Keychange: Mehr Frauen auf Festivalbühnen

eröffnet von Stebbard am 12.10.2018 12:04 Uhr
259 Kommentare - zuletzt von Jonnyy111

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Locust
17.05.2021 13:01


MyChemGD1234 schrieb:


rockimpott2012 schrieb:
@MYCHEMGD1234: Impliziert Chancengleichheit für dich denn auch, dass bereits erfolgreiche Acts auf einem (nehmen wir mal an) gleich groß bleibenden Musikmarkt, der nicht Platz für mehr Acts lässt, zurücktreten müssen, um Platz für mehr Acts einer bestimmten anderen Gruppe (hier: weibliche Acts) zu machen? Oder betrifft das in erster Linie die Integrierung noch junger Acts in den Markt, die erstmalig für Festivals gebucht werden? Wie würdest du da vorgehen?

Zitat anzeigen


Die Vorstellung, dass es sich dabei generell um ein Nullsummenspiel (sprich: bei zwei Spieler*innen verliert eine*r und eine*r gewinnt) handelt, ist gerade im Streamingzeitalter aus meiner Sicht falsch. Es gibt (prinzipiell) genug Raum für alle.

Was Festivallineups explizit angeht: Mehr Konkurrenz wird für einige Acts natürlich erstmal Nachteile bringen, weil Slots umkämpfter werden. Das betrifft vermutlich gerade mittlere bis kleine Slots. Vor dem Hintergrund, dass Männer lange schon von ihren Privilegien profitieren, ist das aber wohl ein nötiges Übel. Bleiben wir mal bei dieser ökonomischen Sicht und betrachten das alles als einen Markt: Hat sich das alles etabliert und mehr Bands mit weiblicher Beteiligung starten durch, wird die gesteigerte Konkurrenz dafür sorgen, dass die Qualität der Lineups zunimmt, weil mittelmäßige Männer von guten Frauen ersetzt werden. In der Politik sieht man das zum Beispiel in Parlamenten, in denen Frauenquoten eingeführt wurden. Dass Männer da um ihre Position bangen ist zu einem gewissen Grad also nachvollziehbar, letzten Endes ist der "Wettbewerb" aber nur so fair.

Solche Entwicklungen könnten sogar den Vorteil haben, die Ungleichheiten zwischen Gagen zu reduzieren. Gerade für Headliner sind die Gagen in den letzten Jahren ja schon extrem gestiegen. Muse können sicherlich auch überleben, wenn sie "nur" 500.000 pro Abend bekommen statt 1.000.000.

Zum Vorgehen: Ich kann mit einer Quote leben, die nach und nach hochgesetzt wird. Ich kann aber auch ohne Quote leben, wenn der Wille erkennbar ist, dem Trend entgegenwirken und das Problem und die eigene Rolle in diesem Problem anerkennen zu wollen.

Da es tatsächlich in der Tendenz mehr zugkräftige Männer-Headliner gibt, finde ich die Idee gut zu versuchen das Feld schrittweise von unten aufzurollen. Wenn man in Quoten denken möchte, könnte man sogar auf unterster Ebene 50% (oder meinetwegen auch 40% oder 30% erstmal) setzen und diesen Anteil nach und nach – je höher man geht – abschwächen. Wenn man besagte Acts dann noch clever positioniert (Thema Hauptbühne) bin ich mir sicher, dass Festivals wie Rock am Ring oder das Hurricane da langfristig Teil einer progressiven, für Veränderung sorgenden Bewegung sein können.

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verstehe ich und sehe auch einige gute Argumente.
Denoch sehe ich die Umsetzung schwierig

MyChemGD1234
17.05.2021 13:02


schrieb:


MyChemGD1234 schrieb:


rockimpott2012 schrieb:
@MYCHEMGD1234: Impliziert Chancengleichheit für dich denn auch, dass bereits erfolgreiche Acts auf einem (nehmen wir mal an) gleich groß bleibenden Musikmarkt, der nicht Platz für mehr Acts lässt, zurücktreten müssen, um Platz für mehr Acts einer bestimmten anderen Gruppe (hier: weibliche Acts) zu machen? Oder betrifft das in erster Linie die Integrierung noch junger Acts in den Markt, die erstmalig für Festivals gebucht werden? Wie würdest du da vorgehen?

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Die Vorstellung, dass es sich dabei generell um ein Nullsummenspiel (sprich: bei zwei Spieler*innen verliert eine*r und eine*r gewinnt) handelt, ist gerade im Streamingzeitalter aus meiner Sicht falsch. Es gibt (prinzipiell) genug Raum für alle.

Was Festivallineups explizit angeht: Mehr Konkurrenz wird für einige Acts natürlich erstmal Nachteile bringen, weil Slots umkämpfter werden. Das betrifft vermutlich gerade mittlere bis kleine Slots. Vor dem Hintergrund, dass Männer lange schon von ihren Privilegien profitieren, ist das aber wohl ein nötiges Übel. Bleiben wir mal bei dieser ökonomischen Sicht und betrachten das alles als einen Markt: Hat sich das alles etabliert und mehr Bands mit weiblicher Beteiligung starten durch, wird die gesteigerte Konkurrenz dafür sorgen, dass die Qualität der Lineups zunimmt, weil mittelmäßige Männer von guten Frauen ersetzt werden. In der Politik sieht man das zum Beispiel in Parlamenten, in denen Frauenquoten eingeführt wurden. Dass Männer da um ihre Position bangen ist zu einem gewissen Grad also nachvollziehbar, letzten Endes ist der "Wettbewerb" aber nur so fair.

Solche Entwicklungen könnten sogar den Vorteil haben, die Ungleichheiten zwischen Gagen zu reduzieren. Gerade für Headliner sind die Gagen in den letzten Jahren ja schon extrem gestiegen. Muse können sicherlich auch überleben, wenn sie "nur" 500.000 pro Abend bekommen statt 1.000.000.

Zum Vorgehen: Ich kann mit einer Quote leben, die nach und nach hochgesetzt wird. Ich kann aber auch ohne Quote leben, wenn der Wille erkennbar ist, dem Trend entgegenwirken und das Problem und die eigene Rolle in diesem Problem anerkennen zu wollen.

Da es tatsächlich in der Tendenz mehr zugkräftige Männer-Headliner gibt, finde ich die Idee gut zu versuchen das Feld schrittweise von unten aufzurollen. Wenn man in Quoten denken möchte, könnte man sogar auf unterster Ebene 50% (oder meinetwegen auch 40% oder 30% erstmal) setzen und diesen Anteil nach und nach – je höher man geht – abschwächen. Wenn man besagte Acts dann noch clever positioniert (Thema Hauptbühne) bin ich mir sicher, dass Festivals wie Rock am Ring oder das Hurricane da langfristig Teil einer progressiven, für Veränderung sorgenden Bewegung sein können.

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verstehe ich und sehe auch einige gute Argumente.
Denoch sehe ich die Umsetzung schwierig

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Hast du konkrete Punkte, woran die Umsetzung scheitern könnte?

mattkru
mattkru
17.05.2021 13:10


MyChemGD1234 schrieb:


mattkru schrieb:


MyChemGD1234 schrieb:


rockimpott2012 schrieb:
@MYCHEMGD1234: Impliziert Chancengleichheit für dich denn auch, dass bereits erfolgreiche Acts auf einem (nehmen wir mal an) gleich groß bleibenden Musikmarkt, der nicht Platz für mehr Acts lässt, zurücktreten müssen, um Platz für mehr Acts einer bestimmten anderen Gruppe (hier: weibliche Acts) zu machen? Oder betrifft das in erster Linie die Integrierung noch junger Acts in den Markt, die erstmalig für Festivals gebucht werden? Wie würdest du da vorgehen?

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Die Vorstellung, dass es sich dabei generell um ein Nullsummenspiel (sprich: bei zwei Spieler*innen verliert eine*r und eine*r gewinnt) handelt, ist gerade im Streamingzeitalter aus meiner Sicht falsch. Es gibt (prinzipiell) genug Raum für alle.

Was Festivallineups explizit angeht: Mehr Konkurrenz wird für einige Acts natürlich erstmal Nachteile bringen, weil Slots umkämpfter werden. Das betrifft vermutlich gerade mittlere bis kleine Slots. Vor dem Hintergrund, dass Männer lange schon von ihren Privilegien profitieren, ist das aber wohl ein nötiges Übel. Bleiben wir mal bei dieser ökonomischen Sicht und betrachten das alles als einen Markt: Hat sich das alles etabliert und mehr Bands mit weiblicher Beteiligung starten durch, wird die gesteigerte Konkurrenz dafür sorgen, dass die Qualität der Lineups zunimmt, weil mittelmäßige Männer von guten Frauen ersetzt werden. In der Politik sieht man das zum Beispiel in Parlamenten, in denen Frauenquoten eingeführt wurden. Dass Männer da um ihre Position bangen ist zu einem gewissen Grad also nachvollziehbar, letzten Endes ist der "Wettbewerb" aber nur so fair.

Solche Entwicklungen könnten sogar den Vorteil haben, die Ungleichheiten zwischen Gagen zu reduzieren. Gerade für Headliner sind die Gagen in den letzten Jahren ja schon extrem gestiegen. Muse können sicherlich auch überleben, wenn sie "nur" 500.000 pro Abend bekommen, statt 1.000.000.

Zum Vorgehen: Ich kann mit einer Quote leben, die nach und nach hochgesetzt wird. Ich kann aber auch ohne Quote leben, wenn der Wille erkennbar ist, dem Trend entgegenwirken und das Problem und die eigene Rolle in diesem Problem anerkennen zu wollen.

Da es tatsächlich in der Tendenz mehr zugkräftige Männer-Headliner gibt, finde ich die Idee gut zu versuchen das Feld schrittweise von unten aufzurollen. Wenn man in Quoten denken möchte, könnte man sogar auf unterster Ebene 50% (oder meinetwegen auch 40% oder 30% erstmal) setzen und diesen Anteil nach und nach – je höher man geht – abschwächen. Wenn man besagte Acts dann noch clever positioniert (Thema Hauptbühne) bin ich mir sicher, dass Festivals wie Rock am Ring oder das Hurricane da langfristig Teil einer progressiven, für Veränderung sorgenden Bewegung sein können.

