FESTIVALS UNITED COMMUNITY
1Schmiddie gefällt das07.11.2017 00:59
Falls jemand mal Lesestoff braucht.. 
Auch weil das Festival hier so häufig in die Höhe gelobt wird, will ich auch nochmal (etwas verspätet) meinen Senf los werden, und dabei eher die Dinge betonen, die meinen Kumpels & mir negativ in Erinnerung bleiben werden. Dazu muss gesagt werden, dass wir mit Jahrgang 97/98 noch eher zum jüngeren Festival Besucher zählen und meine Auffassung und Bewertung von Dingen dementsprechend vielleicht in eine andere Richtung geht..
Einige Festivals haben meine Kumpels und ich nun mittlerweile auch schon mitgemacht, sodass wir dieses Jahr mal was neues ausprobieren wollten und uns für das Werchter entschieden. Ausschlaggebend dabei war das Line up, positive Berichterstattungen hier und Belgien als Abwechslung zu Deutschland.
Ich weich dann nun etwas vom Fließtext ab und zähle positives und negatives in Stichpunkten auf.
POSITIV
Bands
Da wird mir niemand wagen zu widersprechen, das Line up war objektiv gesehn äußerst stark. Die Headliner Radiohead und Arcade Fire sagen mir persönlich nicht sehr zu, aber es gab ja trotzdem genügend Alternativen.
Gelände
Das Gelände hat Charme, keine Frage. Vor der Hauptbühne können sich auch locker 100.000 Leute einfinden, die angedeute Allee hat mich persönlich ziemlich fasziniert. Auf dieser "Rampe" verbrachten wir viel Zeit. Bildete einen schönen Gegensatz zum "aktiven Bandschauen"
Infrastruktur
Ich sag nur eins: Toiletten!
Auf dem Campingplatz wurden zudem alle möglichen "Problemflächen" ausgelegt, dass sich keine Schlammflächen bilden konnten. Bei Wartezeiten wurde am Campingplatz via LED Tafeln angezeigt wo man sich anstellen sollte, Infotafels zeigten Wetterdaten und Tageszeit an. Äußerst positiv!
The Hive
Wir haben auf The Hive gecampt und konnten somit schon Mittwoch anreisen. Es wurde einiges an Entertainment geboten, man konnte z.b. sogenanntes "Zorball" spielen, echt witzig! Das eigentliche Highlight war aber ganz klar das Partyzelt. Geile Acts die dort auflegten und die Belgier feiern elektronische Musik ja mal so richtig ab..
Pfand System
Das Pfand System war wirklich erfrischend neu im Vergleich zum deutschen Standard. 20(?) gesammelte Plastikbecher brachten einen Coupon (=umgerechnet 1 kleines Getränk). Hatte ich also Bierdurst, ging ich auf die Suche nach ein paar Bechern und die hatten sich auch schnell gefunden.. Das System ist insofern einfach stark, dass es einen so hohen Anreiz gibt, dass immer noch genug Leute ihre Becher wegwerfen, aber auch das Sammeln schnell belohnt wird. Einige Jungs hatten einfach ein Bändchen an einem Becher geknotet und auf dem Boden plaziert. Als ich diesen mit Tunnelblick entdeckt hatte und im Kopf schon zu meinen 38 Bechern im Arm 1nen dazu addierte zogen die Jungs den Becher blitzschnell zurück und gefühlt hundert Leute lachten mich, am Boden liegend, aus 
witzige Typen^^
Leute
Zum Großteil sympathische Leute mit guten Englisch Kenntnissen. Und gefühlt alle Menschen sind wirklich, ehrlich interessiert an der Musik..
NEGATIV
Camping
Und ich glaube explizit diesen Punkt werden die meisten nicht nachvollziehen können. Ich liebe Festivals zum Großen Teil aus zwei Gründen. Die Bands, auf die ich mich freue und zum anderen dieses Gefühl der Freiheit, "Anarchie" . Doch der zweite Punkt wird in Belgien anscheinend nicht so gelebt wie in Deutschland.. Gefühlt zwei Uhr nachmittags ist auf dem Campingplatz tote Hose, alle Menschen befinden sich bereits auf dem Festival Gelände. Flunky Ball ist ein Fremdwort, es geht mir einfach zu gesittet vor. Nicht falsch verstehen, ich habe auch Abneigungen gegen die Leute die bei deutschen Festivals 5 Tage im Camp versiffen und sich vielleicht zu Trailerpark oder Sdp vor die Bühne schleppen, aber da ging wirklich gar nichts ab. Es gibt für mich nichts besseres als im Camping Stuhl zu sitzen, Bier in der einen Hand und ne Wurst in der andern... Dazu kommt das Grill und Campingkocher Verbot, das die Essensauswahl etwas kritisch gestalten lässt. Der Küchenstand mit Campingkocher war auch immer voll und nicht sehr lange geöffnet.
