5 €? 6€? 10€? Der Mindestlohn

eröffnet von NoelGallagher am 13.12.2007 21:37 Uhr
23 Kommentare - zuletzt von Henning

NoelGallagher
13.12.2007 21:37Supporter

Zitat:


Wirtschaftsforscher
Mindestlohn würde 1,9 Millionen Jobs kosten
13. Dezember 2007 Ein flächendeckender Mindestlohn würde nach Einschätzung des Ifo-Instituts in Deutschland knapp zwei Millionen Arbeitsplätze gefährden. Bei einem staatlich vorgeschriebenen Gehalt von mindestens 9,80 Euro, wie er derzeit von der Bundesregierung für Briefträger im Westen geplant ist, würden im Westen 1,4 Millionen Stellen und im Osten rund 500.000 Stellen wegfallen, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn am Donnerstag in München. In Westdeutschland lägen 22 Prozent der Beschäftigten unter dieser Gehaltsgrenze, im Osten verdienten 42 Prozent weniger als die neun Euro, die für die ostdeutschen Briefträger vereinbart seien.

Deutschland sei mit der aktuellen Debatte auf dem Irrweg, sagte Sinn: „Mindestlöhne vernichten massenhaft Arbeitsplätze.“ Selbst bei einem bundesweiten Mindestlohn von nur 7,50 Euro je Stunde würden noch 1,1 Millionen Stellen wegfallen. Der Wettbewerb in der Postbranche bleibe de facto auf Dauer ausgeschaltet. Echter Wettbewerb müsse über Löhne stattfinden, sagte Sinn. Der Aufschwung am Arbeitsmarkt gehe primär auf neue Stellen mit geringem Lohn zurück.


Quelle: FAZ

Der Bau hat ihn, die Post soll ihn bekommen und gerade wird diskutiert ihn deutschlandweit einzuführen.

Ich schließe mich der Meinung des IFO-Instituts an. Entweder ist der Mindestlohn zu niedrig, dann braucht man ihn nicht. Oder der Mindestlohn ist zu hoch, dann gehen Arbeitsplätze verloren - werden automatisiert oder gehen ins Ausland.

These zur Start der Debatte: Staat, halte dich raus aus der Lohnfindung!

Discuss!

KayTwoEx
13.12.2007 21:51

Hm. Mindestlohn ist von sich an nicht schlecht. Ich denke mir mal das die ziemlich unterbezahlt sind. Ich meine wenn es einen Mindestlohn von 7,50€ trotzdem noch 1,1 Millionen Arbeitsplätze frisst läuft da doch mächtig was schief. Das muss ja heisen das die alle weniger als 7,50€ pro Stunde bekommen. Sollen die Chefs von den großen Firmen nicht soviel Geld selber einstreichen. Ich finde, man solle erstmal einen "Höchstlohn" für solche Leute wie Manager einführen. Was die ja teilweise im Monat verdienen ist ja abartig. Wenn die dann weniger Geld kriegen ist auch mehr übrig für die übrigen. Also oben anfangen und nicht unten...

Droogandleader
13.12.2007 22:00

Es gibt Jobs da frage Ich mich echt: "Wie um alles in der Welt soll diese Arbeit 7,50 - 10€ die Stunde wert sein?" Auch wenns mir leid tut für die die den Job machen.
Ich bin strikt dagegen. Wenn Einzellösungen gefragt und sinnvoll erscheinen, kann man ja per Entsendegesetz etwas regeln, sofern sich Tarifparteien vorher darauf geeinigt haben. Eine grundsätzliche Schranke halte Ich für falsch.
Ist schon eine seltsame Debatte: Erst "zwingt" man Leute für 1€ die Stunde zu arbeiten, keine 3 Jahre später diskutiert man über einen Mindestlohn von >= 7,50 €. Da weiß wohl jemand selber nicht was er will.

