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Plage Noire 2024 – So war das Düster-Wochenende an der Ostsee

Birger TreimerBirger Treimer, 10.12.2024

Birger Treimer

Birger Treimer
10.12.2024

Das Plage Noire 2024 fand am malerischen Weißenhäuser Strand vom 29. bis 30. November 2024 in Ostholstein statt und bot Fans der dunklen Musikszene ein unvergessliches Erlebnis. Das Festival, bekannt für seine einzigartige Mischung aus Musik und mittelalterlichem Flair, lockte zahlreiche Besucher an und verwandelte die kalte Jahreszeit in ein Highlight für alle Anhänger der Szene.

Freitag

Mit dem Beginn der kalten Jahreszeit war es wieder Zeit für das Plage Noire Festival. Die Anreise verlief reibungslos, auch wenn die Parkplatzsituation etwas angespannter war als in den Vorjahren. Während der Konzerte war die Atmosphäre jedoch entspannt, und es fühlte sich nicht überfüllt an.

Ein Besuch auf dem mittelalterlichen Markt war ein Muss, ebenso wie ein Stopp am Whisky-Stand und ein Fischbrötchen im WHS-Bistro, stets begleitet vom Anblick der Möwen. Die Besucher, in typischer Gruftie-Kleidung, schlenderten durch die lange Galerie, was ein heimeliges Gefühl von Zugehörigkeit vermittelte.

Da Beasto Blanco dieses Jahr nicht auftreten konnten, sprang Chrom als Ersatz ein und eröffnete das Festival mit ihrem Synth-Pop und elektronischen Beats – eine großartige Wahl. L’Âme Immortelle aus Österreich brachten das beheizte Zelt zum Kochen, als Sängerin Sonja Kraushofer mitten im Publikum ihren ersten Song begann. Die Band überzeugte mit Hits wie „Bitterkeit“ und „Life Will Never Be the Same Again“.

Agonoize heizten im kleinen Saal mit ihren Industrial-Beats ein. Mit Kettensäge und Kunstblut boten sie eine unterhaltsame Show, die das Publikum bis zur letzten Minute in Bewegung hielt, auch wenn die Drummerin mit dem Playback etwas zu kämpfen hatte.

Lord of the Lost lieferten eine fesselnde Performance ohne Pyrotechnik, dafür mit einer gelungenen Auswahl ihrer Hits wie „Die Tomorrow“ und „Blood & Glitter“. Zurück im kleinen Saal, verwandelten Hocico den Raum in eine unaufhörliche Party mit ihrer elektrisierenden Show.

Die Latex-Modenschau in der Galerie war ein weiteres Highlight, bei dem Models in extravaganten Outfits ihre Looks präsentierten. Eisbrecher rundete den Abend mit einer kraftvollen und unterhaltsamen Setlist ab, die sowohl alte Hits als auch Überraschungen bot. Mit „Miststück“ und „Out of the Dark“ endete der Abend grandios.

Für die Nachtschwärmer gab es noch eine Aftershow-Party, doch wir entschieden uns für eine erholsame Nacht, um für den vollgepackten Samstag bereit zu sein.

Samstag

Der Samstag begann entspannt und gemütlich: Ein Spaziergang am gefrorenen Strand, die Ochsen beim Futtern beobachten und dabei die klare Wintersonne tanken – so konnte der Tag wunderbar starten. Heute waren die Programmüberschneidungen aber deutlich massiver als am Freitag und so zerstreute sich das Publikum auf dem gesamten Gelände. Die Tagesagenda enthielt unter anderem Modeshows, Bands und Lesungen, was stressiger wurde als gedacht.

Ein besonderes Highlight am Vormittag war das Bodypainting in der Galerie mit der Künstlerin Iron Faces. Hier wurde der Körper einer Frau komplett mit Farben und Glitzer bedeckt – ein faszinierendes Schauspiel, das kunstvolle Ästhetik und Performance vereinte.
Musikalisch ging es im kleinen Saal mit Girls Under Glass los. Ihr sanfter, atmosphärischer Sound war der perfekte Einstieg in den Konzerttag und das Publikum trudelte auch so langsam ein.
Melotron, die Götter des Old-School-Dark-Wave, folgten – und wie so oft begeisterten sie mit ihrem unverwechselbaren Sound. Voller Energie und doch melodisch lieferten sie eine Performance, die uns erneut ins Schwärmen brachte. Mit „Maschinen aus Stahl“, „Null“ oder „Sleep Well“ überzeugten sie sehr gut, auch wenn der Saal nur mittelmäßig gefüllt war.

