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Rise Against mit ZSK und The Story So Far in Hamburg

Cynthia TheisingerCynthia Theisinger, 15.11.2022

Cynthia Theisinger

Cynthia Theisinger
15.11.2022

Lange ist es noch nicht her, seit Rise Against zuletzt in Europa unterwegs waren. Erst im Sommer konnte die Band auf vielen Festivals erlebt werden. Dabei sollte es jedoch nicht bleiben. Nur wenige Monate später sind sie wieder zurück und spielen in Deutschlands großen Hallen, um ihr neues Album live darbieten zu können. Mit auf Tour sind The Story So Far und ZSK, die sich besonders über die Einladung freuen.

ZSK

Denn Sänger Joshi ist großer Fan der Band seitdem er 15 ist. Entsprechend hat er – und auch der Rest – regelrechte Freudensprünge gemacht, also die Bestätigung kam, die ganze Tour dabei sein zu dürfen. Dies sieht man ihnen auch an. Nimmt man es ganz genau, liegt die Sprungdichte bei Joshi bei drei Sprüngen pro Song und ist somit weit über dem Durchschnitt. Zudem ist heute sein Geburtstag, was ihm zusätzlich ein kleines Ständchen beschert. Man könnte sagen, dass Joshi am heutigen Tag gerne mit Dingen wirft. Entweder sich selbst in die Luft, seine Gitarre einige Meter weit weg zum Techniker, wenn diese nicht mehr benötigt wird, oder sich selbst ins Publikum. Mehrere Male geht er so Crowdsurfen in gefühlten Sekunden, anschließend wieder über die Bühne und Boxen zu springen. Unpolitisch geht es aber auch nicht. So stehen Ansprachen gegen die AFD und Nazis an der Tagesordnung. So ist es auch nicht verwunderlich, dass der letzte Song der Band “Antifascista” ist.

The Story So Far

Deutlich ruhiger wird es anschließend bei The Story So Far, jedoch wäre das bei jeder Band der Fall, die nach ZSK die Bühne betritt. Der Pop-Punk der Band geht gut ins Ohr, die Show ist jedoch viel statischer, sodass der Abend etwas an Fahrt verliert. “It’s incredible to play for this many people, so thank you very much”, sagt uns Sänger Parker Cannon mit einem Lächeln auf den Lippen. Das Set treibt uns durch die gesamte Schaffensgeschichte der Band. Keines der bisherigen vier Alben wird ausgelassen, es gibt jedoch auch eine Überraschung: Ein Cover von “No Cigar” der Band Millencolin. Gegen Ende des Sets gibt es noch ein Highlight – zumindest für die vorderen Reihen – als alle Handylichter Richtung Bühne  gehalten werden. Nach einem 45-minütigen Set verabschieden sich The Story So Far jedoch und übergeben an den Headliner des Abends.

Rise Against

Als die Arena dunkel wird, werden die Schreie laut. Das langsame Intro zum ersten Song “Re-Education (Through Labor)” wird perfekt genutzt, um sich einen Moment auf der Bühne zu akklimatisieren, bevor es richtig losgeht. “We came a long long way here, so let’s have some fun”, sagt uns Sänger und Gitarrist Tim McIlrath. Das lässt sich das Publikum nicht zweimal sagen. Der Pit hat wieder eine stattliche Größe erreicht, die er nicht mehr verlieren sollte. Tim erzählt weiter, dass die Band erst im Sommer hier war, dort jedoch nicht die Zeit hatte, alle Songs zu spielen, die sie wollten. Das will man nun ändern und beginnt dies direkt mit “Disparity by Design”.

Auf der Bühne passiert aber auch hier nicht viel. Die Show ist maximal minimalistisch. Es gibt keine Pyro oder ähnliches und auch nicht viel Bewegung. Alle Musiker sind den Großteil der Zeit an ihre Mikrofonständer gebunden, was den Fokus des Auftritts klar auf die Musik lenkt. Diese kann jedoch in vollen Zügen überzeugen. Die Bewegung verlagert sich daher kurzerhand in das Publikum. “We played a lot of shows already, but you guys might be raising the bar tonight”, sagt uns Tim später sichtlich freudig. Unpolitisch bleibt es aber auch hier natürlich nicht. Musik hat die unglaubliche Macht, uns alle zusammenzubringen, erzählt er uns. Macht uns alle zu einer Gemeinschaft. Aber auch mehr. Dennoch ist es auf der Welt nicht so leicht und so wäre er sehr dankbar, wenn wir nach der Show im Vorraum bei Kein Bock auf Nazis, Peta oder Sea Shepherd vorbeigehen würden, welche Großartiges auf der Welt leisten.

Es gibt jedoch auch einen ruhigen Part beim Konzert. “I’m gonna play a quiet song now, is that okay with you?”, fragt uns Tim, bevor er “People Live Here” und “Hero Of War” alleine mit seiner Akustikgitarre spielt. “We waited so long to play this show, play these songs, because in the meantime the world turned upside down”, sagt uns Tim am Ende der Show. Rise Against haben im letzten Jahr das letzte Album “Nowhere Generation” veröffentlicht, für die Band galt dies bisher jedoch nicht als fertig. Erst wenn die Songs live gespielt werden können, sind diese auch vollendet. Es war “unfinished business“, sagt er weiter. 

Anschließend verließ die Band die Bühne. Eine Zugabe lässt aber nicht lange auf sich warten. Mit “Make It Stop (September’s Children)”, gefolgt von “Audience of One” wird das Finale eingeleitet, was mit “Savior” vollendet wird. Die Fans geben nochmal alles, bevor sie von der Band dankend in den Abend entlassen werden.

Cynthia Theisinger Cynthia Theisinger Hannover

Im Sauerland aufgewachsen, in Münster Architektur studiert und dann zog es Cynthia in die niedersächsische Landeshauptstadt. Die Überlebenskünstlerin ist seither Hannoveranerin mit Leib + Seele und hat aus ihrer Vorliebe zu EBM/Industrial und der Fotografie eine echte Passion gemacht.