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Die Highlights am Sonntag bei Rock am Ring 2023

Julia LangmaackJulia Langmaack, 04.06.2023

Julia Langmaack

Julia Langmaack
04.06.2023

Für den finalen Festivaltag auf der Rennstrecke in der Eifel erwartet dich erneut traumhaftes Festivalwetter mit reichlich Sonnenschein. Es ist geplant, das Festival mit einer energiegeladenen Live-Show der Punkrock-Band Die Toten Hosen gebührend abzuschließen. Als dritte Headliner am Sonntag werden sie beim Rock am Ring 2023 auftreten. Die Zuschauer haben bereits zwei unglaubliche Tage erlebt, die mit erstklassigen Live-Performances und einer mitreißenden Festivalatmosphäre gefüllt waren. Das großartige Wetter hat natürlich auch dazu beigetragen. Es ist das erste Mal seit vielen Jahren, dass es am Ring konstant warm ist.

Natürlich geht es auf der musikalischen Bühne mit Bands der Extraklasse weiter. Unter anderem werden Sum 41, NOFX, Three Days Grace, Steel Panther, Machine Gun Kelly und Arch Enemy auftreten. Abschließend werden Bullet for my Valentine und Bring Me The Horizon auf der Mandora Stage das Finale einläuten und damit das diesjährige mega Rock-Event am Nürburgring beenden.

Maggie Lindemann

Seit 2019 gibt es von BMTH zwar keinen aktuellen Tonträger mehr, aber der letzte „Amo“ aus 2019 war so heiß gehandelt, da wird es schwer, nachzuziehen. Und bei fünf weiteren, hervorragenden Alben kann man auch erstmal mit dem arbeiten, was man hat. Diese innig geliebte Band aus Sheffield ist kreativ, verrückt, energievoll und vor allem ungezwungen. Erfrischend, die musikalische Entwicklung mit gewohnt sehr gutem Songwriting. Bring me the Horizon machen gerne was sie wollen. Sie fügen sich nicht ins Schicksal, immer wieder nur die gleichen abgedroschenen Riffs abzuliefern. Und damit trifft die Band genau den richtigen Ton der Generation. Die Zuschauer*innen (vor allem *innen) warten auf Oli Sykes und Co. Und dann geht es direkt los. Während sich begeisterte Mädels gegenseitig zu neuen Kreisch-Höhen anstacheln, wird die Mitte des Infields schnell von einem großen Moshpit dominiert, der sich während der gesamten Show fast durchgehend hält – nur gelegentlich für einen Circle Pit öffnet oder auf Wunsch auch zu einer Wall Of Death umformiert. So gehen Band und Publikum in der Musik völlig auf, die in perfekter Mischung die gesamte Diskografie von Bring Me the Horizon umfasst. Video-Trailer sorgen neben wenigen, kurzen Ansagen von Frontmann Oli zwischen drin immer wieder für etwas Zeit um mal Luft holen zu können. Im Großen und Ganzen gibt es von Bring Me the Horizon natürlich den allseits geliebten Metalcore und bei den neueren Songs eben einfach mehr Experimentierfreudigkeit. Live funktionieren alle Songs sehr gut und stacheln die Zuschauer zu ausgelassener Stimmung an. Für uns sind BMTH immernoch die Könige der aktuellen, alternativen Musiklandschaft.

Boysetsfire

Boysetsfire ist eine US-amerikanische Post-Hardcore-Band, die 1994 in Newark, Delaware, gegründet wurde. Die Band besteht aus Nathan Gray (Gesang), Chad Istvan (Gitarre), Joshua Latshaw (Gitarre), Robert Ehrenbrand (Bass) und Chris Rakus (Schlagzeug). Boysetsfire ist bekannt für ihre politisch engagierten Texte, die Themen wie soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und persönlichen Widerstand behandeln. Sie haben im Laufe ihrer Karriere acht Alben veröffentlicht, darunter auch die Werke „After the Eulogy“ (2000) und „Tomorrow Come Today“ (2003), die zu ihren bekanntesten Stücken zählen. Energiegeladen und leidenschaftlich zeigt sich diese Band live und die Zuschauer auf der Mandora Stage freuen sich über diesen Tagesstart. Zum Glück geht es ordentlich zur Sache auf der Bühne, so dass sich das Infield bald etwas füllt. Trotz des frühen Auftritts ist was los und Besucher feiern mit Boysetsfire eine ausgelassen Show auf der Utopia Stage.

