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„Like A Heart Attack“ – Editors im Leipziger Felsenkeller

Alex JungAlex Jung, 14.10.2022

Alex Jung

Alex Jung
14.10.2022

Endlich ist eine der einflussreichsten britischen Indiebands wieder auf Tour. Der zweite Stopp in deutschen Gefilden ist hierbei der Leipziger Felsenkeller. Bekannt ist, dass der aktuelle Albumtitel "EBM" nicht nur für die Kooperation der Editors mit dem Erfolgsproduzenten Blanck Mass steht, sondern vielmehr für deren neuen elektronischer Sound. Man referenziert sich auf die Electronic Body Music der 80er, welche maßgeblich von Bands wie Front 242 oder Nitzer Ebb geprägt ist. Man durfte also gespannt sein auf die Live-Präsentation der neuen, deutlich elektronischeren Stücke.

Monak

Es ist ein lauer Montagabend im goldenen Herbst. Zögerlich füllt sich der historische Saal. Um 20:00 Uhr eröffnet die deutsch-kanadische Combo MONAKO den Abend. Der melancholische Indie Rock-Sound der Jungs weiß zu gefallen. Zuweilen wirken die Tracks sehr tragend und ruhig. Dem Sänger Sadek Massarweh sieht man etwas das Lampenfieber an, aber er führt sympathisch durch das Set. Die Bühne des Felsenkellers ist recht klein, so dass diese für die Editors etwas beräumt werden muss. Schließlich sind sie durch die Verstärkung des neuesten Live-Members Benjamin John Power aka Blanck Mass zu sechst.

Editors

Pünktlich um 21:00 Uhr betritt die Band im Strobo-Gewitter zu „Heart Attack“, dem Opener der aktuellen Platte, die Stage. Editors machen Live keine Kompromisse. Mit sieben Tracks von „EBM“ nimmt das neue Werk den Hauptteil des Abends ein. Das erste Viertel wird nur durch den Klassiker „Bones“ unterbrochen. Der neue Live Sound geht nach vorn und kennt kaum Verschnaufpausen. Die treibenden Up Tempo Nummern „Karma Climb“ und „Picturesque“ heizen dem Publikum richtig ein.
Stilistisch reiht sich das kraftvolle „In This Light and on This Evening“ vom gleichnamigen 2010er Erfolgsalbum wunderbar ein. Jetzt geht es zurück im Back Catalogue. Indie Rock Hymen, wie „Sugar“ und „All Sparks“, komplettieren das Set. Lediglich die Single „Magazine“ vom Vorgängeralbum hat es ins Programm geschafft. Für den fünften Vertreter von „EBM“ ist die Wahl auf das kraftvolle „Vibe“ gefallen, bevor mit dem Glanzstück „The Racing Rats“ die Venue fulminant zum Beben gebracht wird. Zu der Akustikversion von „Nothing“ bleibt der charismatische Fronter Tom Smith allein im Lichtkegel. Seine einzigartige Stimme begleitet vom Gitarrenspiel erhellt das Auditorium abermals. Dies sollte die einzige Verschnaufpause für den Rest der Band bleiben. Mit „Blood“ und „Smokers Outside the Hospital Doors“ geht es zurück in die musikalischen Anfangstage. Für das vorläufige Finale reisen die Briten 18 Jahre vorwärts in die Neuzeit. Mit „Kiss“ und „Strange Intimacy“ greifen sie ein letztes Mal auf den aktuellen Long Player zurück. Ganze 18 Stücke misst das kurzweilige Hauptset.

Beim Zugabenblock überlassen Smith und Mannen nichts dem Zufall. Bezeichnender Weise startet das Tripel mit „An End Has a Start“ gefolgt von einem der wichtigsten Editors Hits „Munich“. Ein Song der weder für die Band noch für das Publikum jemals langweilig wird. Mit dem Überhit „Papillon“ wird hier nochmals alles abverlangt, bevor sich die mitreißende Show ohne unnötige Längen nach gut 100 Minuten dem Ende neigt. Editors sind live einfach ein Macht. Tom Smith begeistert mit brillantem Songwriting und seinem gottgleichen Organ. Die Band erfindet sich selbst auf der Bühne immer wieder neu und wir freuen uns schon, wenn die Editors das nächste Kapitel schreiben.

Alex Jung Alex Jung

Alex ist freier Konzertfotograf aus Leidenschaft. Seit 10 Jahren arbeitet er mit den verschiedensten Medienpartnern von Szene-Ezine bis zum Massenrundfunk. Sein Motto „Es gibt keine Entschuldigung für ein schlechtes Bild“.