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Festivals überstehen: 8 Equipment-Tipps von Profis

RedaktionRedaktion, 22.03.2023

Redaktion

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22.03.2023

Gänzlich unvorbereitet begibt sich heute fast niemand mehr zu Musik- und anderen Festivals. Allerdings lässt sich speziell auf den Zeltplätzen dennoch immer wieder glasklar erkennen, wer die Sache professionell angeht und wer sich hier auf einem harmlosen Campingurlaub mit mehr Unterhaltung wähnt. Wir zeigen euch acht ausrüstungsbezogene Kniffe, die Festival-überlebenswichtig sind.

Gänzlich unvorbereitet begibt sich heute fast niemand mehr zu Musik- und anderen Festivals. Allerdings lässt sich speziell auf den Zeltplätzen dennoch immer wieder glasklar erkennen, wer die Sache professionell angeht und wer sich hier auf einem harmlosen Campingurlaub mit mehr Unterhaltung wähnt. Wir zeigen euch acht ausrüstungsbezogene Kniffe, die Festival-überlebenswichtig sind.

Die vielleicht wichtigste Festivalregel lautet bekanntlich: Verlasst euch bloß niemals auf die Wettervorhersagen. Und zumindest jeder von euch, der innerhalb der Festivalsaison mehrere Veranstaltungen besuchen möchte, sollte sich wirklich davon verabschieden, nur günstigste und daher entbehrliche beziehungsweise wegwerfbare Ausrüstung mitzubringen. Davon ausgehend gibt es eine Menge Ausrüstungstipps, die sich über viele Festival-Jahrzehnte seit Woodstock und Co. herauskristallisiert und bewährt haben.

#1: Schuhwerk: Hohe, robuste Schnürstiefel

Über das Schuhwerk auf Festivals lässt sich vortrefflich streiten. Drei diesbezügliche Dinge stehen jedoch felsenfest:

– Aufgrund der vielen Gäste, die das Gelände zertrampeln, genügt ein Schauer, um unbefestigten Boden in Morast zu verwandeln.

– Es liegt immer eine Menge Müll herum – teilweise der spitzen, scharfkantigen Art.

– Je besser das Line-Up, desto mehr Leute werden einem auf dem Gelände auf die Füße steigen – buchstäblich.

Nicht nur hartgesottene Metal-Fans nehmen deshalb stets ein Paar hohe (= 8-Loch) Schnürstiefel mit. Am allerbesten aus dem Sicherheitsschuhbereich mit Zehenkappen und Durchtrittschutz (also Schutzklasse S3). Spätestens, wenn man das erste Mal mit dem Fuß bis über die Knöchel im Matsch versinkt, zeigt sich der Wert solcher Boots. Die gleiten bei Herausziehversuchen längst nicht so fix vom Fuß (und verschwinden mit Pech im Morast) wie jedes andere Schuhwerk inklusive Gummistiefel – gerade diese beliebten Treter müssen schließlich etwas weiter sein, damit man problemlos hineingleiten kann.

Foto: Zamrznuti / 233442056 / Adobe Stock
Foto: Zamrznuti / 233442056 / Adobe Stock

#2: Kein Zelt ohne anständigen Pavillon

In der Theorie befindet man sich den ganzen Tag auf dem Festival-Gelände und kriecht nur abends glücklich und ausgepowert in sein Zelt. In der Praxis jedoch wird es immer Bands geben, die einem nicht zusagen. Dazu Regen, gleißende Sonne und der Wunsch, vielleicht seine Mahlzeiten bequem im Sitzen an einem Tisch verspeisen zu können – wettergeschützt. 

Spätestens, wenn ihr als Gruppe anreist, solltet ihr daher unbedingt ein Partyzelt oder einen Partypavillon mitbringen; ebenfalls idealerweise Stücke der hochwertigeren und dadurch langlebigeren Art. Erstens können dadurch die eigentlichen Schlafzelte kompakter bleiben, zweitens habt ihr einen zentralen Ort für alles zwischen Katerfrühstück und Absacker nach dem letzten Auftritt des Tages – egal ob bei strömendem Regen oder sengender Sonne.

Gruppiert die Zelte am besten um diesen Pavillon herum, mit den Eingängen nach innen weisend. Dann wird daraus ein richtiges Camp mit zentralem, wettergeschütztem Mittelpunkt.

