacht.
www.tagesschau.de

Ein Punkt, über den länger diskutiert wurde und den ich gerne noch ergänzen möchte, war Atzes Aussage "nur ein Ja meint ja". Das lässt sich zwar immer leicht fordern, ich bin mir aber nicht sicher, ob es in der Realität genauso leicht umsetzbar ist. Wie heißt es so schön bei Watzlawik, "man kann nicht nicht kommunizieren". Ich glaube, non-verbale Kommunikation ist ein essentieller Einflussfaktor, auf den man nicht so einfach verzichten kann.

Ich denke, dass viele Männer (mich eingeschlossen) sich der Problematik durchaus bewusst sind und gerne etwas ändern wollen, dazu aber auf unsere (und damit meine ich explizit alle Geschlechter) Hilfe angewiesen sind. Soll heißen, im Falle eines Missverständnis nicht sofort verurteilen, sondern die Situation reflektieren, drüber sprechen und gemeinsam Lösungen finden.

Edit: Bezieht sich jetzt auf die Podcast-Folge, weniger auf die Rammstein-Thematik.

MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
12.06.2023 14:16

@hermes81

Du schaffst es auch immer wieder meine eigentlichen Aussagen zu verkürzen und lächerlich zu machen. Aber ist okay, man darf selbstverständlich anderer Meinung sein.

@shellshock

Ich habs absichtlich so drastisch formuliert, weil Mensch sein für mich nicht verhandelbar ist. ALLE Menschen haben mMn das Recht auf Resozialisierung. Und in diesem Punkt bin ich auch nicht bereit von meiner Haltung abzuweichen. Aber back to topic.

MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
11.06.2023 22:22


hermes81 schrieb:


MinistryOfDeath schrieb:
Ich lese hier ja die letzten Wochen immer fleißig mit und habe auch schon den ein oder anderen Beitrag verfasst. Als Fan kommt ja gar nicht umhin, sich mit der ganzen Sache auseinanderzusetzen. Ich wurde auch schon im Freundeskreis und sogar auf der Arbeit auf das Thema angesprochen. Am Ende wird dann immer von einem erwartet, dass man sich positioniert, weshalb ich mir die vergangenen Tage ein paar Gedanken gemacht habe, die ich gerne mit euch teilen würde.

Also erstmal möchte ich betonen, dass ich die Erfahrungsberichte der (größtenteils) jungen Frauen für absolut plausibel halte. Gerade für den, der sich mit Lindemanns Solo-Projekten etwas genauer beschäftigt, sollten die Vorwürfe nicht überraschend kommen. Und es ist unerträglich, wie hart diese Menschen dafür angegangen werden. Das zeigt mir, wie weit unsere Gesellschaft eigentlich noch von einem fairen Umgang miteinander entfernt ist.

Ich persönlich finde die geschilderten Praktiken zumindest fragwürdig und befremdlich. Das hat nach meinem Verständnis wenig mit Intimität zu tun. Aber solange es im beidseitigen Einvernehmen passiert, tut meine Meinung nicht zur Sache. Wenn es jemand geil findet, seinem großen Idol den Schwanz zu lutschen, dann bin ich sicherlich der letzte, der das anprangert. Etwas komplett anderes ist es, wenn Menschen (auf welche Art und Weise auch immer) unter Druck gesetzt werden, um solch eine Einvernehmlichkeit zu erzwingen.

Und deshalb finde ich diese Diskussion unfassbar wichtig. Denn scheinbar zeigt sie ja bereits Wirkung. Die Row 0 wurde in München abgeschafft und es würde mich nicht wundern, wenn das auch in Zukunft so bleibt. Es werden Awareness-Konzepte geschaffen und die Band scheint die Vorwürfe ernst zu nehmen (wenn man mal die rechtliche Fassade außen vor lässt). Das alles sind die Verdienste der Menschen, die den Mut hatten, sich in dieser Sache zu äußern. Gerade auch wegen der vielen Anfeindungen habe ich großen Respekt vor diesem Schritt.

Nichtsdestotrotz, halte ich die Rufe nach Tourabbruch, Auflösung und Vergeltung für falsch. Wenn Fehler in der Vergangenheit gemacht wurden, so muss man den Verursachern doch auch die Gelegenheit geben, etwas zu ändern. Nur die Band zu canceln (jetzt habe ich das böse Wort doch benutzt), bringt niemanden etwas, auch nicht den Betroffenen. Denn scheinbar gibt es dieses System erst seit ein paar Jahren. Die Zeit davor ging es ja auch ohne wilde Sexorgien.

Ich fände es extrem schade, wenn Rammstein von der Bildfläche verschwinden würde. Sowohl musikalisch als auch textlich haben sie die Musikwelt enorm bereichert. Auch wenn ihre Texte teilweise etwas kryptisch sind, so gab es gerade auf dem letzten Album doch einiges an Gesellschaftskritik. Ich frage mich in solchen Situationen immer, kann man Kunst und Künstler voneinander trennen? Was ich bei Rammstein definitiv bejahen würde, fällt mir z.B. bei der Band Lindemann schwer. Ich glaube viele vergessen, dass es hinter Rammstein ja noch 5 weitere Bandmitglieder gibt.

Was mich an der Diskussion ein wenig ärgert und was, glaube ich, auch ein Grund für den Beißreflex vieler Fans ist, dass man als Fan immer ein Stück mitverantwortlich gemacht wird, obwohl wir kaum Einfluss haben. Natürlich unterstütze ich Till Lindemann finanziell, wenn ich mir ein Konzertticket für Rammstein kaufe. Aber das tue ich ja, weil ich die Musik und die Texte feier und nicht, weil ich sexuellen Missbrauch gutheiße. Wenn sich jetzt niemand mehr Tickets kaufen würde, dann würde es in Zukunft auch keine Musik von Rammstein mehr geben. Nur seine sexuelle Befriedigung würde sich Lindemann garantiert woanders holen. Dahingehend hätte man nichts erreicht.

Ich bin überzeugt, einen echten Sinneswandel kann man nur durch Diskurs, nicht aber durch Canceln erreichen. Und deshalb hoffe ich, dass die Band die nötigen Konsequenzen zieht, sodass man in Zukunft auf Augenhöhe mit seinen Fans interagiert. Denn solch ein System der Einschüchterung ist nicht tolerierbar. Dann freue ich mich auch wieder darauf, ihre Shows besuchen zu dürfen.

Zitat anzeigen


Ich halte viele Stellen dieses Textes für fragwürdig um es mal ganz nett zu formulieren.

Klingt nach: Ja, in der Vergangenheit ist scheiße passiert aber ja eigentlich noch nicht so lange.

Und jetzt haben Sie ihre Lektion ja gelernt und vergehen sich nicht mehr an jungen Mädels.

Dann passt es ja wieder. Schließlich ist die Musik und die Texte ja gut.

So klingen einige Passagen für mich.

Ich bin mir ziemlich sicher dass du das so nicht meinst (hoffe ich zumindest mal) aber genau so wirkt es auf mich!

Zitat anzeigen



Wenn du dir ziemlich sicher bist, dass ich es nicht so meine, warum wirfst du mir es dann vor? Aber du hast Recht, meine Intention war es in keinster Weise das Geschehene zu relativieren. Ich dachte, das habe ich in den ersten Abschnitten klar gemacht.

Aus meiner ganz persönlichen Erfahrung kann ich sagen, Fehler zu machen ist menschlich und oft verstrickt man sich unbewusst immer tiefer hinein. Auch wenn das jetzt in keinem Vergleich zu dieser Situation steht, kann ich dir sagen, es fühlt sich extrem scheiße an, jemanden emotional zu verletzen. Aber noch viel beschissener ist das Gefühl, keine Chance zu bekommen, seine Fehler wieder gutzumachen.

Ich würde jedem Neonazi, Mörder oder Kinderficker die Hand reichen, wenn er mir glaubhaft versichern kann, dass er sein Verhalten ändern möchte. Auch solche Menschen haben das Recht wieder an unserer Gesellschaft teilzunehmen, wenn sie ihre Strafe verbüßt haben. Genauso haben Rammstein mMn ein Recht darauf weiterhin gehört zu werden, wenn sie zu ihren Fehlern stehen und den nötigen Willen an Veränderung an den Tag legen.