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Aber am Ende steht das durchschnittliche Festivalpublikum (siehe Kommentare bei FB/Insta) vor der Bühne und schreit ‚Ausziehen! Ausziehen!‘…

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Und das ist gut und soll so bleiben? Oder was ist dein Punkt, der dagegen spricht, dass Veranstalter ihre Rolle als gesellschaftliche Akteure auch akzeptieren?

Edit: Meine Antwort ist nur so spitz formuliert, weil mein Vorredner keinerlei konstruktive Punkte betont hat, sondern nur Zynismus gezeigt hat.

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Also ehrlich gesagt finde ich deine ‚Wasser predigen und Wein saufen‘ Mentalität eher zynisch weil du heute morgen noch eine ellenlange ‚Gesehene Bands‘ - Liste in deinem Profil hattest, die zu 95% aus Männerbands bestand.

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rockimpott2012
17.05.2021 13:31

Die allgemeinste Kritik zur Einführung von Quoten, die ich für disktuierbar halte, ist wohl eine erkenntnistheoretische Frage:

Woher weiß man, dass die Mehrpräsenz einer bisher unterrepräsentierten Gruppe überhaupt zu einem angestrebten langfristigen Umdenken der Gesellschaft in Bezug auf diese Gruppe führen kann? Was spricht dafür? Was dagegen?

Sprich: Lässt sich die gesellschaftliche Akzeptanz, die Gleichwertschätzung wirklich dadurch nachhaltig steigern, dass man das, was aktuell fehlen mag, eben die größere Präsenz, erst einmal herbeiführt?

Man könnte sicherlich argumentieren: Es ist die Gewohnheit, die unser Denken formt. Wenn die nächsten 50 Jahre die Frauenquote hochgeht, werden die nächsten Generationen in der Breite (!) derartig denken, dass Frauen in der Musik gleichwertig geschätzt und respektiert werden wie alle andere Gruppen auch. In fünfzig Jahren werden dann womöglich ähnliche viele Mädchen wie Jungen eine Band gründen und auch damit erfolgreich sein können. (Was ja angestrebt wird, da es kein nachvollziehbares Anzeichen dafür zu geben scheint, weshalb Männer eher musikaffin sein können sollten als andere Geschlechter.)

Entgegnen könnte man nun wiederum, dass die Gewohnheit sicherlich nur einer von diversen Faktoren ist, die Denken formen (können).

Und was wäre, wenn man die Quote irgendwann dann wieder abschafft, wenn die Anteile der Gruppen zahlenmäßig ausgewogen sind? Würden sie so ausgewogen bleiben? Das heißt: Kann die Quote überhaupt wieder abgeschafft werden? Und wenn sie beibehalten wird, dann weil es Gesetz oder schlicht Gewohnheit ist, oder weil die meisten das auch wirklich so wollen?

Es kann zuletzt die Frage abgeleitet werden: Ist ein ausgewogenes zahlenmäßiges Verhältnis eigentlich wirklich gerecht - oder gibt es Tatsachen innerhalb unserer Wirklichkeit, die ein gleiches Verhältnis gar nicht bedingen? Konkret also die Frage: Ist Gleichheit IMMER das gerechteste? Oder spielen zusätzliche Faktoren eine Rolle? Würde bei gleichem Verhältnis von Frauen und Männern auf Festivalbühnen tatsächlich mehr individuellen Menschen Gerechtigkeit zukommen, als welchen genommen würde? (Allgemein auch interessant: Worin unterscheiden sich Gleichheit und Gerechtigkeit?)

Nur mal so als kleine Anstöße zum Darübernachdenken. (Dazu gibt es philosophische Abhandlungen, in die man sich Jahre vertiefen könnte...)

Vieles werden wir wahrscheinlich erst lernen und einschätzen können, nachdem wir es erfahren haben. Wichtig ist also die Frage: Nach welchen Maßstäben sollten wir uns auf Versuche, auf Neuartiges einlassen? Diese Frage ist höllisch schwer. Fortschritt ist immer auch Veränderung, aber nicht jede Veränderung ist ein Fortschritt.

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Gerry
17.05.2021 13:40·  Bearbeitet

Sorry, wenn ich nochmal dazwischen grätschem muss. Aber man sieht ja, wohin solche Quoten-Diskussionen führen. Die Gesellschaft "spaltet" sich immer mehr und mehr, auch wenn es nicht geplant oder gewollt ist. Aber ist man nicht fortschrittlich genug, wird man als Ewig-gestriger bezeichnet.

Alles soll nach Quote gehen. Recht und schön, aber wo fängt man an, wo hört man auf. Sollte es nicht immer nach Qualifikation oder Leistung gehen? Wenn ich mich auf einen Job bewerbe, wo eine Bewerbung von mir und einer Frau vorliegt, beide die gleiche Qualifikation haben und die Frau aufgrund der Quote dann genommen wird, könnte ich auch argumentieren, dass ich diskriminiert werde, weil ich ein Mann bin und den Job deswegen nicht bekommen habe. Übertrieben dargestellt.

Ausnahmen gibt es immer. Es gibt Überflieger, wie in den 90ern Alanis Morissette, Britney und Christina, Destiny's Child, Anfang 2000 dann P!nk, die sich bis heute gehalten hat. Daneben haben sich in der Schlagerbranche etliche "Sterne" und Sternchen (ich sag jetzt nicht hochgesungen, sonst kann es noch falsch verstanden werden Smiley ) in die Herzen der Fans gesungen. Alte Hasen wie Andrea Berg, Michelle, Nicole oder Kristina Bach. Daneben unser Schlagerqueen schlechthin Helene Fischer, die einem US-Superstar in den Schatten stellen kann, und dann die nachfolgenden Sternen wie Linda Hesse oder Ella Endlich.

Ja, es gibt Ausnahmen, die gab, gibt es und wird es immer geben, aber der Durchschnitt der Mädels will "nur" singen oder sucht sich jedes andere Instrument, anstatt dass es sich den Bass, Gitarre oder Drums schnappt. Anstatt dass sie mit Freundinnen eine Band gründen. Und wenn die Band gut ist, unabhängig davon, ob sie jetzt nur M, M/W oder nur W sind, stellt sich der Erfolg doch von alleine ein; wenn es die Plattenfirma denn so will. Ich glaub auch nicht, dass da eine "Diskriminierung" von wem auch immer vorliegt.
Wer kann sich Mitte der 90er noch an den Film "Bandits" erinnern? Ein Film über vier Knastmädels (Katja Riemann, Jasmin Tabatabai, Nicolette Krebitz...) , die eine Band gründen und dann ausbrechen und der Soundtrack vom Film dann auch ziemlich vorne in den Charts mit dabei war. Und das ist jetzt gefühlt 50 Jahre her, ohne das es einer Quote bedurfte.

Ist ja nicht so, dass wir keine weiblichen Superstars auf diesem Planeten hätten oder gehabt haben: Madonna, Kylie, Celine, Mariah, Beyonce, Whitney, Cher, Rihanna, Alica Keys, Adele, Amy Winehouse, Annie Lennox, Björk, Lady Gaga, Anastacia, Aretha Franklin, Norah Jones, Gwen Stefanie/No Doubt, Taylor Swift, Tina Turner, Dido, Pattie Smith, Doro, Melissa Etherdige, Sheryl Crow oder Gruppen, mit Frauen in der Band (Blondie, No Doubt, Arch Enemy, Nightwish, The Bangles, The Pretenders, Within Temptation, Beyond the Black, Fleetwood Mac, Evanescence, Garbage, Skunk Anansie, L7, The Cranberries, Thundermother, The Cardigans, Joan Jett, Sonic Youth,...

Also es gibt schon einige weibliche (Mega)Stars. Aber der Großteil ist halt im Pop-Bereich angesiedelt. Ich hätte mich in den 90ern auch gefreut, wenn Tina Turner so wie Elton John 1992 Headliner bei Rock Am Ring gewesen wäre. Bestimmte Stars wären auch als Co-Headliner oder auf der Zweitbühne machbar gewesen (z.B. Kylie). Aber es passt halt nicht zu "es heißt doch aber Rock am Ring".

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kato91
17.05.2021 13:46

Ich interpretiere die bisher geführte Diskussion pro Quote bzw. mehr Frauen auf der Bühne bei RaR als Argument in Richtung mehr Chancengleichheit.

Ich frage mich halt: Wozu?

Bekommen wir dadurch Genderdenken aufgelöst? Ich denke nicht. Ein messbarer Effekt wäre ohnehin frühestens in Jahrzehnten messbar. Wenn überhaupt. Musikalisches lernen dauert, eine Band zu gründen, Songs aufzunehmen und auf der Bühne stehen nochmal ein paar Jahre.

Und wozu?

Damit, wie einige Beiträge für mir erwähnt, in zehn Jahren eine Bilanz gezogen werden kann? Was hast RaR bis dahin gewonnen?

Die werden doch eher schauen, dass sie in den kommenden Jahren nach zwei ausgefallenen Terminen Tickets an den Mann bzw. die Frau bringen.

Mehr Frauen auf den Bühnen von RaR und Wacken (und das ja auch nur als deutsche Festivals) ist... Das Wort ist ebenfalls vor einigen Beiträgen gefallen... Denke ich eine Utopie.

Schlussendlich leben wir doch in einer freien Gesellschaft. Mädchen können zur Gitarre und dem Schlagzeug greifen oder eben nicht.

Auf gut Glück nach wirtschaftlicher Schieflage bzw. den fehlenden Umsätzen '20 und '21 Frauenquote einführen werden sich RaR und Wacken nicht.

Die Diskussion mehr in Richtung breiter aufgestellte Festivals führen - das dürfte über Wunschdenken hinausgehen.

Schlussendlich hat es eine Billie Eilish doch auch geschafft, groß zu werden. Und weibliche Indie- oder Popacts aufzuführen, die man problemlos auf höheren Slots präsentieren kann, fällt doch echt leichter. Aber müssen Mädels jetzt auf Teufel komm raus - überspitzt ausgedrückt - Rock- und Metalbands Gründen, was ja Sinn und Zweck einer Chancengleichheit wäre? Oder würde man nach jahrelangen Experimenten auf den Trichter kommen, dass Mädels das einfach nicht wollen?

Und dazu: worüber reden wir hier? Dass sich Frauen im gitarrenlastigen Musikbereich austoben können. Wem ist damit geholfen? Ich weiß, das ist eine mega provokante Aussage, aber die Schrauben werden doch anderswo gedreht.

