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Robbie Williams in München: 90.000 Besucher feierten ausgelassen

Annekathrin LingeAnnekathrin Linge, 28.08.2022

Annekathrin Linge

Annekathrin Linge
28.08.2022

2017 war Robbie Williams zuletzt in Deutschland auf Tournee. Nun ist der britische Superstar für ein exklusives, gigantisches Konzert 2022 nach München zurückgekehrt. Sein größtes jemals in Deutschland gespieltes Konzert. Für diese Show wurde das Messegelände in eine große Open Air-Veranstaltungsfläche umgebaut. 90.000 Besucher sind dafür angereist. Viele Fans sind aus ganz Deutschland und über die Grenzen hinaus schon einen Tag früher in die Metropole gekommen. Der Sänger, der frühen Ruhm als Mitglied von Take That Anfang der 90er Jahre erlangte, lebt mittlerweile mit seiner Frau und den gemeinsamen 4 Kindern in Kalifornien. Robbie Williams ist als Solokünstler extrem erfolgreich, erhielt bereits 18 Brit Awards und veröffentlichte 11 Solo-Alben.

Erster Support an diesem Abend, oder eher Nachmittag, ist Josh Savage, vor allem bekannt durch seine YouTube-Videos und Wohnzimmerkonzerte. So richtig will der Funke zum Publikum nicht überspringen. Er ist wohl ein großer Fan von Robbie und es ist ihm eine große Ehre, heute für ihn zu eröffnen. Nach einer halben Stunde ist sein Auftritt vorbei. Zweiter Support-Act ist Lufthaus. Die beiden DJs legen allerlei bekannte Hits auf. Wer sich im Vorfeld etwas schlau gemacht hat, weiß, dass es auch gemeinsame Tracks mit Robbie Williams gibt. Entgegen der Hoffnung einiger erscheint er aber nicht als Überraschung auf der Bühne. Und so kommt Robbies Stimme dann auch von der Platte.

20:20 Uhr: Showbeginn. „Munich, am I still your son? So let me entertain you!“ prangt in großen Buchstaben auf der Videoleinwand. Zu den dramatischen Klängen von „O Fortuna“ aus Carl Orff’s „Carmina Burana“ betritt Mr. Entertainment himself die Bretter, die die Welt bedeuten. Kurz zuvor wurden noch, in ziemlichem Optimismus in Angesicht der eher trüben Wettervorhersagen, die Regenzelte über den Instrumenten weggeräumt. Die Bühne ist gigantisch, sehr breit, allerdings nicht sehr hoch und auch nicht überdacht. Robbie unterhält das Publikum nicht nur durch seine Musik, sondern auch durch seine Ansagen, Sprüche und Witze zwischen den Liedern. So stellt er fest, dass manche Fans so weit weg stehen, dass die vermutlich ein Coldplay-Konzert sehen.

Bevor der Sänger „Come undone“ anstimmt, spricht er kurz über die Zeit nach seinem Ausstieg bei Take That, Als es ihm wirklich schlecht ging, er viel getrunken und Drogen konsumiert hat. Immer wieder betont Robbie, wie sehr er seine Fans, und besonders auch sein deutsches Publikum liebt („ich liebe euch, ihr Fuckers“). Besonders in der ersten Hälfte des Konzertes ist er sehr oft auf der kleinen B-Stage, zu der ein Steg von der Hauptbühne führt. Oft begleitet von seinen 8 Tänzerinnen oder auch einigen seiner Musiker der großartigen Band. Der Superstar liefert eine fantastische Show, musikalisch ein toller Querschnitt durch seine Karriere, mal laut, mal leise, mal mit buntem Bühnenbild und wilden Tänzerinnen und dann wieder ganz reduziert. Die Stimmung ist von der ersten bis zur letzten Minute grandios.

Als er „Sweet Caroline“ anstimmt, wird es etwas sentimental. Normalerweise singt er dieses Lied gemeinsam mit seinem Vater (so beispielsweise auch auf der letzten Deutschlandtour vor 5 Jahren). Da es ihm aber gesundheitlich nicht mehr so gut geht, singt Robbie heute dieses Lied zum allerletzten Mal allein auf der Bühne, unterstützt vom Publikum. Das ist sicher nicht einfach. Auch ein Superstar ist vor so etwas nicht geschützt. Umso dankbarer ist er dann vielleicht, dass seine Familie (Frau und Kinder) mit nach München gereist sind und auch an diesem Abend da sind. Ihnen widmet er „I love my life“, ein wunderbares Liebeslied.

Etwas romantisch wird es, als er einen Fan, Lisa, aus dem Publikum zu sich auf die Bühne holt. Sie setzen sich beide auf ein Sofa und Robbie stimmt „Something stupid“ an. Und immer wieder an diesem Abend kommt auch der Schelm in ihm durch, er beklettert Lisa, wuschelt ihr durch die Haare. Zum Abschluss gibt es noch ein kurzes gemeinsames Tänzchen. Bei „Feel“ ist die Bühne in grünes Licht getaucht, tausende Handylichter erhellen den Münchner Nachthimmel. Da die Fans so wunderbar bei „The road to Mandalay“ mitsingen, kommt Robbie mit einer T-Shirt-Kanone auf die B-Stage und feuert einige Shirts ins Publikum.

Letztes Lied vor der Zugabe ist „Rock DJ“. Zur Zugabe erscheint Robbie dann im Bademantel auf der Bühne und richtet sehr viele, emotionale und dankbare Worte an sein Publikum. Die treuesten Fans stehen ihm seit über 30 Jahren zur Seite. Nach „She’s the one“ neigt sich das Konzert dem Ende entgegen. Fast schon dramatisch und als Teil der Show wirkend fängt es beim allerletzten Lied des Abends, seinem Megahit „Angels“, an zu regnen. Der Himmel weint. Die Fans sind glücklich.

Die Abreise vom Gelände dauert bei den Menschenmassen erwartungsgemäß etwas länger. Aber das soll dann diesen wunderbaren Abend bei und mit dem Superstar nicht schmälern. Es war ein wirklich tolles Konzert eines Künstlers, der mit seiner Musik begeistert, durch seine Menschlichkeit, seine Ecken und Kanten so nahbar wirkt und einfach ein guter Entertainer ist. Fest steht: der Wettergott, wenn es ihn gibt, ist ein Robbie-Fan.

Annekathrin Linge Annekathrin Linge

Annekathrin fühlt sich hinter der Kamera sichtlich wohler als mit Zettel und Stift in der Hand. Die gebürtige Erfurterin reist seit fast 20 Jahren quer durch Deutschland und Europa, um ihre Lieblingsbands zu sehen und manchmal auch ablichten zu können. Mit der Musik hält sie es wie mit der Fotografie: keine Schubladen, keine Grenzen.