Preise
Das Festival Ticket war wirklich hochpreisig, aber klar das liegt an den Bands. Dann finde ich es doch etwas lächerlich, dass z.b. das Parken nen 10er kostet. Wie im letzten Punkt beschrieben ist das eigene Essen machen schwierig, leider sind die Alternativen an Essenständen alle sehr teuer, sodass man indirekt verpflichtet wird für Essen vergleichsweise viel Geld auszugeben. Einen Festivalsupermarkt wie Lidl am Ring sucht man btw vergeblich.
Token Regelung
Für Veranstalter positiv für Besucher negativ. Alles auf dem Festival muss mit Tokens bezahlt werden, diese werden gegen Echtgeld erworben. Es ist sehr schwer abzuschätzen, wie viele man über das Wochenende brauchen könnte. (Mehr tokens vergleichsweise günstiger?)
Dazu kommt dass der Wechselkurs so ungerade ist, dass das Umrechnen und Bewerten des Preises erschwert wird und einzelne Produkte sogar Token Preise mit Dezimalstelle hatten.
Stimmung
Vor der Bühne war die Stimmung meiner Meinung bei keiner Band (bis auf Soad vielleicht) so gut wie bei deutschen Festivals. Dazu zählen für mich Textsicherheit, Bewegungswille und auch circle Pits. Pits werden keine bis sehr wenige gebildet und allgemein steht das Publikum eher still. Stimmung im Zelt actabhängig auf jeden Fall besser, chainsmokers gingen echt gut ab. Es ist einfach eine etwas andere Mentalität in Belgien anscheinend, und das ist grundsätzlich nicht als negativ zu bewerten. Mir persönlich gefällt es einfach besser bei Bands mit einer feiernden Menge zu "verschmelzen" und abzugehen.
Vielleicht liegt das Ganze zum Teil aber auch am..
Wellenbrecher
Diese Aufsplittung in der Mitte hat einen sehr negativen Einfluss auf die Stimmung. Man fühlt sich nicht wie eine Masse, sondern aufgeteilt. Der erste Wellenbrecher ist ein Witz, eine weitere Aufteilung dessen Sinn mir nicht im Ansatz erschließt. Der vordere Brecher wäre so schon nicht sehr gross, aber den weiter aufzuteilen ist einfach unnötig.
Ist diese Trennung der Menge in der Mitte eigentlich (gefühlt) in jedem Land ausser Deutschland Pflicht?
Stages
Warum gibt es nur eine Hauptbühne? Die zwei Zelte sind zwar atmosphärisch, aber bei größeren Acts direkt voll. Dann lieber ne zweite open Air bühne bei der mehr Leute die Möglichkeit haben einen Act zu sehen, statt ihm außerhalb des Zeltes auf einer Videoleinwand zu folgen.
Gelände Größe?
Für mich wirkte das Gelände etwas zu klein für die Besucherzahl. Es gibt einfach keinen Rückzugsort, überall ist es voll.
Anfahrt
Die letzten ca. 2km Anfahrt fanden auf ner Straße in sehr schlechtem Zustand statt, einseitig befahrbar. Für ein Festival der Größe nicht zu rechtfertigen.
Merchandising
Warum gibt es keinen Merch mit schlichtem Logo und den Bands auf der Rückseite? Bei dem Line Up wäre das schon ein Muss gewesen.
So beim Durchlesen des Textes wirkt es vielleicht etwas negativer als mein Fazit dann eigentlich ausgefallen ist. Ich wollte einfach mal einige Argumente ohne Gewichtung gegeneinander aufführen. Vielleicht gibt es hier ja ein paar Antworten oder andere Meinungen..
Grüße (:
