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Beth Hart in Hamburg – Wie ein Vulkanausbruch

Marten KoernerMarten Koerner, 20.11.2022

Marten Koerner

Marten Koerner
20.11.2022

John Oates lässt die 3000 Zuschauer in der ausverkauften Hamburger Edel-Optics-Arena recht besinnlich in den Abend kommen. Ganz puristisch zu Akustikgitarre und Cajon kommt fast ein wenig Lagerfeuerromantik auf. Das Publikum nimmt die Reminiszenz an Delta-Blues und Country freundlich auf. Natürlich darf auch der 80er Gassenhauer „Maneater“ aus der Hall&Oates Ära nicht fehlen.

Pünktlich um 20:00 Uhr wabern die Bässe von „19 Dollar Lap Dance“ (E-40, Suga Free) durch die Halle, die Band betritt die Bühne (Jon Nichols-git, Tom Lilly-b, Bill Ransom-dr), beginnt zu spielen, Beth Hart singt, ist aber nicht zu sehen. Doch, am anderen Hallenende im Publikum auf dem Rang. Singend fegt sie durch die Halle, begrüßt ihr Publikum persönlich, hautnah.

In den nun folgenden 90 min jagt uns Beth Hart durch ihre gesamte musikalische Vita. Diese ist bekanntermaßen geprägt von langer Alkohol- und Drogensucht. Beth Hart macht keinen Hehl daraus, dass diese exzessive Zeit sie fast das Leben gekostet hätte. Exzessive ist nun auch ihre Art die Bühne zu füllen. Physisch, stimmlich, mit Persönlichkeit. Am Ende des Konzerts wird sie auf jedem Quadratmeter der Bühne gestanden, gesessen, gelegen haben. Sie schreit, haucht, stöhnt, singt so leidenschaftlich Alles, von krachenden Rocknummer über Blues bis hin zu ihren hochemotionalen Balladen. Bisweilen bleibt einem einfach der Atem weg bei so viel authentischer Rock´n Rollshow. Besessen, diese Frau ist besessen davon, ihre Musik zu leben und Menschen damit zu begeistern, sie mitzureißen. Mitzureißen in alle Höhen und Tiefen ihrer Seelenzustände, die in ihren Songs stecken.

Der Sound ist sehr angenehm rund, nie zu laut und nie zu leise um zu rocken. Höhepunkt sind dann als Zugabe die beiden Zeppelinnummern „No Quarter“ und „Whole Lotta Love“. Beth fordert das Publikum nun auf, die Stühle zu verlassen, „dies sein doch schließlich eine Rock ´n Roll show“. Ja, und das war dann wirklich eine Eruption. An Led Zeppelin Covern kann man sich fürchterlich verheben, aber Robert Plant wäre ganz sicher stolz auf diese Interpretation. Nach 90 min ist dann leider abrupt Schluss. Man möchte Beth Hart & Band hinterherrufen: Great Job! Nein, das war kein Job, kein Dienst nach Vorschrift. Das war ein unbezahlbares Erlebnis! Danke!

Marten Koerner Marten Koerner

Als Fotograf und Redakteur versorgt Marten das Team regelmäßig mit Material aus der Region Rostock. Als Musikfan ist ihm aber auch kein Weg zu weit, jedes Jahr fährt er bis nach Dänemark um beim Roskilde Festival dabei zu sein.