NoelGallagher
13.12.2007 22:22Supporter

Zitat:


KayTwoEx schrieb:
Hm. Mindestlohn ist von sich an nicht schlecht. Ich denke mir mal das die ziemlich unterbezahlt sind. Ich meine wenn es einen Mindestlohn von 7,50€ trotzdem noch 1,1 Millionen Arbeitsplätze frisst läuft da doch mächtig was schief. Das muss ja heisen das die alle weniger als 7,50€ pro Stunde bekommen. Sollen die Chefs von den großen Firmen nicht soviel Geld selber einstreichen. Ich finde, man solle erstmal einen "Höchstlohn" für solche Leute wie Manager einführen. Was die ja teilweise im Monat verdienen ist ja abartig. Wenn die dann weniger Geld kriegen ist auch mehr übrig für die übrigen. Also oben anfangen und nicht unten...


Und wie hoch sollte der sein? Und sollten davon nur Manager betroffen sein? Was ist z.B. mit Profisportlern?

Ich bleibe dabei, dass der Staat sich aus diesen Dingen raushalten sollte. Er kann über das Steuersystem umverteilen, die Lohnfindung sollte jedoch den Beteiligten, Arbeitnehmern und Arbeitgebern bzw. deren Vertreter in den Tarifgemeinschaften, überlassen werden.

Wozu zuviele Staatseingriffe führen können, konnte man an der mittlerweile ja Ex-DDR sehen. Nicht gerade ein Erfolgsmodell.

Droogandleader
13.12.2007 22:31

Die Maximal-gehalt-Diskussion ist sowieso totaler Bullshit. Wem nützt es ernsthaft wen eine handvoll leute aus irgendwelchen gründen weniger verdienen darf? Dann sinds halt nur noch 5 anstatt 50 Millionen. Wem bringt das was? Einfach nur populistisch und billig. Da kann man keine Wähler mit vergraulen. Da kann man drauf dreschen. Lenkt schön ab.

Joda
13.12.2007 23:06

Als angehender Ökonom klares Contra.

Die Folgen des Mindestlohn sind unterschätzt und in der Politik wird man sich wundern wenn die Arbeitslosigkeit wieder ansteigt.
Aber wie so oft werden Ökonomen befragt und dann doch nicht ernst genommen bzw das Konzept nicht umgesetzt. Der Markt reguliert sich selber, aber hier will der Staat (wie so oft) unnötig eingreifen. Hier liegt nicht im Geringsten ein Marktversagen vor. Unglaublich!

Zu den Managergehältern gebe ich droog 100% Recht. Verstehe die Diskussion da nicht.
Da wird aus Richtung der Politik und der Presse Stimmung in eine Richtung gemacht obwohl es nicht zur Debatte steht.
Wenn z.B. Herr Wiedekind 50 Mio verdient stört mich das Knapp die Hälfte. Dem Unternehmen geht es gut, es wurde gut gewirtschaftet und Arbeitsplätze geschaffen. So what?
Sollen die Unternehmen ihren Sitz ins Ausland verlegen? Dann würden Staat und Arbeitnehmer aber blöd aus der Wäsche schauen.

Zum Post Mindestlohn hier die ersten Konsequenzen: Bericht SZ

FBG
13.12.2007 23:13Supporter

lohndebatten sind im allgemeinen meistens billig & populistisch, aber in diesen fällen ne heikle sache.

in der gleichen woche vereinbart die post nen mindestlohn, wodurch 1000 PIN zusteller ihren job verlieren. 2-3 tage später geht die maxi-lohn diskussion wieder los, weil ruaskommt dass porsche-chef wedekin ca. 60mio im jahr verdient.

sind die 60mio übertrieben?
oder doch gerechtfertigt weil er aus porsche den profitabelsten autobauer der welt gemacht hat?

hätten die PIN-mitarbeiter auch für weniger gearbeitet als 9,80 in zukunft gearbeitet?
oder hätte PIN das ganze sowieso eingestellt, weil sie nur miese gemacht haben?


alles fragen, bei denen ich geteilter meinung bin ...[addsig]

Onkel_Joseph
13.12.2007 23:41

ein flächendeckender Mindestlohn macht in meinen Augen auch keinen Sinn.
Allerdings ist er ähnlich wie das Entsendegesetz im Bau eine Option um branchenspezifisch Lohndumping zu unterbinden.