Spiritbox

Die kanadische Progressive-Metal-Band, die 2016 in Vancouver, British Columbia, gegründet wurde besteht aus drei Bandenmitgliedern, darunter Courtney LaPlante (Gesang), Mike Stringer (Gitarre) und Bill Crook (Bass). Was sie auszeichnet, ist ein einzigartiger Musikstil, der Elemente aus verschiedenen Genres wie Metalcore, Djent und elektronischer Musik kombiniert. Perfekt also, um das Ganze vor der Mandora Stage live zu erleben. Zumindest denken sich das auch jede Menge Zuschauer. Die Musik von Spiritbox zeichnet sich durch technisch anspruchsvolle Instrumentierung, kraftvollen Gesang von Courtney LaPlante und düstere, atmosphärische Klanglandschaften aus. Das kommt richtig gut an.

Sum 41

Der partytaugliche Punk-Rock der vier Jungs aus Kanada eignet sich perfekt für ausartende Partys. Auf der Utopia Stage machen sie ordentlich Welle, das Publikum ist ganz aus dem Häuschen. Hat aber auch einen eine kleinen Wermutstropfen, denn Sum 41 werden sich auflösen. Mit ihrem letzten Album „Heaven :x: Hell“ soll noch einmal richtig auf den Putz gehauen werden. Die Crowd feiert daher kräftig mit, Moshpits entstehen, es wird gepogt und lauthals mitgegröhlt. Es ist erstaunlich, mit was für einer Kreativität und Energie Sum 41 auch nach 27 Jahren Bandgeschichte ans Werk gehen. Ihr hochexplosives Gemisch aus rasend schnellen Riffs und Mitsingmelodien ist heute ein gern gesehener Gast. „All Killer No Filler“ war damals der Titel ihres furiosen Debüts und gibt eindeutig auch heute noch die Marschrichtung für ihre energiegeladene Live-Show an.

Three Days Grace

Es wird Zeit für die Post-Grunge-Band Three Days Grace aus Kanada, die 2003 weltweit den Durchbruch mit ihrer Hit-Single „I hate everything about you“ gefeiert hat. Da war Adam Gontier noch die Stimme der Band und viele Lieder sind von ihm geschrieben worden. Seit seinem Ausstieg 2013 ist Matt Walst, Bruder von Bassisten Brad und Sänger der Band „My Darkest Days“ am Mikrofon. Mittlerweile hat sich die Fangemeinde daran gewöhnt und so zeigt sich auch am Nürburgring, dass eine große Traube von Anhängern vor der Mandora Stage auf ihre Lieblingsband wartet. Jedes Bandmitglied wird beim Betreten der Bühne energisch begrüßt und dann gibt es kein Halten mehr. Vor der Bühne bildet sich ein großer Moshpit, den Sänger Matt Walst immer wieder weiter anstachelt. Auf der Bühne zeigt sich neben dem Frontmann vor allem Bassist Brad Walst äußerst energiegeladen. Gitarrist Barry Stock hält sich lieber etwas im Hintergrund, glänzt aber durch seine hervorragenden Gitarrenriffs. Dani Rosenoer unterstützt die Band live am Keyboard und beweist sich im Duett mit Schlagzeuger Neil Sanderson. Die Live-Setlist bietet eine ausgewogene Mischung aus bekannten Songs, die immer wieder für Begeisterungsstürme sorgen. Die Energie auf der Bühne ist greifbar und auch das Publikum ist ganz bei der Sache und genießt die gelungene Show.

NOFX

Das kleine gelbe Banner mit den vier Buchstaben kündigt die US-Punkrocker an. Einprägsam, humoristisch und absolut schräg – so beschreibt man die Jungs von NOFX. Bevor sie auch nur ansatzweise den ersten Song spielen, quatschen sie erstmal über Gott und die Welt, z. B. wie toll sie es finden, bei Rock am Ring dieses Jahr zu spielen. Aber hey, sie spielen auch wirklich coolen Punkrock, wenn sie dann wollen. Die Bandmitglieder Fat Mike (Gesang), Eric Melvin (E-Gitarre), El Hefe (Gitarre) und Erik Sanin (Drums) sind wahre Urgesteine ihres Musikgenres. Fat Mike steht sein letzter Entzug wirklich gut und er zeigt sich gut gelaunt und witzig. Im Duell mit Eric Melvin und El Hefe stellt der Kalifornier heute einige Comedians in den Schatten. Auch die Zuschauer bekommen regelmäßig einen auf den Deckel. NOFX spielen klare Hits wie „Linoleum“, „Idiots Are Taking Over“, „Six Years On Dope“, „Bottles To The Ground“ oder „The Separation Of Church And Skate“ und erheitern das Rock am Ring-Publikum mit selbstironischen Scherzen. So macht Punkrock richtig Spass!

