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45 Jahre Metal-Geschichte: Grave Digger feiern in der Markthalle

Mark CarstensMark Carstens, 26.01.2025

Mark Carstens

Mark Carstens
26.01.2025

Es gibt kaum etwas Aufregenderes, als ein Erlebnis zum ersten Mal zu teilen. So war es auch für meine Begleitung, die heute ihr erstes Konzert in der legendären Hamburger Markthalle erlebte. Ich selbst wurde von ihrer Begeisterung angesteckt und dachte zurück an mein erstes Mal vor diesem imposanten, 110 Jahre alten Backsteingebäude. Damals wartete ich gespannt, bis sich das riesige Metalltor öffnete. Ich erinnere mich, wie ich die grauen Treppen hinaufging, vorbei an der Garderobe und der Abendkasse, wo ich mein hart verdientes Geld für ein Ticket eintauschte, bevor ich an der Security vorbeikam, um in den Konzertsaal zu gelangen. Es war vor zwei Jahrzehnten, als ich noch unbeholfen mit der Dame an der Garderobe flirtete und mein letztes Kleingeld für den guten Zweck in die Sammelbüchse warf. Heute bin ich besser vorbereitet und stecke bewusst Bargeld ein, da ich sonst fast ausschließlich bargeldlos lebe. Oben angekommen, führt der Weg unweigerlich am Merchandise-Stand und dem Bier-Tresen vorbei – erst das Bier, der Merch kann warten. Der große Saal der Markthalle, der etwa 1.000 Besucher fasst, mag im Vergleich zu anderen Hamburger Locations wie der "Großen Freiheit 36" oder den "Docks" klein erscheinen, doch sein Sound ist absolut konkurrenzfähig. Die stufenweise ansteigende Bodenfläche sorgt dafür, dass alle Besucher eine gute Sicht auf die Bühne haben, und die beiden Ausgänge erleichtern es, sich während des Konzerts ohne Gedränge ein Getränk zu holen. Einzig die niedrige Decke beeinträchtigt manchmal die Belüftung, besonders bei der dritten Band, wenn die Luft feucht wird und der Bühnennebel kaum noch verzieht. Doch bei der aufgeladenen Stimmung stört das kaum jemanden.

RIGORIOUS

Den Abend eröffnete Rigorious mit ihrer kraftvollen Performance. Produziert von Grave Digger’s Chris Boltendahl, besticht die Band durch einen Sänger, der an Kerry King von Slayer erinnert, und ein klassisches Power-Metal-Ensemble. Dekorative Breitschwerter und dunkel-violettes Licht untermalten die düstere Atmosphäre auf der Bühne.

Trotz ihres martialischen Auftritts strahlten Rigorious eine sympathische und kumpelhafte Art aus, die das Publikum schnell für sich gewann. Besonders die Songs wie „Power of my Sword“ und „Bathed in Blood“ passten hervorragend zu ihrer Bühnenpräsenz und boten reichlich Energie. Ich bin gespannt, in Zukunft mehr von ihnen auf größeren Bühnen zu sehen.

VICTORY

Victory präsentierte sich als eine Band mit reicher Geschichte und musikalischer Reife. Die aktuelle Besetzung, seit 2019 mit Gianni Pontillo und Mike Pesin, hat die Band zu neuer Stärke geführt. Hermann Frank, die konstante Kraft hinter Victory, brachte seine Erfahrung und den charakteristischen Sound perfekt zur Geltung.

Mit Klassikern wie „Rock the Neighbours“ und neuen Hits wie „Gods of Tomorrow“ bewiesen Victory ihre musikalische Vielseitigkeit. Die nahtlose Harmonie zwischen den Musikern, die abwechselnden Gitarrensoli und Giannis charismatische Bühnenpräsenz machten den Auftritt zu einem wahren Erlebnis. Für Fans von Led Zeppelin, die ein wenig mehr Tempo und Power suchen, ist Victory definitiv einen Besuch wert.

GRAVE DIGGER

Grave Digger, angeführt von Chris Boltendahl, boten eine Show voller Nostalgie und Energie. Mit über 45 Jahren Bandgeschichte erwartete das Publikum die bekannten Hits und Geschichten, die sie immer wieder gerne hören. Chris, der in Erinnerungen schwelgte, zeigte sich begeistert über die jungen Fans und die handgemachte Musik.

Songs wie „Keeper of The Holy Grail“ und „Rebellion“ ließen die intime Atmosphäre der Markthalle aufleben, obwohl die epische Kulisse großer Festivals wie Wacken fehlte. Trotz des fehlenden Flammenspektakels war die Performance mitreißend und erinnerte an die grandiosen Shows der Vergangenheit.

Die Markthalle bot an diesem Abend eine perfekte Kulisse für die kraftvollen Auftritte dieser Metal-Legenden, und ich freue mich darauf, Grave Digger bald wieder auf einer großen Bühne zu erleben, wo ihre Musik in vollem Glanz erstrahlen kann.

Die Auftritte von Rigorious, Victory und Grave Digger machten diesen Abend zu einer unvergesslichen Reise durch die Welten des Metal, die für alle Anwesenden noch lange nachhallen wird.

Mark Carstens Mark Carstens Hamburg

Mark pendelt zwischen Düsseldorf und Hamburg – immer dorthin wo gerade die besten Konzerte sind. Der leidenschaftliche Fotograf ist im Herzen ein echter Hardrocker: Wacken, Elbriot oder Hamburg Metal Dayz, gerne laut und voll auf die Zwölf.