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Open Flair 2024: Von Samstag bis Sonntag

Annekathrin LingeAnnekathrin Linge, 20.08.2024

Annekathrin Linge

Annekathrin Linge
20.08.2024

Das Open Flair Festival 2024 in Eschwege war wieder einmal ein spektakuläres Erlebnis voller Musik, Kunst und grenzenloser Lebensfreude. Mit einem Line-up, das von Indie-Stars bis zu Punk-Legenden reichte, bot das Festival für jeden Geschmack etwas Einzigartiges. Höhepunkte waren kraftvolle Auftritte und fesselnde Performances, die das Publikum gleichermaßen in Staunen und Ekstase versetzten. Besonders beeindruckend war die einmalige Kombination aus Livemusik, Street-Art und Kabarett, die das Open Flair jedes Jahr so außergewöhnlich macht. Ein Festival, das nicht nur musikalisch, sondern auch kulturell ein echtes Juwel ist und Menschen aus allen Teilen des Landes anzieht.

Samstag

Am Mittwoch und Donnerstag hat, wie gewohnt, nur die Seebühne geöffnet. Das bedeutet: wer feiern will, kommt hierher. Erste Band am Mittwoch ist Das blühende Leben. Bereits bei Engst, der nächsten Band des Tages, ist die Stimmung schon fantastisch. Beim dritten Song mischt sich Sänger Matthias Engst unters Publikum und lässt den Circlepit um sich kreisen. Später folgt auch noch Ramin, der mit seiner Gitarre crowdsurft.rnrnIn diesem Jahr spielen die Monsters of Liedermaching gleich mehrfach auf dem Open Flair: während auf der Seebühne selbst umgebaut wird zwischen den Bands, spielen die Monsters auf dem Gelände direkt am See auf einem kleinen Truck. Das Publikum singt gewohnt lautstark jede Textzeile mit.rnrnKapelle Petra aus Hamm haben Anfang des Jahres ihr aktuelles Studioalbum “HAMM” veröffentlicht und reihen sich an Tag 1 ein in die Bands, die für ausgelassene Stimmung sorgen. Sie erklären dann auch noch das Open Flair zum Weltkulturerbe mit dem gleichnamigen Song (“Weltkulturerbe”). Eine Idee, die sicher ihren Reiz hat 😉 Die Single “Geht mehr auf Konzerte” darf gegen Ende der Show natürlich auch nicht fehlen. Montreal, die letztes Jahr ihr sage und schreibe 20-jähriges Bandjubiläum feiern konnten, haben im April ihr achtes Studioalbum “Am Achteck nichts Neues” veröffentlicht. Und so haben sie mittlerweile ein großes Repertoire an Liedern, auf das sie zurückgreifen können. Im Laufe der Show sorgt dann noch Sebastian Madsen für einen kurzen Gastauftritt am Schlagzeug bei “Walkman Revolution”.rnrnDas Alkaline Trio aus Chicago ist am ersten Tag der für mich einzige internationale Act. Mit ihrem klassischen US-Punkrock sorgen sie für einen gelungenen Abschluss. Bereits 2013 haben sie beim Open Flair gespielt und wussten damals auch schon zu überzeugen.

