17.05.2021 13:01
MyChemGD1234 schrieb:
rockimpott2012 schrieb:
@MYCHEMGD1234: Impliziert Chancengleichheit für dich denn auch, dass bereits erfolgreiche Acts auf einem (nehmen wir mal an) gleich groß bleibenden Musikmarkt, der nicht Platz für mehr Acts lässt, zurücktreten müssen, um Platz für mehr Acts einer bestimmten anderen Gruppe (hier: weibliche Acts) zu machen? Oder betrifft das in erster Linie die Integrierung noch junger Acts in den Markt, die erstmalig für Festivals gebucht werden? Wie würdest du da vorgehen?
Die Vorstellung, dass es sich dabei generell um ein Nullsummenspiel (sprich: bei zwei Spieler*innen verliert eine*r und eine*r gewinnt) handelt, ist gerade im Streamingzeitalter aus meiner Sicht falsch. Es gibt (prinzipiell) genug Raum für alle.
Was Festivallineups explizit angeht: Mehr Konkurrenz wird für einige Acts natürlich erstmal Nachteile bringen, weil Slots umkämpfter werden. Das betrifft vermutlich gerade mittlere bis kleine Slots. Vor dem Hintergrund, dass Männer lange schon von ihren Privilegien profitieren, ist das aber wohl ein nötiges Übel. Bleiben wir mal bei dieser ökonomischen Sicht und betrachten das alles als einen Markt: Hat sich das alles etabliert und mehr Bands mit weiblicher Beteiligung starten durch, wird die gesteigerte Konkurrenz dafür sorgen, dass die Qualität der Lineups zunimmt, weil mittelmäßige Männer von guten Frauen ersetzt werden. In der Politik sieht man das zum Beispiel in Parlamenten, in denen Frauenquoten eingeführt wurden. Dass Männer da um ihre Position bangen ist zu einem gewissen Grad also nachvollziehbar, letzten Endes ist der "Wettbewerb" aber nur so fair.
Solche Entwicklungen könnten sogar den Vorteil haben, die Ungleichheiten zwischen Gagen zu reduzieren. Gerade für Headliner sind die Gagen in den letzten Jahren ja schon extrem gestiegen. Muse können sicherlich auch überleben, wenn sie "nur" 500.000 pro Abend bekommen statt 1.000.000.
Zum Vorgehen: Ich kann mit einer Quote leben, die nach und nach hochgesetzt wird. Ich kann aber auch ohne Quote leben, wenn der Wille erkennbar ist, dem Trend entgegenwirken und das Problem und die eigene Rolle in diesem Problem anerkennen zu wollen.
Da es tatsächlich in der Tendenz mehr zugkräftige Männer-Headliner gibt, finde ich die Idee gut zu versuchen das Feld schrittweise von unten aufzurollen. Wenn man in Quoten denken möchte, könnte man sogar auf unterster Ebene 50% (oder meinetwegen auch 40% oder 30% erstmal) setzen und diesen Anteil nach und nach – je höher man geht – abschwächen. Wenn man besagte Acts dann noch clever positioniert (Thema Hauptbühne) bin ich mir sicher, dass Festivals wie Rock am Ring oder das Hurricane da langfristig Teil einer progressiven, für Veränderung sorgenden Bewegung sein können.
verstehe ich und sehe auch einige gute Argumente.
Denoch sehe ich die Umsetzung schwierig