Steel Panther

Glamour, Hairspray, Lipgloss, bunte Klamotten, eine freche Schnauze und eine „We Wanna Fuck“-Attitüde. All das verkörpern Steel Panther. Nie ist man sich sicher, ob sie sich als Parodie oder Hommage an den Glam-Rock und Hair-Metal verstehen. Aber wahrscheinlich wollen sie einfach nur Spass haben. Genau wie die Zuschauer vor der Mandora Stage am frühen Abend. Es macht viel Freude, Frontmann Michael Starr und Gitarrist Satchel dabei zuzusehen, wie sie sich gegenseitig dissen und erzählen, wie sehr sie auf Frauen und Brüste stehen. Derweil ist Bassist Spyder (der seit 2022 neu dabei ist als Ersatz für Lexxi Foxx) entweder dabei, unangebrachte Kommentare einzuwerfen, worauf Michael und Satchel ihn ganz schnell zurückpfeifen müssen. Es erinnert ein wenig daran, die Stooges zu sehen, nur dass es dazu eben Glam-Rock mit schmutzigen Texten und Allüren gibt. Ganz am Ende der Show gibt es die typische Partystimmung zum Song „Party All Day (And Fuck All Night)“ bei dem eine Horde Mädels zum Tanzen auf die Bühne geholt wird.

Turnstile

Turnstile ist eine amerikanische Hardcore-Punk-Band, die 2010 in Baltimore, Maryland, gegründet wurde. Die Band besteht aus Brendan Yates (Gesang), Brady Ebert (Gitarre), Franz Lyons (Bass), Daniel Fang (Schlagzeug) und Pat McCrory (Gitarre). Mit ihrer einzigartigen Mischung aus Hardcore-Punk, Post-Hardcore und Elementen aus anderen Genres haben sie sich schnell einen Namen gemacht und eine treue Fangemeinde aufgebaut und davon sind wohl auch jede Menge Zuschauer in der Rock am Ring-Menge vertreten. Band und Menge haben Bock. Schließlich sind Turnstile bekannt für ihre energiegeladenen Live-Auftritte und gelten als eine der einflussreichsten Bands der aktuellen Hardcore-Szene.

Arch Enemy

Die Band um Frontfrau Alissa White-Gluz fackelt nie lange, hier gehts ordentlich los. Mit neuem Album am Start wird aus „Deceivers“ (2022) an diesem Abend der ein oder andere Song live gespielt. Und mit dem Titeltrack von dem Album „Deceiver, Deceiver“ gehts los. Gefolgt von „War Eternal“. Diese Band ist gesegnet mit gleich zwei Ausnahme-Gitarristen! Jeff Loomis und Michael Amott zerschreddern die komplette Bühne mit ihren Riffs und Solos. Perfekt ergänzt von dem nicht weniger talentierten Basser Sharlee D’Angelo und dem auch schon bei Carcass spielenden Schlagzeuger Daniel Erlandsson. Und natürlich nicht zu vergessen, DIE Metal-Queen Alissa White-Gluz selbst. Die Stimmung im Publikum kocht regelrecht. Das ist eine großartige Vorstellung der Pure FN-Metalband Arch Enemy.