Einen Maxilohn finde ich unrealistisch, das ist billiger Populismus, zumal ich mir sicher bin dass man da auch genügend Hintertürchen geben kann, die auch wenn sie nicht gewollt sind das ganze nur zu ner farce machen

Beli
13.12.2007 23:56

Ich bin eher der Meinung, dass irgendwas schief läuft, wenn massenweise Arbeitsplätze verloren gehen, nur weil ein Lohn gezahlt werden soll, der den Menschen dazu verhilft, ohne weitere Hilfe halbwegs leben zu können.

Und ich finde auch, dass kein Mensch ein Jahresgehalt von 10 Mio € und mehr braucht, aber das sollte nicht staatlich reguliert werden müssen. Das sollten diese Menschen einfach selber einsehen... und mit dem Rest ihre Leute anständig bezahlen. -.- Dann bräuchten wir auch keine gesetzlichen Mindestlöhne. [Ich weiß, unrealistisch. Aber schön wär's.]


Kurz: Für die Angestellten macht's Sinn, für die Wirtschaft eher weniger. Und da gibt es nun mal keine absolute Wahrheit bei.

NoelGallagher
14.12.2007 00:03Supporter

Zitat:


Beli schrieb:
Ich bin eher der Meinung, dass irgendwas schief läuft, wenn massenweise Arbeitsplätze verloren gehen, nur weil ein Lohn gezahlt werden soll, der den Menschen dazu verhilft, ohne weitere Hilfe halbwegs leben zu können.


Die Sache ist halt, dass diese Menschen in Bereichen arbeiten, bei denen extrem niedrige Preise für das jeweilige Produkt gezahlt werden (z.B. beim Frisör) oder bei denen es eine Nachfrage nach günstigeren Produkten (z.B. Briefzustellung) gibt.

Wer Mindestlöhne will, muss auch Mindestpreise hinnehmen. Und wer das akzeptiert, muss ebenfalls hinnehmen, dass es dann in einigen anderen Bereichen zum Nachfrage- (und ggf. Beschäftigungs-)rückgang kommen muss, denn wenn der Frisör oder die Briefe teurer werden, kann nur weniger von allem anderen nachgefragt werden.

Obi-Wan
14.12.2007 10:05

Mindestlohn...tja sehr zwiespältige sache.

Aber es kann einfach nciht sein, dass ein Unternehmen wie die PIN AG den Staat dazu benutzt um Dumpinglöhne bezahlen zu können.
Fast alle PIN Mitarbieter arbeiten für einen Stundenlohn von ca. 5 € und beziehen nebenher noch ALG I oder II, weil sie einfach sonst zu wenig verdienen würden. Oder man arbeitet über 50 Stunden die Woche, dann liegt man knapp überm Hartz IV Satz.
Das geht auch nicht...

Managergehälter sollen ruhig so hoch sein, aber wennse dann ein UNternehmen vor die Wand setzen müssen die nicht dafür bluten, sondern die Arbieter. Eine Risikobeteiligung sollte bei diesen Gehältern schon drin sein.
Meine Meinung^^

Beli
14.12.2007 12:05

@Noel: Ich habe auch nicht so das Problem, nicht den 10€-Discounter-Frisör zu besuchen, sondern einen, der seine Angestellten auch vernünftig bezahlt, dass die eben nicht noch nebenbei Hartz IV kassieren müssen. Denn wenn die Mehrheit ausreichend verdient, müsste das doch wiederum der Volkswirtschaft zugute kommen, weil sich mehr Leute mehr Güter/Dienstleistungen leisten können... oder? Oder nicht?

Aber wie schon gesagt: Ich denke nicht, dass es bei dem Thema eine absolute Wahrheit gibt. Beide Seiten haben durchaus gute Argumente.

