10.04.2003 14:45
vom festivalplaner.de
*schnipp*
Quote:
112.000 Tickets in 23 Stunden. Rekordzeit. Doch nicht wenige versuchen Ihre reservierten Glastonburytickets weiter zu verkaufen und Beträge, die über dem Doppelten des Grundpreises von 105 Pfund liegen, sind keine Utopie.
So schön wär's gewesen. Mal eben mit zehn Glastonbury-Tickets den Sommerurlaub finanzieren. Denkste! Zurecht haben die Macher des Festivals etwas dagegen, wenn plötzlich nach dem Rekordabverkauf, die Angebote beim Online-Auktionshaus Ebay aus dem Boden sprießen wie Huflattich. "Mr. Glastonbury" Michael Eavis äußerte sich gegenüber NME wie folgt: "Wir haben die Leute auf Ebay angeschrieben und ihnen mitgeteilt, daß sie ihre Tickets nicht bekommen. Wir haben ihnen Emails geschickt. Jetzt wissen sie, dass es keine Tickets für sie gibt. Wir kriegen eine Liste, sobald sie auf der Website erscheinen. Wir schicken ihnen eine Mail und teilen mit, dass sie ihre Tickets nicht bekommen... End of story."
Dies ist eine Praktik, die auch Radiohead - einer der diesjährigen Headliner - bei ihrer anstehenden Tour verfolgt. Es dürfte keine Verwunderung hervorrufen, wenn diese Praktik Schule macht, denn seltene Tickets gehen nahezu so gut wie eine Stange Lucky Strike auf dem Schwarzmarkt nach dem Krieg...
*schnapp*
Also, mal abgesehen von der bösen Absicht des schwarzen Tickethandels...
Was hat den das Glastonbury, was der Ring nicht hat?
Also der Preis wird den Reiz wohl nicht ausmachen... 105 Pfund, das ist ne Menge Holz...
Headliner? Tja, die geben nichtmal einen bekannt... außer das was von den Interpreten durchsickert... (R.E.M. / Radiohead als einzig bekannte! )
Ein großes Fragezeichen hinter dem Lineup und man verschruppt dennoch alle Tickets innerhalb von 23h !
Vielleicht ist es ja die Tatsache, dass das Glastonbury nicht nur als kommerzielles MegaFestival auftritt, sondern man jedes Jahr mal eben ne Million Pfund an gemeinnützige Organisationen spendet, jeder Hans und Frantz des Musikbusiness sich darum schlägt beim Glastonbury aufzutreten... egal ob man nun der Teenie MegaSellout ist, oder der alten Fraktion angehört und leiber auf Jazz Mucke hören stehen tut... gleichzeitig der Freund des Dances der auch eine eigene Bühne für sich findet, man sich auf ner eignen New Talent Stage mal eben wirklich neue Bands anhören kann, ohne dabei auf bekannte Gesichter zu treffen, die schon nen Jahrzehnt länger dabei sind wie Mother Tounge oder Ministry...
Ach darüber beklag ich mich nicht. RaR ist halt nur eine komerzielle Veranstaltung und jede Band muss auf Niete und Nagel vorher geprüft werden, ob sie ne Platte verkauft hat um eine Existenzberechtigung am Ring zu haben, mit Innovationen und NewComer Förderung hat der Ring so viel zu tun, wie Dieter Bohlen literarisch wertvolle Bücher schreibt...
Unser Publikum ist ja scheinbar auch ein wenig beschränkt und ignorant, (ih HipHop... bäh Pop ... isch SuperMegaDeathTRASHMetal !!! Slayer!)
ja Trash... net Thrash... richtiggelesen...
Deswegen kann ich ihnen ja auch keinen Vorwurf machen, Herr Lieberberg.
Soweit zur Preisstruktur und Lineupfrage
Wenn man beides anschaut, dann ist das Glastonbury teurer und das Lineup der letzten Jahre war aber viel breiter gefächert als nur Rock... seien wir mal ehrlich, will ich Rock oder Metal, dann geh ich zum Wacken, WWF, will ich Alternative, dann gehts zum Hurricane Southside Bizarre oder den Kuschelfestivals wie Immergut, Taubertal... will ich HipHop geh ich zum Splash...
All diesen Festivals kann man ein Prädikat zuweisen, welches ich in keiner adäquaten Form für Rock Am Ring finde.
Anscheinend habe sie ein recht attraktives Angebot zusammengestellt... sie werden Tickets verkaufen, auch alle...