Locust schrieb:
Sind sie das wirklich noch? R+ hat das wirklich genial gemacht und das so zu verstehen gegeben. Aktuell muss man aber die wahren
Deutungen und die Authentizität von Rammstein stark hinerfragen.
Sie zerstören gerade das eigene Kustwerk

Zitat anzeigen



Ich behaupte ja. Wenn man mal die Lindemann und Rammstein Texte nebeneinander liegt, sieht man es ganz gut. Bei Rammstein haben halt die anderen Bandmitglieder noch ein Mitspracherecht. Ich habe so ein bisschen das Gefühl, dass Lindemann sein Solo-Projekt für seine sexuellen Fantasien missbraucht, während der "Quality" Content in Rammstein fließt.

Texte wie in Giftig o.ä. mögen jetzt vielleicht in einem anderen Licht dastehen. Aber die Band zieht ja ihre Daseinsberechtigung aus der Provokation von Grenzerfahrungen. Ich glaube, die sind auch wichtig, um solche Diskurse führen zu können. Wenn allerdings eine Grenzüberschreitung stattgefunden hat, so muss dem selbstverständlich Einhalt geboten werden.

Natürlich möchte ich in Zukunft nicht mit sexuellen Missbrauch in Verbindung gesetzt werden, wenn ich ein R+ Shirt trage. Das sollte im bandeigenen Interesse sein, hier klar zu machen, wofür sie wirklich stehen, am besten musikalisch und nicht mit Anwälten. Das sie das können, haben sie ja bereits in der Vergangenheit oft genug bewiesen.

Icon3Metalguardund anderen gefällt das
MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
11.06.2023 18:43

Ich lese hier ja die letzten Wochen immer fleißig mit und habe auch schon den ein oder anderen Beitrag verfasst. Als Fan kommt ja gar nicht umhin, sich mit der ganzen Sache auseinanderzusetzen. Ich wurde auch schon im Freundeskreis und sogar auf der Arbeit auf das Thema angesprochen. Am Ende wird dann immer von einem erwartet, dass man sich positioniert, weshalb ich mir die vergangenen Tage ein paar Gedanken gemacht habe, die ich gerne mit euch teilen würde.

Also erstmal möchte ich betonen, dass ich die Erfahrungsberichte der (größtenteils) jungen Frauen für absolut plausibel halte. Gerade für den, der sich mit Lindemanns Solo-Projekten etwas genauer beschäftigt, sollten die Vorwürfe nicht überraschend kommen. Und es ist unerträglich, wie hart diese Menschen dafür angegangen werden. Das zeigt mir, wie weit unsere Gesellschaft eigentlich noch von einem fairen Umgang miteinander entfernt ist.

Ich persönlich finde die geschilderten Praktiken zumindest fragwürdig und befremdlich. Das hat nach meinem Verständnis wenig mit Intimität zu tun. Aber solange es im beidseitigen Einvernehmen passiert, tut meine Meinung nicht zur Sache. Wenn es jemand geil findet, seinem großen Idol den Schwanz zu lutschen, dann bin ich sicherlich der letzte, der das anprangert. Etwas komplett anderes ist es, wenn Menschen (auf welche Art und Weise auch immer) unter Druck gesetzt werden, um solch eine Einvernehmlichkeit zu erzwingen.

Und deshalb finde ich diese Diskussion unfassbar wichtig. Denn scheinbar zeigt sie ja bereits Wirkung. Die Row 0 wurde in München abgeschafft und es würde mich nicht wundern, wenn das auch in Zukunft so bleibt. Es werden Awareness-Konzepte geschaffen und die Band scheint die Vorwürfe ernst zu nehmen (wenn man mal die rechtliche Fassade außen vor lässt). Das alles sind die Verdienste der Menschen, die den Mut hatten, sich in dieser Sache zu äußern. Gerade auch wegen der vielen Anfeindungen habe ich großen Respekt vor diesem Schritt.

Nichtsdestotrotz, halte ich die Rufe nach Tourabbruch, Auflösung und Vergeltung für falsch. Wenn Fehler in der Vergangenheit gemacht wurden, so muss man den Verursachern doch auch die Gelegenheit geben, etwas zu ändern. Nur die Band zu canceln (jetzt habe ich das böse Wort doch benutzt), bringt niemanden etwas, auch nicht den Betroffenen. Denn scheinbar gibt es dieses System erst seit ein paar Jahren. Die Zeit davor ging es ja auch ohne wilde Sexorgien.