Machine Gun Kelly

Richard Colson Baker aka Machine Gun Kelly (MGK) hat seit 2019 jeweils je ein erfolgreicheres Jahr nach dem anderen hingelegt. Durch sein Mitwirken im Film „Bird Box“ ist er neben Sandra Bullock und John Malkovich seinem Ziel gen Hollywood näher gekommen und als Tommy Lee in der Band-Biographie-Verfilmung von Mötley Crües „The Dirt“ hat er eine überzeugende Rolle gespielt. Der talentierte MGK hat extra dafür Schlagzeug spielen gelernt und sich die typischen Stick-Twirls von Lee drauf geschafft. MGK, der Mann-der-vielen-Kollaborationen hat darüber hinaus schon mit unzähligen Musikern zusammengearbeitet, darunter auch Yungblud, Bring me the Horizon, Willow, Travis Barker (Blink 182), Blackbear, Kid Rock, X Ambassadors, Hailee Seinfeld, French Montana, Steve-O, Camila Cabello, Danny Avila, Chief Keef – um nur einige zu nennen. Seit Machine Gun Kelly in 2017 von Sean Combs (P. Diddy) auf der großen Musikmesse SXSW in Austin, Texas entdeckt worden ist, hat er sechs Studioalben herausgebracht – wovon alle sogar zeitweise in den verschiedensten, weltweiten Charts vertreten waren. Und sein Musikstil? Eine Mischung aus Pop, Rap, Metal, Emo und Rock. Die Zuschauer vor der Hauptbühne und das sind dermaßen viele, sind kaum zu halten. Bei diesem Auftritt treffen Melancholie, Aggression und Depression ungebremst aufeinander. Da brechen in Sekundenschnelle die Moshpits auf. Machine Gun Kelly liefert einen absolut authentischen Auftritt, in den er nicht nur viel Herzblut steckt, er zeigt auch einmal mehr, dass ihm das „Bad Motherfucker-Image“ genauso herrlich steht, wie die gefühlvolle Softie-Seite.

Architects

Das Intro “Do You Dream of Armageddon?” kommt vom Band und schon tobt Menge und die ersten Screams von Sam Carter erfüllen das Infield. „A Match Made In Heaven“ ist der Opener des Auftritts. Eine sehr gute Wahl, denn für das Publikum gibt es wirklich kein halten mehr. Mit „Downfall“ hat sich dies auch nicht verändert und so startet die Show zusätzlich auch mit einer politischen Aussage. Sofort ist Rock am Ring „On Fire“ und geht ab wie Schmitz Katze. Sam schickt immer wieder diese tiefen Growls, die die Menge erbeben lassen. Immer wieder peitscht er die Zuschauer mit „Get the F… up“ an und alle gehen steil. Die Mosh und Circle Pits werden mehr und größer und vereinen sich immer wieder zu einem Großen. Architects haben letztes Jahr ihr aktuelles Album “The Classic Symptoms of a Broken Spirit” veröffentlicht und präsentieren daraus einige Songs. Generell fokussiert sich die Band auf die letzten drei Veröffentlichungen (von insgesamt zehn) und spielt nur Songs ab 2018.

Bullet For My Valentine

Bullet For My Valentine ist eine der Bands, die eine ganze Generation und Szene geprägt hat. Auf dem Erfolg haben sie sich jedoch nie ausgeruht. Inzwischen hat die Band sieben Alben veröffentlicht, das letzte, “Bullet for My Valentine”, im November 2021. Am Ring sind sie als „Ersatz“ für die eigentlich gebuchten Five Finger Death Punch“, die krankheitsbedingt ausfallen. Es zeigt sich, BFMV sind der perfekte Ersatz. Um ihren Idolen zu huldigen haben sich viele Fans versammelt, wofür sich Frontmann Matthew Tuck direkt bedankt. Die vier Musiker rund um Sänger Matthew Tuck stammen aus dem schönen Wales. Wer nun Songs der härten Gangart erwartet, bekommt stattdessen einen Musikmix, der perfekt ins Ohr geht. Tiefe Gitarrenriffs und flinke Doublebass, natürlich so wie es im Metal-Core üblich ist, aber dazu der klare Gesang von Frontmann Tuck. Vor allem die Mädels am Ring fliegen auf den coolen Sänger. Mit den ersten Tönen bricht im Publikum die volle Party aus. Es ist eine bunte Mischung aus Circle Pit, Crowdsurfen und Mitsingen, was sich jeweils die Klinke in die Hand gibt. Gerade bei “Tears don’t Fall” is das Publikum laut zu hören. Aber nicht nur die Fans haben viel Spaß, auch die Band. So sagt uns Tuck gegen Ende der Show “This is one of the best fucking shows we have ever done, no fucking bullshit”, bevor sie sich mit “Waking The Demon” verabschieden.

Julia Langmaack Julia Langmaack Vechelde

Julia ist eigentlich vier Julias: Sie ist Julia, die Mediengestalterin, die seit 22 Jahren in der Werbewelt unterwegs ist. Julia, die Texterin. Julia, die Fotografin. Und Julia, die Inhaberin von stagr.de