Gleichgerechtigkeit, damit die Frau - Achtung, wieder überspitzt - nicht mehr als Sexobjekt, Erziehertante und führende Haushaltsverantwortliche betrachtet wird. Funktioniert das darüber, dass Frauen Irgendwann in Rockbands auf großen Bühnen stehen?

Oder gibt es andere Weichen, die sich stellen ließen, die weniger von den wirtschaftlichen Interessen eines großen Musikveranstalters abhängig sind?

Ich sehe das alles jetzt erstmal rational in Hinblick auf eine Umsetzbarkeit bzw. die Wahrscheinlichkeit dessen.

An einer Stelle musste ich übrigens Schmunzeln. Als in einem Beitrag erwähnt wurde, wie die Reaktionen auf Instagram auf das Statement von RaR ausfielen und geantwortet wurde "Das ist doch social Media?" - dass wir überhaupt gerade (wieder) darüber diskutieren liegt daran, dass auf einen Mini-Shitstorm auf Twitter eingegangen wurde. Smiley

MyChemGD1234
17.05.2021 13:50


rockimpott2012 schrieb:
Die allgemeinste Kritik zur Einführung von Quoten, die ich für disktuierbar halte, ist wohl eine erkenntnistheoretische Frage:

Woher weiß man, dass die Mehrpräsenz einer bisher unterrepräsentierten Gruppe überhaupt zu einem angestrebten langfristigen Umdenken der Gesellschaft in Bezug auf diese Gruppe führen kann? Was spricht dafür? Was dagegen?

Sprich: Lässt sich die gesellschaftliche Akzeptanz, die Gleichwertschätzung wirklich dadurch nachhaltig steigern, dass man das, was aktuell fehlen mag, eben die größere Präsenz, erst einmal herbeiführt?

Man könnte sicherlich argumentieren: Es ist die Gewohnheit, die unser Denken formt. Wenn die nächsten 50 Jahre die Frauenquote hochgeht, werden die nächsten Generationen in der Breite (!) derartig denken, dass Frauen in der Musik gleichwertig geschätzt und respektiert werden wie alle andere Gruppen auch. In fünfzig Jahren werden dann womöglich ähnliche viele Mädchen wie Jungen eine Band gründen und auch damit erfolgreich sein können. (Was ja angestrebt wird, da es kein nachvollziehbares Anzeichen dafür zu geben scheint, weshalb Männer eher musikaffin sein können sollten als andere Geschlechter.)

Entgegnen könnte man nun wiederum, dass die Gewohnheit sicherlich nur einer von diversen Faktoren ist, die Denken formen (können).

Und was wäre, wenn man die Quote irgendwann dann wieder abschafft, wenn die Anteile der Gruppen zahlenmäßig ausgewogen sind? Würden sie so ausgewogen bleiben? Das heißt: Kann die Quote überhaupt wieder abgeschafft werden? Und wenn sie beibehalten wird, dann weil es Gesetz oder schlicht Gewohnheit ist, oder weil die meisten das auch wirklich so wollen?

Es kann zuletzt die Frage abgeleitet werden: Ist ein ausgewogenes zahlenmäßiges Verhältnis eigentlich wirklich gerecht - oder gibt es Tatsachen innerhalb unserer Wirklichkeit, die ein gleiches Verhältnis gar nicht bedingen? Konkret also die Frage: Ist Gleichheit IMMER das gerechteste? Oder spielen zusätzliche Faktoren eine Rolle? Würde bei gleichem Verhältnis von Frauen und Männern auf Festivalbühnen tatsächlich mehr individuellen Menschen Gerechtigkeit zukommen, als welchen genommen würde? (Allgemein auch interessant: Worin unterscheiden sich Gleichheit und Gerechtigkeit?)

Nur mal so als kleine Anstöße zum Darübernachdenken. (Dazu gibt es philosophische Abhandlungen, in die man sich Jahre vertiefen könnte...)

Vieles werden wir wahrscheinlich erst lernen und einschätzen können, nachdem wir es erfahren haben. Wichtig ist also die Frage: Nach welchen Maßstäben sollten wir uns auf Versuche, auf Neuartiges einlassen? Diese Frage ist höllisch schwer. Fortschritt ist immer auch Veränderung, aber nicht jede Veränderung ist ein Fortschritt.

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Finde ich gute und wichtige Punkte. Ich würde dazu generell aber sagen, dass die Forschung (momentan zumindest) in derartigen Maßnahmen eher positive Effekte sieht und wir ohne weiteren Aktionismus niemals herausfinden werden, wie die Empirie zu diesen theoretischen Überlegungen steht.

rockimpott2012
17.05.2021 14:06·  Bearbeitet

Dem möchte ich zustimmen.
Es gibt natürlich verschiedene Formen von Aktionismus. Wichtig ist es, für die jeweilige Form auch gut zu argumentieren und nicht in von der Kritik berechtigterweise aufgezeigte ideologische Voraussetzungen der eigenen Position - etwas, was ja in kaum einer Position ausbleiben kann, wenn man auf Zukünftiges "spekuliert" - zu verharren, sondern dann auch konkret zu entgegnen, warum diese spezifischen eigenen Denk-Voraussetzungen besser sein sollen als andere Voraussetzungen, die hinter widersprechenden aktionistischen Positionen stehen. (Jetzt mal ganz allgemein in Bezug auf den Stil guten, respektvollen Argumentierens.)

Locust
17.05.2021 14:06


MyChemGD1234 schrieb:


schrieb:


MyChemGD1234 schrieb:


rockimpott2012 schrieb:
@MYCHEMGD1234: Impliziert Chancengleichheit für dich denn auch, dass bereits erfolgreiche Acts auf einem (nehmen wir mal an) gleich groß bleibenden Musikmarkt, der nicht Platz für mehr Acts lässt, zurücktreten müssen, um Platz für mehr Acts einer bestimmten anderen Gruppe (hier: weibliche Acts) zu machen? Oder betrifft das in erster Linie die Integrierung noch junger Acts in den Markt, die erstmalig für Festivals gebucht werden? Wie würdest du da vorgehen?

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Die Vorstellung, dass es sich dabei generell um ein Nullsummenspiel (sprich: bei zwei Spieler*innen verliert eine*r und eine*r gewinnt) handelt, ist gerade im Streamingzeitalter aus meiner Sicht falsch. Es gibt (prinzipiell) genug Raum für alle.

Was Festivallineups explizit angeht: Mehr Konkurrenz wird für einige Acts natürlich erstmal Nachteile bringen, weil Slots umkämpfter werden. Das betrifft vermutlich gerade mittlere bis kleine Slots. Vor dem Hintergrund, dass Männer lange schon von ihren Privilegien profitieren, ist das aber wohl ein nötiges Übel. Bleiben wir mal bei dieser ökonomischen Sicht und betrachten das alles als einen Markt: Hat sich das alles etabliert und mehr Bands mit weiblicher Beteiligung starten durch, wird die gesteigerte Konkurrenz dafür sorgen, dass die Qualität der Lineups zunimmt, weil mittelmäßige Männer von guten Frauen ersetzt werden. In der Politik sieht man das zum Beispiel in Parlamenten, in denen Frauenquoten eingeführt wurden. Dass Männer da um ihre Position bangen ist zu einem gewissen Grad also nachvollziehbar, letzten Endes ist der "Wettbewerb" aber nur so fair.

Solche Entwicklungen könnten sogar den Vorteil haben, die Ungleichheiten zwischen Gagen zu reduzieren. Gerade für Headliner sind die Gagen in den letzten Jahren ja schon extrem gestiegen. Muse können sicherlich auch überleben, wenn sie "nur" 500.000 pro Abend bekommen statt 1.000.000.

Zum Vorgehen: Ich kann mit einer Quote leben, die nach und nach hochgesetzt wird. Ich kann aber auch ohne Quote leben, wenn der Wille erkennbar ist, dem Trend entgegenwirken und das Problem und die eigene Rolle in diesem Problem anerkennen zu wollen.

Da es tatsächlich in der Tendenz mehr zugkräftige Männer-Headliner gibt, finde ich die Idee gut zu versuchen das Feld schrittweise von unten aufzurollen. Wenn man in Quoten denken möchte, könnte man sogar auf unterster Ebene 50% (oder meinetwegen auch 40% oder 30% erstmal) setzen und diesen Anteil nach und nach – je höher man geht – abschwächen. Wenn man besagte Acts dann noch clever positioniert (Thema Hauptbühne) bin ich mir sicher, dass Festivals wie Rock am Ring oder das Hurricane da langfristig Teil einer progressiven, für Veränderung sorgenden Bewegung sein können.

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verstehe ich und sehe auch einige gute Argumente.
Denoch sehe ich die Umsetzung schwierig

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Hast du konkrete Punkte, woran die Umsetzung scheitern könnte?

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Eine Quote zu definieren die anteilige Eigenschaften festlegen soll die grundsätzlich kein Kriterium sein dürfen ist ein Widerspruch an sich und deshalb mmn. nicht gerecht umsetzbar.

rockimpott2012
17.05.2021 14:11·  Bearbeitet


schrieb:


MyChemGD1234 schrieb:


schrieb:


MyChemGD1234 schrieb:


rockimpott2012 schrieb:
@MYCHEMGD1234: Impliziert Chancengleichheit für dich denn auch, dass bereits erfolgreiche Acts auf einem (nehmen wir mal an) gleich groß bleibenden Musikmarkt, der nicht Platz für mehr Acts lässt, zurücktreten müssen, um Platz für mehr Acts einer bestimmten anderen Gruppe (hier: weibliche Acts) zu machen? Oder betrifft das in erster Linie die Integrierung noch junger Acts in den Markt, die erstmalig für Festivals gebucht werden? Wie würdest du da vorgehen?

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Die Vorstellung, dass es sich dabei generell um ein Nullsummenspiel (sprich: bei zwei Spieler*innen verliert eine*r und eine*r gewinnt) handelt, ist gerade im Streamingzeitalter aus meiner Sicht falsch. Es gibt (prinzipiell) genug Raum für alle.

