Samstag
Haben wir im letzten Jahr so richtig norddeutsches Novemberwetter spüren dürfen, so mit 5 Grad, Nieselregen und „büschen Wind“ (ein bisschen Wind), so werden wir heute mit goldenem Herbstwetter geweckt. Um die 10 Grad und blauer Himmel lassen viele Festivalgäste den Vormittag mit einem Strandspaziergang verbringen.
Wir starten mit der Lesung von MARKUS KAFKA, der sein Buch über seine Begegnungen mit Depeche Mode sehr charmant und unterhaltsam vorstellt. Der Bandname THE HEAVY HEAVY aus Großbritannien lässt schwarzlederbekleidete Metaler vermuten. Weit gefehlt. Aus dem Singer/Songwriter Duo ist mittlerweile eine fünfköpfige Band geworden, die im Baltic Saal irgendwo zwischen Pop/Folk/Blues/Rock mäandert. Wir lassen uns gern in die späten 60er entführen. Manchmal hört man ein wenig Fleetwood Mac heraus.
DRANGSAL als Starter in den Konzertreigen auf der Zeltbühne ist sehr geeignet. Max Gruber fordert ganz fix zum Tanzen auf, was nicht sofort funktioniert, aber der Funke des New Wave/Pop springt dann doch über. Trotz allem Spaß: Dem am 9.11. verstorbenen Kristof Schreuf widmet die Band „Love me or leave me alone“ . Insgesamt ein hoch energetisches Konzert, dass uns in den Abend geleitet.
Wie auch immer die britischen Musikerinnen auf ihren Bandnamen gekommen sind, GOAT GIRL werden jedenfalls als Indie-Rock Sensation gefeiert. Sehr zurückhaltend, ja fast schüchtern agieren die „Ziegenmädchen“ und zaubern verträumte, fast symphonische Klänge, die trotzdem rockig krachen.
CHUCK RAGAN aus Florida liefert im Zelt mit knarzender Stimme Countrysound leidenschaftlich zur Akustikgitarre/Mundharmonika und mit Fiddle im Duett. Man spürt förmlich den Staub eines einsamen highways durchs Zelt wabern. Allerdings wird es nach einer Stunde mit songs ohne jegliches entertainment fast etwas langweilig.
„In diesen Zeiten muss man Optimist werden, sonst geht man zugrunde“, sagte Konstantin Gropper von GET WELL SOON zur Pandemie. Eigentlich nicht für besonders fröhliche Gemütszustände bekannt, erleben wir das Konzert eher positiv, intensiv und eben optimistisch.
RIDE gelten als Mitbegründer des Shoegazing sounds. 1988 gegründet, 1995 aufgelöst und 2014 wiedervereinigt, haben wir so die Möglichkeit, diesen Stil im Baltic Saal noch einmal aus erster Hand zu erleben.
JOCHEN DISTELMEYER, der im letzten Jahr noch mit Blumfeld beim Rolling Stone Beach gastierte, lässt uns heute an seinem Soloprogramm „Gefühlte Wahrheiten“ teilhaben. Ausschließlich auf Akustikgitarre singt er von Erotik, Verschwörungstheoretikern und Zusammenhalt. Seine fanbase feiert. Er erntet verdient, was er sähte.
TEENAGE FANCLUB aus Glasgow beschließen das Festival. Es wird ein letztes Mal voll im Zelt. Mit wunderbaren songs wie „Your love is the place where I come from“ oder „Alcoholiday“ lassen wir uns in die Nacht verabschieden und haben schon beschlossen, das wir sicher auch 2023 wieder am Start sind beim ROLLING STONE BEACH.