#3: Lebensretter Baumarktplane und Panzerband

Ihr habt sowohl bei den Schlafzelten als auch dem Pavillon nicht das billigste vom billigen geholt? Sehr gut, dann sind die Stücke in qualitativer Hinsicht durchaus für mehrere Festivals gut. 

Glaubt jedoch nie, dadurch wäre Schadfreiheit garantiert. Es braucht nur einen, der abends über den dunklen Campingplatz stolpert und in einem der Zelte landet, um diesen Wetterschutz empfindlich zu demolieren.

Bringt deshalb unbedingt pro Zelt eine Baumarktplane mit. Diese sollte groß genug sein, um euer ganzes Schlafzelt wie eine zusätzliche Haut bedecken zu können. Wenn diese Unterkunft kein kleines Vordach oder -zelt hat, das in den Pavillon hineinragen kann, sollte die Plane sogar noch etwas länger sein. Dann kann sie diese Lücke schließen, indem sie über euer Zelt geworfen und am Pavillon befestigt wird. Gerade bei Regen ist diese Kombination unschätzbar wertvoll.

Befestigen ist ein weiteres Stichwort: Wirklich sinnvoll wird die Kombination nur mit einer zirka fünf Zentimeter breiten Rolle Faserklebeband, besser als Panzerband oder -tape bekannt. Das kann nicht nur Zelt und Plane wetterfest verbinden, sondern zwischen gerissenen Hosen und bei der Abreise überquellenden Taschen alles zuverlässig zukleben – und eignet sich sogar zum Anfertigen von DIY-Hängematten.

#4: Euer Freund, die Stirnlampe

Fast jeder hat heute ein Smartphone. Die allermeisten der Geräte haben eine Zweitfunktion als Taschenlampe. Allein auf diese Lichtquelle solltet ihr euch jedoch besser nicht verlassen, das machen nur Festival-Amateure. Die vier Gründe:

1. Ihr habt bei Benutzung immer nur eine Hand frei.

2. Es ist schwierig bis teils unmöglich, das Handy in wirklich passenden Winkeln abzulegen, um in seinem Licht etwas machen zu können.

3. Viele Smartphones sind nicht wetterfest.

4. Mitunter ist nach einem langen Festival-Tag der Akku abends schlicht leer.

Alles gute Argumente, um sich eine vernünftige Stirnlampe zu besorgen. Nehmt eine von großen Outdoor-Ausrüstern (automatisch wetterfest), die mit AA- oder AAA-Batterien funktioniert. Toll sind zudem kippbare Leuchtenkörper sowie verstellbare Helligkeiten.

Tipp: Es müssen nicht die teuren Profi-Modelle mit extremen Lichtausbeuten sein. Greift also gern bei den unteren Geräteklassen der etablierten Hersteller zu. Teils findet ihr auch in Baumärkten taugliche Stirnlampen.

#5: Militärrationen toppen jedes Dosengericht

Ravioli und Co. á la Campingkocher, dazu Pakete voller Toastbrot sind echte Festivalklassiker. Allerdings müsst ihr definitiv keine Feinschmecker sein, um derartige Kost vielleicht schon im Verlauf des ersten Festivals der Saison nicht mehr so recht genießen zu können. 

Klar, alles, was über einen Grill hinausgeht (womit dann aber wieder die Notwendigkeit einer Kühlmöglichkeit entsprechender Speisen einhergeht) ist für die Zeltplätze von Festivals nicht tauglich. Dennoch könnt ihr eurem Gaumen eine Freude machen; sogar mit drei unterschiedlichen Mahlzeiten täglich.

Schaut euch dazu im Bereich der Militär- oder Survival-Rationen um. Meist steckt in einer Packung verzehrfertiger („ready to eat“) Inhalt für 24 Stunden beziehungsweise drei Mahlzeiten – inklusive Dosenbrot, Aufstriche, Nachtisch und oft sogar Toilettenpapier. Das alles robust verpackt und deshalb temperaturunempfindlich. 

Ganz so günstig wie Dosennahrung sind diese Rationen allerdings nicht. Echte Militärrationen sind obendrein richtige Kalorienbomben (um den hohen Energieverbrauch zu decken). Dafür jedoch sind sie ziemlich abwechslungsreich und meist in Sachen Nährwert um Längen besser.

#6: Knicklichter versus Stolperfallen

Selbst Igluzelte benötigen Abspannleinen. Und auf den Zeltplätzen wird alles oft reichlich anarchistisch aufgestellt – ohne klar erkennbare Pfade dazwischen. Bricht die Dunkelheit herein, können dadurch selbst Stirnlampenträger in Stolpergefahr geraten, weil nicht alles im Lichtkegel gut sichtbar ist.