Was Festivallineups explizit angeht: Mehr Konkurrenz wird für einige Acts natürlich erstmal Nachteile bringen, weil Slots umkämpfter werden. Das betrifft vermutlich gerade mittlere bis kleine Slots. Vor dem Hintergrund, dass Männer lange schon von ihren Privilegien profitieren, ist das aber wohl ein nötiges Übel. Bleiben wir mal bei dieser ökonomischen Sicht und betrachten das alles als einen Markt: Hat sich das alles etabliert und mehr Bands mit weiblicher Beteiligung starten durch, wird die gesteigerte Konkurrenz dafür sorgen, dass die Qualität der Lineups zunimmt, weil mittelmäßige Männer von guten Frauen ersetzt werden. In der Politik sieht man das zum Beispiel in Parlamenten, in denen Frauenquoten eingeführt wurden. Dass Männer da um ihre Position bangen ist zu einem gewissen Grad also nachvollziehbar, letzten Endes ist der "Wettbewerb" aber nur so fair.

Solche Entwicklungen könnten sogar den Vorteil haben, die Ungleichheiten zwischen Gagen zu reduzieren. Gerade für Headliner sind die Gagen in den letzten Jahren ja schon extrem gestiegen. Muse können sicherlich auch überleben, wenn sie "nur" 500.000 pro Abend bekommen statt 1.000.000.

Zum Vorgehen: Ich kann mit einer Quote leben, die nach und nach hochgesetzt wird. Ich kann aber auch ohne Quote leben, wenn der Wille erkennbar ist, dem Trend entgegenwirken und das Problem und die eigene Rolle in diesem Problem anerkennen zu wollen.

Da es tatsächlich in der Tendenz mehr zugkräftige Männer-Headliner gibt, finde ich die Idee gut zu versuchen das Feld schrittweise von unten aufzurollen. Wenn man in Quoten denken möchte, könnte man sogar auf unterster Ebene 50% (oder meinetwegen auch 40% oder 30% erstmal) setzen und diesen Anteil nach und nach – je höher man geht – abschwächen. Wenn man besagte Acts dann noch clever positioniert (Thema Hauptbühne) bin ich mir sicher, dass Festivals wie Rock am Ring oder das Hurricane da langfristig Teil einer progressiven, für Veränderung sorgenden Bewegung sein können.

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verstehe ich und sehe auch einige gute Argumente.
Denoch sehe ich die Umsetzung schwierig

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Hast du konkrete Punkte, woran die Umsetzung scheitern könnte?

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Eine Quote zu definieren die anteilige Eigenschaften festlegen soll die grundsätzlich kein Kriterium sein dürfen ist ein Widerspruch an sich und deshalb mmn. nicht gerecht umsetzbar.

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Ein Gegenargument zu deiner Aussage könnte sein, dass dies dann doch ein Kriterium sein dürfte, wenn unter bestehenden Verhältnissen eine Gruppe gegenüber einer anderen übermäßig bevorteilt wäre. (Das Argument der "ausgleichenden Gerechtigkeit", das natürlich wiederum daran hinkt, dass man den Vorteil einer Gesamtgruppe vergleicht und nicht den der Individuen, diese fallen mitunter durchs Raster, um ein höheres Ziel zu erreichen. Daher ist es ein sehr streitbares Argument.)

Locust
17.05.2021 15:05


rockimpott2012 schrieb:


schrieb:


MyChemGD1234 schrieb:


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MyChemGD1234 schrieb:


rockimpott2012 schrieb:
@MYCHEMGD1234: Impliziert Chancengleichheit für dich denn auch, dass bereits erfolgreiche Acts auf einem (nehmen wir mal an) gleich groß bleibenden Musikmarkt, der nicht Platz für mehr Acts lässt, zurücktreten müssen, um Platz für mehr Acts einer bestimmten anderen Gruppe (hier: weibliche Acts) zu machen? Oder betrifft das in erster Linie die Integrierung noch junger Acts in den Markt, die erstmalig für Festivals gebucht werden? Wie würdest du da vorgehen?

Zitat anzeigen


Die Vorstellung, dass es sich dabei generell um ein Nullsummenspiel (sprich: bei zwei Spieler*innen verliert eine*r und eine*r gewinnt) handelt, ist gerade im Streamingzeitalter aus meiner Sicht falsch. Es gibt (prinzipiell) genug Raum für alle.

Was Festivallineups explizit angeht: Mehr Konkurrenz wird für einige Acts natürlich erstmal Nachteile bringen, weil Slots umkämpfter werden. Das betrifft vermutlich gerade mittlere bis kleine Slots. Vor dem Hintergrund, dass Männer lange schon von ihren Privilegien profitieren, ist das aber wohl ein nötiges Übel. Bleiben wir mal bei dieser ökonomischen Sicht und betrachten das alles als einen Markt: Hat sich das alles etabliert und mehr Bands mit weiblicher Beteiligung starten durch, wird die gesteigerte Konkurrenz dafür sorgen, dass die Qualität der Lineups zunimmt, weil mittelmäßige Männer von guten Frauen ersetzt werden. In der Politik sieht man das zum Beispiel in Parlamenten, in denen Frauenquoten eingeführt wurden. Dass Männer da um ihre Position bangen ist zu einem gewissen Grad also nachvollziehbar, letzten Endes ist der "Wettbewerb" aber nur so fair.

Solche Entwicklungen könnten sogar den Vorteil haben, die Ungleichheiten zwischen Gagen zu reduzieren. Gerade für Headliner sind die Gagen in den letzten Jahren ja schon extrem gestiegen. Muse können sicherlich auch überleben, wenn sie "nur" 500.000 pro Abend bekommen statt 1.000.000.

Zum Vorgehen: Ich kann mit einer Quote leben, die nach und nach hochgesetzt wird. Ich kann aber auch ohne Quote leben, wenn der Wille erkennbar ist, dem Trend entgegenwirken und das Problem und die eigene Rolle in diesem Problem anerkennen zu wollen.

Da es tatsächlich in der Tendenz mehr zugkräftige Männer-Headliner gibt, finde ich die Idee gut zu versuchen das Feld schrittweise von unten aufzurollen. Wenn man in Quoten denken möchte, könnte man sogar auf unterster Ebene 50% (oder meinetwegen auch 40% oder 30% erstmal) setzen und diesen Anteil nach und nach – je höher man geht – abschwächen. Wenn man besagte Acts dann noch clever positioniert (Thema Hauptbühne) bin ich mir sicher, dass Festivals wie Rock am Ring oder das Hurricane da langfristig Teil einer progressiven, für Veränderung sorgenden Bewegung sein können.

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verstehe ich und sehe auch einige gute Argumente.
Denoch sehe ich die Umsetzung schwierig

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Hast du konkrete Punkte, woran die Umsetzung scheitern könnte?

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Eine Quote zu definieren die anteilige Eigenschaften festlegen soll die grundsätzlich kein Kriterium sein dürfen ist ein Widerspruch an sich und deshalb mmn. nicht gerecht umsetzbar.

Zitat anzeigen


Ein Gegenargument zu deiner Aussage könnte sein, dass dies dann doch ein Kriterium sein dürfte, wenn unter bestehenden Verhältnissen eine Gruppe gegenüber einer anderen übermäßig bevorteilt wäre. (Das Argument der "ausgleichenden Gerechtigkeit", das natürlich wiederum daran hinkt, dass man den Vorteil einer Gesamtgruppe vergleicht und nicht den der Individuen, diese fallen mitunter durchs Raster, um ein höheres Ziel zu erreichen. Daher ist es ein sehr streitbares Argument.)

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Jein, ich verstehe zwar was du meinst allerdings müsste man dazu wissen welches Verhältnis gerecht wäre und das ist mmn. nicht zu beantworten. Es wird sowieso nie das richtig Verhältnis geben können.

Aber wie gesagt, man muss meiner Ansich da viel früher Ansetzen und eventuelle Ungerechtigkeiten in der Entstehung verhindern. Dabei gibt es hier aber auch eine breit gefecherte Meinung. Wenn Frauen beim Casting höhere Hürden überwinden müssen ist das ein klarer fall. Wenn aber weniger Frauen von sich aus nicht Gitarre spielen ist das keine Ungerechtigkeit wenn sie dazu die Möglichkeit hatten.

Rhapsode
Rhapsode
17.05.2021 15:21


rockimpott2012 schrieb:


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MyChemGD1234 schrieb:


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MyChemGD1234 schrieb:


rockimpott2012 schrieb:
@MYCHEMGD1234: Impliziert Chancengleichheit für dich denn auch, dass bereits erfolgreiche Acts auf einem (nehmen wir mal an) gleich groß bleibenden Musikmarkt, der nicht Platz für mehr Acts lässt, zurücktreten müssen, um Platz für mehr Acts einer bestimmten anderen Gruppe (hier: weibliche Acts) zu machen? Oder betrifft das in erster Linie die Integrierung noch junger Acts in den Markt, die erstmalig für Festivals gebucht werden? Wie würdest du da vorgehen?

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Die Vorstellung, dass es sich dabei generell um ein Nullsummenspiel (sprich: bei zwei Spieler*innen verliert eine*r und eine*r gewinnt) handelt, ist gerade im Streamingzeitalter aus meiner Sicht falsch. Es gibt (prinzipiell) genug Raum für alle.

Was Festivallineups explizit angeht: Mehr Konkurrenz wird für einige Acts natürlich erstmal Nachteile bringen, weil Slots umkämpfter werden. Das betrifft vermutlich gerade mittlere bis kleine Slots. Vor dem Hintergrund, dass Männer lange schon von ihren Privilegien profitieren, ist das aber wohl ein nötiges Übel. Bleiben wir mal bei dieser ökonomischen Sicht und betrachten das alles als einen Markt: Hat sich das alles etabliert und mehr Bands mit weiblicher Beteiligung starten durch, wird die gesteigerte Konkurrenz dafür sorgen, dass die Qualität der Lineups zunimmt, weil mittelmäßige Männer von guten Frauen ersetzt werden. In der Politik sieht man das zum Beispiel in Parlamenten, in denen Frauenquoten eingeführt wurden. Dass Männer da um ihre Position bangen ist zu einem gewissen Grad also nachvollziehbar, letzten Endes ist der "Wettbewerb" aber nur so fair.

Solche Entwicklungen könnten sogar den Vorteil haben, die Ungleichheiten zwischen Gagen zu reduzieren. Gerade für Headliner sind die Gagen in den letzten Jahren ja schon extrem gestiegen. Muse können sicherlich auch überleben, wenn sie "nur" 500.000 pro Abend bekommen statt 1.000.000.

Zum Vorgehen: Ich kann mit einer Quote leben, die nach und nach hochgesetzt wird. Ich kann aber auch ohne Quote leben, wenn der Wille erkennbar ist, dem Trend entgegenwirken und das Problem und die eigene Rolle in diesem Problem anerkennen zu wollen.

