03.08.2023 10:08
CoolProphet schrieb:
Wirklich was konkretes rumgekommen ist ja nun auch Stand heute nicht was tatsächlich unumstösslich straftrechtliche Relevanz hätte. Ausser dass man den ausführlichen Einblick in die Gegebenheiten im Dunstkreis der Band bekommen hat.
Man kann wirklich nicht sagen, dass Till Lindemann mit seinen Neigungen in den Jahrzehnten hinter dem Berg gehalten hätte. Niemand, den das abstösst, braucht die Konzerte zu besuchen – im Gegenteil, gerade viele Frauen nehmen mitunter einiges auf sich, um auf die Konzerte hinteher zu reisen.
Und da kommen nach einschlägigen Erlebnissen backstage womöglich grosse Schuld- und Schamgefühle wegen des vermeintlichen Tabubruchs hoch, die abgewehrt werden müssen, und da ist es für manche sicher einfacher, hinterher zu sagen, dass einem etwas angetan worden sei. Zumal wenn man nicht die Erste ist die damit an die Öffentlichkeit geht. Gewisses Geltungsbedürfnis zumindest nicht ausgeschlossen. Da gibts auch genug Fälle. Dann ist der andere Täter, und ich bin Opfer und habe keine Selbstverantwortung mehr, obwohl ich die Situation vielleicht selbst mit herbeigeführt, befeuert und total ok gefunden habe.
Und hier ist ja auch noch immer unklar, ob es zu sexueller Gewalt im Sinne grenzüberschreitender Uneinvernehmlichkeit gekommen ist. Man kann das Recruiting und die Selektion für Aftershowpartys geschmacklos und abscheulich finden, Straftaten stellen sie nicht dar. Und sie können überhaupt nur stattfinden, wenn sich ausreichend Kandidatinnen finden, die sich darum "bewerben" und sich dem aussetzen wollen. Wo keine Nachfrage, da kein Markt.
Aber darüber, dass es Frauen gibt, die in einer Art Angstlust, sehenden Auges genau solche Situationen aufsuchen, in denen womöglich ihre eigenen Sexualphantasien real werden könnten, und dass diese Frauen vielleicht Personen anhimmeln, bei denen es gerade darum geht – dies wird ignoriert. Es wäre mal interessant wieviele hunderte Girls bei Aftershowpartys von Rammstein und Lindemann waren, dann auch wirklich Bock auf dieses fragwürdige Szenario hatten und das noch cool fanden oder ihren Kick daraus gezogen haben. Finde ich zwar genauso fragwürdig und denkt man sich seinen Teil darüber, aber soll letztlich jeder so handhaben wie er möchte.
ignorieren ist vermutlich das falsche wort - außer frage, dass es auch frauen gibt, die bewusst (stichwort consent) die situation aufsuchen. aber das hat mit der sache ja gar nichts zu tun. ich wüsste ebenfalls nicht, warum diese ziffer interessant sein sollte. das spielt hier im großen zusammenhang gar keine rolle.
der rest deines beitrags liest sich leider auch wie eine etwas längere form von "rechtlich nichts nachweisbar" (was sein mag), direkt gefolgt von vorsichtiger verpacktem victim blaming.
jeder kann am ende über lindemann denken, was er will, konzerte besuchen oder nicht. ich halte es aber für keine gute idee, nebst verteidung da kein offensichtlicher rechtsbruch noch in doubling down-manier in die andere richtung zu laufen und mit dem finger auf die frauen zu zeigen, die sich gemeldet haben.