Christian
Christian
14.12.2007 12:06Admin

Springer stellt für Pin kein Geld mehr bereit

Kaum ist der Mindestlohn vom Bundestag beschlossen, macht Springer ernst: Vorstand und Aufsichtsrat des Medienkonzerns haben entschieden, keine weiteren Finanzmittel für den Postkonkurrenten Pin Group bereitzustellen.

weiter bei SPON

The_Game
14.12.2007 12:17

Zitat:


NoelGallagher schrieb:
Die Sache ist halt, dass diese Menschen in Bereichen arbeiten, bei denen extrem niedrige Preise für das jeweilige Produkt gezahlt werden (z.B. beim Frisör) oder bei denen es eine Nachfrage nach günstigeren Produkten (z.B. Briefzustellung) gibt.

Wer Mindestlöhne will, muss auch Mindestpreise hinnehmen. Und wer das akzeptiert, muss ebenfalls hinnehmen, dass es dann in einigen anderen Bereichen zum Nachfrage- (und ggf. Beschäftigungs-)rückgang kommen muss, denn wenn der Frisör oder die Briefe teurer werden, kann nur weniger von allem anderen nachgefragt werden.


Naja die Frage ist schon, in wie weit bei der Postzustellung wirklich das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage da ist.
Ich kenne keinen, der mehr oder weniger Briefe schreiben würde wenn der Preis jetzt um einen gewissen Betrag steigen oder sinken würde.

Und das ist auch der Punkt warum der Mindestlohn hier für mich richtig ist. Hätte die PIN mit ihren 5 € Mitarbeitern größere Marktanteile bekommen und es wäre trotzdem nicht mehr Arbeit vorhanden gewesen, dann hätte früher oder später die Post ihre Leute - denen sie einen vernünftigen Lohn zahlt entlassen. Das kann nun wirklich nicht der Sinn der Sache sein.

StonedHammer
StonedHammer
14.12.2007 12:24Admin

frisöre billig? also wenn ich da son manchaml höre was da gezahlt wird für ein wenig waschen schneiden färben udn man dann mal schnell 50 euro los ist, frag ich mich wo das billig ist.

Obi-Wan
14.12.2007 13:10

Zitat:


StonedHammer schrieb:
frisöre billig? also wenn ich da son manchaml höre was da gezahlt wird für ein wenig waschen schneiden färben udn man dann mal schnell 50 euro los ist, frag ich mich wo das billig ist.


Ja für Frauen .
Für einen normalen Männerschnitt ("einmal Haare ab bitte") zahlt man doch so um 10 €.

Birn3
14.12.2007 14:54

friseure kann man eh nicht vergleichen! da gibt's so heftige unterschiede! es gibt salons die müssen nen haarschnitt für 10€ einfach anbieten weil sie sonst zuviele kunden verlieren und den laden dicht machen können und andere salons die beispielsweise in vornehmeren gegenden sind können für die gleiche frisur 50€ oder mehr verlangen weil sie entweder nen guten ruf haben oder weil die eben ne ganz andere kundschaft haben die das einfach nicht juckt was sie für ne frisur bezahlen!diese salons können ihre mitarbeiter dann eben auch entsprechend besser bezahlen als eben der kleine friseursalon um die ecke den's in fast jedem dörfchen gibt der eben am ende des monats jeden cent umdrehen muss um überhaupt noch existent zu sein.
zwingt der staat dem kleinen salon jetzt nen mindestlohn für seine mitarbeiter auf muss er entweder leute entlassen oder er macht dicht!

es stellt sich wirklich die frage inwieweit durch ein solches gesetz gutes getan wird und inwieweit eben genau das gegenteil dabei rauskommt. auf der einen seite versteh ich die arbeitnehmer die sich mit nem hungerlohn eben unterbezahlt fühlen aber auf der anderen seite muss man auch einfach einsehen dass es in vielen betrieben eben einfach nicht anders geht.
[addsig]

NoelGallagher
14.12.2007 20:20Supporter

Zitat:


Beli schrieb:
@Noel: Ich habe auch nicht so das Problem, nicht den 10€-Discounter-Frisör zu besuchen, sondern einen, der seine Angestellten auch vernünftig bezahlt, dass die eben nicht noch nebenbei Hartz IV kassieren müssen. Denn wenn die Mehrheit ausreichend verdient, müsste das doch wiederum der Volkswirtschaft zugute kommen, weil sich mehr Leute mehr Güter/Dienstleistungen leisten können... oder? Oder nicht?


