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Depeche Mode in Leipzig: 70.000 Fans im Synthpop-Fieber

Annekathrin LingeAnnekathrin Linge, 27.05.2023

Annekathrin Linge

Annekathrin Linge
27.05.2023

Seit mehr als 40 Jahren begeistern Depeche Mode ihre Fans weltweit und sie sind aktuell auf “Memento Mori”-Tour. Das gleichnamige, ganz aktuelle 15. Studioalbum haben sie im Gepäck. Der Auftakt für ihre Deutschland-Termine ist in Leipzig, wo sie schon oft gespielt haben. Vor ausverkauftem Haus und passend zum Start in das Pfingst- und somit Wave Gothik Treffen-Wochenende lacht die Sonne vom Himmel. Es verspricht, ein guter Abend zu werden. Etwas Melancholie wird aber dennoch auch mitschwingen: auf den Tag genau vor einem Jahr verstarb Keyboarder Andy Fletcher, welcher 1980 eines der Gründungsmitglieder war und seitdem auch fester Bestandteil der Band.

Der Einlass startet bereits um 17:00 Uhr. Viele Fans warten schon Stunden vorher an der Festwiese, um möglichst gute Plätze zu ergattern. 19:45 Uhr eröffnen Cold Cave den Abend, bevor dann Depeche Mode die Bühne übernehmen kurz nach 21 Uhr. Dave Gahan wirkt energetisch, beschwingt und ausgelassen. Das große M thront während der gesamten Show fast schon übermächtig auf der Bühne. Ein kleiner Steg führt ins Publikum. “My Cosmos Is Mine” und “Wagging Tongue” sind die ersten beiden Lieder, die die Show eröffnen, bevor mit “Walking In My Shoes” direkt ein wohl bekannter Klassiker gespielt wird. Es folgen dann beispielsweise das eher düstere “In Your Room” oder “Precious”.

“Speak To Me”, ein Song des aktuellen Albums, wird von Kreuzen auf der Leinwand begleitet und es wirkt so, als dirigiere der Frontmann die Nebelschwaden, die über die Bühne ziehen. Fast schon theatralisch. Anschließend verlässt Dave Gavan die Bühne und überlässt Martin Gore das Mikrofon. Dieser stimmt “A Question Of Lust” an. Am Ende kommt er dann auch vor auf den Steg und wird dort frenetisch von den Fans gefeiert.

Sound und Licht passen an diesem Abend. Da gibt es nichts auszusetzen. “I feel you” peitscht regelrecht aus den Boxen und über die Bühne, bevor dann “World in my Eyes” gespielt wird. Auf der Leinwand sind Fotos von Andy Fletcher zu sehen. Dave hat sich an den Bühnenrand zurückgezogen, gibt den Blick überlässt Andy damit sozusagen die Bühne und erweist dem ehemaligen Keyboarder somit die Ehre, die ihm gebührt. Vorher zeigt Dave noch das “Brillen”-Symbol mit seinen Händen, wie es ihm dann auch viele Fans gleichtun während des Songs.

Zur Zugabe, für die sich die Band etwas länger bitten lässt, stehen Martin und Dave gemeinsam auf dem Steg vorn und singen “Waiting For The Night” zusammen. Begleitet von ihren Fans. Anschließend spricht Dave kurz den heutigen Todestag an, bevor “Just Can’t Get Enough” ertönt und das Publikum erneut zum Tanzen bringt. Abschluss des Konzertes bildet “Personal Jesus”.

Zurecht ziehen die Briten noch immer die Massen an. Depeche Mode haben es geschafft, in der Kürze der Zeit nach dem überraschenden Tod von Andy Fletcher ein Album zu veröffentlichen und eine Tour auf die Beine zu stellen, die die Arbeit des früheren Freundes würdigt und ehrt, aber sich selbst und das Publikum nicht komplett in Traurigkeit versinken lässt. Ein toller Tourauftakt.

Annekathrin Linge Annekathrin Linge

Annekathrin fühlt sich hinter der Kamera sichtlich wohler als mit Zettel und Stift in der Hand. Die gebürtige Erfurterin reist seit fast 20 Jahren quer durch Deutschland und Europa, um ihre Lieblingsbands zu sehen und manchmal auch ablichten zu können. Mit der Musik hält sie es wie mit der Fotografie: keine Schubladen, keine Grenzen.