Da es tatsächlich in der Tendenz mehr zugkräftige Männer-Headliner gibt, finde ich die Idee gut zu versuchen das Feld schrittweise von unten aufzurollen. Wenn man in Quoten denken möchte, könnte man sogar auf unterster Ebene 50% (oder meinetwegen auch 40% oder 30% erstmal) setzen und diesen Anteil nach und nach – je höher man geht – abschwächen. Wenn man besagte Acts dann noch clever positioniert (Thema Hauptbühne) bin ich mir sicher, dass Festivals wie Rock am Ring oder das Hurricane da langfristig Teil einer progressiven, für Veränderung sorgenden Bewegung sein können.

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verstehe ich und sehe auch einige gute Argumente.
Denoch sehe ich die Umsetzung schwierig

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Hast du konkrete Punkte, woran die Umsetzung scheitern könnte?

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Eine Quote zu definieren die anteilige Eigenschaften festlegen soll die grundsätzlich kein Kriterium sein dürfen ist ein Widerspruch an sich und deshalb mmn. nicht gerecht umsetzbar.

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Ein Gegenargument zu deiner Aussage könnte sein, dass dies dann doch ein Kriterium sein dürfte, wenn unter bestehenden Verhältnissen eine Gruppe gegenüber einer anderen übermäßig bevorteilt wäre. (Das Argument der "ausgleichenden Gerechtigkeit", das natürlich wiederum daran hinkt, dass man den Vorteil einer Gesamtgruppe vergleicht und nicht den der Individuen, diese fallen mitunter durchs Raster, um ein höheres Ziel zu erreichen. Daher ist es ein sehr streitbares Argument.)

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Disclaimer: Meine folgenden Ausführungen beziehen sich allein auf rechtlich verordnete Quoten. Wer Quoten als Lösungsinstrument nur in Form freiwillig aufgestellter Quoten (z.B. in Satzungen) betrachtet, braucht sich das also nicht durchzulesen.

Bei dem Argument gehe ich aus einem anderen Grund nicht mit: Angenommen wir können alle darin übereinkommen, dass es eine strukturelle oder sogar personelle Diskriminierung von Frauen beispielsweise auf einem branchenspezifischen Arbeitsmarkt gibt. Dann ist diese aber zumindest nicht von Rechts wegen vorgeschrieben und damit individuell umgehbar (Stichwort: Goodwill), anders als es etwa vor einigen Jahrzehnten noch war, als Frauen nicht ohne Zustimmung ihrer Ehemänner ein Bankkonto eröffnen durften oder Vergewaltigung straffrei blieb, solange sie vom Ehemann ausgeübt wurde.

Würde man jetzt aber eine "Ausgleichsdiskriminierung" für die "unfairen Privilegien" der Männer in den letzten Jahrzehnten rechtlich verankern, so hat man hier doch eine starke Asymmetrie hinsichtlich der Wirkungsmächte der jeweiligen Diskriminierung. Es wäre in dem Fall eben nicht mehr umgehbar (das soll ja auch für Befürworter gerade so sein). Damit unterscheiden sich die jeweiligen Diskriminierungsarten qualitativ jedoch hochgradig.

Ich weiß auch nicht, ob das überhaupt einer rechtlichen Überprüfung durch die Verfassungsgerichte standhalten würde. Da gab es ja in den letzten Jahren schon die ein oder andere Ohrfeige an entsprechenden politischen Bestrebungen. Kürzlich zum Beispiel in Bezug auf die Quote bei Wahllisten ("Paritätsgesetze"). Im Dezember 2020 hat das BVerfG zum Beispiel festgestellt in Bezug auf eine Wahlprüfungsbeschwerde (Thema war: Verwurf des Bundestages einer Anfechtung zur Bundestagswahl 2017 aufgrund nicht paritätischer Wahllisten):


"Demgemäß garantiert der Grundsatz der Gleichheit der Wahl aus Art. 38 Abs. 1 Satz 1 GG jeder Partei und allen Bürgerinnen und Bürgern, die gemäß Art. 38 Abs. 2 GG wählbar sind, als Wahlbewerber ein Recht auf Chancengleichheit (vgl. BVerfGE 41, 399 ). Dieses Recht beinhaltet, dass jeder Partei und jedem Wahlbewerber grundsätzlich die gleichen Möglichkeiten im Wahlkampf und Wahlverfahren und damit gleiche Chancen im Wettbewerb um die Wählerstimmen offenstehen müssen (passives Wahlrecht) (vgl. BVerfGE 21, 196 ; 41, 399 ). Durchbrechungen des Grundsatzes der Wahlgleichheit bedürfen wegen seines formalen Charakters eines besonderen, sachlich zwingenden Grundes (vgl. BVerfGE 51, 222 ), das heißt eines Grundes, der durch die Verfassung legitimiert und von einem Gewicht ist, das dem Grundsatz der Wahlgleichheit die Waage halten kann (vgl. BVerfGE 95, 408 ; 129, 300 ; 130, 212 ; 135, 259 ).

(2) Gewährleistet das passive Wahlrecht allen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern aber die formal gleiche Chance, Mitglied des Parlaments zu werden (vgl. BVerfGE 40, 296 ), könnte das Fehlen von Paritätsvorgaben im Bundestagswahlrecht gerade der Chancengleichheit aller sich um eine Kandidatur Bewerbenden im Sinne von Art. 38 Abs. 1 Satz 1 GG Rechnung tragen, während die Anordnung von Paritätsverpflichtungen diesem Grundsatz widerspräche (vgl. BayVerfGH, Entscheidung vom 26. März 2018 - Vf. 15-VII-16 -, NVwZ-RR 2018, S. 457 ; VerfGBbg, Urteil vom 23. Oktober 2020 - VfGBbg 9/19 -, Rn. 126 f.).

Soweit die Beschwerdeführerinnen dem entgegenhalten, dass ein Eingriff in die passive Wahlgleichheit bei einer paritätischen Aufteilung der Wahlvorschläge deshalb ausscheide, weil beiden Geschlechtern eine gleichgroße Zahl an Nominierungsmöglichkeiten zur Verfügung stehe, haben sie es versäumt, sich damit auseinanderzusetzen, dass es sich bei der passiven Wahlgleichheit um ein auf das Individuum bezogenes Recht handeln könnte. Selbst wenn hinsichtlich einzelner Gruppen eine jeweils gleiche Anzahl an Plätzen zur Verfügung steht, ändert dies nichts an der Tatsache, dass für den einzelnen Bewerber die Möglichkeit, für bestimmte Plätze zu kandidieren, entfällt, wenn diese Plätze Gruppen vorbehalten sind, denen er nicht angehört (vgl. Morlok/Hobusch, NVwZ 2019, S. 1734 )."

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https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2020/12/cs20201215_2bvc004619.html
Absätze 57-59

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JestersTear
JestersTear
17.05.2021 15:45Supporter


kato91 schrieb:
Ich interpretiere die bisher geführte Diskussion pro Quote bzw. mehr Frauen auf der Bühne bei RaR als Argument in Richtung mehr Chancengleichheit.

Ich frage mich halt: Wozu?

Bekommen wir dadurch Genderdenken aufgelöst? Ich denke nicht. Ein messbarer Effekt wäre ohnehin frühestens in Jahrzehnten messbar. Wenn überhaupt. Musikalisches lernen dauert, eine Band zu gründen, Songs aufzunehmen und auf der Bühne stehen nochmal ein paar Jahre.

Und wozu?

Damit, wie einige Beiträge für mir erwähnt, in zehn Jahren eine Bilanz gezogen werden kann? Was hast RaR bis dahin gewonnen?

Die werden doch eher schauen, dass sie in den kommenden Jahren nach zwei ausgefallenen Terminen Tickets an den Mann bzw. die Frau bringen.

Mehr Frauen auf den Bühnen von RaR und Wacken (und das ja auch nur als deutsche Festivals) ist... Das Wort ist ebenfalls vor einigen Beiträgen gefallen... Denke ich eine Utopie.

Schlussendlich leben wir doch in einer freien Gesellschaft. Mädchen können zur Gitarre und dem Schlagzeug greifen oder eben nicht.

Auf gut Glück nach wirtschaftlicher Schieflage bzw. den fehlenden Umsätzen '20 und '21 Frauenquote einführen werden sich RaR und Wacken nicht.

Die Diskussion mehr in Richtung breiter aufgestellte Festivals führen - das dürfte über Wunschdenken hinausgehen.

Schlussendlich hat es eine Billie Eilish doch auch geschafft, groß zu werden. Und weibliche Indie- oder Popacts aufzuführen, die man problemlos auf höheren Slots präsentieren kann, fällt doch echt leichter. Aber müssen Mädels jetzt auf Teufel komm raus - überspitzt ausgedrückt - Rock- und Metalbands Gründen, was ja Sinn und Zweck einer Chancengleichheit wäre? Oder würde man nach jahrelangen Experimenten auf den Trichter kommen, dass Mädels das einfach nicht wollen?

Und dazu: worüber reden wir hier? Dass sich Frauen im gitarrenlastigen Musikbereich austoben können. Wem ist damit geholfen? Ich weiß, das ist eine mega provokante Aussage, aber die Schrauben werden doch anderswo gedreht.

Gleichgerechtigkeit, damit die Frau - Achtung, wieder überspitzt - nicht mehr als Sexobjekt, Erziehertante und führende Haushaltsverantwortliche betrachtet wird. Funktioniert das darüber, dass Frauen Irgendwann in Rockbands auf großen Bühnen stehen?

Oder gibt es andere Weichen, die sich stellen ließen, die weniger von den wirtschaftlichen Interessen eines großen Musikveranstalters abhängig sind?

Ich sehe das alles jetzt erstmal rational in Hinblick auf eine Umsetzbarkeit bzw. die Wahrscheinlichkeit dessen.

An einer Stelle musste ich übrigens Schmunzeln. Als in einem Beitrag erwähnt wurde, wie die Reaktionen auf Instagram auf das Statement von RaR ausfielen und geantwortet wurde "Das ist doch social Media?" - dass wir überhaupt gerade (wieder) darüber diskutieren liegt daran, dass auf einen Mini-Shitstorm auf Twitter eingegangen wurde. Smiley

Zitat anzeigen


Ich finde es traurig, dass dein Argument ist, dass es keinen kurzfristigen Nutzen gibt, sondern nur einen der in der Zukunft liegt und du persönlich nichts von diversen Lineups hast.

kato91
17.05.2021 17:01·  Bearbeitet


JestersTear schrieb:


kato91 schrieb:
Ich interpretiere die bisher geführte Diskussion pro Quote bzw. mehr Frauen auf der Bühne bei RaR als Argument in Richtung mehr Chancengleichheit.