1. Du kannst dein Geld nur einmal ausgeben. Wenn du mehr für den Friseur bezahlen musst, kannst du nur weniger von allem andere kaufen==>Nachfragerückgang in anderen Bereichen und dort Arbeitsplatzabbau. ODER du gehst seltener zum Friseur=>Nachfragerückgang bei den Friseuren und ebenfalls Arbeitsplatzabbau. ODER der Friseur hält seine Preise trotz höherer Lohnkosten stabil und geht eventuell pleite, Arbeitsplatzabbau.

2. Wenn man bei allen Menschen die Löhne erhöhen würde, hätte man außer höheren Preise bei allem und für alle nichts gewonnen.

Andrea Nahles frohlockt schon, dass man den Mindestlohn ja nun auch auf andere Bereiche ausdehnen könne.

P.s. Anzahl der Menschen, die Vollzeit arbeiten und dennoch noch Hartz IV beantragen müssen in Deutschland insgesamt: 69.000 (!) von 40 Millionen Erwerbstätigen. Quelle: Welt.de

Droogandleader
14.12.2007 20:33

Mindestlohn ist doch toll, für nen Politiker:
Kostet den Staat zunächst nichts, alle haben mehr. Alles ist gerecht. Alles ist toll!
Wenns dann den Bach runtergeht, macht man die Wirtschaft schuldig, die ja massiv Arbeitsplätze abgebaut hat.

Beli
14.12.2007 20:45

@Noel: Na ja, die 69.000 sind aber "nur" jene, die Vollzeit arbeiten, insgesamt müssen ja 2,1 Mio. zusätzlich staatliche Leistungen erhalten. Frage (weiß es wirklich nicht) : Sind ja die 1€-Jobber schon mit einberechnet?


Und der/die Frisör_in, den/die ich dann ausreichend bezahlt habe, kann dafür mein Geld ausgeben. Von daher isses doch latte ob ich nun überlege, gebe ich 10€ fürn Frisör aus und habe dann noch 40€ für mein Privatvergnügen, oder gebe ich 40€ für nen Haarschnitt aus, davon kann der/die sich dafür mal leisten, nicht bei Aldi einkaufen zu müssen und ich hab immer noch 10€ für mich.
Äh, das war jetzt ein bisschen wirr beschrieben, glaube ich. Ist halt eine "übersoziale" Denkweise, die sich aber mMn mal zu denken lohnt.

Was mir einleuchtet, ist das Beispiel vom "Dorffrisör", der eh schon nicht weiß, wie er über die Runden kommen soll. Das ist nicht gerade ideal. Aber in der Postbranche sehe ich dieses Problem bisher wirklich nicht.

NoelGallagher
14.12.2007 20:50Supporter

Zitat:


Joda schrieb:
Aber wie so oft werden Ökonomen befragt und dann doch nicht ernst genommen bzw das Konzept nicht umgesetzt.


Ja, so ist das leider. Ich verlange echt mal einen Grundkurs in VWL als Grundvoraussetzung für ein Bundestagsmandat, denn neben populistischen Gedanken, um gewählt zu werden, unterstelle ich auch eine große Unwissenheit in Bezug auf einfachste ökonmische Zusammenhänge. Schon bei der letzten "großen wirtschaftspolitischen Entscheidung", der Festlegung des Umtauschverhältnisses der Ost- in die D-Mark wurden die Bedenken der Ökonomen von einem gewissen Kanzler der Einheit weggewischt mit dem Resultat, dass mal eben fast die komplette Ostwirtschaft rasiert wurde.

