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Standing Ovations: Robbie Williams zeigt, warum er eine Legende ist

Julia LangmaackJulia Langmaack, 01.07.2025

Julia Langmaack

Julia Langmaack
01.07.2025

Montag, 30. Juni 2025 – Hochsommer in Hannover. Während viele den Start in der neuen Woche noch mit einem müden Blick begegnen, herrscht rund um die Heinz von Heiden Arena schon am späten Nachmittag ausgelassene Vorfreude. Tausende strömen Richtung Stadion – ein buntes Publikum, das von jungen Pop-Fans bis zu treuen Begleitern der 90er reicht. Der Grund: Robbie Williams, der unangefochtene Entertainer des britischen Pops, macht Halt in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Wer denkt, ein Montagabend taugt nicht für große Konzertmomente, wird hier eines Besseren belehrt. Was sich in diesem ausverkauften Stadion abspielt, ist ein Show-Erlebnis zwischen Witz, Gänsehaut und mitreißendem Pop-Pathos.

Im Vorprogramm treten The Lottery Winners auf und heizen das Publikum schon mal auf Betriebstemperatur an.

Robbie Williams ist längst mehr als ein Popstar – er ist Teil der Popkultur-Geschichte. Bekannt wurde er als Mitglied von Take That, einer der ikonischsten Boybands der 90er, die mit Hits wie „Back for Good“, „Relight My Fire“ und „Pray“ die Charts dominierte. 1995 stieg Robbie aus – der Schock für viele Fans war groß. Doch es sollte der Beginn einer noch größeren Karriere sein. Zwar war der Start seiner Solo-Laufbahn nicht frei von Stolpersteinen, aber mit dem Hit „Angels“ gelang ihm 1997 der Durchbruch. Es folgten unvergessliche Songs wie „Rock DJ“, „Feel“, „Come Undone“ und natürlich „Let Me Entertain You“. Williams wurde zum Superstar, der Arenen auf der ganzen Welt füllt – mit einer einzigartigen Mischung aus musikalischer Vielfalt, trockenem Humor und einem Händchen für große Inszenierungen.

2025 geht Robbie mit seiner Tour Britpop auf Reisen – seiner bereits 14. Konzerttournee und gleichzeitig der Auftakt zum kommenden 13. Studioalbum gleichen Namens, das im Herbst erscheinen soll. Mit dabei: neu arrangierte Versionen seiner größten Hits und frische Songs, die zeigen, dass er auch im dritten Karrierejahrzehnt nichts an Schaffenskraft verloren hat. Um 20:45 Uhr startet die Show standesgemäß mit „Let Me Entertain You“ – und der Titel hält, was er verspricht. Eine energiegeladene Performance mit Bläsern, Lichtgewittern, Backgroundsängern und einem Robbie Williams in Topform. Nur wenige Minuten später lässt er sich – stilecht im Raumanzug – zur Nummer „Rocket“ von der Decke herab, landet mit einem breiten Grinsen und übernimmt die Bühne mit der Selbstverständlichkeit eines echten Showprofis. Er nennt sich selbst „King of Entertainment“ – und liefert genau das ab.

Die Setlist ist eine ausgewogene Mischung aus Hits und Geschichten. Songs wie „Come Undone“ oder „Something Beautiful“ kommen mit melancholischer Note, bei „Feel“ summt das Stadion kollektiv mit. „Kids“ bringt auch ohne Kylie Minogue das Publikum zum Tanzen. Und als „Angels“ erklingt, ist klar: das ist der magische Moment des Abends. Tausende Handylichter leuchten, die ganze Arena singt. Besonders berührend wird es, als Robbie zu den Fans ins Publikum steigt – nicht nur einmal –, eine Zuschauerin (Jessy aus Münster) auf die Bühne holt und mit ihr „She’s the One“ performt. Charmant, verspielt, herzlich – typisch Robbie.

Dazwischen spricht er frei über sein Leben, seine Dämonen, das Älterwerden im Popbusiness. Mit gewohnt ironischer Selbstreflexion erzählt er von Höhenflügen und Abstürzen, vom früheren Wahnsinn und seinem heutigen Ich – „immer noch verrückt, nur mit grauem Bart und etwas mehr Yoga“, wie er sagt. Auch die Bandvorstellung gerät zum Highlight: Jedes Mitglied spielt spontan einen Klassiker, Robbie improvisiert den Gesang – und es funktioniert. Songs wie „Satisfaction“, „Another One Bites the Dust“, „Freedom“ oder „99 Red Balloons“ verwandeln die Bühne in ein Musikfestival.

Robbie Williams live zu sehen, ist mehr als ein Konzert – es ist ein emotionaler Rundumschlag. Man lacht, tanzt, singt, wird gerührt – und spürt: Hier steht ein Entertainer, der nicht nur performt, sondern verbindet. Nicht trotz seines Alters, sondern gerade dank seiner Lebenserfahrung und Authentizität bleibt Robbie Williams ein Superstar mit Strahlkraft. Ein Abend, der zeigt, wie tief gute Popmusik gehen kann – und warum Robbie noch lange nicht zum alten Eisen gehört.

Julia Langmaack Julia Langmaack Vechelde

Julia ist eigentlich vier Julias: Sie ist Julia, die Mediendesignerin, die seit 25 Jahren in der Werbewelt unterwegs ist. Julia, die Texterin. Julia, die Fotografin. Und Julia, eine der Chefinnen bei stagr und FU.