Sonntag

Am Freitag, dem dritten Tag des Open Flair, eröffnet Jungfrau Männlich Deluxe das Hauptgelände auf der Radio BOB!-Bühne. Auch Faultier Berti ist, wie im letzten Jahr, wieder vertreten und hat sich einen Ehrenplatz auf der Bühne beim Auftritt gesichert. Kind kaputt eröffnen dann die Freibühne. Ehrlich, geradeaus und schnörkellos ist ihre Musik, die auch keiner großen Show auf der Bühne bedarf. Talco versetzt den Platz vor der Hauptbühne in eine große Partyzone. Es herrscht ausgelassene Stimmung, als die sechs Italiener unter der strahlenden Sonne an diesem Nachmittag Hits wie “Bella Ciao” zum Besten geben. Alles tanzt. Rikas auf der Freibühne gehen dann fast etwas unter in der nachschwingenden Partystimmung der Radio BOB!-Bühne.rnrnFür das Open Flair vielleicht etwas ungewohnte Klänge ziehen bei Bukahara über’s Werdchen. Orientalisch angehaucht, untermalt von der rauchig wohligen Stimme von Sänger Soufian. Man muss sich einfach bewegen, wenn die Kölner Band aufspielt. Es wird getanzt, ja sogar geschunkelt.rnrnRichtig Spaß macht dann auch TYNA aus Hamburg. Von Anfang an herrscht eine großartige Stimmung. Die Band, die sich musikalisch irgendwo zwischen Punkrock und NDW bewegt, gibt alles auf der Bühne. Das Publikum nimmt dankend an. Als Fotografin lob ich mir so viel Action, da ist der Auslöser ordentlich am Arbeiten. Aber das Set ist nicht nur eine Party. Bei dem ernsten Song “Heute Euphorie” kommen Sängerin Tina und Gitarristin Mia ins Publikum und spielen eine Akustik-Version. Alle um sie herum sitzen auf dem Boden und Lauschen, bevor es dann wieder mit voller Energie weitergeht.rnrnEin kurzer Abstecher führt mich dann zur Seebühne, wo Janiz aus Chemnitz spielen. Leider haben sich nur wenige Fans vor der Bühne eingefunden. Gerade freitags merkt man oft, dass das Hauptgelände nun geöffnet hat. Hier und da sieht man Leute mitsingen bei dem Roxette-Cover “Sleeping in my car”. Nach einem kurzen, aber kräftigen Regenschauer betreten Annisokay als Nächstes die Seebühne. Die Show ist energiegeladen, Sänger Rudi heizt den Leuten im Publikum, wo sich wieder ein paar mehr Leute eingefunden haben, ordentlich ein. Leider kann ich mir nur die ersten paar Minuten ansehen, weil dann schon der erste Headliner des Tages auf der Hauptbühne ruft.rnrnFeine Sahne Fischfilet haben schon einige Male beim Open Flair gespielt, aber noch nie auf der Hauptbühne. Das sollte sich an diesem Tag ändern. Das Werdchen ist voll; alle sind gekommen, um die Band aus Mecklenburg-Vorpommern zu sehen. Fast im Minutentakt schüttet Sänger Monchi Bier über die Fans in den ersten Reihen. Es gibt auch einen ganz besonderen Moment: gestern hatte ein Besucher seiner Freundin einen Heiratsantrag gemacht. Sie hat “ja” gesagt und so wird das heute gebührend mit einem Ritt über’s Publikum auf einer aufblasbaren Banane gebührend gefeiert.rnrnWer zu Deichkind geht, erwartet vieles. Ganz sicher aber kein normales Konzert. Und so verwundert es nicht, dass gefühlt ALLE diesem Ereignis beiwohnen möchten. Da passt keine Maus mehr auf den Platz. Vor mehr als 10 Jahren hat die Band zuletzt hier gespielt und so liefern sie über 2 Stunden lang eine Show, die es in sich hat: ob nun der Ritt auf einer überdimensional großen Handtasche zu “auch im Bentley wird geweint” oder das gigantische Fass bei “Roll das Fass rein”. Energiegeladener geht es kaum und die Hamburger beweisen, warum sie zurecht Headliner des Tages sind.

Annekathrin Linge Annekathrin Linge

Annekathrin fühlt sich hinter der Kamera sichtlich wohler als mit Zettel und Stift in der Hand. Die gebürtige Erfurterin reist seit fast 20 Jahren quer durch Deutschland und Europa, um ihre Lieblingsbands zu sehen und manchmal auch ablichten zu können. Mit der Musik hält sie es wie mit der Fotografie: keine Schubladen, keine Grenzen.