Ich fände es extrem schade, wenn Rammstein von der Bildfläche verschwinden würde. Sowohl musikalisch als auch textlich haben sie die Musikwelt enorm bereichert. Auch wenn ihre Texte teilweise etwas kryptisch sind, so gab es gerade auf dem letzten Album doch einiges an Gesellschaftskritik. Ich frage mich in solchen Situationen immer, kann man Kunst und Künstler voneinander trennen? Was ich bei Rammstein definitiv bejahen würde, fällt mir z.B. bei der Band Lindemann schwer. Ich glaube viele vergessen, dass es hinter Rammstein ja noch 5 weitere Bandmitglieder gibt.

Was mich an der Diskussion ein wenig ärgert und was, glaube ich, auch ein Grund für den Beißreflex vieler Fans ist, dass man als Fan immer ein Stück mitverantwortlich gemacht wird, obwohl wir kaum Einfluss haben. Natürlich unterstütze ich Till Lindemann finanziell, wenn ich mir ein Konzertticket für Rammstein kaufe. Aber das tue ich ja, weil ich die Musik und die Texte feier und nicht, weil ich sexuellen Missbrauch gutheiße. Wenn sich jetzt niemand mehr Tickets kaufen würde, dann würde es in Zukunft auch keine Musik von Rammstein mehr geben. Nur seine sexuelle Befriedigung würde sich Lindemann garantiert woanders holen. Dahingehend hätte man nichts erreicht.

Ich bin überzeugt, einen echten Sinneswandel kann man nur durch Diskurs, nicht aber durch Canceln erreichen. Und deshalb hoffe ich, dass die Band die nötigen Konsequenzen zieht, sodass man in Zukunft auf Augenhöhe mit seinen Fans interagiert. Denn solch ein System der Einschüchterung ist nicht tolerierbar. Dann freue ich mich auch wieder darauf, ihre Shows besuchen zu dürfen.

Icon1-TW- gefällt das
MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
08.06.2023 01:41


NoelGallagher schrieb:
Es ist mir rätselhaft, wie so ein System jahrelang existieren kann und keiner sagt etwas. Das müssen doch richtig viele Leute mitbekommen haben:

- Die Band
- Der oder die Tourmanager
- Die Security

Und wahrscheinlich noch etliche mehr.

Zitat anzeigen



Die von dir genannten Personen wussten höchstwahrscheinlich auch Bescheid. Es hat sie halt nur nicht sonderlich interessiert bzw. waren ihnen andere Sachen wichtiger. Als Außenstehender macht man es sich da auch sehr leicht zu urteilen. Als Beteiligter steht man vielleicht in finanzieller oder sozialer Abhängigkeit, möchte sein gutes Verhältnis nicht belasten und will es wahrscheinlich auch gar nicht so genau wissen, was da abgeht. Denn das würde ja bedeuten, dass man sich damit intensiver auseinandersetzen muss, was wiederum Gewissenskonflikte oder kognitive Dissonanzen auslösen könnte. Also blendet man das Ganze ein Stück weit aus und toleriert es.

Ich vermute, diese Personen würden als Außenstehende auch anders handeln oder es zumindest behaupten. Ich glaube, jeder von uns kennt ähnliche Situationen, wenn auch von geringerer Tragweite. Vielleicht kann oder muss man sogar dieses Verhalten kritisieren. Ich weiß nur nicht, ob ich selbst in solch einer Situation anders reagieren würde.

Ich finds aber ironisch, dass einem Empathielosigkeit vorgeworfen wird, wenn man versucht, sich in die Gegenseite hineinzuversetzen und sich nicht unreflektiert einfach der Mehrheitsmeinung anschließt. Das bedeutet ja noch lange nicht, dass man die Geschehnisse gutheißt.

Icon6HappySquirrelund anderen gefällt das
MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
06.06.2023 23:51

Eieiei, da ist man mal 24 h nicht online und der Thread eskaliert gleich vollständig

Also erstmal möchte ich der Untergangsstimmung hier entgegnen, ich persönlich hoffe nicht, das Rammstein sich auflösen, weder während noch nach der Tour. Was ist das überhaupt für ne Forderung und wer bin ich, sowas fordern zu können?