NoelGallagher
15.12.2007 12:54Supporter

Zitat:


Beli schrieb:
@Noel: Na ja, die 69.000 sind aber "nur" jene, die Vollzeit arbeiten, insgesamt müssen ja 2,1 Mio. zusätzlich staatliche Leistungen erhalten. Frage (weiß es wirklich nicht) : Sind ja die 1€-Jobber schon mit einberechnet?


Es zeigt aber, dass der größte Schutz vor Armut ein Vollzeitarbeitsplatz ist. Und diese Stellen gibt es durchaus. Teilzeitarbeit ist in großen Teilen ja auch von den Arbeitnehmern gewünscht. 1€-Jobber dürften da nicht enthalten sein, da diese ja offiziell mit zu den Arbeitsloses gezählt werden.

Zitat:

Und der/die Frisör_in, den/die ich dann ausreichend bezahlt habe, kann dafür mein Geld ausgeben. Von daher isses doch latte ob ich nun überlege, gebe ich 10€ fürn Frisör aus und habe dann noch 40€ für mein Privatvergnügen, oder gebe ich 40€ für nen Haarschnitt aus, davon kann der/die sich dafür mal leisten, nicht bei Aldi einkaufen zu müssen und ich hab immer noch 10€ für mich.
Äh, das war jetzt ein bisschen wirr beschrieben, glaube ich. Ist halt eine "übersoziale" Denkweise, die sich aber mMn mal zu denken lohnt.


Es kommt aber zu Verlusten durch Sozialabgaben und den Sparanteil am Lohn der Friseure und in der Summe zu einem Rückgang der Nachfrage.

Zitat:

Was mir einleuchtet, ist das Beispiel vom "Dorffrisör", der eh schon nicht weiß, wie er über die Runden kommen soll. Das ist nicht gerade ideal. Aber in der Postbranche sehe ich dieses Problem bisher wirklich nicht.


Ich denke nicht mal, dass es durch den Mindestlohn zu größeren Entlassungswellen kommt. Die PIN-Group hat so oder so Probleme. Es wird allerdings der Markteintritt neuer Unternehmen und somit die Schaffung neuer Arbeitsplätze verhindert. Und selbst wenn diese niedrig entlohnt würden, es würden wohl auch bisher Arbeitslose einen Arbeitsplatz finden können. Diese werden bislang zu 100% vom Staat (Hartz IV) bezahlt. Selbst bei Aufnahme einer gering bezahlten Stelle, der zusätzlich staatlich bezuschusst werden müsste, würde sich dieser Anteil auf vielleicht 50% reduzieren, wovon die Volkswirtschaft und "der Steuerzahler" profitieren würde.

Daneben ist es nicht wirklich zu rechtfertigen, dass die Post von der 19%-Mehrwertsteuer befreit ist. Das sind 19%, die die neuen Briefzusteller zusätzlich erwirtschaften müssen und die Post eben nicht.

Henning
29.12.2007 21:56Supporter

Zur Maximimallohndebatte:
Wenn der Politik ein Einkommen zu hoch ist, soll sie doch bitte, ab genau der Grenze mehr Steuern verlagen. Dann trifft es auch Leute, die wenigstens für ihre Arbeit bezahlt werden.


Mindestlohn:
In Zeiten schwacher Gewerkschaften ist das möglicherweise ein guter Ersatz (aber auch der Todesstoß für manche Gewrkschaft), aber natürlich ist der Mindestlohn wirklich niedirg anzusetzen, damit keine Arbeitsplätze flöten gehen, da stimme ich mit Noel überein. Insgesamt sollte man aber halt lieber über ein Aufstocken von niedirgen Löhnen und eine Reform des Gesamten Arbeits- und Sozialwesens nachdenken, denn letztlich setzt man immer nur an verschiedenen Seiten des Problems (Hartz, Mindestlohn) an und kann es nicht lösen.

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