Aber dennoch überlegt es sich jeder einzelne dreimal ob er kommt... ausgenommen der Spezies Ringrocker...
Aber was unterscheidet noch das Glastonbury und das Rock am Ring
Hmm... Gibt es photographische Bildbände die das Festival bzw. dieses Volksfest in seiner Form lobpreisen?
Laut Medien wie gestern dem 9.4.´03 die schöne Reportage auf Pro 7 ist dies eher entmutigend, ein Armutszeugnis.
Keinerlei positives Feedback in Medien, im Umland... lediglich beim Fan der sich wieder erfolgreich die Birne ausgeleuchtet hat.
Nein, wer jetzt denkt, das Glastonbury hat bestimmt keine Park/Campingplatztrennung... doch hat es... es ist was anderes.
Ich weiß Herr Lieberberg, sie wollen von dem Image, dass Rock am Ring zZt in den Köpfen von Besucher und Medien einnimmt weg... die Rezensionen in den letzten Jahren sind immer schlechter geworden.
Ich bin auch der festen Überzeugung, dass das Glastonbury, das Roskilde oder gar Sziget und ähnliche ein Vorbild für sie sind und da diese Festivals meiner Meinung nach die Individuellsten sind, was ich nur vom HörenSagen entnehme, aber genügend Indizien dafür finde...
Diese Festivals werden nunmal nicht nur von Konzertagenturen initiiert, sondern von ganzen Gemeinden.
Die Organisation bezieht sich nicht nur auf das Festival / Die Bands den Showcase, sondern alles drum herum, was sie dieses Jahr hoffentlich auch realisieren wollen...
Ich denke sie wollen eine neue Struktur von Besuchern ansprechen... diejenigen, die wegen der Musik kommen... in kleinen Gruppen um die Bands zu sehen...
Bisher haben sie ja größtenteils Leute zum Campen geladen, für die die Musik nebensächlich war und man sich lieber auf die täglich Palette Bier und die Bratwurst konzentriert hat. Auf Eigens Entertainment.
Aber auch der "neue" Festivalbesucher wird nunmal nicht nur von Musik satt, ist auch nicht trocken und kann sich mitunter auch extrem langweilen... Wenn sie die Möglichkeiten des Eigenentertainments einschränken, dann müssen sie diese Lücke füllen.
Die Lücke, das ist die Zeit, in der der Festivalbesucher sich nicht vor der Bühne aufhält... nicht nur die Zeit, welche effektiv auf den Bühnen Veranstaltung stattfindet...
Am Rock am Ring wurde bisher ja immer im Vergleich zu anderen Veranstaltungen extrem spät mit dem Programm begonnen. Auf einem Festival findet niemand so viel Schalft, dass er vom Schlafsack direkt zur Bühne geht.
Und da setzten all die anderen Festivalphilosphien an... Entertainment neben der Bühne, auf dem Campingplatz, im Partyzelt... da kostet die Zeltdisko nicht extra Eintritt... da wird dem Publikum die Möglichkeit zur Interaktion, nicht nur zum passiven Saufgelage geboten... da verzichtet mal der Festivalbesucher auf das Mitbringen des saarländischen Holzkohleschwänkers, sondern versucht sich mit dem Erkundnen neuer kulinarischen Spezialitäten zu nicht horrenden Preisen... oder er läuft über einen Festivalmarktplatz, wo nicht nur der holländische 0815 SecondHandVerkäufer die 20 Jahre alte Aldidas Trainingsjacke für stolze 35€ verschruppen... sondern man auch mal in Plattenkisten wühlen kann...
Verdammt dass ist ein Musikfestival auf dem es keine Musik zu kaufen ist...
Und dann gibt es Bereiche, in denen man Einsparungen durch mehr und minder starkes Sponsoring erreichen lann... ich habe Firmen gesehen die Duschen für lau spendierten um ihr tolles Duschgel zu promoten oder die einfach durch eine pfiffige Idee wie einer Bodywashanlage ihre Produktphilosophie promoten wollten... was dem Besucher lieber ist als Geld für ein menschliches Grundbedürfniss zahlen zu müssen. Vor allem in einem Bereich, wo Wartezeiten und ähnliches vorprogrammiert sind... kostet es nichts, dann akzeptiert er der Umstand einfacher, als wenn er bezahlen muss.
Der Teufel liegt im Detail, dass ist das Problem, aber an den Details beurteilt man.
[addsig]