Ich frage mich halt: Wozu?

Bekommen wir dadurch Genderdenken aufgelöst? Ich denke nicht. Ein messbarer Effekt wäre ohnehin frühestens in Jahrzehnten messbar. Wenn überhaupt. Musikalisches lernen dauert, eine Band zu gründen, Songs aufzunehmen und auf der Bühne stehen nochmal ein paar Jahre.

Und wozu?

Damit, wie einige Beiträge für mir erwähnt, in zehn Jahren eine Bilanz gezogen werden kann? Was hast RaR bis dahin gewonnen?

Die werden doch eher schauen, dass sie in den kommenden Jahren nach zwei ausgefallenen Terminen Tickets an den Mann bzw. die Frau bringen.

Mehr Frauen auf den Bühnen von RaR und Wacken (und das ja auch nur als deutsche Festivals) ist... Das Wort ist ebenfalls vor einigen Beiträgen gefallen... Denke ich eine Utopie.

Schlussendlich leben wir doch in einer freien Gesellschaft. Mädchen können zur Gitarre und dem Schlagzeug greifen oder eben nicht.

Auf gut Glück nach wirtschaftlicher Schieflage bzw. den fehlenden Umsätzen '20 und '21 Frauenquote einführen werden sich RaR und Wacken nicht.

Die Diskussion mehr in Richtung breiter aufgestellte Festivals führen - das dürfte über Wunschdenken hinausgehen.

Schlussendlich hat es eine Billie Eilish doch auch geschafft, groß zu werden. Und weibliche Indie- oder Popacts aufzuführen, die man problemlos auf höheren Slots präsentieren kann, fällt doch echt leichter. Aber müssen Mädels jetzt auf Teufel komm raus - überspitzt ausgedrückt - Rock- und Metalbands Gründen, was ja Sinn und Zweck einer Chancengleichheit wäre? Oder würde man nach jahrelangen Experimenten auf den Trichter kommen, dass Mädels das einfach nicht wollen?

Und dazu: worüber reden wir hier? Dass sich Frauen im gitarrenlastigen Musikbereich austoben können. Wem ist damit geholfen? Ich weiß, das ist eine mega provokante Aussage, aber die Schrauben werden doch anderswo gedreht.

Gleichgerechtigkeit, damit die Frau - Achtung, wieder überspitzt - nicht mehr als Sexobjekt, Erziehertante und führende Haushaltsverantwortliche betrachtet wird. Funktioniert das darüber, dass Frauen Irgendwann in Rockbands auf großen Bühnen stehen?

Oder gibt es andere Weichen, die sich stellen ließen, die weniger von den wirtschaftlichen Interessen eines großen Musikveranstalters abhängig sind?

Ich sehe das alles jetzt erstmal rational in Hinblick auf eine Umsetzbarkeit bzw. die Wahrscheinlichkeit dessen.

An einer Stelle musste ich übrigens Schmunzeln. Als in einem Beitrag erwähnt wurde, wie die Reaktionen auf Instagram auf das Statement von RaR ausfielen und geantwortet wurde "Das ist doch social Media?" - dass wir überhaupt gerade (wieder) darüber diskutieren liegt daran, dass auf einen Mini-Shitstorm auf Twitter eingegangen wurde. Smiley

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Ich finde es traurig, dass dein Argument ist, dass es keinen kurzfristigen Nutzen gibt, sondern nur einen der in der Zukunft liegt und du persönlich nichts von diversen Lineups hast.

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Auch für dich nochmal: The XX, Warpaint oder Cigarettes after Sex würde ich mit Kusshand nehmen. Es geht mir weniger um mein persönliches empfinden, dann würde ich den ganzen wiederkehrenden Mist wie Korn und Disturbed auch streichen Smiley meine Perspektive bezieht sich eher auf eine Wahrscheinlichkeit hinter der Umsetzbarkeit. Und sorry, wenn ich deine Traumblase damit zum platzen bringe, aber ich glaube RaR hat gerade wichtigere Probleme, als einer feministisch angehauchten Diskussion von Musiknerds nachzukommen.

Stimm doch mit den Füßen ab und geh auf Festivals mit höheren Quoten weiblicher Künstlerinnen im Line Up, steht jeder und jedem frei.

Und denk für dich nach, wie du als einzelne Person dazu beitragen kannst, dass sich Geschlechterrollen auflösen. Hatte ich vor ein paar Seiten auch geschrieben. Selbst gesamtgesellschaftlich betrachtet gibt es nun wirklich wichtigere Baustellen, um Einschränkungen der Frau endlich mal aufzulösen.

Edit: Anmerken möchte ich auch, dass du mit deinem "Ich finde es schade, dass..." Als alleinigen Inhalt deiner Antwort auf meinen Beitrag nicht auf die von mir aufgeführten (objektiven) Argumente eingehst. Siehst du da Möglichkeiten bzw. Auch einen Nutzen a) für ein nach Corona wirtschaftlich geschwächtes Wirtschaftsunternehmen und b) für das Allgemeinwohl?

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defpro
defpro
17.05.2021 18:15·  Bearbeitet

Mal ein paar Einwürfe von der Seitenlinie:

Erst einmal verstehe ich nicht, wieso sich hier immer noch an dem Wort "Quote" aufgehalten wird. Klar, Festivals wie Reeperbahn oder Primavera haben sich selbst eine Quote auferlegt, aber das Ganze beruht doch auf Freiwilligkeit. Weder wird es hierzu in absehbarer Zeit eine gesetzliche Quote geben noch sehe ich es als wahrscheinlich an, dass sich RaR einer freiwilligen Quote unterwirft. Wichtig ist, dass das Thema im allgemeinen Bewusstsein ankommt und sich auch im Booking-Prozess niederschlägt. Daher freue ich mich auch über das Statement von RaR und hoffe, dass diesen Worten auch Taten folgen werden und das nicht bloßes Gerede war, um sich aus dem Kreuzfeuer des Shitstorms herauszuziehen. Niemand will sofort eine 50%-Quote. Niemand erwartet, dass die Situation von Jetzt auf Gleich eine andere sein muss. Allen ist bewusst, dass dies ein Jahre bzw. Jahrzehnte andauernder Prozess sein wird. Wenn Bemühungen erkennbar sind, dass sich diesem Thema angenommen wird, dann dürften vermutlich schon die meisten zufrieden sein.

Hier wurden ja auch schon diverse Vorschläge unterbreitet, wie man eine stärkere weibliche Repräsentation erreichen könnte (Stichwort frühe Nachmittagsbands). In diesem Bereich gibt es dutzende Bands, die diese Slots ausfüllen könnten. Man muss es nur wollen (und Tourpläne sowie Gage müssen natürlich auch passen).

Mehrmals habe ich hier auch das Argument "Booking nur nach Leistung" sowie Vergleiche mit irgendwelchen Job-Bewerbungen gelesen. Dieses Denken finde ich in diesem Zusammenhang sehr schwierig. In Bewerbungsprozessen werden nicht nur objektiv bewertbare harte Fakten (d. h. Qualifikation) für die Entscheidungsfindung zugrunde gelegt, sondern es fließen auch höchst subjektive Ansätze (Charakter, Persönlichkeit, Ausstrahlung,...) ein. Im Musikbereich sind noch weniger dieser harten Fakten (z. B. Social-Media-Abonnements) zu finden. Die Entscheidungen, welche Band von einem Label unter Vertrag genommen wird oder welche Band einen Festival-Slot abgreift, läuft hier noch stärker auf der subjektiven Ebene. Ich habe schon Festival-Buchungen gesehen, die zum Zeitpunkt der Bestätigung noch kaum jemand kannte, bei denen aber das Label in den darauffolgenden Monaten alle Marketing-Hebel in Bewegung gesetzt, sodass beim eigentlichen Auftritt auf einmal eine ordentliche Crowd vor der Bühne stand. Wenn der Wille da ist, Female-Bands zu pushen, dann schafft man sowas im Regelfall auch. Selbst die Beatles wurden damals von der ersten angefragten Plattenfirma abgelehnt. Die Damen und Herren dort sind auch keine allwissenden Genies Smiley

Zudem habe ich das Gefühl, einige denken, es würden irgendwelche Schüler-Nachwuchsbands auf die große Bühne geschoben, nur um irgendwelche Quoten zu erfüllen. Wir reden hier von kleinen Bands mit noch überschaubarer Fan-Schar, die mit der richtigen Positionierung und entsprechender Promotion definitiv das Zeug zu enormem Wachstum haben.

Ein letzter Punkt, der mir noch aufgefallen ist: Ständig wird von RaR als Rock-/Metal-Festival gesprochen, in dessen Genre es einfach nicht so viele Female-Bands gibt (was ab einer gewissen Größe korrekt ist, im unteren Bereich aber so nicht stimmt). Das trifft nicht auf meine Vorstellung von diesem Festival zu. Für mich war RaR immer ein Mainstream-Festival, was einen breiten Bereich an diversen Genres abdeckt. Ein gewisser Fokus auf Alternative Rock sowie (modernen) Metal lässt sich natürlich nicht leugnen. Wenn man sich die Line-Ups aber mal genauer anschaut, sieht man diverse Ausreißer in Richtung Indie, Pop, Punk, (deutscher) Hip-Hop, Electro usw. Das Denken in Genres nimmt immer mehr ab. Festivals, die junge Zuschauer:innen erreichen möchten, sollten sich das zu Herzen nehmen. Wer also behauptet, hier gäbe es nur wenig Spielraum zu mehr Diversität, der macht es sich mMn doch etwas zu einfach. Es gibt sicherlich diverse Künstler:innen, die nicht wirklich zur RaR-DNA passen, aber im Vergleich zu wirklichen Sparten-Festivals ist die Auswahl geradezu riesig.
(Bitte jetzt daraus keine Diskussion zur zukünftigen musikalischen Ausrichtung von RaR machen Smiley )

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JestersTear
JestersTear
17.05.2021 18:52Supporter


kato91 schrieb:


JestersTear schrieb:


kato91 schrieb:
Ich interpretiere die bisher geführte Diskussion pro Quote bzw. mehr Frauen auf der Bühne bei RaR als Argument in Richtung mehr Chancengleichheit.