Abhilfe schaffen Knicklichter. Besonders sehr kleine, weniger als fingerlange Stücke aus dem Angelbedarf – extrem günstig. Die könnt ihr abends mit Klammern oder Klebeband an besonders stolpergefährlichen Spannleinen befestigen. Die Lichter brennen ohne Wärmeentwicklung bis mindestens zum nächsten Morgen; müssen dann jedoch getauscht werden.

#7: Handschaufel als Regenwetterretter

Wenn es regnet, dann versickert das Wasser nur so lange, wie der Boden noch Speichervolumen hat. Das kann jedoch durch vorangegangene Regenfälle bereits herb reduziert sein. Außerdem verdichten die vielen trampelnden Gästefüße die Oberfläche. In der Folge bilden sich auf den Zeltplätzen bei Regenwetter rasch kleine Rinnsale, teils regelrechte Tümpel – und es kann enorm matschig werden.

Gerade in eurem Camp solltet ihr das nicht schulterzuckend hinnehmen. Denn der Matsch gerät unter Garantie in eure Schlafzelte und macht alles ein paar Grade unangenehmer. Abhilfe schaffen euch Falt- oder Campingspaten. Direkt um die Zelte und Pavillons könnt ihr damit kleine Wasserkanäle graben, die das Wasser wegleiten. Solange ihr diese beim Einpacken wieder schließen könnt (hebt demensprechend die Grasnarbe vorsichtig ab), ist das auf den meisten Festivals gestattet.

Foto: EdNurg / 220766536 / Adobe Stock
Foto: EdNurg / 220766536 / Adobe Stock

#8: Der Faltkanister, das Multitalent

Es soll Festivalbesucher geben, die über die gesamte Zeit ausschließlich Bier und ähnliche Drinks konsumieren und sich gar nicht erst die Mühe machen, sich in die Schlange vor den Duschen einzureihen. Kann man machen, muss man aber nicht.

Das bringt uns zu einem oft vergessenen Helferlein, ein kompakt zusammenknautschbarer Faltkanister mit Zapfhahn. Wenn ihr den an einer der (Trink-) Wasserstellen füllt, habt ihr eine echte Killerapplikation: 

1. Ihr könnt euch notfalls auch mal im Schutz des Pavillons fix abduschen – besonders, wenn ihr zusätzlich noch eine Handpumpe mit Schlauch und Brause (Campingbedarf) mitbringt.

2. Ihr habt immer frisches Wasser zum Zähneputzen oder um eine (Kopfschmerz-) Brausetablette aufzulösen – oder einfach so zum Trinken. 

3. Falls die Schlange vor den Toiletten fürs kleine Geschäft viel zu lang ist, könnt ihr danach durch einen ordentlichen Schuss Wasser auf dem Boden die Gefahr von Geruchsbelästigung merklich reduzieren. 

4. Eine Quelle, um den Trick mit den nassen Tüchern um Getränkebehälter durchzuführen. 

5. Schnelle Hilfe bei am Gaskocher verbrannten Fingerspitzen und größeren Feuer-Malheuren. 

6. Taugliches Gegengewicht für Zelt und Co. bei sehr windigen Verhältnissen.

7. In blickdichter Ausführung ein hervorragendes Versteck für wasserdicht verpackte Wertsachen.

8. Helfer, um wasserdichte Reparaturen mit Panzerband auf ihre Tauglichkeit hin zu überprüfen.

9. Halb gefüllt und mit herausgedrückter Restluft eine brauchbare Nackenstütze – oder Ersatz für einen vollwertigen Kühlakku gegen verspannte Muskeln, Mückenstiche und Sonnenbrand.

10. In leerem Zustand eine perfekte Schwimmhilfe für Festivals in Seenähe.

Mit etwas Kreativität findet ihr vielleicht sogar noch weitere Anwendungen. Doch schon so sind Faltkanister in der Fünf- bis Zehn-Liter-Klasse ein Helfer, der euch unbedingt begleiten sollte. 

Wenn du diese Tipps beherzigst, verbringst du garantiert einen gelungenen Festival-Aufenthalt und hast sicherlich eine Menge Spaß dabei, die verschiedenen Typen und Gruppen zu beobachten!

Titelfoto: Zamrznuti / 167603533 / Adobe Stock

Redaktion Redaktion Berlin

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