Offenkundig gibt es in dieser Sache einiges an Diskussionsbedarf. Leider hat sich diese Debatte mittlerweile dermaßen aufgeladen, dass an sachliche Aufklärung nicht mehr zu denken ist. Ich möchte hier auch weder irgendwelche Unterstellungen äußern, noch jemanden in Schutz nehmen. Mich würde vielmehr die Wahrheit interessieren. Aber je mehr Leute sich in die Debatte einmischen, desto schwieriger wird es, sich ein nüchternes Bild zu machen.

Spannend ist denke ich, ob Lindemann sich bei den im Raum stehenden Vorwürfen selbst strafbar gemacht hat, was nicht der Internet-Mob zu entscheiden hat, sondern ein Gericht. Sollte das wirklich der Fall sein, so erwarte ich selbstverständlich, dass er für die entsprechenden Taten Verantwortung übernimmt (wie auch immer diese aussehen mag).

Jetzt (gerade in dieser Phase) nach individuellen Moralvorstellungen zu urteilen, halte ich allerdings für äußerst problematisch. Natürlich darf jeder Einzelne seine Meinung kundtun, den Konzerten fernbleiben oder welche persönlichen Konsequenzen auch immer er oder sie für gerechtfertigt hält. Nur lautstark die Auflösung zu fordern oder gar andere Menschen dafür anzugreifen, weil diese sich an der Verurteilung nicht beteiligen (indem sie z.B. ihr gekauftes Ticket einlösen), finde ich mehr als befremdlich.

Den genauso wenig wie ich in einer Welt mit sexuellem Missbrauch leben möchte, möchte ich in einer Welt leben, wo mir andere (größtenteils uninformierte) Menschen und Institutionen einen Moralkompass aufzwingen. Außerhalb der Strafbarkeit, würde ich gerne selbst entscheiden, ob ich Lindemanns Verhalten und die damit verbundenen Konsequenzen toleriere oder nicht. Das ist mir aber nicht möglich, wenn die laufenden Tour aufgrund der Vorwürfe abgebrochen wird. Dann hätte nämlich schon jemand anders für mich entschieden.

Dazu möchte ich anmerken, dass ich derzeit nicht zu den stolzen Ticketbesitzern gehöre, also kein Eigeninteresse daran habe. Aber ich kann die Vorfreude auf so ein Ereignis zu 100% nachempfinden und finde es schade, dass einigen von euch durch die Vorkommnisse der letzten Tage und Wochen diese Vorfreude genommen wurde. Was nicht heißen soll, dass ich die Transparenz in dieser Sache, vor allem in Hinblick auf potentiell Geschädigte, nicht begrüßen würde.

Ich finde nur es ist noch zu früh über solche Themen wie Auflösung & Co. zu sprechen. Ich glaube auch nicht, dass eine Tourabsage oder Bandauflösung den Geschädigten wirklich weiterhilft. Vielmehr wäre es wünschenswert, die im Zentrum der Vorwürfe stehenden Praktiken zu hinterfragen, was ja laut Berichten bereits (teilweise) geschehen ist. Dahingehend hat die Debatte also schonmal was gebracht. Ich hoffe inständig, dass man auch weiterhin besonnen reagiert und eine für alle Beteiligten annehmbare Lösung des Konflikts gefunden wird.

Icon2shellshockund anderen gefällt das
MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
04.06.2023 22:45·  Bearbeitet


mattkru schrieb:
Ich war gestern bei einer Veranstaltung mit 5000 Leuten und Normalo-Publikum. Zwischendurch hat der DJ ‚Engel‘ aufgelegt und es wurde ziemlich abgefeiert. Entweder ist die Sache mit Till noch nicht wirklich überall angekommen oder es ist den Leuten anscheinend irgendwie egal.

Zitat anzeigen


Und was genau hast du jetzt erwartet? Öffentliche Verbrennung von Rammstein-Tonträgern? Jetzt kommt doch alle mal ein bisschen runter und gebt der ganzen Sache etwas Zeit.

MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
03.06.2023 18:20

www.tagesschau.de

Aha, Trauzeugen und Filz also auch im Arbeits-, Verkehrs- und Finanzministerium. Na, wenn die Herrschaft Heil, Wissing und Lindner da mal nicht um ihre Posten bangen müssen

Ne, mal ernsthaft. Das entlarvt die ganze Geschichte doch mal wieder als billiges Grünen-Bashing. Aber die legen auch so hohe Moralvorstellungen an den Tag (behauptet das nicht eigentlich nur die Union?), da ist es ja gerechtfertigt mit zweierlei Maß zu messen.

Ich kann die hiesige Medienlandschaft und die Leute mit den erhobenen Zeigefingern langsam nicht mehr ernst nehmen

MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
30.05.2023 21:52


Derrick93 schrieb:
[...]

Stehe da voll auf der Seite mehrerer Opfer, deren Mut man anerkennen sollte und sie mir auf Grund des Shitstorms sehr Leid tun. Darüber gar nicht zu sprechen und den Behörden das zu überlassen hat sich in der Vergangenheit ja schon so oft als David gegen Goliath herausgestellt.

Kurz danach heißt es dann wieder einmal "der Fall wurde eingestellt" und der KünstLER ist somit unschuldig. Grüße gehen dabei an Kliemann & Marteria.

Zitat anzeigen



Den Mut aufzubringen, Missbrauch öffentlich zu machen, kann man gar nicht hoch genug honorieren. Aber du sagst es ja selber, man setzt sich damit einem immensen Druck aus. Auch wenn es aller Ehren wert ist, andere schützen zu wollen, in solchen Situationen ist es in erster Linie wichtig, sich selbst zu schützen.

Offtopic: Was mit Marteria los war, entzieht sich meiner Kenntnis, aber in der Causa Kliemann, möchte ich vehement widersprechen. Kliemanns Verfahren wurde gegen eine Zahlung an eine gemeinnützige Organisation in Höhe von 20.000 € eingestellt. Das ist wahrscheinlich mehr, als man in einem langwierigen Prozess hätte erreichen können. Davon profitieren alle Seiten. Btw ist das gar nicht so unüblich, auch bei Privatpersonen. Nur davon berichten die Medien verständlicherweise nicht. Kein Grund unser Rechtssystem in Frage zu stellen. Kliemann mag damit vielleicht nicht rechtskräftig verurteilt sein, aber seine Karriere in der Öffentlichkeit ist ohnehin vorbei. Ich finde, irgendwann muss man auch mal gut sein lassen.

MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
29.05.2023 19:29


Mambo schrieb:

[...]

Ich will mich da auch garnicht an Spekulationen beteiligen, wichtig ist mir aber, dass das für mich eine vollkommen andere Sache ist als die hier gerne verglichene FSF-Geschichte:

Hier erhebt eine Frau, die nachweislich auf dem Konzert war und sich ihren Aussagen nach bereits an Polizei und Ärzte gewandt hat, öffentlich konkrete Vorwürfe, die sofern wahr zweifellos schwere Straftaten darstellen würden.
Das ist nicht vergleichbar mit einer anonym bleibendne Kampagne, die staatliche Akteure ablehnt und einen (ihren eigenen Regeln folgenden) Shitstorm startet, in dem sie weder abstrakt konkretisiert, um was es überhaupt geht, noch an welchen Verhaltensregeln sie das unbekannt bleibende Verhalten misst.

Zitat anzeigen



Vollkommen richtig, was du sagst. Und es war auch gar nicht meine Absicht, diesen Vorfall mit dem FSF-Vergleich herunterzuspielen. Ich fühlte mich nur daran erinnert.

Was ich nicht ganz nachvollziehen kann, warum man sowas direkt auf Twitter posten muss. Ich kann verstehen, dass man seine Erfahrungen gerne teilen oder andere Leute warnen möchte, nur halte ich "soziale" Medien dafür vollkommen ungeeignet. Ab einem gewissen Ausmaß verselbstständigt sich solch ein Diskussion und man hat keine Kontrolle mehr darüber. Dann werden Dinge zugespitzt und Fakten womöglich verdreht. Das kann mitunter sogar zu einer erhebliche Gefahr für die eigentlichen Opfer werden. Ich erinnere nur an die Ex-Freundin von Jerome Boateng, die nach dem Vorwurf der häuslichen Gewalt von einem Teil der Internetcommunity in den Suizid getrieben wurde.