Ich frage mich halt: Wozu?

Bekommen wir dadurch Genderdenken aufgelöst? Ich denke nicht. Ein messbarer Effekt wäre ohnehin frühestens in Jahrzehnten messbar. Wenn überhaupt. Musikalisches lernen dauert, eine Band zu gründen, Songs aufzunehmen und auf der Bühne stehen nochmal ein paar Jahre.

Und wozu?

Damit, wie einige Beiträge für mir erwähnt, in zehn Jahren eine Bilanz gezogen werden kann? Was hast RaR bis dahin gewonnen?

Die werden doch eher schauen, dass sie in den kommenden Jahren nach zwei ausgefallenen Terminen Tickets an den Mann bzw. die Frau bringen.

Mehr Frauen auf den Bühnen von RaR und Wacken (und das ja auch nur als deutsche Festivals) ist... Das Wort ist ebenfalls vor einigen Beiträgen gefallen... Denke ich eine Utopie.

Schlussendlich leben wir doch in einer freien Gesellschaft. Mädchen können zur Gitarre und dem Schlagzeug greifen oder eben nicht.

Auf gut Glück nach wirtschaftlicher Schieflage bzw. den fehlenden Umsätzen '20 und '21 Frauenquote einführen werden sich RaR und Wacken nicht.

Die Diskussion mehr in Richtung breiter aufgestellte Festivals führen - das dürfte über Wunschdenken hinausgehen.

Schlussendlich hat es eine Billie Eilish doch auch geschafft, groß zu werden. Und weibliche Indie- oder Popacts aufzuführen, die man problemlos auf höheren Slots präsentieren kann, fällt doch echt leichter. Aber müssen Mädels jetzt auf Teufel komm raus - überspitzt ausgedrückt - Rock- und Metalbands Gründen, was ja Sinn und Zweck einer Chancengleichheit wäre? Oder würde man nach jahrelangen Experimenten auf den Trichter kommen, dass Mädels das einfach nicht wollen?

Und dazu: worüber reden wir hier? Dass sich Frauen im gitarrenlastigen Musikbereich austoben können. Wem ist damit geholfen? Ich weiß, das ist eine mega provokante Aussage, aber die Schrauben werden doch anderswo gedreht.

Gleichgerechtigkeit, damit die Frau - Achtung, wieder überspitzt - nicht mehr als Sexobjekt, Erziehertante und führende Haushaltsverantwortliche betrachtet wird. Funktioniert das darüber, dass Frauen Irgendwann in Rockbands auf großen Bühnen stehen?

Oder gibt es andere Weichen, die sich stellen ließen, die weniger von den wirtschaftlichen Interessen eines großen Musikveranstalters abhängig sind?

Ich sehe das alles jetzt erstmal rational in Hinblick auf eine Umsetzbarkeit bzw. die Wahrscheinlichkeit dessen.

An einer Stelle musste ich übrigens Schmunzeln. Als in einem Beitrag erwähnt wurde, wie die Reaktionen auf Instagram auf das Statement von RaR ausfielen und geantwortet wurde "Das ist doch social Media?" - dass wir überhaupt gerade (wieder) darüber diskutieren liegt daran, dass auf einen Mini-Shitstorm auf Twitter eingegangen wurde. Smiley

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Ich finde es traurig, dass dein Argument ist, dass es keinen kurzfristigen Nutzen gibt, sondern nur einen der in der Zukunft liegt und du persönlich nichts von diversen Lineups hast.

Zitat anzeigen


Auch für dich nochmal: The XX, Warpaint oder Cigarettes after Sex würde ich mit Kusshand nehmen. Es geht mir weniger um mein persönliches empfinden, dann würde ich den ganzen wiederkehrenden Mist wie Korn und Disturbed auch streichen Smiley meine Perspektive bezieht sich eher auf eine Wahrscheinlichkeit hinter der Umsetzbarkeit. Und sorry, wenn ich deine Traumblase damit zum platzen bringe, aber ich glaube RaR hat gerade wichtigere Probleme, als einer feministisch angehauchten Diskussion von Musiknerds nachzukommen.

Stimm doch mit den Füßen ab und geh auf Festivals mit höheren Quoten weiblicher Künstlerinnen im Line Up, steht jeder und jedem frei.

Und denk für dich nach, wie du als einzelne Person dazu beitragen kannst, dass sich Geschlechterrollen auflösen. Hatte ich vor ein paar Seiten auch geschrieben. Selbst gesamtgesellschaftlich betrachtet gibt es nun wirklich wichtigere Baustellen, um Einschränkungen der Frau endlich mal aufzulösen.

Edit: Anmerken möchte ich auch, dass du mit deinem "Ich finde es schade, dass..." Als alleinigen Inhalt deiner Antwort auf meinen Beitrag nicht auf die von mir aufgeführten (objektiven) Argumente eingehst. Siehst du da Möglichkeiten bzw. Auch einen Nutzen a) für ein nach Corona wirtschaftlich geschwächtes Wirtschaftsunternehmen und b) für das Allgemeinwohl?

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Habe mich tatsächlich dazu entschieden zum Hurricane zu gehen, das ja der Grund für diesen Thread ist. Die haben jetzt mehr Künstlerinnen als vorher gebucht. Zu RaR gehe ich allerdings auch, aber da muss man dazu sagen, dass ich das Ticket vor 2 Jahren gekauft habe ohne eines der vielen Lineups zu kennen.

Und ja meine Antwort war etwas kurz, aber ich will mich nicht an den Wall Of Texts hier beteiligen, also etwas kürzer und ich gehe nicht auf alles ein.
Und ich sage es nochmal und ich bleibe dabei: Rock am Ring und die ganze Branche hat derzeit ganz andere Probleme, aber das heißt nicht, dass das als Ausrede herhalten darf um von der schlechten Situation was die Unterrepräsentation von Frauen angeht abzulenken.

Provokanter Vergleich: Nur weil die Welt Grad mit Corona große Probleme hat, sollte man nicht vergessen, dass Klimaschutz auch wichtig ist. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Und ich denke auch, RaR würde sich (allein wegen der ganzen Leute die ihre Tickets behalten) sehr sehr gut verkaufen, wenn man jetzt sagt wir buchen für die unteren Ränge ein paar mehr unbekanntere Künstlerinnen, gerne auch ein paar bekanntere.
Ich würde sogar frech behaupten, da sich RaR ausverkaufen wird, wegen dem Hunger auf Konzerte aktuell ist jetzt der ideale Zeitpunkt genau diesen Schritt zu wagen, da man wenige Konsequenzen fürchten muss und vielleicht ja sogar an Gage was spart.

Das Allgemeinwohl wird wohl auch profitieren da jeder Schritt in Richtung Gender Equality ein gesellschaftlicher Schritt in die richtige Richtung ist, egal in welchem Bereich.

Und ja ich finde Gender Equality in allen Bereichen sehr wichtig, aber hier diskutieren wir ja Grad über Festival Booking und nicht über die Allgemeinheit.

Als einzelne Person höre ich viel Musik von Künstlerinnen und würde gerne auch zukünftig auf mehr Konzerte mit weiblicher Beteiligung gehen ( ja ich weiß meine Seen Live Liste sieht nicht unbedingt danach aus, falls jemand die Muße hat da nachzuschauen)

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rockimpott2012
17.05.2021 20:03


defpro schrieb:
(...)
Erst einmal verstehe ich nicht, wieso sich hier immer noch an dem Wort "Quote" aufgehalten wird. Klar, Festivals wie Reeperbahn oder Primavera haben sich selbst eine Quote auferlegt, aber das Ganze beruht doch auf Freiwilligkeit. Weder wird es hierzu in absehbarer Zeit eine gesetzliche Quote geben noch sehe ich es als wahrscheinlich an, dass sich RaR einer freiwilligen Quote unterwirft.
(...)

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Zunächst einmal steht die "Frauenquote" noch im Threadtitel Smiley Und das Thema ist ja mitnichten abgehandelt.

Ich denke, die Leute schreiben hier zu den Punkten, die in ihren Augen relevant sind. Und natürlich ist das Thema Quote in vielerlei Hinsicht relevant. Gerade zum Beispiel die Frage, inwiefern denn noch von Freiwilligkeit in Bezug auf die Einführung einer Quote bei einem Festival (wie du sie annimmst) die Rede sein kann, wenn in öffentlichen Debatten zunehmend bewertend auf den aktuellen Frauenanteil spezifischer Festivals eingegangen wird, oder inwiefern dadurch ein, wenn auch (noch) nicht gesetzlich auferlegter, Zugzwang aufgebaut werden könnte, lässt sich ja durchaus diskutieren.

Man kann die Frage nach der Quote nicht völlig von der Frage trennen, wie eine als zu gering erachtete Frauenpräsenz und -förderung im Musikbereich aufzufassen und wie darauf zu reagieren ist. Die Quote ist eben ein sehr naheliegendes, exemplarisches Mittel zur Verbildlichung dessen, was sein soll, wenn man von einer zu geringen Präsenz ausgeht. Was soll nämlich sein? Mehr Präsenz soll entstehen! Und die naheliegendste Lösung, noch völlig undifferenziert, liegt da erst einmal in der direkten, aktiven Schaffung von mehr Präsenz, anstatt über die Bearbeitung anderer Ursachen. Ausgehend von dieser möglichen, sehr geläufigen Reaktion auf die zu geringe Präsenz kann man nun natürlich schauen, ob es andere/bessere Reaktionen gäbe. Somit ergibt sich fast schon zwangsläufig, dass immer wieder auf die Quote, einen viel genannten, zentralen Lösungsvorschlag zurückverwiesen wird, auch von Argumentationen aus, die zunächst in andere Richtungen laufen und sich davon zu entfernen scheinen. Die Quote ist doch ein Ausgangs- und Bezugspunkt dieser Diskussion hier. Dabei sollte es sicher nicht darum gehen, die immer gleichen Argumente in Bezug auf die Quote erneut aufzurollen, sondern verschiedene Blickwinkel darauf zu erlangen. Natürlich lassen sich aber auch quotenunabhängige Aspekte durchleuchten.
Ich sehe kein Problem darin, das Thema auch mehrfach anzusprechen, wenn neue Bezüge dazu hergestellt werden. Das Thema ist de facto nicht so irrelevant.