Bei Funker Vogt war es auch gut gefüllt und es wurde getanzt. Weiter wird an dieser Stelle aus guten Gründen nicht berichtet.

Im Zelt rockte Heldmaschine mit ihrer gewohnt unterhaltsamen Show, mit „Flächenbrand“ geht die Sause los und die Band sorgt für ein gutes Warm-Up-Programm bei den kalten Temperaturen. Mit „Sucht“ und „Bestie“ wird noch nachgelegt. Die Band konnte mit den Effekten und Spielfreude das Publikum bestens unterhalten.

Mit Diary of Dreams wurde es dunkel, mystisch und beinahe doomig. Ihre klangliche Tiefe und die intensiven Texte sorgten für eine magische Stimmung, die den Saal in ihren Bann zog. Mit einer Menge Nebel und der authentischen düsteren Show kamen musikalische Perlen wie „Epicon“, „Amok“ oder „Endless Night“ perfekt zur Geltung.

Um 20 Uhr stand das Finale der Mode-Show auf dem Programm. Hier wurde eine beeindruckende Mischung aus allen präsentierten Outfits während des zweitätigen Festivals gezeigt: Kettentextilien, Federn, Latex, viktorianischen Designs und Baumwollstoffen – für jeden Geschmack gab es etwas zu sehen. Die extravagante High-Couture war ein wahres Fest für die Sinne und eine Augenweide für alle Modebegeisterten.

Mit ein bisschen Eile waren wir pünktlich in der Hütte, wo Absurd Minds auftrat. Wenn man ein Konzert in der Hutte sehen möchte, musste man Zeit in Anspruch für die Warteschlange nehmen. Kurz reingegangen und die Hütte wurdeschnell sehr voll. Besonders im Gedächtnis blieb der Keyboarder Andy, der mit Krücken auf die Bühne kam. Trotz seines verletzten Beins gab er alles – bei einigen Songs stand er sogar auf, um zu tanzen und das Publikum mitzureißen. Seine Mühe wurde von den Fans mit tosendem Applaus belohnt.
Im Saal ging es nun stampfend mit Rabia Sorda weiter, die Bühnenperformance der Mexikaner ist wie auch am Vortag bei Hocico grandios und schnell. Sowohl auf der Bühne, als auch musikalisch legte die Band die Messlatte sehr hoch und konnte durch tatsächliche Livemusik überzeugen (leider war der Teilplayback bei etlichen anderen Bands doch schon sichtbar erkennbar).

Zurück im großen Zelt wartete dann ein weiteres Highlight: Project Pitchfork. Es war das erste Mal, dass wir über sie berichten konnten, und die elektrisierende Performance bei Ohrwürmern wie „Rain“ ließ uns glücklich und ausgelassen tanzen. Allgemein sorgte die Band für eine Menge Druck und hatte sichtlich Spaß auf die Performance, gleich zwei Drummer untermalten den Beat am Abend.

Als krönender Abschluss des Abends feierten Subway to Sally ihr Ü30-jähriges Jubiläum. Die unverzichtbare Show der deutschen Rockband mit mittelalterlichen Elementen war ein voller Erfolg und ein unvergesslicher Moment für alle Fans. Die Setlist bewegte sich hier wieder durch die Jahrzehnte der Band. Der Beginn wurde mit „Henkersbraut“ makellos eingeleitet und dann perfekt mit „Leinen Los“ fortgeführt. Nach etlichen bekannten Hits gab es mit „Post Mortem“ auch noch eine kleine Livepremiere vom neuen Album, die gut beim Publikum ankam. Last but not at least durften Subway To Sally nicht von der Bühne gehen ohne „Julia und die Räuber“ gespielt zu haben.

Auf dem Rückweg zu den Apartments warteten noch tierische Begegnungen: Zahlreiche Rehe huschten durch die Nähe der Wege, und man musste aufmerksam bleiben, um sicher nach Hause zu kommen. Diese Begegnungen unterstrichen die unberührte Schönheit der Umgebung – ein perfekter Abschluss für dieses besondere Festival.

Fazit: Wir kommen immer wieder gerne an den Weißenhäuser Strand, um die Musik, den Aufenthalt und vor allem die einzigartige Stimmung des Plage Noire zu genießen. Ein großes Dankeschön an alle, die dieses Erlebnis möglich gemacht haben!

Birger Treimer Birger Treimer

Er schafft es, die Energie und Atmosphäre von Metal- oder Rockkonzerten in seinen Bildern hervorragend einzufangen und verleiht den Künstlern dabei eine besondere Präsenz.