Falls irgendwer selbst in solch eine Situation gerät, wendet euch an entsprechende Beratungsstellen oder die Polizei. Dort werden eure Erfahrungen ernst genommen und fachmännisch betreut. Und auch wenn gerne mal das Gegenteil behauptet wird, hier in Deutschland haben wir einen funktionierenden Rechtsstaat, der auch tätig wird, falls eine Straftat vorliegen sollte.
Ich lasse mich gerne überzeugen, aber meine bisherige Erfahrung mit sozialen Medien lässt mich daran zweifeln, ob das der ideale Ort ist, sowas auszutragen.

MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
28.05.2023 23:04

Falls zufällig noch wer eine Karte für Münster am 05.06. loswerden möchte, gerne PN an mich. Hätte durchaus Interesse

Icon3-TW-und anderen gefällt das
MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
28.05.2023 02:20

Wird das jetzt wieder so eine Diskussion wie im FSF Thread? Ich gebe zu bedenken, nur weil jemand ein Arschloch ist, erfüllt das noch lange nicht den Tatbestand der sexuellen Nötigung. Wenn es handfeste Beweise für ein Fehlverhalten gibt, kann und sollte man das gerne diskutieren. Bloße Unterstellungen erweisen der gesamten Bewegung jedoch nur einen Bärendienst, weil sie irgendwann nicht mehr ernst genommen wird. Und das wäre bei so einem wichtigen und sensiblen Thema ein fatales Zeichen.

Icon1Mambo gefällt das
MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
21.05.2023 22:18·  Bearbeitet


Rhapsode schrieb:
Ich seh die Causa Graichen etwas anders als die bisherige Mehrheit hier, bin aber für das Thema Korruption und Transparenz äußerst sensibilisiert. Durch meine Arbeit in der Uni-Politik, wo Postengeschachere und Vorteilnahme Gang und Gäbe waren und durch die Beteiligung an mehreren Berufungskommissionen - wo man bisweilen schon als befangen galt und von dem Gremium ausschied, wenn es lediglich eine gemeinsame Publikation mit einem der Bewerber innerhalb der letzten 10 Jahre gab.

Mir wird da eher aus dem linken/grünen Lager ein wenig zu sehr bagatellisiert. Es ist ja in der Regel nicht gerade so, als ob man seinen Postboten mal eben um die Trauzeugenschafft bittet. Und dass er das wirklich "vergessen" hat, das Ganze also nur ein ärgerlicher Irrtum war, wer soll sowas ernsthaft glauben. Genauso wie die Tatsache, dass man den Verein der eigenen Schwester "aus Versehen" mit 600k Euro fördert.

Und Habeck - gegen den ich im Allgemeinen gar nichts habe - hat auch keine gute Figur gemacht. Er hätte einfach direkt sagen sollen, der Verbleib von Graichen wird vom Ergebnis der Prüfung abhängig gemacht. Jetzt steht er natürlich wie ein Dulli da, weil er meinte das Ergebnis vorwegnehmen zu können.

Und dass die Union viel mehr und heftigere solcher Skandale zu verantworten hat: Geschenkt. Hilft aber überhaupt nicht weiter, wenn es einem als Wähler um das Thema Transparenz, Compliance und Antikorruption geht. Wem soll man denn das Thema jetzt noch glaubwürdig anvertrauen können?

Mal davon abgesehen bin ich überhaupt nicht der Ansicht, dass die Methodiken von Graichen so zielführend und alternativlos für den Klimaschutz sind, wie sie gern dargestellt werden. Ich hab hier vor ein paar Posts bereits auf andere Argumente hingewiesen.

Zitat anzeigen



Danke, für deinen Beitrag. Ich kann deine Erfahrungen aus der Hochschulpolitik absolut nachvollziehen. Allerdings finde ich gerade das ein gutes Beispiel dafür, dass die Diskussion mMn in die völlig falsche Richtung läuft. Es muss doch möglich sein, ein objektives Urteil über eine Person zu fällen, die ich kenne oder mit der ich bereits zusammengearbeitet habe. Das ist für mich keine Korruption, sondern zeugt von Professionalität.