Locust
17.05.2021 20:47·  Bearbeitet



Ein letzter Punkt, der mir noch aufgefallen ist: Ständig wird von RaR als Rock-/Metal-Festival gesprochen, in dessen Genre es einfach nicht so viele Female-Bands gibt (was ab einer gewissen Größe korrekt ist, im unteren Bereich aber so nicht stimmt). Das trifft nicht auf meine Vorstellung von diesem Festival zu. Für mich war RaR immer ein Mainstream-Festival, was einen breiten Bereich an diversen Genres abdeckt.

Zitat anzeigen



Jein, mein Eindruck ist das RaR genau davon mehr weg kommen will was man an 2019 und 2020 im Vergleich zu 2018 sieht was ein ziemlicher Reinfall war. Das kann dann zum Gegenteil bzgl. Frauenanteil führen.

JestersTear
JestersTear
17.05.2021 21:42Supporter


schrieb:



Ein letzter Punkt, der mir noch aufgefallen ist: Ständig wird von RaR als Rock-/Metal-Festival gesprochen, in dessen Genre es einfach nicht so viele Female-Bands gibt (was ab einer gewissen Größe korrekt ist, im unteren Bereich aber so nicht stimmt). Das trifft nicht auf meine Vorstellung von diesem Festival zu. Für mich war RaR immer ein Mainstream-Festival, was einen breiten Bereich an diversen Genres abdeckt.

Zitat anzeigen



Jein, mein Eindruck ist das RaR genau davon mehr weg kommen will was man an 2019 und 2020 im Vergleich zu 2018 sieht was ein ziemlicher Reinfall war. Das kann dann zum Gegenteil bzgl. Frauenanteil führen.

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Neue Booker neues Glück sag ich da mal

Locust
17.05.2021 22:19·  Bearbeitet


JestersTear schrieb:


schrieb:



Ein letzter Punkt, der mir noch aufgefallen ist: Ständig wird von RaR als Rock-/Metal-Festival gesprochen, in dessen Genre es einfach nicht so viele Female-Bands gibt (was ab einer gewissen Größe korrekt ist, im unteren Bereich aber so nicht stimmt). Das trifft nicht auf meine Vorstellung von diesem Festival zu. Für mich war RaR immer ein Mainstream-Festival, was einen breiten Bereich an diversen Genres abdeckt.

Zitat anzeigen



Jein, mein Eindruck ist das RaR genau davon mehr weg kommen will was man an 2019 und 2020 im Vergleich zu 2018 sieht was ein ziemlicher Reinfall war. Das kann dann zum Gegenteil bzgl. Frauenanteil führen.

Zitat anzeigen


Neue Booker neues Glück sag ich da mal

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wird sich 2023 zeigen aber ob ich das als Glück bezeichnen würde sei mal dahingestellt.

Allerdings hat auch Marek das nicht aus persönlicher Vorliebe gemacht sondern um mehr Karten zu verkaufen

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Luddddi
Luddddi
18.05.2021 05:33Supporter

Hatte in den letzten Tagen keine Zeit mehr, mich zu beteiligen. Vieles wurde aber gesagt und im Großen und Ganzen kann ich die Aussagen von mychemgd1234 und jesterstear unterschreiben. Einen Punkt wollte ich noch als Ergänzung bringen:

Wer denkt, dass strukturelle Benachteiligung von Frauen in der Musikbranche ein spezielles Problem der Rockmusik sei, weil da "untypische Instrumente" für Mädchen eingesetzt werden, dem/der empfehle ich als Startpunkt in die gleiche Problematik innerhalb der klassischen Musikszene diese beiden Artikel:

www.br-klassik.de
www.faz.net

Lange Zeit gab es kaum Frauen in Profi-Orchestern, was mittlerweile glücklicherweise anders ist. Dennoch werden wichtige Stellen (Anstellungen als Stimmführende, Konzertmeister:innen, Solostimmen, ... sprich die Jobs, bei denen es noch einmal deutlich mehr Knete gibt) nach wie vor deutlich häufiger an Männer vergeben. Ein Konzept, was geholfen hat: Vorspiele hinter geschlossenem Vorhang, sodass einzig und allein die Musik über eine Einstellung entschieden hat. Leider nicht auf unsere Problematik hier anzuwenden, aber insgesamt vielleicht ein Hinweis darauf, dass es eben sogar bei den vermeintlich weiblicheren Instrumenten so läuft, dass Männer überrepräsentiert sind.

Generell noch: Ich empfinde die Diskussionskultur - auch wenn ich deutlich sagen muss, dass ich einige Beiträge inhaltlich nicht nachvollziehen kann - in diesem Thread sehr angenehm und würde mich freuen, wenn wir das beibehalten können. Dazu möchte ich anmerken, dass ich es ebenfalls als NoGo betrachte, wenn hier das persönliche Konzertverhalten von einigen Usern als Argument gebracht wird. Über dieses Thema habe ich bereits ziemlich zu Beginn der Diskussion schon geschrieben, dass es ja vermutlich bei den allermeisten - mich eingeschlossen - so ist, dass Männer unseren Musikgeschmack bestimmen und das erstmal ja nicht verwerflich ist, es aber meiner Meinung nach dann ruhig hinterfragt werden darf, warum das so ist. Soll meinen, dass hier glaube ich niemand behauptet, er wäre Musterhörer und würde bei Spotify stets abwechselnd Männlein/Weiblein/Divers in die Playlists packen oder ähnliches. Das meint "Bewusstsein schaffen" für mich nämlich nicht. Smiley

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mattkru
mattkru
18.05.2021 10:12

Ich entschuldige mich für mein gestriges Rumgetrolle, aber ich fand es halt nicht gut, das jemand seine Vergangenheit im Profil ,gecancelt’ hat um hier glaubwürdiger zu wirken. Zumindest wirkte es genau so auf mich aufgrund des Timings.

Back to Topic:
Angenommen Rock am Ring / im Park oder andere vergleichbare gitarrenlastige Festivals wie Download / Reload / Graspop / Wacken buchen wirklich (ungezwungen) mehr Bands mit Frauenanteil: würde das wirklich glaubwürdig wirken oder kämen dann nicht wiederum Vorwürfe, sie würden nur Purplewashing betreiben?

runnerdo
runnerdo
18.05.2021 10:40·  BearbeitetSupporter

Wenn du aus den falschen Gründen das Richtige tust, ist es unterm Strich immer noch das Richtige.

Gibt bestimmt Menschen, die es als unglaubwürdig empfinden würden.
Der Effekt Frauen bekommen mehr Bühne wäre aber trotzdem da.

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Kaan
Kaan
18.05.2021 10:51AdminSupporter

Ich habe den Threadtitel mal angepasst. Finde so trifft es die Problematik genausogut, ohne dabei direkt wegen einer Begrifflichkeit zu spalten. Hoffe, das passt für alle.

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MyChemGD1234
18.05.2021 11:28·  Bearbeitet

Ich habe gestern noch mit einer Freundin, die bereits einige (female) Punk-Bands interviewt hat, gesprochen und würde hier gerne noch eine weitere Perspektive einbringen, die so noch nicht (oder erst wenig) Ausdruck gefunden hat.

Viele Musikerinnen – gerade in der Punk-Szene – fühlen sich auf Festivalbackstages zwischen den vielen männlichen Kollegen nicht wohl. Da herrscht nämlich immer eine sehr "männliche" Stimmung. Es gibt also auch fernab des klassischen "Bevorzugen von Männern bei Plattendeals" Faktoren, die Frauen indirekt unterdrücken. Hinzu kommt, dass Frauen generell auf vielen Konzerten als Besucherinnen nicht wirklich willkommen geheißen werden. Ich denke hier gerade an Punk- und Hardcore-Shows mit extremen Pogo (Violentdancing) oder Alkoholkonsum. Der Männeranteil ist dort oft auch sehr hoch. Das wirkt also zusätzlich zu den gesellschaftlichen Erwartungen abschreckend. Die Freundin meinte zum Beispiel sie fühle sich auf Indie-Shows (oft sehr durchmischtes Publikum) immer sehr viel wohler als bei den meisten Rock-Konzerten. Vielleicht gibt es hier ja die ein oder andere Mitleserin, die da auch ein paar Erfahrungen oder Eindrücke zu beitragen kann.

Zusätzlich gibt es gerade in der deutschen Punk/Indie-Landschaft eine krasse Kumpel-Kultur. Da sind alle miteinander cool und pushen sich gegenseitig. Da aber auch dort sehr viele Männer unterwegs sind, ist es sehr schwierig für aufstrebende Musikerinnen an Support-Slots zu kommen, weil die eben oft an die "Kumpels" gehen. Das ist wieder ein sehr gutes Beispiel dafür, dass auch eigentlich gute Intentionen (Freunde supporten) zu der Reproduktion dieser Strukturen beitragen können.


mattkru schrieb:
Ich entschuldige mich für mein gestriges Rumgetrolle, aber ich fand es halt nicht gut, das jemand seine Vergangenheit im Profil ,gecancelt’ hat um hier glaubwürdiger zu wirken. Zumindest wirkte es genau so auf mich aufgrund des Timings.

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Ich habe gestern seit Ewigkeiten das erste Mal mein Profil aktualisiert und den Blog für den ich schreibe und den ich mitleite hinterlegt. In dem Zuge habe ich die alte Liste gesehen (die rein formell auch immer katastrophal aussah, weil das noch aus der alten "Maske" übernommen wurde) und rausgenommen. Gibt es keine aktuelle Version von, deshalb ist es komplett verschwunden.

Ich möchte mich hiermit nicht verteidigen, aber selbst wenn ich die Liste jetzt noch drin gehabt hätte, würde das mein Argument nicht im geringsten schwächen. Ich habe mehrfach betont, dass ich die Suche nach individueller Schuld für falsch halte, weil das Problem ein strukturelles ist. Von den gesellschaftlichen Wirkungen kann sich niemand frei machen. In meiner musikalischen Sozialisation spielte gerade dieses Forum hier und die Festivals, die hier stattfinden, eine große Rolle. Die musikalischen Helden sind da immer ganz eindeutig Männer. Deshalb hat sich bei mir ein sehr männerdominierter Musikgeschmack entwickelt. Gerade in den letzten Jahren – danke gesteigertes Problembewusstsein – halte ich da aber bewusster gegen.

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