Kennt ihr die "Six Degrees of Kevin Bacon"? Diese Hypothese besagt, dass alle Hollywoodschauspieler über maximal sechs Knoten miteinander benachbart sind, in dem Sinne, dass sie bereits gemeinsam einen Film gedreht haben. Selbiges könnte man auch auf einen gute vernetzten Berufspolitiker anwenden. Natürlich hat Herr Graichen Verwandte und Bekannte mit ähnlichen Interessen, die in ähnlichen Berufsfeldern tätig sind. Das ist doch ganz normal, egal ob in der Politik, Wirtschaft, Wissenschaft oder jedem anderen Lebensbereich. Menschen sind evolutionsbiologisch darauf getrimmt, soziale Netzwerke zu pflegen. Personen ohne "Vitamin B" würden es in solch eine Position erst gar nicht schaffen. Ich behaupte, ähnliche Verbindungen findet man bei jedem anderen Staatssekretär auch, wenn man genau hinschaut.

Natürlich gibt es auch schwarze Schafe, die diese Verbindungen ausnutzen. Das nennt man dann Korruption und die ist aufs schärfste zu verurteilen. Aber hier war Herr Graichen Mitglied einer mehrköpfigen Kommission, die sich geschlossen für den Bewerber entschieden hat, der offenkundig am qualifiziertesten für diesen Job war. Das er gleichzeitig vor 20 Jahren Trauzeuge von Herrn Graichen war, ist doch völlig unerheblich. Herr Graichen hat das ja nicht allein entschieden. Genau aus diesem Grund sitzen da ja noch andere Leute.

Das er jetzt seinen Hut nehmen musste, ist doch nur einer konservativen Hetzkampagne zu verdanken, mit der auf Teufel komm raus versucht wird, das neue Gebäudeenergiegesetz doch noch zu verhindern. Wir haben in den öffentlichen Medien mittlerweile einen heuchlerischen Grad an Doppelmoral erreicht, der mMn eine echte Gefahr für unser Demokratieverständnis darstellt. Da wird ständig aufgrund irgendwelcher Nichtigkeiten eine Sau nach der nächsten durchs Dorf getrieben, nur um von den wirklich relevanten Themen abzulenken.

Und in dem Punkt bin ich ganz bei dir. Die Kommunikationsdefizite auf Seiten der Grünen befeuern diese Verhalten noch zusätzlich. Da werden Sachen als "Fehler" eingeräumt, die für den alltäglichen Politikbetrieb überlebenswichtig sind. Es gab sicherlich gute Gründe, warum der BUND Berlin eine Förderung von 600k Euro bekommen hat. Das war weder ein Fehler noch ein Versehen, egal wer dort im Aufsichtsrat sitzt. Nur dann erklärt es den Leute bitte vernünftig und versucht nicht den Kritikern mit solchen zweifelhaften Personalentscheidungen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das funktioniert nämlich nicht. Die Union zeigt doch, dass es auch anders geht. Ist zwar nicht immer gerechtfertigt, aber manchmal einfach notwendig, damit in diesem Land auch mal was vorwärts geht, anstatt sich z.B. wochenlang mit irgendwelchen potentiellen Plagiaten in Dissertationen auseinanderzusetzen. Die mildern den Klimawandel auch nicht.

Edit: Hier übrigens noch ein sehr aufschlussreicher Artikel darüber, was wirklich im neuen Gebäudeenergiegesetz stehen soll. Scheint ja irgendwie bei jedem anders anzukommen.

Icon1Mambo gefällt das
MinistryOfDeath
MinistryOfDeath
20.05.2023 12:20


Locust schrieb:
Das Problem ist halt, dass der Strompreise auch extrem mit angestiegen ist und der Staat sich
am eingespeisten Strom bereichern möchte. Andererseits aber Gas und Strom wieder subventioniert und das schon bevor der Preis seinen peak erreicht hat.

Ich hätte gerne ne WP und PV eingebaut, war aber nicht machbar.

Deshalb ist der Plan eben ein Holzofen. Klar das Problem ist dann ggf. der Holzpreis, bei der WP aber eben der Strompreise

Zitat anzeigen


Stimme ich dir ja voll und ganz zu. Aber dann sollte bitte genau das kritisiert werden und nicht der "Zwang" zum Einbau nicht-fossiler Heizungen.

Icon